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Pulverrurm und Huudsloch Vas der Schwedische Fäbnrich im Südosten war, war der Pulver turm au der O^ordwesteckc: der stärkste Turm in weitem Umkreise. Seinen Name» batte er von der Aufbewabrung des Pulvers der Stadt in ältester Zeit. Er schützte die Ecke des beutigen Grünen Grabens. Am Fuße des „Hälterbcrges", ans dem er stand, befanden sieb die vielen Fischhälter, die dem Berge feinen Rainen gegeben batten, sowie der Pulverteich, über dessen Aussüllnng beute die Pontestraße läuft. Unser Turm war mit einer febr festen Bastei vcrbiniden, die diesmal sogar den Manien „Franenburg-Bastei" narb ibrem Erbauer bekam. Selbstverständlich batte Franenburg auch an dieser Bastei seinen Vers angebracbt: „ ^Vlelior 68t cei tu pnx 8>i6, ntn > ietoi in — ein sichrer Friede ist besser als ein erhoffter Sieg!" Es wird vom Pulverturm berichtet, daß er, abgesehen von den Tortürmen, viel höber war als die andern BesestigungStürme. Er ragte weit über die Mauern empor und lehnte sich an seine Bastei, die nach beiden Seiten bin Schießscharten batte, nm die Richtung nach dem Reichenbacher wie nach den, IrAolaitor bin mit Geschossen bestreichen z» können. Diese Eckbastei war der Schlüssel zu der starken Westbesestignng, die der Kaisertrntz uneinnebmbar machte. Daber war sie es auch, die im Iabre 164 > am meisten unter den feindlichen stürmischen Angriffen zu leiden batte. Der 12. August und der 20. September waren Tage, von denen sich die Görlitzer noch ein Iabrbnndert lang mit Schrecken erzäblten. Turin und Maner wurden vom Kugelregen gespalten, die Hälfte siel berab, und die Sachsen rückten zum Sturme beran. Die Schweden legten Reisig in den Turm, nnd das lobende Feuer ver trieb die Stürmenden, denen am Abend der Turm wieder ab genommen wurde. General Arnim war Beseblsbaber des belagernden sächsischen Heeres. Der sächsische Kapitän, der den Sturm leitete, Basilius Tittel, der nachmalige Kommandant der Pleißenbnrg in Leipzig (beute neues Ratbans), wurde dabei an einem Schenkel schwer verwundet. Immer nnd immer wieder wurde aber bier Sturm gelaufen, Bresche gelegt und bart gekämpft. Die Sachsen hatten aber keine,« Erfolg, weil der schwedische Kommandant in den Ungeschlagenen Kellern der dabintcr- licgenden Häuser, wo auch die benachbarte Hälterbastei das Angriffs ziel bildete, riese Wolfsgruben batte anbringen lassen. Eine Inschrift inVersen, die nach dem Wiederaufbau desTurmcs an ibm angebracht wurde, kündete noch lange Iabre von diesem Sturm. Die Hälterbastei lag östlich des Pulvertnrms und schützte mit vielen andern Rondellen und Basteien die ^ordseite der Stadt bis zum sl^ikolaitor. Unter ibnen war die „Wogindrossel" die festeste, die aber bereits 1429 geschleift wurde — also noch bevor Franenburg die Pnlverbastei errichtete. Die (Uamen der andern Befestigungen lassen sich nach ibrer Lage nicht mebr feststellen. Im alten städtischen Baubose am Iüdenriug befand sich noch lange schrägüber der in den Iüdenring mündenden Fleischerstraße der Rest eines Rondells — vielleicht der „Rabenbastei". Unten im Grunde standen die malerischen Ruinen des „Hnndslocbs" mit seinen durch Strebepfeiler verstärkten Manern nnd dem über den Graben binans vorgetriebenen Rondell — ein romantischer Anblick. Als die Görlitzer ans Wunsch und Antrag Demianis in stürmender Eile alle diese Befestigungen der Orordseite bereits entfernt batten, kamen sie nut dem Kriegsmünsterium in ernsten Konflikt, das aus die Befestigungen der Stadt damals noch nicht verlebten zu können meinte. Man einigte sich dabitt, daß an die Stelle der Pulverbastei eine Kaserne gebaut werden müßte, die durch fcstnngSartige Anlage zugleich die etwa nötige Verteidigung der Stadt an dieser Stelle übernebmen sollte. So löste die Alte Kaserne seit 1 6 gewissermaßen die Pnlverbastei ab.