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Rathaus ,Hol>decke betrat inan früher das Balkans durch das schöne Portal im V5iirkel am Turm, so befand mau sich in einer großen Halle, die von beiden Seite«, ikr Licht empfing. Hier fanden bis zu der Zeit, als man einen Teil von ibr zu Schreibstuben mnwandelte, die öffentlichen Scböffen- srtzungen statt, ^cur an der westlichen Seite war ein Raum ein gerichtet, der fast die ganze Breite dieses Flügels einnalnn. Er hieß das Prätorinm, die Handclsstrrbe; später war hier das Standesamt. Zn diesem Raume befindet sich eine wundervolle Decke, die zn den wert vollsten Stücken des dcntschcn Ostens gebört. Ibr Reiz bericht in erster Linie auf der geschickten Einteilung, dann auf dem kräftigen Relief, den trefflichen Intarsien und der natürliche» Färbnng des Holzes, die früber teilweise durch Vergoldung noch gebobcn wurde. Innerhalb des durch Achtecke verschiedener Größe zerlegten, ziemlich breiten Streifens ist die Fläche durch vier achteckige Sterne anfgeteilt. Der in der Mitte verbleibende kreuzförmige Rest sowie die Endzwickel find durch Reliefs bervorgcboben und durch Engelsköpfe und Ranken belebt, die Felder des Frieses durch Nofetten betont. Musterhaft in der Erfindung und von edler, klarer Linienführung sind auch die In tarsien der sternförmigen Mittelfelder: die Blätter sind teils gefärbt, teils gebrannt. st^acb dem Apotbekergäßcben zu batte dieser Rann, einst einen Erker, der aber zu Beginn des 19. Iabrhunderts beseitigt wurde. — Die Görlitzer setzten natürlich ibren Stolz darein, dieses schöne Bau werk, ibr Ratbans, auch angesebenen Fremden zu zeigen und von ibnen bewundern zu lassen, auch nabmen niebr als einmal fürstliche Personen, Könige und Kaiser in ihm Wohnung. Als erster Besucher ist Kaiser Karl I V. zu nennen. Wenn auch Urkunden seinen Auf enthalt im Ratbanfe nicht bestätigen, so ist doch als gewiß anzu nehmen, daß er bei feiner sechsmaligen Anwesenheit in unsrer Stadt zwischen den Jahren 1348 und 1Z77 dort Wohnung genommen bat. Viele Jahre später, am 25. Mai iZz8, besuchte König Ferdinand die Stadt und wurde mit groheu Feierlichkeiten empfangen. Er besichtigte zunächst die Peterskirche und stieg dann im Ratbanfe ab. Am andern Tage ging er nach Beendigung der festlichen Tafel noch ans den Turm, nm sich die Stadt anznseben. Vier Tage, vom ,6. bis 20. Rcai des Jahres 1577, weilte Kaiser Rudolf II. in den Manern von Görlitz; auch er stieg im Nathause ab. Sein besonderes Interesse galt dem berühmten Astronomen nnd Mathematiker Bartholomäus Scnltetus, mit dem er sich während der meisten Zeit seiner Anwesenheit unterhielt. Am 8. September ,6ii wnrdc König Matthias cingebolt und auf das Ratbans geleitet, wo man Zimmer für ihn eingerichtet batte. Der Ebronist erzählt, daß er sich alsbald in ein Fenster gelegt »nd sich fröhlich «ungesehen habe, während hundert der vornehmsten nnd best geziertesten Bürger in guter Ordnung vorübergezogen seien. Am andern Tage brach er nach Sora» auf. Auch König Ferdinand II., der vom 2. bis 5. Oktober ,617 Gast der Stadt war, wird wohl, obgleich es urkundlich nicht beglaubigt ist, Wohnung im Nathanse genommen haben. st cur einen Tag nahm im Iabre 1620, vom ro. zum 1 i. März, König Friedrich von der Pfalz, der Winterkönig, in dem Dause Ouartier. Kurfürst Johann Georg I., der insgesamt sechsmal in unsrer Stadt weilte, wohnte ebenfalls vorn 6. bis i.-z. Ok tober im Ratbanfe. Sein Sohn, Kurfürst Johann Georg 11., nah«,, dagegen mir einmal Aufenthalt in Görlitz, vom 20. bis 22. Mai i66 »,. Er batte sein Schlafgemach im Hanse Ilntermarkt 17, das später zum Ratbausnerrban verwandt wurde. Von hier ans ging ei«, gedeckter Gang über die schmale Langengasse zu dem zum Ratbanse gehörenden Gebäude Ilntermarkt 8. Auch Johann Georg III., der schor, im sichre i66Z mit seinem Vater im Nathanse wohnte, nahm vom 20. Juli 1680 an ans 7 Wochen dieselben Räume in Beschlag.