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Gi-schpini allen ,14 Tage Fnekkags' Druck u. Verlag: Alwin IMarr.^Buchdruckerei und Jeitungsverlag G.m.b.^.Reichenau i.Sa. Schriftleitung und Geschäftsstelle in A?eict)enau,Sa. FernsprecherNr.300 Gesek)lct)te, ^Ku nft^itenotur^ Bsoitei^für' ^?elmclikunöe, j! Unibenechtigter Nachdnuc^ verboten Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Gberlaufitz zu Bautzen, der Gesellschaft für Heimatkunde zu Hoyerswerda sowie des Verbandes „Lufatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gsbirgsvereine der gesamten Gberlaufitz. Hauptschriftleitung: Dtto Marx Reichenau (Sachsen), unter Mitwirkung zahlreicher bewahrter Heimatjchriststellsr. Manuskripten ist Rückporto beizufügen, da sonst ein Anspruch auf Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gberlausitzer Heimatzeitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Reichenau, Sa. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gewerbebanö und Girokasse Reichenau Nr. IS. Gbsrlausitzsr Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Lrsdit-Anstalt, Sittau. Nr. 13 23. ^um (Drachet) 1929 j 10. Jahrgang Johann Adam Hiller Anläßlich seines 125. Todestages am 16. Juni Von cunck. pliil. et mus. W. Dreßler-Leipzig Obgleich Johann Adam Hiller durch die Komposition seiner Singspiele, die der Ausgangspunkt der deutschen Spieloper wurden, eine große Bedeutung erlangte, ist er doch — leider — nicht das geworden, was man so all gemein „einen berühmten Mann" nennt. Joh. Friedrich Rochlitz (1769—1842) sagt in seinem, dem ehemaligen Lehrer und späteren Freunde gewidmeten Nachrufe: „Die spätere Geschichte hält nur diejenigen fest, welche Epoche machten, schwerlich die, welche sie vorbereiteten; — jene werden be rühmt, diese verdienten es zu sein." — Und wahrlich, auch der Name Hillers verdient es, der Vergessenheit entrissen zu werden, denn die Epoche, die Hiller vorbereitete, ist die der deutschen komischen Oper. Im Anhänge seines Werkes „Lebensbeschreibungen be rühmter Musikgelehrter und Tonkünstler neuerer Zeit" (Erster Teil. Leipzig, im Verlage der Dykischen Buchhand lung. 1784) hat Hiller eine Selbstbiographie veröffentlicht, die zugleich die erste dieser Spezialgattung in der musika lischen Literatur darstellt. Er schreibt dort: „Ich bin in dem in der Oberlausitz, eine Meile von Görlitz gelegenen Dorfe, Wendischossig, den 25. December, im Jahre 1728, ge boren. (Anmerkung: Um diesen Geburtstag möchte ich mich nicht gern bringen lassen, und den 28. December, der in einigen Gelehrtenregtstern angegeben wird, dafür an nehmen. Man hat diesen Tag vermuthlich im Kirchenbuche gefunden, und nicht bedacht, daß der Tauftag eingeschrieben zu werden pflegt.) Mein Vater, Johann Christoph Hüller (Anmerkung: Daß ich seit dem Jahre 1763 meinen Zu namen nicht mehr mit ü, sondern mit t schreibe, ist blos ge schehen, um eine unrichtige Aussprache zu verhindern, wenn ich genöthigt war, ihn lateinisch oder italiänisch zu schrei ben.) damaliger Schulmeister und Gerichtsschreiber des Ortes, hinterließ, mich, in meinem sechsten Jahre nebst einer um zwey Jahre jüngern Schwester, als Waise, und meiner frommen rechtschaffenen Mutter, einer geborenen Schicketanzinn aus Dresden, die kummervolle Sorge für unsere Erziehung. Den ersten Unterricht im Lesen, Schreiben, Rechnen und in der Religion genoß ich, nach dem Wenigen, was ich von meinem Vater hatte, bey dem Nachfolger desselben im Schulamte, dem vor einigen Jahren verstorbenen Abra ham Berndt; bey welchem ich auch den Anfang im Klavier- und Violtnspielen, so gut es seyn wollte, gemacht habe. Mein gewöhnlichster Zeitvertreib in diesen Jahren war Singen; und da ich sonst nichts hatte, sang ich Lieder aus dem Gesangbuche; meistentheils Passions- und Sterbe lieder, und unter diesen immer die längsten am liebsten. Bey meiner geäußerten Neigung zum Studieren, schickte mich meine Mutter, im Jahre 1746, aller Besorgnih un geachtet, daß sie mich auf diesem Wege nicht gehörig würde unterstützen können, in das Gymnasium nach Görlitz." — Soweit sein eigener Bericht. 1746 wurde er Alumnus an der Kreuzschule in Dresden und Präfekt des Kreuz chors unter Homilius, der ihn im Klavierspiel und Gene ralbaß unterrichtete. Seine Neigung zur Musik, und be sonders zum Gesänge, wurde vor allem, wie er selbst sagt, „durch nichts so sehr unterstützt und befestigt, als durch die Gelegenheit, die damaligen vortreflichen Opern des Ka pellmeisters Hasse zu hören". Im Jahre 1751 ging er auf die Universität Leipzig, um, wie er es sich vorgenommen hatte, die Rechte zu studieren; denn nach seinen eigenen Angaben hatte er nie beabsichtigt, sich „ganz der Musik zu widmen". Im Sommer 1762 veranlaßten ihn einige Freunde, ein Konzert auf Subskription zu unternehmen, das er auf eigne Gefahr bis Michaelis 1763 fortsetzte, wo das sogenannte „Große Concert in den drey Schwanen" wieder ausgenommen wurde. Die Leitung dieser Konzerte wurde ihm übertragen. Nachdem er 1779 den Posten eines Direktors an der Paulinerkirche und 1784 auch an der Neu kirche erlangt hatte, wurde er 1789 Kantor an der Thomas- schule zu Leipzig. Dieses Amt hatte er bis zum Jahre 1800 inne. 1801 trat er wegen Altersschwäche in den Ruhestand, und am 16. Juni 1804 ging sein arbeitsreiches und mühe-