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Tod Haven. Bekehrt euch, sonst werdet ihr Rechenschaft geben müssen von euern Sünden. Wer diesen Brief im Hause hat den wird kein Donnerwetter schaden. Welche Frau den Bries bei sich trägt die wird eine liebliche Frucht zur Welt bringen. Haltet meine Gebote, die ich durch Erz engel Michael Im Namen Jesu Christi gesandt habe. ? U tl QClikitttlKI t- klnukl 1. Gott Vater Sohn und heiliger Geist sei mit mir." Die unleserlichen Wörter im Original sind durch ? be zeichnet. Auffällig ist in den verschiedenen Himmelsbriefen die Ungleichheit der Reihen großer Buchstaben. Dr. R. Müller urteilt: „Himmelsbriefe sind wahr scheinlich nicht vor 1791, sicher um 1866 und 1870 (bekannt lich auch im Weltkriege) abgeschrieben worden. Sie wurden in erster Linie für Kriegsteilnehmer verfertigt, denen sie Schutz gegen alle Arten von Verwundung verleihen soll ten. Ihre Schreiber waren meist ungebildeten Standes, die weder Rechtschreibung noch Interpunktion beherrschten und auf wörtlich genaue Wiedergabe des ihnen vorliegenden Himmelsbriefes keinen Wert legten. Ob hinter den wech selnden Anfangsbuchstaben wirklich zusammenhängender Sinn ruht, kann nur durch Zurückgehen auf das älteste datierte Exemplar und durch Vergleich möglichst vieler Himmelsbriefe festgestellt werden." Es wäre erwünscht, daß ehemalige Kriegsteilnehmer einen in ihrem Besitze befindlichen Himmelsbrief vorlegen würden. Anschließend an Vorstehendes möge aus dem anfangs erwähnten Nachlasse noch ein Feuersegen erwähnt werden: XXcpL^KI^XLVixXkl^'l'lIXXX cuncku msnclli vest XXX Im nahmen Gottes des X Vaters und des -st Sohnes und des X Heiligen geistes Verspreche Ich dieses Feuer daß Er (es) nicht weiter brand noch Kleme Ach ab X stvJ Gott. Heimatfest in Elstra 1928? Das kleine freundliche Städtchen Elstra, das so wunderschön am Rande der Berge im Wohlaer Ländchen liegt, beabsichtigt 1928 ein Heimatfest größeren Stils zu feiern. Verschiedene historische Tatsachen geben ihm hierzu ein Recht: zum andern will mau aber auch den tieferen Heimatgedanken durch das Fest lebendig machen. Um es in seinen Gedankengängen auf breite Grund lage zu stellen, hatte man den Leiter der Festberatungs stelle des Landesvereins Sachsen für Wohlfahrt- und Hei matpflege, Lehrer Max Z e i b i g - Bautzen, hierhergerufen, der über Sinn und Art der Heimatfeste sprach und auf Grund reicher Erfahrung viele praktische Vorschläge machte. Er betonte den idealen Wert der Heimatfeste, sofern sie eine tiefere Idee verfolgten, einheitlich gestaltet würden und vor allem über parteiischen Erwägungen stünden. Vor allem käme es darauf an, die vielen Vereine zu einem Ganzen zusammenzufassen. Die Heimat gehöre all denen, die sich zu Heimatsinn und Heimatart bekennen würden. Aus der Einheit heraus könne denn auch die gemeinsame Freude und Erhebung wachsen, nach der sich schließlich jeder Deutsche sehne. Der Deutsche wolle nun einmal nicht nur im Nationalen gebunden sein, er suche etwas über den Dingen und hinter den Wesen. Dieser Sehnsucht nach gei stigem Heimbesitz müsse ebenso Befriedigung werden, wie dem berechtigten Verlangen nach Heim und Heimat. Erst, wenn man diesen ernsten Gedanken sinnvoll nachginge und sie zu Grundlagen eines Festes mache, habe dieses Fest An spruch auf Wert und Gehalt. Damit dürfte es aber auch alle Tore der Freude weit aufmachen, dann würde es nicht etwas Gestriges sein, sondern ein Markstein für die zu künftige Hetmatgeschichte. — Der Vortrag fand ungeteil ten Beifall. Der Bettler E. Nierich - Neukirch Der Herbst war mit trüben Regentagen ins Land ge kommen und hatte die bunte Blätterpracht ärgerlich von den flammenden Buchen und Eichen gerissen, daß sie nun fahl in schmutzigen Regentümpeln schwamm. Die kahlen Bäume weinten ihr Lied an den blanken Stämmen her nieder, und von den leeren Ästen tropften die Tränen auf die dürren Farnwedel und versickerten im weiten Moos polster. Einsam pilgerte die Landstraße durch den herbst lichen Wald, und selbst der blanke Spiegel der zahllosen Pfützen gab ihr kein freundliches Aussehen. Fröstelnd ver schwand sie in den grauen Regengardtnen, die vor dem dunklen Fichtenwalde niederhingen und auch dessen saftiges Grün in trauriges Grau verwandelten. Dort, wo die Straße einen steilen Berg erklimmt, liegt oben unter alte Buchen und Tannen gebettet die Wald schenke (Hohwaldschenke). Eigentlich ist es eine echte Fuhr mannskneipe, bei der Kutscher und Pferde nach überstan dener Mühe rasten und neue Kräfte sammeln, denn auf der andern Seite geht's hinunter ins andere Tal, das den Zugang zum breiten Strome des Landes bildet und in dem die kleine Provinzstadt Neustadt liegt. Doch auch heute war kein Leben hier, der Regen plätscherte in die leeren Krip pen, und selbst die Spatzen, die aufgeplustert unterm Dache hockten, getrauten sich nicht, die Haferkörnchen zu retten, die der Regen langsam dem Graben zuspülte. Drin saßen der Briefträger, den nur ein tüchtiger Korn beruhigen konnte, daß er wegen einer „lappigen Postkarte bei dem schlechten Wetter bis hier rauf" mußte, und zwei Wanderer, die sich durch Sen Regen nicht abhalten ließen, ihre ge plante Partie anzutreten, da sie eben nur heute frei hat ten, und die hofften, das Wetter würde sich noch aufklären. Hier saßen sie nun, um ihre Hoffnung betrogen, sahen ab wechselnd zum Fenster hinaus und versuchten durch einen steifen Grog die niedergedrückte Stimmung zu heben. Draußen aber weinte der Wald weiter um das verlorene kurze Sommerglück. Da näherten sich auf der Landstraße patschende Tritte, und aus dem Regengrau hob sich erst undeutlich, dann immer deutlicher eine Gestalt ab, die zu der Herbstestraurigkeit paßte. In zerrissenem Rock, von dem schwer zu sagen war, welche Farbe er einst gehabt hatte, und bei dem das schmutzige Hemd neugierig aus beiden Ellenbogen lugte, die zu langen Hosen ziehhar monikaartig auf die mit Stricken zusammengebundenen Schuhe gestaucht, stand ein alter Tippelbruder vor -er Schenke still. Von einem «erweiterten Filz und dem krausen Barte, der auch schon mehr weiße als rote Fäden zählte, rann der Regen nieder. Er zog seine vor Kälte roten Hände aus den Hosentaschen, klemmte den Haselstecken unter den Arm und zählte umständlich die Kupfermünzen, ob sie noch zu einem Bullchen reichten, dann schob sich dieses Menschenwrack in die Gaststube und nahm am ungedeckten Tische an der Türe Platz, dem Stammsitz aller Bettler und Landstreicher. Die ins Stocken geratene Unterhaltung wen dete sich vom Wetter weg dem neuen Gaste zu. „Machste recht, daß de och reinkommst und Dir was gönnst bei dem Hundewetter," begann -er Briefträger. „Das Wetter stört mich nicht so, wie öie Menschen," war üie unfreundliche Antwort. „Na, na, Karle, mor tun Dir -och nischt, sogar -or Brigadje sagte neilich, daß er froh wäre, wenn se alle so harmlos wärn wie Du." „Was, Ihr mir nischt tun?" brauste der Bettler er regt auf, und seine kleinen blauen Augen blitzten böse aus dem zerfurchten bronzefarbenen Gesichte. „Der Brigadier, ha, ha, ha, so e Schweinhund wars, der mich zu dem ge macht hat, was ich jetzt bin." „Was waren Sie denn da erst?" mischte sich einer der Fremden in das Gespräch, dem dieser Mann eine tuter-