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198 O^erlausitzei- ^eimat^eitung g lagernd, bevor sie durch eine malerische Talschlucht das Becken verläßt. Mit weniger TLasser, aber durch größeres Gefälle zu ähnlicher Leistung befähigt, zersägte den Rahmen im Wiesten die Nk andau , die kurz vorher durch das südwestlich vom Kottmar entspringende Land wasser verstärkt wird. Als rechte Zuflüsse der Mandau ziehen das Bertsdorfer Wasser, der Grundbach und Goldbach sanfte Furchen in das südliche Gelände; Eckartsbach und Kemlitz — direkte Nebenflüsse der Neiße — hingegen steilwandige Rinnen. Die Neiße, welche alle Gewässer sammelt, betritt zwischen Ketten und Grottau die nach Südvsten vorgestreckte Zunge des Beckens in einer Mrereshöhe von 240 m und verläßt cö nach 20 m Gefälle und nach vielgewundenem Lauf zwischen Rohnau nnd Rosenthal unterhalb von Hirschfelde. Das ge ringe Gefälle mit 4 m auf deu Kilometer erklärt die Un menge enggezogener Flußschlingen, die vor der großen Regu lierung besonders von Kleinschönau bis nach Gießmannsdors geradezu das Landschaftsbild bestimmten. Die Kipper, die durch Flut und Rückstau schon wie derholt die Kohlengruben von Hirschselde bedrohte und die man deshalb nordwärts verlegte, hat ihre Quellen in den nördlichen Vorposten des Isergebirges. Alle Gewässer sind seit der verheerenden Überschwemmung des Jahres l897 reguliert. Im Stadtgebiet hat man sogar der Mandan einen schnurgeraden Lauf in einem steingefüzten Bett vorgeschrieben. Zahlreiche ^Windungen sind abgeschnürt; ihre toten Arme in Wrideboden oder fruchtbares Ackerland verwandelt; Goldbach, Mmhlgraben usw. zum Teil zugedeckt. Dämme gestatten zur Zeit nur noch wenigen Hochfluten ein zeitweiliges Ausufern. Natürlich war es, wenn in diesem durch die Gunst der Lage ausgezeichneten Becken sich schon frühe die Menschen an siedelten — nicht unmittelbar an der Vereinigung der Mckn- dau mit der Neiße, denn hier drohten die häufigsten und aus gedehnten Überschwemmungen —, sondern auf einer Trocken insel nördlich davon. Erst als im Laufe der Zeit die Flüsse mehr und mehr gebändigt wurden und die Stadt an Einwoh nern zunahm, wurde auch die Niederung mit Häusern bebaut. Aber noch jahrhundertelang bedurften sie des schützenden Mauergürtels, ehe ihn die neue Zeit sprengte. Heute dehnt sich die besiedelte Fläche ein paar Kilometer in die Länge und Breite. Mat ihren Vororten, neuen Siedlungen, Parkanlagen füllt sic schon jetzt einen beträchtlichen Teil des gerade hier zu größter Vielte sich entfaltenden Tieflandsbeckens, freilich immer noch Raum gewährend für eine mehrfach so volkreiche Niederlassung. Aber erst die werdende Stadt vermochte die Straßen wie in einem Brennpunkt zu sammeln oder einzufangen. Alter als die Stadt ist der west-östliche Straßenzng, den wir heute in der TLeber- und Frauenstraße noch erhalten sehen. Westwärts führte diese Straße durch die Mmndaufurt bei Pethau und ging dann durch die heutige Vorwerksmühle, auf der Flur grenze zwischen Bertsdorf und Olbersdorf, als Leipper Kohl straße zur alten Leipaer Straße. In der Nähe des Mandau- überganges vereinigte sie sich mit einem alten Handelswege, der über Hörnitz, Herwigsdorf, Flurgrenze Oderwitz gegen das Königsholz die Verbindung mit der „Hohen Straße" Leip zig—Bautzen—Görlitz herstellte. Da der west-östliche Straßen zug sich nordostwärts in die Straße nach Görlitz fortsetzte, haben wir hier eine der mächtigsten Verbindungen aus dem Herzen Böhmens nach Schlesien und Polen vor uns. Kein Wmnder, daß sich schon früh an der wichtigsten Stelle — in der Nähe des Mandanüberganges — in hoch wasserfreier Lage eine Burg adeliger Herren befand, woran noch die Bezeichnungen Burgberg, Burgstraße, Burgmühle, Burgteich, Burgbusch erinnern. ünter ihrem Schutze waren Kretschame entstanden, ein fache Herbergen für Fuhrleute zu Rast für Roß und Reisige vor Antritt oder nach Vollendung der beschwerlichen Fahrt übers Gebirge. Auch eine slawische Dorfficdlung glaubt man am Burgberg nachweisen zu können. Zittau selbst als Stadt ist eine Gründung König Ottokars von Böhmen um 4230. Ihr ältester Teil hat ursprünglich nicht den ganzen Raum innerhalb des heutigen PronrenadenringeS ausgefüllt. Für den breiten Straßenzug im Osten beweist sein Name „Neustadt", der bei der sinnlosen Ausrottung der alten Straßenbezeichnungen durch einen glücklichen Zufall erhalten geblieben ist, daß diese Gegend ursprünglich nicht zur Stadt gehörte. Tatsächlich lies an der ^Westseite der Neustadt, wor auf ihre Linienführung hindeutet, die Ostmauer der Stadt entlang. Auch im Süden war noch nicht der Gürtel der heu tigen Promenaden erreicht; vielmehr stand die älteste Mckuer an der Nordgrenze des Überschwemmungsgebietes der nicht regulierten Mandan, rund 50 m südlich des Marktes und der Iudengasse (— TLettiner Straße). Die Nordmauer schloß nur die Linden- und Kirchstraße und vielleicht den Klosterplatz mit ein. Der Stadtkern von Zittau ist also im Grunde — so wie der von mancher anderen Stadt im deutschen Kolonialgebicte — nichts anderes als die Erweiterung der großen Verkehrs straße (jetzt Wcbcrstraße—Görlitzer Straße) zu einem Markt platze mit ein paar Nebenstraßen. Die Bürger waren zum großen Teil Ackerbürger. Die ihnen zugewiesenen Hufen sirw noch heutigen Tags im Stadtplane zu erkennen. Sic lagen alle nördlich der großen Straße; denn Anlagen im Süden ver boten die Überschwemmungen des Flusses. Aus den Fahrwegen, die sie begrenzten, sind all die Stra ßen von der Tongasse bis zur Komtur- und Görlitzer Straße geworden. Innerhalb weniger Jahrzehnte ist dann die Stadt gewachsen bis an den heutigen Promenadenring, an dem ans der Südseite noch spärliche ÜÜauerrestc in den Garteneinsrie dungen zu erkennen sind. Bereits 4345 erweiterte sie ihre Flur im wesentlichen auf die heutige Größe. Dr. Hk. c!ie 6ast:st.Ztüen, clie in c!ek «O^ei-Iausitzei- I-Ieimatreitbmg»