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Das Hans der Qberlausi'tzischen Gesellschaft der Wissenschaften War der große Stadtbrand vom Fahre 1525 die Ursache, daß die bis dabin im Stile der Gotik aufgefübrten Häuser nnnmebr in den formen der Renaissance neu erstanden, so war es in gleicher Weise die gewaltige Fenersbrnnst des Fabres 1717, die auch diese -Lauten zum Teil so stark beschädigte, daß sich oft eine Erneuerung von Grund ans als notwendig erwies. Und diese wiederum bebielt nicht die bisber «blieben Formen bei, sondern gab ibncn die des Barock. So können wir in unserm Görlitz die Entwicklung der Baukunst in trefflicher Weise verfolgen: Romanische Formen an der Westseite der PetcrS- kircbe, die Gotik an den Kirchen, dem RatbanStnrme und einigen Bürgerhäusern, die Renaissance in vorzüglicher Form am Ratbaus und an zahlreichen Bürgerhäusern, an letzteren ancb in mcbrfacben Sondergruppen den Barock, zuletzt noch an einigen wenigen die Zeit des Empire und Klassizismus. stricht immer ist eine Feuersbrunst die Ursache des Neubaues ge wesen. So wurde, uni mir einige zu nennen, das Ratbaus im Fabre und den folgenden erneuert, obgleich es der Brand von 152.^ verschont batte; dasselbe gilt von der Stadtwage vom Fabre i6nn und dem danebenstehenden Dienstgebäude von 1708 bis 1714. Zu ibnen gebört ancb das großartige Barockbans Neißstraße zo, das im Fabre 1725 nach den Plänen des Oberlandbanmcisters Karcher durch den Baumeister Snckert errichtet wurde. Karcber, der in Dresden neben Pöppelmann, dem Erbauer des Zwingers, tätig war, hatte auch dem Herrn Foacbim Siegismund von Ziegler und Klipp hansen für das Stift Foacbimstein bei Radmcritz einen Grundriß ge liefert. Seine Fra» stammte aus Görlitz, ibr Vater, Facob Schöps, war der Besitzer des Grundstücks Neißstraße.40. Dieses Grundstück er warb Karcher,weil es die Erben nicht halten konnten, aus derKonkurs- masfe und zog bald nach Görlitz. Zwei Fabre später kaufte der reiche Kaufmann und Bleichereibesitzer Christian Ameiß das alte Haus und errichtete nach Abbruch des Gebäudes und Zukauf einer Brand stätte im Fabre 1725 nnd den folgenden das schöne Barockbaus, das also in diesen Fahren auf eine zweibundertjäbrige Geschichte zurück blicken konnte. Es ist mit seinen den inneren Hof umziehenden, früher offenen Gängen eines der interessantesten nnd großartigsten Barock häuser unserer Stadt. Einen besonderen Wert erhält es noch aus dem Grunde, weil es im Fabre 1807, also vor 121 Fahren, durch die Edelmütigkeit eines Görlitzcr Bürgers in den Besitz der Oberlansitzischcn Gesellschaft der Wissenschaften, der ältesten aller erhaltenen Gescbicbtsvereine Deutschlands, überging. Karl Gottlob v. Anton hieß der Mann, der im Fabre 177» die Gründung einer gelehrten Gesellschaft anregte. Er fand in Adolpb Traugott v. Gersdorf ans Rengersdorf einen eifrigen Förderer. Nachdem die Gesellschaft zunächst im Hanse v. Antons ans der Langenstraße 49, dann im Gasthof zum Hirsch, im Saale des Hanfes Untermarkt 16 nnd seit 1801 in dem von ihr ge kauften Hanse Obermarkt 29 ibre Versammlungen abhielt, mietete sie im Fabre i8<>4 den i. Stock des Hauses Neißstraße zo, das v. Anton im Fabre zuvor gekauft batte. Als am i6.Fnni i8o7 v. Gersdorf starb nnd cs an Raum zur Unterbringung der reichen Schätze an Büchern, Fustrnmenten, Naturalien nnd Kupferstichen mangelte, die er der Gesellschaft vermacht hatte und die in 80 Wagen nach Görlitz gebracht wurden, schenkte der hochherzige v. Anton der Gesellschaft sein großes Haus. Heute birgt ein Teil dieser Räume gegen inn oon Bücher, die nicht nur Abhandlungen über fast alle Gebiete der Literatur enthalten, sondern besonders wertvolle gedruckte und handschriftliche Sachen über unsere engere Heimat, die Ober lausitz nnd die Stadt Görlitz. Seit 1889, also bald 4« Fabre, ist der unermüdlich tätige Forscher heimatlicher Geschichte, Herr RatS- arcbivar Professor Oi. Fccbt, Sekretär dieser Gesellschaft.