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Das Warb oder Remhaiis mit WichhauS Wobl kein Hans in nnserm Görlitz bat so viel Wandlungen dnrck- gemacht und hat so vielen Zwecken gedient, wie das alte Waid- oder Rentbans. Seine älteste Bestimmung liegt ini Dunkeln; dock wird es sckon im Jahre izzo als „Weythus" bezeichnet. Hier also wurde der Waid, jener Färbestoff des Mittelalters, aufgestapelt, der neben der Wolle das wicktigstc nnd wertvollste Roberzeugnis war und nock bis zur Mitte des 16. Jabrbunderts geblieben ist. Dann wurde bier eine Schule eingericktet: denn wir bören von einer Ausbesserung des Schulgebäudes und Anlage eines Schulhoses. Erst im Jabre >019 wurde sie in das neue Haus beim VogtSbof verlegt, wo heute noch die Inschrift steht: „?ru6c6ptoi om non 8ecu8 tjuam 8tuclictip83 etparentem3NW8.„Den Lebrer sollst du gerade so lieben wie die Studien selber und den Vater. " Nun wird das Gebäude im Jahre 1529 wieder das, wofür es schon vor 2no Jabren bestimmt war und gedient batte: ein Waidbaus. Dann bewohnte es von 1565 bis 1573 der nach hier verzogene Buch drucker Ambrosius Fritscke, der bier eine Druckerei größeren Um fanges einricktete, die dann nach der Bäckerstraße, Ecke Fischmarkt, verlegt wurde. In die nackfolgenden Jabre fallen versckiedene baulicke Änderungen; so wird im Jabre 1578 ein der Neiße zugewandter Erker abgetragen und ackt Jabre später der alte gotiscke Giebel abgebrocken nnd ein neuer in den Formen der damals »blicken Renaissance aufgesetzt. Dann wieder diente es zur Aufnabmc von Zinsgctreide und alsStrob- uud Heumagazin, bis im Jabre i8iz hier eine Feldbäckerei für die französiscken Truppen eingericktet wurde. Als 1817 die Aufforde rung der Regierung kam, ein Gebäude für militäriscke Zwecke frei zn „lacken, wurde bicrzu das Waidbaus genommen, die als Salznieder lage vermieteten Räume wieder frei gemackt, und das Z. und 4-Stock werk nnd der Boden als Montiernngs- nnd Rüstkammer für das Garde-Landwebr-Bataillon eingericktet; gleickzeitig stützte man das Gebäude durck starke Strebepfeiler. Dann ricktcte inan im Jabre 18z i für die zur Garnison bestimmte Gckützenabteilnng die Gewebr- und Montiernngskammern ein. Erst ini Jabre 1859 erfolgte nack dem Neubau der Kaserne am Jüdcn- ring und Grünen Graben die Räumung des ebemaligcn Waidbauses, nm in seinen» Erdgesckoß der Anfbewabrnng der Geräte des Turn- nnd RettnngSvereinS zu dienen, wäbrend die übrigen Räume vom Tnckfabrikanten Geißler benutzt wurde» mit Ausnabme des Bodens, der als Scklancklager verblieb. Dam, zog die städtiscke Feuerwehr iu diese alten Räume, bis sie ein neues Heim fand. Hock oben an Giebel nnd Wand sind »rock zwei alte lateiniscke Jnsckriften zu lesen, die in dentscker Ilbersctznng lauten: „Glaube nickts getan zn baben, wenn nock etwas zu tun übrig geblieben sein wird 1479" und „Nickts ist im Mensckendascm kerrlickcr, nickts vortrefflicker, als sick nm das Ge meinwohl verdient zu machen 1529". — Auf unferm Bilde fehen wir zur Linken die Neste der alten Stadt mauer, die die Petcrskircke an ibrer Ostseite sckützte. Ein „Wick- bans", das die Jabrcszabl 1ZZ9 trägt, springt über die in der Tiefe vorüberfübrende Hotberstraße binaus; seine kleinen Giebel geben uns ein gutes Beispiel für die in der Frübrenaisfattcc so beliebten nnd anck in Görlitz bei vielen Bauten angewandten Viertelkreislinien; sie waren ans gebrannten Ziegeln gebildet; leider sind die kleinen, fenstcräbnlicken Öffnungen beute vermauert nnd gestatten nickt mcbr den Dnrckblick ans die im Grunde liegenden Häuser an der Neiße.