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noch ein kleines Stückel vom Hutberge entfernt sind, fragt der Geist: „Hast du was zu verlieren?" „Ja, Weib und Kind hab ich zu verlieren," sagte der Mann. „Die mußt du freilich auf's Spiel setzen!" Das war dem Niederoder- witzer doch zu bunt. Mit langen Sätzen machte er heim und legte sich wieder ins Bett. Der Schatz ist aber später doch noch gehoben worden. Wer es gewesen ist, das weiß ich nicht. Aber Feldarbeiter, dje mal ganz frühzeitig am Hutberge arbeiteten, sahen einen Wagen, mit vier Pferden bespannt, vom Hutberge kommen. Darauf stand eine große Truhe. Und den ganzen Weg hin zog sich ein tief eingedrücktes Gleis. Der Bauer, dem der Berg gehörte, ist dann auch raufgegangen und hat alles untersucht. Da fand er die Stelle, wo die Truhe gestanden hatte. Das war wie eine Höhle. Und dort stan den noch die vier abgebrochenen Füße der Lade. Die nahm er zum Andenken mit heim. Auch auf Füchsel Glathes Berge in Niederoderwitz hat ein Schatz gelegen. Den haben ein paar Niederoderwttzcr haben wollen. Sie zogen in der Nacht hinaus, und es ging auch alles ganz gut. Schon sind sie der Tonne mit Gold ganz nahe gekommen. Da sehen sie mehrere Teufel. Die haben bei der Schatzgrube einen Galgen errichtet. Und sie unterhalten sich, welchen von den Schatzgräbern sie hängen wollen. Da brummte der eine: „Den mit der roten Mütze!" Aber da ist das Herz den Schatzgräbern in die Hosen ge fallen. Der mit der roten Mütze hat laut um Gnade ge jammert. Aber kaum hatte er den Mund auf, da bullerte die Tonne in die Tiefe. Denn beim Schatzheben darf ja doch kein Mucks geredet werden. Und die Männer sind ins Dorf reingemacht was hast du was kannst du. Die Erinnerung an diese beiden Schatzsagen, die am Anfang der siebziger Jahre von Moschkan aus dem Volks munde ausgezeichnet wurden (leider in recht nnvvlks- mäßiger Form), ist bis in die Gegenwart hinein lebendig geblieben. Herr Gutsbesitzer Gl. aus Ebersdorf bei Löbau erzählte mir, daß sein Vater, der in Oderwitz oft mit auf die Jagd ging, manchmal gesehen habe, wie das Geld auf dem Hutberge und auf dem Hügel bei der Btrkmühle abends spielte. Auch in Obercunnersdorf ist ein Schatzfleck bekannt. Es ist der Schießberg. Der mar früher bewaldet, und da haben die Leute oft in finstern Nächten blaue Flämmchen gesehen. Die hüpften hin und her. S. Tiere im Gebrauch der Lausitzer Redeweise Von M. Bröckelt, Eibau Etymologische und volkskundliche Betrachtungen bei seite gelassen, diene eine kleine Auswahl gebräuchlicher Redeweisen nach verschiedenen Richtungen hin dem Leser als Anregung, obigem Thema in seiner Weise nachzugehcn. Katze und Hund! Mit ihnen ist nichts zu sparen. „Woas erspoart dr Mund, frißt de Koatze und- dr Hund." Und wenn du schon willst, gehts doch so: „Koam dr Hund, noahm a Pfund — koams Koalb, noahms hoalb — koam dr Stoar, noahms goar." Alles Geld geht weg, wenn jemand will „bei jeder Hundehuckst drbei sein" Kein Lob ist's, wenn es von ihm noch heißt: „Dr grüße Hund woar sei Poate." Zur Vor sicht und Klugheit mahnen die Sprichwörter: „An bieseu Hunde gibt ces zmee Bissn." Und bezüglich der falschen Katzen: „Mußt immer 's Katzl Miezl heeßn!" Stets aber wird's so bleiben: „Wenn de Koatze ne do is, hoan de Mäuse Maaz." „Wenn de Winterhunöe balln," kann sich die Katze am Ofen wärmen und wird beneidet: Unse gude Mietzekoatze, woas fer gude Tage hoat se! Braucht ne spinn und braucht ne weefn, braucht o keene Seefe keefn." Auch das bei Überreichung eines Rutenbesens an das Brautpaar gesprochene „Basnverschl" gedenkt der Tiere: „Gun Obd, su frisch und munter! Jich ging de Strotze runder. Jich dochte: Do ts ane Huckst, do gifte amol net und, guckst! Jich mach nu ni vill Faderlasn, iich ga euch ock an Ruttnvasn. Dar gitt zu goar vill zu gebrauch», zu Schtoob, zu Dreck und oallerwajgn, o 's Haus gitt dermitt auszufajgn. Ihr kinnt dermitt die Kiche waschn und o dermitt die Fliege hoaschn. Tutt euch amol a Ganserch beißn, dann kinntr do dermttte schmeiß«. / Tutt euch amol a Hund woas sojn, dann kinntr o dermttte schlojn. Und dr Schturzl? Doas is irscht zun Lach», do kinntrch ane woarme Stube machn." (Eibau.) Gehe durchs „Ziegedärfl", und du findest in jedem Hause einen „Ziegestoal". Vor Ostern gibt's Zickel, aber nach Ostern heißt's: „Nu wird's Zickel oagebunn." Das gilt dem Kinde, das schulpflichtig geworden ist und nun auch daheim mit an die Weberarbeit mußte. Es bekam „seinen Ziel", mußte „treiben" und später spulen. So war cs vor Jahren. Mürrische Menschen erhalten das Zeugnis: „Guckst wie a Murbook." Zur Kirmes gibt's fröhliche Gesichter: Wenn de Kirmst wird sein, do schlacht mei Voater an Book" usw. Eine Nutzziege aber läßt man alt werden, ehe man sie verzehrt. Dann freilich stimmts: „Hippl, Hippl, mäh! Ztegefleesch is zäh." Im übrigen möchte bei der schwie rigen Lebensführung unsrer Zeit mancher sein „zäh wie Ziegeladr". Im Märchen hat die Ziege ihre Beschwer mit dem Wolfe. Forscht man nach ihm in der Lausitz, so wird im Scherz behauptet: „A dr Weese mutz de mit'n Wälfn heuln." Wollte jemand im Ernst darauf bestehen, so würde unsre Redeweise zu ihm sagen: „Do redt o 's schwoarze Schof übersch groue." An unser Borstentier gemahnen die Redensarten: „A macht ou oalles a en Säuodn" und: „Du bist ja urndtltch a an Säuodn wieder do!" Auf den groben Klotz, der beim Wortwechsel den Unbekannten plötzlich mit „Du" anredet, setzt dieser wohl den groben Keil: „Jich hoa ni mit dir Schweine gehütt!" Selbst der Floh erfährt in der volkstümlichen Rede die Ehre der Berücksichtigung. „Bist oaller Hundsfliehe vul!" gilt von dem, der von lustigen Einfällen über sprudelt. „Do willch lieber a Schock Fliehe hüttn" sagt, wer eine unbequeme Arbeit ablehnt. Der Spürnasige „hirrt de Fliehe hustn", und der Wetterkundige behauptet: „A Flug soatz mer an Genicke. Do tut's heute noa wittern." Aber: „War a dr Foaßnacht Hiirsche ißt, krigts ganze Juhr keene Fliehe." Frosch und Kröte stehen nicht auf gleicher Wertstufe. „Hoast fern Frosch ane Kräte gekrtgt." Gern hört man „de Frösche rägern", aber ungern „de Unke quajtschn". Jenes bedeutet schön Wetter, dieses Regen. Überhaupt: „Du gift'ge Kräte! Du biese Kräte!" Aber: „Mach mer ne de Hauskräte tut, sunst brennt's Haus oab!" Nun noch die Vögel. Ein Sinnbild alten Wesens ist die Krähe: „Junge Froue — ale Krohe." Auch ein Un- glttcksvogel: „A dr Nubbrschoaft wird wu ees starbn. Ane