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Gberlausiher Helmatzeltung Nr. S Was den Zolltarif anlangt, so sind wir darüber genau s unterrichtet, welche Waren verzollt werden mutzten — daraus erkennen wir zugleich, welche Waren die Haupthandels- artikel waren, die Zittau berührten —, wie der Tarif berech net wurde, ob nach Wagen, ob nach Fässern, ob nach Zent nern, ob nach Stück usw. und wie hoch die einzelnen Ab gaben waren. Ferner erfahren wir, und das ist eine außer ordentlich wichtige Tatsache, die sich aus dem Sinne des Geleitszolles ergibt, datz nur solche Waren zollpflichtig waren, die durch Zittau durchgesührt oder aus Zittau ausgeführt wurden. Leider müssen wir der Beschränkung des Raumes halber darauf verzichten, den Zolltarif abzudrucken: wir hoffen jedoch, daß es uns bei anderer Gelegenheit möglich sein wird, dieses Dokument zur spätmittelalterlichenHandels- geschichte weiteren Kreisen zu übermitteln. Zum letzten Male pachtete die Stadt im Jahre 1405 unter Wenzel IV. Regierung die Landoogtei und den Zoll auf zwölf Fahre. .Don diesem Zeitpunkt an wissen wir weder, welches weitere Schicksal dle Zittauer Landoogtei, noch wel ches Schicksal der Zoll auf dem „Gäbler" hatte. Vermutlich ist die Landvogtei vom König in der Folgezeit nicht mehr besetzt worden, während der Zoll wieder an die Krone Böh men gefallen zu sein scheint. Auch das Geschick des Karls- fried ist seit dem Abschluß des letzten Pacht-Vertrages im Jahre 1405 in tiefes Dunkel gehüllt. Nur einmal noch taucht er in größerem und dabei traurigem und lies bedauerlichem Zusammenhänge in der Oberlausitzer Geschichte auf. Im Anfang des Jahres 1424, einem der schwersten Kampfes- jahre des Hussitenkrieges, hatte der Burggraf Heinz v. Donyn auf Grafenstein einen Hussitenhaufen des Bozko v. Podie brad — Bozko war der Bruder des nachmaligen Königs Georg v. Podiebrad — bei Petersdorf angefallen und hatte ihm einige Heringswagen abgenommen. Der Erfolg war, daß sich Bozko mit einer sehr bedeutenden Streitmacht dem Zittauer Gebirge näherte, um cs am „Gäbler" zu überschrei ten und Zittau selbst anzugreifen. Die Stadt, die wahrschein lich die Stärke des Hussitenhaufens — angeblich waren es 8000 Mann Fußvolk und 700 Reiter — nicht kannte, glaubte, den Hussiten den Übergang streitig machen zu müssen, legte aus den Karlsfried unter dem Hauptmann Sleffer eine Be satzung von zwölf Mann (einschl. des Feldhauptmanns) und entsandte in der Hoffnung, von Land und Städten in der Oberlausitz die erforderliche Unterstützung zu erhalten, aus jedem Hause Zittaus einen wehrhaften Mann den Feinden entgegen. Wie der Kampf, der sich am Gedächtnistage der Be kehrung des Paulus, am 25. Januar 1425, abspielte, ver lief, darüber hat uns Guben einen, wenn auch etwas groß- zügigen, so doch so anschaulichen Bericht gegeben, daß wir dem Chronisten nicht vorgreifen, sondern ihn selbst sprechen lassen wollen: „Item -^nno domini IVl°LLLCo in dem XXIIII jure an cler bekerunZe sente ?uul8, qwum cier 8otc268o mit Vllc pkerden vnd Vlldm drudunten okdu8gebir^e denOebeler.vnd durc^wome Ker von Kern Uezmtcren von Oonzm, <j«r den 8einen iren kering cru ?eter8- dork Ii88 nemen; dokeZen wir uw8 icrkcken Kuw86 einen man vsZe8ant kalten, du8 Zekirge cru weren, nock dem vn8 ianä vnd 8tete vortro8t kalten vn8 kulke eru lkun, die vn8 al80 nickt g68ckack, dcwelbwt treib er die vn8ern abe, der vil dermort wurden vnd dorcru kvj ZekanAkn.vnd mit ^lukden 8ezmer trewe, vnd ere einen, Zenant Liekker, der 86lbeilfte vi den Xurl8kride n qwome, abte^dinZt, die miteAekanZen wurden, da8 wart v8Aebrant vnd den ZekanZen wurden ire kunk- c^en oder 8eckc2eken die naxen abZ^nzden.diebede dawmen abZekawen.vnd die anderen alle vorkrank" Soweit Johann von Guben. Furchtbares ist im Jahre 1424 also dort geschehen, wo heute herrliche Buchen auf den letzten Resten der Burg ihre grünen Wipfel wiegen, und das um eine Fuhre Heringe, die der Grafensteiner dem Ketzer führer bei Petersdorf geraubt hatte. Wo wir uns heute freuen an den verwitterten Mauern und Türmen, da ist das Blut tapferer Zittauer geflossen, die ohne Hilfe der Sechsstädte in treuer Pflichterfüllung ihre Heimat vor dem Wüten der Hussttenbanden schützen wollten. Noch im selben Jahre, 1424, wurde Karlsfriede wieder hergestellt und mit neuer Mannschaft besetzt. Burghauptmann war Conrad von Quessau: 1439 war es ein gewisser Hans Foltzsch, Namen, die wir aus Einträgen in die beiden ver schwundenen Zittauer Stadtbücher kennen. Die Wiederher stellung der Burg hatte Hans von Polentz betrieben, der Landvogt der Niederlausitz, der zur selben Zeit auch die Landoogtei in der Obsrlausitz verwaltete und gewöhnlich der Führer der Lausitzer Streitkräfte gegen die Hussiten war. Schließlich ist der Karlsfried, mann, wissen wir nicht, in das Eigentum der Herren von Wartenberg übergegangen, von deren Mitglied Johann von Wartenberg auf Blanken stein „Land und Städte" der Oberlausitz das Schloß zusam men mit der Burg Winterstein, über die wir überhaupt keine sicheren Nachrichten besitzen, im Jahre 1441 oder 1442 an gekauft und haben cs noch im Jahre 1442 „gebrochen", also geschleift. Die Nachrichten über den Ankauf der Beste, die sich bei Guben, bei Carpzov und bei Pescheck finden, gehen in allen Punkten auseinander. Nach Guben sind beide Schlösser kurz vor dem Laurentiusfeste im Jahre 1442 um 200 Schock Groschen von Land und Städten gekauft und gebrochen worden. Görlitz gab 34Schock zur Kaussumme und 4Schock zum Brecherlohn für die Maurer. Nach Carpzov wurden beide Besten schon 1441 angekauft um die Summe von 150Schock, und erst 1442 gebrochen. Die Angaben bei Carp- zoo scheinen am glaubwürdigsten, die Angaben bei Pescheck dagegen am unglaubhaftesten, weil sie die Angaben Gubens und Larpzovs vermengen. Sie brauchten daher nicht erst aufgeführt zu werden. Ais Grund für Ankauf und Zerstö rung des Karlsfried gibt Carpzov an, daß die auf dem Karlsfried liegende Mannschaft in den Jahren vor der Schleifung der Beste, anstatt wie früher den Straßenschutz auszuüben, von der Veste aus geräubert haben. Wahrschein lich bezieht sich das erst auf dle Zeit, in der die Warten berge in den Besitz des Karlsfried gelangt waren. Wann dies geschah, können wir, wie schon oben bemerkt wurde, nicht mit Sicherheit angeben, wahrscheinlich aber ist es nicht vor 1439 geschehen. Die Felszunge, aus der der heute nur noch in traurigen Ruinen vorhandene Karlsfried steht, führt einen seltsamen Namen. In einem Auszuge des Oybinischen Inventarien- buches, das der Zölestiner Andreas Swob geschrieben hat und in dem die zu Oybin gehörigen Berge ausgezählt wer den, steht als Nr. 5 die „Bogeldrussel". Es heißt dort: „forte non lonZe u monte pruecedente et in eodem monte Vo^eldru88el kuit otim cu8trum, ubi udkuc 8iZnu de uedikicii8 inveniuntur." Danach lag die Bogeldrpssel also nicht weit entfernt vom „Ausgespann" und auf ihr eine Burg, von der man