Volltext Seite (XML)
M.25 Gberlauflher Helmatzeltung 397 Stadtbranb vom Jahre 1469 oder einen späteren Brand bezieht. In dem Register sind die Steuerpflichtigen in drei Gruppen nacheinander verzeichnet. Die „Bürger und Ein wohner", die mit einem Haus angesessen waren, die „Haus genossen mit Gütern", d. h. Einwohner, die kein Haus ihr Eigen nannten, aber mehr als ein Schock Groschen Ver mögen besaßen, und endlich die Hausgenossen, die weniger als ein Schock zu versteuern hatten und das „Hauptgeld" eine Kopfsteuer von einem Groschen pro erwachsene Per son, bezahlen mußten. Die vermögenden Einwohner zahl ten eine Vermögenssteuer in Höhe von zwei Drittel Gro schen vom Schock (- etneinneuntel Prozent). Dienstboten, die jeweils bei ihrer Herrschaft aufgeführt sind, gaben auf das Schock Jahreslohn einen Groschen Steuer. Insgesamt wurden von ihnen 2 Knechte, 19 Mägde und 8 „Dienerin nen" gezählt, die einen durchschnittlichen Jahreslohn von einem halben Schock bezogen (Steuer 6 Pfennig). Die Anzahl und Steuerkraft dieser einzelnen Gruppen von Steuerpflichtigen war folgende: Steuer von 98 an sässigen Bürgern 23 Schock 7 zwei Drittel Groschen, von 9 Hausgenossen „mit Gütern" 45 Groschen, von den unbe güterten Hausgenossen (davon 19 unverheiratet und 27 verheiratet) 1 Schock 13 Groschen; von 26 Dienstboten 13 ein Drittel Groschen, mithin Gesamtsteueraufkommen 25 Schock 39 Groschen. Bei einem Einwohner namens Ben dorfs nebst dessen Knecht und Magd ist weder Vermögen noch Steuerbetrag angegeben; dagegen findet sich, anschei nend von späterer Hand hinzugefügt, der Zusatz: Nobilis (vom Adel). Wahrscheinlich wurde dieser bereits an einem anderen Orte zur Steuer herangezogen. Das höchste Vermögen versteuerte Thomas Birck- ner mit 134 Schock,, wofür er eine Steuer von 4 Gulden 5 Groschen 4 Pfennig (- 1 Schock 29 Groschen 4 Pfennig) zu zahlen hatte. Nächst ihm versteuerten Kleinthomas und Augustin Schuster je ein Vermögen von 133 Schock, Hanns Tanner 106 Schock, Merwitz 80 Schock, Hans Meysner 75 Schock, Simon Ulman 74)4 Schock, Lobda 66 Schock, Koße- ritz 581- und Ferber 53 Schock. Im übrigen waren die Vermögensverhältnisse folgende (die Anzahl der begüter ten Hausgenossen in Klammern angegeben): 1—6 Schock: 84 Steuerpflichtige (einschl. 5 Hausgenossen); über 5—10 Schock: 22 (2) Steuerpflichtige; über 16—25 Schock: 25 (1) Steuerpflichtige; über 25—50 Schock: 16 (1) Steuerpflichtige. Grundsteinlegung und Namensgebung des Zittauer Iohanneums durch Philalethes (König Johann von Sachsen; 1801 —(873) Eine Alt-Zittauer Erinnerung von Arno Zschuppe- Bremen. Im Kristallhtmmel. Dem Vater, Sohn und heiligen Geist erklang Im ganzen Paradies ein Gloria-Singen, Daß rein berauscht ich ward vom süßen Klang; Ein Weltallslächeln schien mich zu umringen, Als ich die Wonnen wie in Trunkenheit Durch Ohr und Auge fühlte in mich dringen. O namenlose Lust! O Seligkeit! Vollkommnes, friedevolles Liebesleben! O sicherer Reichtum, jedem Wunsch gefeit! (Aus Philalethes: Dantes „Göttliche Komödie". III. Das Paradies, 27. Gesang.) Malerisch im Vorlande des Berglandes gelegen ünd umrahmt von den schöngeschwungenen, waldreichen Höhen des Lausitzer, des Jeschken- und des Jsergebirges, prangte die freundliche alte Sechsstadt und Gartenstadt Zittau seit dem 14. August 1869 im herrlichsten Festschmucke. Überall wehten die grün-weißen sächsischen und die weiß-roten Zittauer Fahnen. Letztere erinnernd an die frühere Zu gehörigkeit zum Königreich Böhmen. Von diesem wurden die beiden Lausitzen während des dreißigjährigen Krieges tm Jahre 1623 vom König von Böhmen und deutschen Kaiser Ferdinand dem Zweiten von seinem Herrschafts gebiete abgetrennt und als Faustpfand für geleistete Kriegs dienste dem Kurfürsten von Sachsen Johann Georg dem Ersten zugeteilt. Im Prager Frieden (1635) kamen sie dann ganz in den erblichen Besitz von Sachsen. An den öffentlichen Gebäuden und an den Privathäu- seru Zittaus befand sich außerdem eine reiche Zierde von Girlanden, Kränzen und Emblemen, und beim Eingänge zu der inneren Stadt von der Frauenvorstadt her war eine Ehrenpforte in bunter Pracht errichtet worden. Dies alles galt dem Besuche des Landesherrn, des Königs Johann, der auf einer Reise durch die Oberlausitz be griffen war und nach seiner Ankunft von Hirschfelde am Sonnabend an dem folgenden Montage, dem 16. August, dem feierlichen Akte der Grundsteinlegung des nach zeit gemäßen Bedürfnissen neu zu erbauenden stattlichen Gymnasial- und Realschulgebäudes beiwohnen wollte. Die dem Verfall anheimfallenden niedrigen und klei nen Schulräume im uralten, am Ausgange des 16. Jahr hunderts an Stelle des Kreuzherrenhofes errichteten Gym nasium bei der Johanniskirche, die nach den Plänen Schinkels in schlichtem aber vornehmen romanischen Stile errichtet war, waren zu eng geworden. In den idyllischen Wallanlagen, die sich rings um die Stadt erstrecken und in denen sich jetzt auch die Denkmäler des hochverdienten langjährigen Zittauer Bürgermeisters Haberkorn und des Lausitzer Tonschöpfers des „Hans Heiling" und des „Vam pyr", Marschner, befinden, sollte das neue, langgestreckte Gebäude mit hohem Turm an der linken Seite entstehen. Dort, wo bisher noch die massigen pittoresken Formen des Bautzener Tores den vom Bahnhof kommenden Frem den altertümlich begrüßten, und das nun zum Abbruch ver urteilt war, um der neuzeitlichen Bildungsstätte Raum zu lassen. Vor diesem Tore lag das Bauareal. Hier hatten sich am Morgen des 16. August 1869 das Offizierskorps der Garnison nebst den übrigen Geladenen, das Lehrerkolle gium und die Schüler beider Anstalten versammelt. Vorn die kleinsten Knirpse, darunter auch ich als zehnjähriger Sextaner. Um 8 Uhr erschien der König, der meisterhafte Übersetzer der grandiosen Danteschen Divina Comedia in vollendeter metrischer Nachbildung des Urtextes. Eine vornehme Gelehrtenerscheinung mit dem Ausdruck von Milde und Güte in den edlen, feingeschnittenen Zügen seines bartlosen Gesichts. Er befand sich inmitten des Zit tauer Stadtrates, als er den Bauplatz betrat. Er nahm in der Nähe der Baugrube des Grundsteins, auf einem Sessel dicht vor uns Sextanern und unweit der Konstitutionssäule Platz. In seinem Gefolge war u. a. der Geh. Regierungs rat von Watzdorf, der spätere bekannte sächsische Finanz minister. Bürgermeister Haberkorn, später Geheimrat und gleichzeitig langjähriger Präsident der Ersten Kammer, der in Dresden infolge seiner tapferen Haltung im Kriege von 1866 gegenüber dem kommandierenden preußischen General in Zittau (dieser hatte ihn wegen seiner schneidigen Ver tretung der sächsischen Interessen sogar mit gezogenem Degen mit dem Tode bedroht!) einen besonderen Stein im Brette hatte, hielt die Begrüßungsrede. Zum Schluß sprach er die Bitte an den Monarchen aus, „den heutigen Akt der Grundsteinlegung mit der Taufe des zu errichten den Gymnasial- und Realschulgebäudes verbinden zu dür fen und zu gestatten, daß dem neuen Schulgebäude, nach dem Muster des königlichen Namens, der Name Johan- neum für alle Folgezeit beigelegt werde." Die eigentliche Festrede hielt Prof. Dr. Julius Kaem- mel, unser unvergeßlicher Direktor, gleichbedeutend und