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Der Untermarkt mit Brunnen Der Untermarkt gehört zu den Teilen unserer Altstadt, die nickt durch nenzeitlicke kanten entstellt sind, der vielmehr heute neck ein ge schlossenes, in sick abgcrnndetes Bild gibt. Obgleich nntiirlick im Laufe der Jahrhunderte viel und dem jeweiligen Zeitgeschmäcke ent sprechend nen- und umgebaut werden ist, se wird dieses, da jeder Stil in sich harmonisch wirkt, und die Baumeister und Bauherren ihr Bestes gegeben haben, nickt als störend empfunden: vielmehr trägt dieser Wechsel der Ansdrncksformcn zur Belebung unseres Stadt bildes anstererdentlick bei. Die Große des Marktes wnrde von den Gründern der Stadt gleich bei ihrer Anlage sestgelcgt, »nid zwar im Anschluß an die von Westeri nach Osten gehende alte Handels- und Vcrkehrsstraße. Bon ihr ging eigentlich außer den beiden Teilen, die den Namen Brüder- und Neißestraße erhielten, nur noch eine größere Straße nach Norden ab, die Peterstraße, die den Markt mit der Peterskirche, dem Schlößchen und dem Vogtshose verband. Die Webergasse war nur ein schmaler Durchgang von 12 Auß Breite, der an der Stadtmauer sein Ende sand: auch die Langengasse, früher Peck- oder Koldiziergasse genannt, die als schmaler Durchgang die ehemaligen Pilzläuben vor» dein zum Rathanse geschlagenen Bürgerhanse trennte nnd an der Umzämnmg der ältesten Stadt ihre Begrenzung fand, ist nickt als Verkehrsweg anznsprecken. Nock weniger gilt dies von der Iüdemzasse, die von den Pilzläuben aus nach Norden ging. So sehen wir den Ncarkt als ein fast ganz geschlossenes Viereck, von dem aus drei breitere Straßen den Verkehr vermitteln. In seiner Mitte lag nun, wie bei den meisten Städten deutschen Ursprungs, ein Rtarkt- oder Kaufhaus und, so diirscn wir auch für Görlitz anncbmen, das älteste Nathans, von dem aber Reste sick nickt Nachweisen lassen. Dafür spricht auch, daß das jetzige Nathans, wie wir schon früher ansführtcn, aus mehreren ehe maligen Bürgerhäusern nach nnd nach znsammen.gesckmolzen wurde und nickt ein einheitliches Gebäude darstellt. Neben der« Kaufhanse durste natürlich die Wage als wichtigster Teil des Handels nickt fehlen; sie wurde auf der Ostscite vorgelegt. Der noch an der Südseite verbliebene Rann» wurde einigen Kauf- lenten überlassen, die dort ihre Kramen anlegten nnd Pudritzkrämer genannt wurden. Ein schmaler Durchgang, der heute noch vorhanden ist, trennte diese von dem anliegenden Kanfhanse. Daß unfern Vorfahren der Ginn für künstlerische Ausgestaltung nickt fehlte, beweist die Errichtung eines wertvollen Brunnens auf dein freien Platze des Marktes. Schon im Jahre stellte man an die Stelle einer hölzernen Nöhrbüttc einen neuen Brunnen mit „acht schönen Tugenden": ans der großen Mittclsänle aber stand ein Niese mit des Kaisers Wappen, der im Jahre 1566 aufgesetzt wurde. Wendel Roskopf, der bekannte Baumeister, hatte der» Brmmen ge baut, der dann Ende des 17. Jahrhunderts ans unbekannten Gründen ,nieder weggcnommen wird, nm einer Holzbütte Platz zn macken. Erst im Jahre 1750 besinnt man sick ans jenen alten Brunnen und gedenkt einen neuen hierher zu stellen. Nach vielerlei Hindernissen wnrde endlich im Inli 1756 die Neptlinsfiglir, der „Gabeljürge", zu welcher der bekannte Geologe und Mineraloge Charpentier die Zeichnung lieferte, ausgestellt. Zwar hatte er zunächst noch eine hölzerne Gabel, die viel Spaß erregte; dock wnrde sie bald durch eine kupferne ersetzt. So bietet denn der Untermarkt mit seinen schönen Renaissance- nnd Barockhänsern, mit seinen Lanbengängen, seinem hohen Rathanse und der alten Stadtwage ein Bild wertvollster Städtebaukunst.