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Obermarkr von 1841 Ilord feite Schon einmal hatten wir Gelegenheit (Ilbbildrmg Seite 18) den Dbermarkt zu betrachten, wo er fast das gleiche Arrssehcn zeigt wie auf nebenstehendem Bilde; nur daß hier unser Standpunkt am Salz hause ist mit dem Blick zum Untermarkte. Beginnen wir unsere Betrachtung an der Klosterkirche, so stellen wir zunächst fest, daß die kleinen Verkaufsbuden, die sich wie schutz bedürftig an die starken Malier»! der Kircbc aulchnteu, bereits ver schwunden sind. Ibr Abbruch erfolgte im Jahre 1841, aus der», unser Bild stammt. Nur das Häuschen im Winkel am Turme ist noch zu sehen, doch waren auch seine Tage gezählt. Dann folgt das Eckhaus Dbermarkt und Brüderstraße, von äußerst nüchternem Aussehen, die südliche Häuserreihe verdeckend. Den her- vorblickendcn Schönhof hat der Zeichner nicht ganz richtig wieder gegeben, denn dieser hatte sich seit seiner Errichtung im Jahre 1526 nicht verändert, nur daß er um die Mitte des 17. Jahrhunderts ein kleines Türmchen erhielt, das später aber wieder verschwand. Der Ratsturm zeigt die ihm in» Jahre 1742 gegebene Gestalt. Dann fällt uns das Hobe Haus, hente Ecke Brüder- nnd Fleischerstraße, besonders in die Augen. In ihm befand sich der Gasthof zum goldenen Adler, im i tr.nnd i7.Iahrkmndert der vornehmste dcrStadt: danrr war hier bis zum Jahre 1776 die Post. Vor dem Hanse steht der schöne Lands- knechtsbrunnen, der im Jahre 1856 in den Winkel am Gymnasium versetzt wurde (Abbildungen Seite 18 und 74). Von besonderem Interesse sind für uns die Fleischbänke, deren Vorder haus mit seiner großen Einfahrt, dem darübcrliegenden Stiere und seinem schmalen Treppenaufgänge zum erste»» Stockwerke uns hente ein »mgewolmtes Bild sein würde. Ein fast gleiches Haus stand air» anderen Ende der jetzigen Fleischerstraße, da, wo die Langenstraße sie kreuzt. Diese beiden Gebäude verband ein langer, gedeckter nnd links und rechts mit Derkaufsständen eingerichteter Gang, wo die Fleischer ihre Wmrc seilhielten. Also schon Vanrals eine ^Markthalle von bester Form. Die mir» folgenden Häuser weisen Formen ans dcrZeit der Renaissance fast gar nicht mebr ans. Der große Brand des Iallres 1717, der fast alle Gebäude nördlich des Ober- und Ilntermarktes mehr oder weniger schwer beschädigte, ließ auch hier Neubauten erstellen, wovon zahl reiche Jahreszahlen an diesen Häusern Nachricht geben. So steht an den Häuser»» Obcrmarkt 27 nnd 2;) die Zalll »718, Dbcrmarkt 24 die Zahl 1719. In dem ersten dieser Barocklläuser, dem Eckllanse Fleiscllcrstraße, befindet sich heute noch die im Jahre i8zo eingerichtete Löwen apotheke, vielleicht dnrcll die Figur einer Hygiea nnd zwei Löwen symbolisiert. Die meiste Beachtring verdient das übernächste Haus, das durch seinen vor, zwei Säulen getragenen Balkon nnd durch seinen reichen figürlichen Schmuck arrffällt. Aber auch in geschichtlicher Beziehung verdient es besondere Be achtung. War es doch irr der» letzten beiden Jahrhunderten das bevorzugte Absteigequartier fürstlicher Personen. So wohnte hier arn i. August 1725 der damalige Landesherr der Oberlausrtz, König und Kurfürst August der Starke; im Jahre i8iz, am 20. April, weilte i», diesen Räume»» aus einige Stunden der rnssische Kaiser Alexander I.; fünf Wochen später, vom 2Z. bis 25. Mai, war Napoleon Gast dieses Hanfes. Bei seiner Rückkehr aus Schlesien nach den» Waffenstillstände verbrachte er hier die Nackt vorn 8. zum 9. Juli. Nock dreimal rveilte er irr diesen Räumen: in der Nackt von, 18. zum 19., am 20. forme vorn 2Z. zum 24. August, als er schleunigst von Schlesier» nach Dresden eilte. Im Jahre 1735 wurden Linien vor» glatten Steinen „wegen mili tärischer Paraden" gepflastert, die man, wie wir sehen, arrch noch ioo Jahre später gewissenhaft benutzte.