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Die ^)eterskirä>e vor dem Brande von 1694 Mäcbtig und stolz ragt unsre altekrwürdigePeterökircbe zumHimmel ans dein alten Burgberge der Stadt Görlitz, und sieben Iabrbnnderte bat sie mit den Bürgern dec Stadt als Trösterin, Erbauerin und Er- mabnerin Arend und veid geteilt. Heilige Selben umfängt uns, wem» wir den alten, wundervollen Bau betreten mit seinen nnzähligen Merkwürdigkeiten und Nätseln, die Form nnd Jnbalt in, ganzen und einzelnen dem sinnenden Besckaner ansgeben. Areilicl, wissen wir, das; unser Gottesbans nicl't mcbr das ist, n'as es einst war, sondern daß ein surcbtbarer Brand fast alles zerstörte mrd nur weniges den Alammen entging. Aber wer das berrliche West portal, die Krypta, dieMenscbensiguren an ibrenWänden, Konsolen und Pfeilern, die Wasserspeier mit den Tenselsmasken, die Assen, Scbweine, Hunde und allerband andres Getier nachdenklich betrachtet, der wird sieb bald so sebr in den Geist der Gotik, sa nocl, srüberer Zeiten versetzen, daß er gern den Nachrichten lauscht, die über Gründung nnd Entwickelung verbanden sind. Sagen verschiedenster Art baben seinen Ursprung umsponnen von einer bier verebrten Gottbeit Isis, von einem Heidemempcl, von ibrer Ent stellung durch die Glanbensboten Metbodins nnd Eyrilluö, aus einer dem Heiligen Georg geweibten Kapelle und nocb mehr. Es war umS Icchr 122^, als die älteste Kirche gegründet und auf gebaut ivnrde — ob in Anlehnung an eine noch ältere Kapelle (nicht Krypta) zum Heilige» Georg, die an ibrer Dstseitc gestanden baben müßte, bleibe hier unerörtert. Wir müssen uns daraus beschränken, ans Grund eingebender Aorscbnngen von Aacbmännern sestzustellen, daß schon diese Kirche ein stattlicher Bau war, eine Pfeilerbasilika mit drei Schisse«, die scbon damals eine bevorzugte Stellung unter den Kircben des Testens cinzimebmen vermocbte. An einen Kreuzbau mit Vnerscbifs ist uicbt zu denken. Aber sie war für die raset, ansblübende Stadt bald zu klein mW ivnrde trotz schwerer Wirren und Kriege doch in langer Zeit (142z—1497) so stark erweitert, daß nur wenig von dein ältesten Bau übrig blieb: die Westfront mit ihrem Portal bis in die untersten Turmgeschosse binein, ein Teil der Südwand und ein Teil des Dstabscblusses, der die Westwand der Krypta bildet. Bon den wcsentlicben Aornien dieses gotischen Baues kann man sich leichter eine Vorstellung machen, da ans der Zeit vor dem Brande Abbildungen erkalten sind, und zwar ans dem Holzschnitte von Metzker-Scharsenberg (1560), der Abbildung von Braun und Hogenberg (157.^), die wir bereits im Bilde kennen lernten, ans den Nandprospekten der Karte von Gchlomacb, dem General-Tlnartier- meister des Kurfürsten von Sacbsen von it>4i, u. a. Sie stimmen nut den Bildern überein, die nnsre ebenfalls ans jener Zeit stammen den, wenn auch nicht künstlerischen Abbildungen zeigen: eine nun süns- scbissige Hallenkirche nut achteckigem Eborscbluß, zwei Hanpttürnie an der Westfront und zwei Türme über Seiteneingängen nebst vier Dacbrcitern teils auf der Höhe des Daches, teils aus halber Höhe des EbordacbeS. — So bietet diese acbttürmigeKirche ans unfern Bildern, z. B. von i.z7ö, einen ganz großartigen, aber nns fremden Anblick. Der alte Südturm lief oben in acht Giebel aus, auf denen bohe Kreuze standen, nnd sein nicbt bohes Pyramidendacb trug an der Spille der Wetterfahne einen eisernen Stern, „der zu gewissen Zeiten daran auf nnd nieder fnbr". Das erste Knpserdacb wurde >009 durch Tetzels Ablaßverkans in Görlitz bezahlt — also kurz vor derResormation, vor der in der.Kirche Zti Altäre standen, die 42 Kapläne und Altaristen bedienten. Urban Lanbanisch und Blasius Böhrer, Polierer, baben neben den, Werkmeister der Stadt, Konrad Pflüger, das Werk vollendet.