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Pir. 12 OI^ek'!susitzei' IZeimat^eituog 311 so gering, daß ich und meine kränkliche Frau viele Sorge und Not haben, um uns und unsere vier Kinder in Ehren durchzubringen. Heute abend, als ich mein fertiges Stück hin übertrug, fiel es mir recht schwer aufs Herz, als ich daran dachte, daß wir heute den heiligen Ehristabend hätten, wo doch wohl bei allen Kindern Bescherung nnd Freude sei. Nur die meinen säßen daheim in der kalten Stube und müßten sich mit dem Lichtglanze begnügen, der aus den Fenstern der Nachbaren komme. Glaubt mir, Herr, ich habe gar bitter lich geweint. Doch meine Tränen sollten getrocknet werden. Der Fabrikant lobte meine Arbeit und meinen Fleiß, srug mich nach meinen Verhältnissen daheim nnd gab mir außer meinem Lohne noch dieses Paket sür meine Kinder zum Ehrist- geschenk. Was darin ist, sagte er mir nicht und in der Freuve meines Herzens dachte ich auch nicht daran, es zu öffnen. Wohl überfiel mich, als ich die Grenze überschritt, eine eigentümliche Bangigkeit, eine unerklärliche Angst, welche mir erst dann klar wurde, als Ihr mir entgegen tratet." ^Während dieses Gespräches hatten wir das Dorf erreicht und standen auch bald vor der Wohnung des Webers, aus ver sich jetzt ein Häuflein jubelnder Kinder drängte. „O Vater, lieber Vater! Bist du endlich wieder da? Hast du uns denn auch etwas zur ^Weihnacht mitgebracht?" Doch wie bald verstummten diese freudigen Ausrufe, als die Kleinen neben ihrem weinenden Vater mich erblickten, den fremden Mann in Uniform, den Grenzjäger. Angstvoll schreiend liefen sic in die Wohnung zurück und suchten Schutz und Hilfe an den Rockfalten und an der Hand der lMutter. lWir traten in die niedere dumpfe Stube. Hier war es zwar recht ärmlich, aber auch recht ordentlich und sauber. Die Frau hieß uns herzlich willkommen. Ihr kummer volles Antlitz, ihr umflorter, bittender Blick zeigte, daß sie es ahne, was vorgefallen. lMir standen die Augen voll Tränen. Und als endlich die Kinder, welche sich auf mein freundliches Zureden wieder be ruhigt hatten, von Neuem des Vaters Rocktaschen unter suchten und bittend und schmeichelns um ihn hermnsprangen — da ging es mir ans Herz. „Nehmt, lieber Mann," sprach ich und gab ihm das Bündel und meine Barschaft, „beschert Euren lieben Kleinen nnd habt ein frohes zufriedenes Weih nachten. Aber," fügte ich leise hinzu, „sagt es Niemanden, daß Euch heute ein „Grenzjäger" getroffen." Und als ich wieder hinaustrat in die lWinternacht und dem Walde zueilte, tönte mir aus jener Wohnung wie Engelgesang das Lied nach: „Sille Nacht, heilige Nacht". Za, das war mir eine stille, aber heilige ^Weihnacht. 8ei Bautzen OeZenleiswnZen 8is rum 1839 Von Dr. Paul Arras Zm Besitze des Bürgermeisters und lMühlenbesitzers Her mann Bcnad in Nedaschütz befindet sich ein fesselndes Akten stück ans den Zähren 4833 bis 1836, das die Ablösung der zahlreichen Frondienste, Natural- und Erbzinsen u. a. der dienst- und fronpflichtigen Untertanen zu Nedaschütz uns Kleinpraga bei Bautzen, sowie des Mullers Earl Gottlieb Schöne in Nedaschütz enthält. Das Schriftstück gibt inter estante Aufschlüsse über die damaligen Wirrschaftsverhältnisie. Zm Folgenden sei das mitgeteilt, was an Diensten, Nakural- und Erbzinsen im Einzelnen zu entrichten war nnd welche Gegenleistungen die Gutsherrschaft hatte. Besitzer des Gutes Nedaschütz nebst Zubehörungeu war damals Zohann Adolph Höckner '). An diesen hatten in Nedaschütz zu leisten an D i e n st e n nnd Naturalzinsen: Die beide» Halbbauern Peter Krusche nnd Zacob Fiedler: 3 Tage mit dem Gespann nnd 1 Tag mit der Hand wöchentliche Frondienste, 2 Stück grobes Garn gegen Empfang von 4 Groschen Lohn vom herr schaftlichen Gespinnstc jährlich dahin zu spinnen und 4 Stück Hühner und 30 Stück Eier jährlich abzuführen; außerdem hatte Fiedler noch 2 Scheffel Hafer jährlich zu zinsen. Der Halbbauer Zohanu Schüller mußte an Natn- ralzinseu jährlicb abführeu 2 Scbeffel Hafer, 4 Stück Hüb ner und 30 Stück Eier. Die acht Gärtner: Michael Pötzschke; Nicolaus Schützens Erben: Zohannc vcrw. Schütze geb. Rätzs und Zo hann Schulze, Häusler zu Nedaschütz, als Vormund Zohanns, stltarien, Peters, Magdalenen und Andreas, Geschwister Schütze; dann George Berger; Zohann Fiedler, jetzt Zohann Mitzschke; Zohann Schüttig, jetzt Peter Pech; Zohann Kmoch; Zohann Pötzschke und Zohann Friedrich Pietzsch waren ver pflichtet, ein jeder wöchentlich 4 Tage Nlmnner- und lWeiber- cienste zu verrichten und jährlich em jeder 2 Stück mittles Garn aus herrschaftlichem Flachse gegen einen Lohn von 4 Groschen pro Stück zu spinnen. Außerdem hatten von den ge nannten Gärtnern: Michael Pötzschke, Nicolaus Schützens Erben, George Berger, Peter Pech und Zohann Pötzschke ein jeder 4 Hühner und 30 Stück Eier, Zohann Kmoch und Zo hann Friedrich Pietzsch 2 Hühner und 30 Stück Eier jährlich abzuführen. Von den Häuslern mußte: George Schüller, jetzt Peter Schüller: 42 Weiberhoftage jährlich leisten und 4 Man tel Eier, 4 alte Henne dahin zinsen und 4 Stück mittles Garn gegen Gewährung eines Lohnes von 2 Groschen jährlich spin nen. Peter Fiedler war zu einer jährlichen Leistung von 8 Weiberhoftagen und zur Zinsung von 25 Stück Eiern ver pflichtet. Zohann August Pötzschke war zu 6 Weiberhoftagen verbunden. Die Häusler Zohanu Frödc, Nkichael 'Martschink und Agncse Nickel geb. Pötzschke hakten ein jedes: 8 Manner- und 16 lWeiberhoftagc jährlich, sowie Drescherdienste zu leisten, ferner 2 Stück Garn ans herrschaftlichem Gespinnstc zu spin nen und 4 Henne nebst 45 Stück Eiern abzuliefern. Zohann Schulze mußte: 4 TÜeiberhofdiensttag, Zohann Gottlob Haufe: 3 Weiberhoftage, Zohann Zohue: 42 Manner- und >2 Weiberhoftage, Zohann Lehmann: 6 lWeeberhoftagc und Zo- bann Pietzsch: 2 lWeiberhoftage in der Erntezeit arbeiten. Der Nt üh len besitzet Earl Gottlieb Schöne hatte jährlich: 30 Scheffel Muhlmetze unentgeltlich abzüliefern und