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Band XVII. Nr. 9. j Der JnsertioitspreiS beträgt ä pro viergespattene Petitzeile oder deren Raum.80 Pt. ! Bei Wiederholungen Rabatt. st Deutsche Chemnitz, den 25. Januar 1907. Betlagen. bon denen der GeMstsstelle st ein Probeexemplar einzuscnden ist. werden > unter genauer An abe der Auslage ! billigst berechnet. - ! Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift Fachblatt des Freien Maschinisten- und Heizer-Bundes Deutschlands, Sitz Ctzrmnitz (vormals Sächsischer verband). Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3.60 Mk. Dille Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Post-Zeitungs Preisliste Seite 91.) Dille Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigenteil beziehen, sind an die Geschäftsstelle: Ernst Pilz, Lhemnitz, Fritz Reuterstr. 27. redaktionelle Berichte an die Redaktion: Julian Dtralaxp, LH emnitz, ls artmannstr. 15,111 zu richten. Schluß der Redaktion am 3. bezw. 18. jeden Monats, Dille Mitteilungen für den Bund sind an den Vorsitzenden Julius Emmerich, Lhemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressieren. Inhalts-Verzeichnis: 1. Vorgänge bei einer Damvskefsel-Exvlosion. 2. Angebliche Ursachen von Damvfkefsel-Explosionen. 3. Kesselunfälle infolge von mangelhafter Bedienung. 4. Turbinen-Rohr-Reinigungs-Apparat. 5. Aus der Praxis des Maschinenbetriebes. 6. Die Beitragsleistung zur Unfallversicherung. 7. Die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine. 8. Verschiedene Mitteilungen. 9. Gewerblich-Soziales. 10. Rechts- und Gesetzes kunde. 11. Bücherschau. 12. Fragen. 13. Antworten. 14. Unterricht. 15- Bundes- und Voreinsnachrichten rc. 16. Adressen-Aenderungen. Vorgänge bei einer Dampfkessel-Explosion.*) Von Ingenieur G. Seifert, Berlin. Es ist ein technisches Gesetz, daß jede Konstruktion nur so stark ist, wie ihre schwächste Stelle. Demzufolge wird auch bei einem Dampfkessel die Explosion da einsetzen, wo bereits durch irgend eine Ursache eine Blechschwächung erfolgt ist. Der Fall eines plötzlichen Auseinanderplatzens des ganzen Kessels durch Sprengung an mehreren Stellen zugleich ist noch am ehesten denkbar durch Ueberschreitung des zulässigen Dampfdruckes. Doch, abgesehen von der Seltenheit dieser Ursache, spielen ge wöhnlich noch erschwerende Umstände mit, die sich auf das Gesetz von der schwächsten Stelle zurückführen lassen. Was diese erste Fehlerstelle verursacht hat, ob Verrostungen, Materialfehler usw. schuld gewesen sind, soll hier unberücksichtigt bleiben. Nur der Verlauf bei der häufigsten Ursache der schweren Unfälle, Wassermangel, sei näher betrachtet: Das vom Wasser entblößte Flammrohr oder der Oberkessel, in dem das Wasser zu tief gesunken ist, sie werden unter der Einwirkung der Heiz gase bald glühend, verlieren im rotwarmen Zustande bedeutend an Festigkeit, beulen sich aus und reißen schließlich auf. Eine zweite Möglichkeit ist die, daß der Heizer den Wassermangel be merkt, zur Pumpe stürzt und kaltes Wasser auf die heißen Bleche speist. Die plötzliche Abkühlung und Zusammenziehung der getroffenen Stelle, ferner der sich plötzlich und massenhaft entwickelnde Dampf reißen dann den Kessel auf. Ganz wie Wassermangel wirken übrigens Kesselsteinablagerungen, die durch schlechte Wärmeleitung die Bleche zum Erglühen bringen. Setzen wir also als das Normale voraus, daß die Explosion von einem Riß oder Loch ausgeht. Dann besteht die verderb liche Wirkung des Dampfes vor allem darin, daß er nicht ruhig ausströmt, sondern bestrebt ist, den Riß zu vergrößern. Jeder weiß aus Erfahrung, wie viel schwerer es ist, ein Blatt Papier, wenn man es mit beiden Händen faßt, einzureißen, als dann den Riß mit weiter fortzusetzen. In Fig. 1 können wir uns die Kräfte p entstanden denken durch die Beiträge, die jeder kleine Teil x des Dampfdruckes dazu liefert. Diese Beiträge sind um so größer, je mehr die Kräfte x in der Richtung von L liegen. Diese Kräfte L suchen den Riß nicht' nur durch Zug im vollen Blech, bei s, sondern auch durch Biegung zu ver größern. (Am Hebelarm o.) In der Spitze s des Risses und den benachbarten Teilen entstehen also ganz ungewöhnlich hohe Spannungen, so daß es schon dem normalen Dampfdruck ein leichtes ist, den Kessel weiter aufzureißeu. So ist es begreiflich, daß der Riß zwar an der schwächsten Stelle beginnt, dann aber *) Im Anschluß an die in den Nummern 4, 5, 6 und 8 gebrachte Statistik der Dampfkessel-Explosionen im Deutschen Reiche während des Jahres 1905 sei in vorstehenden Artikeln aus berufener Hand auf die Vorgänge bei der Explosion hingewiesen. Das gleiche gilt für den sich anschließenden Artikel „AngeblicheNrsachen von Dampfkessel-Explosionen". Die Redaktion. nicht etwa immer die Nietreiheu entlang geht, sondern rücksichts los quer durch das gesunde Blech weiter reißt. Ausgerundete Löcher widerstehen, wie schon aus der Figur erklärlich, bedeutend besser der einreißenden Kraft. In diesem Weiterreißen, das schon ohne Explosion zur Zerstörung des Kessels führen könnte, ist die erste und die Haupt tätigkeit des Dampfes zu erblicken. Jetzt ist die Vorbedingung für die Explosion gegeben. Durch den massenhaft austretenden Dampf tritt eine Druckentlastung ein. Sofort wird, da dem geringeren Druck auch eine geringere Temperatur entspricht, der im Kesselwasser aufgespeicherte Wärmeüberschuß dazu verwandt, einen entsprechenden Teil des Wassers zu verdampfen. Daß die Dampfentwicklung soweit geht, daß nicht nur der Druckabfall ausgeglichen, sondern sogar ein Ueberdruck im Kessel geschaffen wird, ist allerdings nicht anzunehmen. Wie C. Cario treffend Mg- 1- Fig. 2. bemerkt, müßte, wenn einer plötzlichen Druckentlastung eine Druck steigerung unmittelbar folgte, auch schon bei plötzlicher großer Dampfentnahme der Zeiger des Manometers zuerst sinken, um sofort wieder etwas zu steigen. Dieses Pendeln des Druckes ist aber bekanntlich nicht der Fall. Im Gegenteil wird es zu einem Druckgleichgewicht überhaupt nicht mehr kommen, sondern die Explosion wird so vor sich gehen: Infolge der Druckentlastung wird in jedem einzelnen Wasferteilchen die frei werdende Wärme einen Teil in Dampf verwandeln. Diese Dampfblasen durch brechen, weil der Gegendruck fehlt, mit großer Gewalt die Wasser säule und prallen vereint gegen die Kesselwandung des Dampf raumes, große Wassermengen mit sich reißend, unterstützen die zerreißende Kraft, von der wir sprachen, und zertrümmern in kürzester Zeit den ganzen Kessel. Die Wirkung beruht also nicht auf dem Dampfdruck, sondern auf dem Stoß, mit dem die Masse des Dampfes und besonders des mitgerissenen Wassers gegen die Wandung geschleudert wird. Es ist also genau der-