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Die Sommer gaffe 1807 Die Kohlgaffe Bog inan voll! Rcüblweg kurz vor „Käbligs Garren" rechts ab, so befand man siet' ans der Sommergasse. ^Ute, schindelgedeckte Häuser schauten init hohem, bretterverschlagcnem Giebel ans den sandigen, mit Gras nnd Buschwerk bewachsenen Weg. .Hobe Lindenbäume überragten die ländlichen Gebäude, weitvorragende Dachtrairfen spien an Regentagen das gesammelte Wasser mitten ans die Straße. Wer inöebte vermuten, das; vor 120 fahren die bentige Ncoltke- stras;e solcbes Aussehen batte? Wo beute blumengeschmückre Gärten und herrschaftliche Villen diese Straße zu einer der vornebmsten unserer Stadt machen, da verscbwand in damaliger Zeit der mit Kuben bespannte Ackerwagen in der großen Toreinsabrt. Wie dankbar lniissen wir dem Oraler des Bildes, dem Zeicbenlebrer am Gymnasium Hortzschanski, sein, der im Iabre 1^07 gerade dieses Nrotiv für seine Arbeit wählte, so daß wir nocb beute unsere Freude an ibr baben. Wie kaum ein anderes war es zur Wiedergabe geeignet: Hobe, wundervolle Minden mnrabmen das bochgiebelige fränkische Ge- böst, unter gleichen Bäumen versclnvindet der sandige Landweg in uu- bestimmter s^erne, rechts scbließt ein altes Fachwerkhaus das Bild ab, ein Blanderer zieht einsam nnd gedankenvoll seines 2Vegs. — Vor der Frauenkirche teilte sieb der Voeg in mebrere Arme, von denen der östlich neben der Iakobsgasse laufende die Koblgasse war, die später Konsulstraße bieß. Hier stand neben anderen das Geißler- scbe Landhaus, das aus uuserui Bilde, da gegen die Stadt gesehen, rechts liegt. Dalumer lag ein bobes Gebäude, das beute, erst als Cafe Driental, daun als Heini der Görlitzer Kiinstlcrspielc bekannt ist. Rechts vor dein Geißlerscben Landbause, durch ein bobes Tor nnd dnrcb bobe Ncaner teilweise verborgen, lag das kleine Wirtschafts gebäude des Besitzers. Hinter ibui erstreckte sieb ein Garten bis weit hin an die heutige Garten- nnd R.coltkestraße und bis an 0en R.ciibl- weg, dessen reiche Vbstscbätze der Dbbut der „ Wiesner-Ckristel" als Wirtschafterin anvertram waren. )n diesem riesengroßen Garten stand, «mranschr von alten, großen Kastanien, ein geräumiges, steinernes Sommerhaus, an dessen Stelle sich heute die Boetersscbe Klinik befindet. Den Zugang zu diesem Hanse vermittelte eine Straße, die aber nur zum Teil ihre Absicht, eine Verbindung von der Koblgasse zum Rcüblwcg zu schassen, aus führte. Sie endigte vielmehr als Sackgasse nnd beißt beute Konsul platz. Die Gegend nannte mau bier ebedem „in den Gärten", und die Gartenstraße läßt noch die Erinnerung an diesen stramen nachklingen. Ein letzter Rest des kramens „Garten" war auch dem „Englischen Garten", im Kriege in „Deutscher Garten" umgctanften Grund stücke mit seinen alten, herrlichen Bäumen verblieben, unter denen die gnten Görlitzer noch in den achtziger nnd neunziger fahren so gerne an gastlicher Stätte den Klängen sommerlicher Rlusik lauschten, in dessen einst kleinen und niedrigen, aber äußerst gern besuchten Räumen mancher Stammtisch tagte und nächtigte, von dem erheblicher Ein fluß aus die Geschicke unserer Stadt auszugeben pflegte. Der Umbau dieser idyllischen Gaststätte, den die Aktienbrancrei als Besitzerin ansfübren ließ, scbus großeGesellschaftSrämne,Kolonnaden und Säle, die manche wichtige Veranstaltung, die unvergessen ist, in ihren Rennern saben, bis auch dieses Stimmungsbild, dem Zwange der Zeit folgend, hinter hoher Festuugsmauer verschwand, und ans einem Stelldichein fröhlicher R.ceuscben, ans einem Drte ernster und heiterer Vorträge, ans einem beliebten Rcittelpuukte musikalischer Unterhaltung das Heim unserer Schutzpolizei wurde.