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bindung von Naturschönheit, Romantik und Poesie, die den Oybin zu einem so herrlichen Fleckchen auf Gottes schöner Erbe macht. Aber auch andere Berge des Zittauer Gebirges hatten ihre Freunde, zu denen diese regelmäßig pilgerten, so vor allem die Lausche, die bereits vor hundert Jahren eine Gaststätte in Form eines einfachen Unterkunftshauses auf wies. Selbst die Tafelfichte, ein Berg, der heute noch vielen unbekannt ist, hatte ihre begeisterten Verehrer. Ein solcher war zu Ausgang des 17. Jahrhunderts der Schloß herr von Meffersdorf in Schlesien, A. v o n Gers- dorf. Dieser hat die Tafelfichte mehr als 30 mal bestiegen und auf dem Gipfel des Berges eine Schutzhütte für die Besucher des Berges errichtet. Von vielen seiner Ausflüge auf die Tafelftchte hat nun v. Gersdorf Berichte hinter lassen, die als Beitrag zur Touristik längst entschwundener Zeiten viel Interessantes enthalten. Naiv und umständlich mutet uns jetzt vieles in diesen Schilderungen an, doch ent behren sie anderseits einer gewissen Beschaulichkeit nicht, wie sie auch erkennen lassen, mit welch dankbarem Gemüt man damals die Schönheit in der Natur genoß. Am Pfingst fest anno 1790 unternahm v. Gersdorf wieder eine Bestei gung der Tafelfichte und zwar in größerer Begleitung. Über den-Verlauf läßt er diesmal einen Teilnehmer be richten, der in der Sprache jener Zeit erzählt: „Wir ver ließen das Meffersdorfer Schloß nach Mitternacht beim Laternenlicht, um die sehr früh ausgehende Sonne nicht zu versäumen. Noch ein Reisegesellschafter aus Dresden, zwei Bedienungen und zwei Träger machten unfern Zug sieben Mann stark. Die letzteren waren dabei nicht die unwich tigsten Personen, in dem sie in ihren Körben allerhand Mittel wider die nächtliche Nüchternheit sowohl, als Be deckungen für den Körper trugen. Beides ist bei einer solchen Bergbesteigung äußerst notwendig, da man auf der Höhe des Gebirges einen beträchtlichen Grad von Kälte auszustehen hat. Als wir einen Teil des Wegs zurückgelegt hatten, löschten wir die Laternen aus, denn schon lächelte der Tag freundlich hinter Schlesien herüber. Ich bewunderte bei dieser Gelegenheit unsere Korb träger, die mit gesetzten und gleichgültigen Schritten gleich als trügen sie nichts ihren Weg unermüdlich grade fort setzten. Unbeschreiblich öde und langweilig ward der erste Teil des Weges, wenn man ihn die Nacht gehet, nur die lehrreichen Unterhaltungen meines vortrefflichen Beglei ters konnten ihn mir versüßen. Aber weit weniger be schwerlich besteigt sich dieser Berg als man insgemein glaubt. Die gütige Natur hat ihn hier und da lange Strecken fort mit Stufen versehn, in dem breite losliegendc Steine und uralte Baumwurzeln überall zutage anstehn und den Weg ungemein erleichtern. Nach einiger Zeit ge langten wir auf einen sehr großen lichten Platz, den man insgemein den Winbbruch nennt, nachdem hier ein entsetz licher Oststurm im November 1786 eine unzählige Menge der prächtigsten Bäume umgebrochen und schichtweise über einander gelegt hat. Über 20 000 Klafter Holz sollen aus dem Wtndbruch geschlagen worben sein. Kurz vor der größten Höhe des Berges kommt die Grenze von dreier Herren Länder zusammen, nämlich vom König von Böh me», vom König von Preußen und vom Kurfürst von Sachsen, auch grenzen hier vier Lehnherrschaften, nämlich Meffersdorf und Gebharbsdorf in der Lausitz, Friedland in Böhmen und Greifenstein in Schlesien. Wir ereichten endlich den Gipfel um 2 Uhr 43 Minuten. Es war oben empfindlich kalt und die Windstöße so heftig, daß erst nach geraumer Zeit ein zulängliches Feuer unter halten werden konnte. Wir kleideten uns indessen wärmer an und erwarteten den Aufgang der Sonne, der um 3 Uhr 44 Min. erfolgte. Sie schien hin und her zu Hüpfen und mit dem Gebirge im Streit zu sein und glitt endlich mit einer unmerklichen Bewegung über den Horizont herauf. Noch ehe sie ganz heraufkam, sahen wir bei ziemlich reinen Himmel eine unzählige Menge Berge, wie größere und kleinere Städte besonders in Schlesien und einem Teile der Oberlausitz. Als es Heller wurde war namentlich die Aussicht nach dem Osten herzerhebend. Bewundernswürdig war ferner die Aussicht gen Norden wegen ihrer Weite und Ausdehnung, in dem man bis Polen stehet. Malerisch schön, schmeichelhaft und zauberisch ist ferner die Aussicht gen Westen, wo man die größte Mannigfaltigkeit in näherer und weiterer Entfernung erblickt. Unzählige Städte und Dörfer zwischen lachenden Tälern und Wäldern, Flüssen und Teichen reißen hier das Auge in einem Wirbel herum. Man übersieht mit einem Blicke fast die ganze Oberlausitz. Unter den Sechsstäöten zeigt sich Zittau am deutlichsten. Hier bilden die nach und nach bis zum weitesten Horizont aufsteigenden Bergketten ein wahres Amphitheater. Sehr hinderlich waren bei der Besichtigung die sumpfigen Stellen auf dem Gipfel des Berges, wo mau fast immer ziemlich tief hineintritt. Ich gebe daher denen vom schönen Geschlecht, die diesen vortrefflichen Berg besteigen wol len (wozu ich sie von ganzen Herzen einlade), den Rat, daß sie es womöglich in Stiefeln tun mögen. Aus führlich beschreibt der Erzähler nun die Landschaftsbtlder, die sich vom Gipfel der Tafelfichte aus aufrollen, stellt die Höhe des Berges auf 3545 Pariser Fuß fest und teilt schließ lich noch allen Ernstes mit, daß der selige Professor Leske die Höhe des Berges dadurch ermittelte, daß er den Weg nach gleichen Schritten maß und zwar un gefähr von Ellenlänge. Der brave Mann zählte vom letz ten Hause im Grenzdorf bis aus den Bergrücken 5 3 00 Schritte. Glücklich und ohne Unfall erreichte die „Expedition" im Laufe des Vormittags wieder Meffersdorf mit seinem gastlichen Herrenhaus. Von 4 Trägern waren die drei Bergsteiger begleitet, auch sonst entsprach ihre Ausrüstung ungefähr jener, die moderne Alpinisten zum Bezwingen höchster Bergriesen bedürfen. Man muß unwillkürlich lächeln, wenn man so die Vorbereitung und Durchführung jener „Expedition" anno 1790 auf die Tafelfichte liest. Heut zutage hat man bei einem Ausflug auf die Tafelfichte weniger Umstände! — Unsere Heide Ein Stimmungsbild von Oberförster Schneider „Langweilig ist Ser Kiefernwald! Mein Freund, das widerrufst du bald! Da denk ich wohl, du sahst ihn nimmer, Wenn rötlich in den Wipfeln träumt So still der letzte Sonnenschimmer Und alles rings mit Gold sich säumt." Niemand, auch der Naturfreund nicht, wird leugnen können, daß der Kiefernwald der Heide etwas Einförmi ges und Steifes an sich hat. Und wenn man die langwei lige Kiefernwüste unserer Heide durchstreift, in der ohne eine freundliche Unterbrechung in ständigem Einerlei Stan genholz an Stangenholz sich reiht, kommt man nicht los von dem Gefühl der Einsamkeit' der Dichter hat recht, wenn er sagt: „Langweilig ist der Kiefernwald." Kann uns die vielgeschmähte Kiefernheide tatsächlich gar keine Freude bringen? Ist es grau und öde, was die Natur in nie ver sagender Liebe auch hier geschaffen hat? „Wie du die Heide anschaust, wird sie weinen oder lachen." Und so wollen wir mit lachenden Augen ein Heidebild schaffen und dem auf merksamen Beobachter die intimen Reize der geschmähten Heide vor Augen führen und das Graue und Ode in Licht und Leben umwandeln. Wir wissen, daß viel Wertvolles verkümmert, well es nicht rechtzeitig erweckende Liebe und Pflege fand. — Aus dieser Liebe heraus sollen die folgen den Bilder entstehen, die wir von der Heide entwerfen wollen. Nicht systematisch wollen wir hierbei zu Werke