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Sonntag, 13. Juni 1920 MW Grscht»tnt ollen 14 Tage Z^erVags' Blatten fül^ Heimatkunde Sctinstleitung und Gesci)äfksste!Ie in°Nel'ct)enau,Sa. FernspnectzerNi-.2iS 1. Jahrgang Geschichte, ^KunstLitenatuv' Drucftu.Veriog.ÄlwinMai^ (Jnh.0ttoMarx) SüdlauflHer Nachrichten, Neiclzenau^Sa. Nr. 19 Unberechtigten Nochönuok^ venboren Vorbei Heimwärts trug michs, Dir entgegen! Aussen Bergen flog ich zu. Lind der Heimatwald schloß laijs Hinter uns den grünenDorhang zu. Maldeszauber, Scher; und Küsjs, Grad als obs noch einmal Mai! Ehe ichs recht überdachte, War es wie ein Traum vorbei! B < org Bunge, Ebersbach NIIIIINN»IINNIII»NNNIINIIttIttIIttI»II»IttNII»NIIII»III»IINI»INI»Itt»IIIII»IIN»NNINMIIItt Zwischen den Grenzpfählen Wanderungen in der deutschen und der tschechischen Lausitz Bon OttoFlössel- Bautzen cs ein zufälliges Zusammentreffen war, oder ob ich cs seiner Fürsprache zu verdanken hatte, ich weiß es nicht; jedenfalls muß ich heute gar oft dankbar daran zurückdenken: Als ich vor meiner Abgangsprüfung stand — es war in Dresden — traf ich bei meinem Buchhändler mit unserm alten Direktor zusammen, der damals bereits einige Fahre im Ruhestande lebte und der mich fragte, wo ich meine erste Anstellung gern haben möchte. Erstaunt über solche Leutseligkeit, die wir während seiner Amtszeit nie an ihm wahr genommen hatten, äußerte ich, daß mir eigentlich der Sinn nach einer Stelle in einem Lausitzer Berqwalddorfe stand. Der alte Herr ließ einen Blick über meine schmächtige Gestalt und die durch nächtclange Prüfungsarbeit hohl und blaß gewordenen Backen gehen und mochte meinen Wunsch ganz begreiflich finden. Offen gestanden, habe ich dem Gespräch damals keinerlei Gewicht bei gemessen und mich auch niemals mit der Hoffnung getragen, daß sich mein Wunsch daraufhin erfüllen könnte, weil ich eben indem Frager den Direktor a.D. — von dem mir zwar versichert worden war, daß er eine lange Hand besitze — und in dem Gespräch ledig lich eine konventionelle Gepflogenheit sah: erst als ich später einen Ruf in ein Lausitzer Bergwalddorf erhielt, habe ich mich wieder daran erinnert und mir seitdem oft den Kopf zerbrochen, ob ich es seiner Fürsprache oder dem Zufall zu danken hatte. Was liegt auch schließlich daran! Genug, mein Wunsch war erfüllt. Ei, das waren Hochgefühle! So nach jahrelanger Schweißarbeit zwischen den vier kahlen Wänden des muffigen Schulzimmers jetzt jn der Freiheit des lichten Lausitzer Landes! Wie wurden die Wälder durchstreift, die Berge erstiegen! Und dann gings hinüber ins Böhmer Land. Mein Haus stand dicht bei der Grenze; ein kurz Stück Weg, und ich war drüben. Nene Gegenden schlossen sich auf und wcckien neue Wanderlust, und ich habe sie kreuz und quer durchstreift, die schöne Heimat der deutschen Brüder jenseits der schwarz-gelben Pfähle, ich und mein Gefährte, der dann mit mir durchs Leben wandern sollte. Ach Gott, wir waren beide ja noch so jung, so jung! Was sind wir gewandert in die herrliche Heimat- prachthinein! Am frischen Sommersonntagmorgen, wenn noch die Dörfer in grauem Schlummer schliefen und nur hier und dort der Bauer in taufeuchter Wiese die Sense dengelte, sind wir hinaus gezogen in die stille Welt. Niemand war rings auf Straßen und Wegen. Die Welt, die schöne Lausitzer Welt war unser! Wir brauch ten mit niemand zu teilen! Bor uns das sonntagschöne Land! Was hatten wir für Sorgen, wir Jungen! Wenn dann die Sonne hintcrm Bieleboh heraufstieg und die weite Flur unter ihrem Kusse aufjauchzte, aufjauchzte in tausend Blumenblicken, auf jauchzte in Hellen Bogelstimmen, aufjauchzte im frischen Rauschen der Bäche, dann sah sie uns beide, wie wir, Hand in Hand, die braunen Wege durch die Gaue schritten und lustig in den Morgen hinein unser Lied sangen: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt. Die Bächlein von den Bergen springe», die Lerchen schwirren hoch vor Lust. Was sollt ich nicht mit ihnen singen aus voller Kehl und frischer Brust!" Uns war ja eben ums Herz wie den leichten Waldvögeln, die in den Bergen Licht und Sonne trinken und ihrem Herrgott in leich ten Liedern danken. Wir gingen nicht die Straßen. Wir schritten auf blumigen Rainen durch die Felder, wanderten auf nadelweichen Waldwegen unter den schirmenden Asten der immergrünen, cwigschönen Tannen dahin, strichen auf grasgesäumten Wiesenpfaden am plät schernden Bache entlang. Eingesogen haben wir sie, die reine Natur, und weil uns selbst so rein und leicht zu Mute war, weil wir uns fühlten wie die Blumen und Gräser und Vögel, hat sie uns in aller Ursprünglichkeit zur Seele gesprochen und wurde ureigenster Besitz in unserer Brust. Wenn wir dann den Tag durchwandert hatten, die Täler ge schaut und die Berge umfangen und die Dörfer gegrüßt, dann kehrten wir abends im Städtchen ein. Es liegt gar viel Poesie im Sonntagskleid der Lausitzer Städtchen drüben im Böhmer Land. Auf den Straßen schreiten schwarzhaarige Mädchen in weißen Kleidern und buntblumigen Strohhüten in langer, lieber Kett« über den Markt und singen weiche Weisen von Liebe und Heimat, und der verlassene Brunnen plätschert Beifall. Drinnen beim Schank sitzen die böhmischen Brüder mit Frau und Kind beim Bitte und erzählen sich der Woche Mühsal vom Herzen herunter,