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84 Gberlausrtzev Hslmatzettung M.6 Klosters erworben. Das Geschlecht der Herren von Ka menz erlosch gegen Ende des 18. Jahrhunderts, in Marten stern gab es bis in den Anfang des 15. Jahrhunderts geist liche Jungfrauen aus dem Geschlechte des Stifters. Die letzte hieß Agathe und wird 1405 erwähnt. Bernhard III. von Kamenz starb am 11. Oktober 1296 an Altersschwäche und wurde in der Stiftskirche zu Marienstern begraben, in der auch alljährlich sein Todestag und die folgenden Tage das Gedächtnis seiner Eltern und der beiden Schwe stern Mabilia und Agnes feierlich begangen werden. Unter der Äbtissin Adelheid von Colditz (1334—1355) kam es zu Mißhelligkeiten wegen des Hospitals der heil. Magdalena zu Spittel bei Kamenz. Weil das Kloster näm lich das Hospital, daß für 16 Kranke und Schwache ge stiftet war, nur als Vorwerk betrachtete, so zog es Borso I. von Kamenz ein, nahm aber nur die Einkünfte, ohne sich um die Elenden zu kümmern. Da setzte sich genannte Äbtis sin drei Jahre später mit dem Rate der Stadt Kamenz ins Einvernehmen wegen Wiedererrichtung des Hospitals, wor auf es Borso von Kamenz herausgab. Die Abtissin und der Rat setzten nunmehr gemeinschaftlich einen Spitalver- walter ein. Auch Propst Nikolaus von Milstrich verwaltete einige Zeit dieses Amt. Weil man aber die Elenden aus dem Hospitale vertrieb und längere Zeit auch keine Messe gelesen wurde, übergab die Abtissin Adelheid das Hospital samt Zubehör — eine Mühle, eine Mark Ains von der Mühle an der Tränke, 2/4 Hufen Acker und ein Wäldchen (Forst) — an die Stadt Kamenz mit der Bedingung, „daß es von nun an eine Erquickung der Armen und ein Haus der Kranken sei". Der gemeinschaftlich gewählte Verwalter sollte jährlich zweimal Rechnungen legen. Dieser Vertrag ward von der Abtissin nach dem Diplomatarium Camen- ziense Nr. 7,8 am 31. Mai 1348 ausgestellt, schickte zugleich aber auch ein Schreiben an Kaiser IV. um Genehmigung dazu. Nach dem Diplomat. Camenz. Nr. 9 hatte der Priester Peter am 15. Juni 1355 die Mühle an der Tränke vom Kloster auf Lebenszeit erworben und wollte sie jetzt Schul den halber an seinen Bruder Nikolaus Wendt verkaufen, wozu die Abtissin die Genehmigung erteilte. Bald nach obiger Neugestaltung des Hospitals schenkte ihm der Pfar rer Johann zu Neukirch drei Hufen in Rosenthal, die er von Johann auf Dobcrswitz (jetzt Doberschütz bei Neschwitz) gekauft hatte, welche Schenkung Kaiser Karl IV. nach der Klosterurkunde Nr. 117 am 11. Februar 1350 bestätigte. Im Jahre 1358 stiftete die Witwe Kunigunde Kost zu Kamenz eine neue Maria-Magdalenen-Kapelle daselbst mit 8 Mark Jahreszins mit der Bestimmung, daß darin täg lich eine Messe gelesen werde. Diese Altaristenstelle sollte zuerst von der Stifterin und dann von ihrem Bruder Niko laus Henil vergeben werden, nach beider Tode das Be- setzungsrccht an das Kloster fallen. Diese Stiftung bestä tigte nach der Klosterurkunde Nr. 113 sowohl der Rat zu Kamenz als auch Borso II., Heinrich und Bernhard, Herren von Kamenz. Nach der Reformation kam das Hospital zu Spittel nebst Zubehör wieder ans Kloster zurück, das das selbe nach Marienstern verlegte, woselbst jetzt noch vier „Spittelfrauen" erhalten werden. Die Äbtissin Amabilia von Colditz (1374—1377) legte nach dem Diplomat. Camenz. vom 11. April 1377 einen zwischen dem damaligen Stadtpfarrer Johann von Kamenz und dem Rate daselbst über die sehr reichlichen Opfergelder in der St. Justkapelle vor der Stadt ausgebrochenen Streit bei. Demzufolge sollte die Stadt dem Pfarrer jährlich vier Schock Groschen zahlen und dieser dafür einen besonderen Meßöiener für die Kapelle halten. Die Opfergelder sollten künftighin nur zur Hälfte dem Pfarrer zufließen, käe andere Hälfte aber zur Ansammlung eines Baufonds kür die Kapelle verwendet werden. Aus einer Urkunde vom 22. November 1383 im Diplomat. Camenz. geht hervor, daß das Lehen des Allerheiligenaltares in der Staötkirche zu Kamenz gemeinsam die Abtissin von Marienstern, der Pfarrer von Kamenz und der Stadtrat daselbst dem ehr baren Richard von Bloschdorf auf Wiesa verliehen hatten mit dem Bemerken, „daß, sobald dieser Altar wieder ledig würde diese Verleihung ihrer aller Rechten unschädlich sein solle". Im 15. Jahrhundert herrschten Teuerung und Pest im Lande. Der „schwarze Tod" grassierte namentlich in und um Kamenz, auch in Crostwitz, Panschwitz Und Kuckau. Des halb erbaute matt Altäre zu Ehren des hl. Sebastian als dem Patton gegen die Pest, so in Kamenz, Crostwitz, Nebel schütz uttd Wittichenau und gründete daselbst Sebastianische Bruderschaften. Die Äbtissin Eneda von Waldow kaufte nach der Klosterurkunde Nr. 86 am 30. November 1426 von Heinrich III. von Kamenz das Gut Nebelschütz, mußte aber infolge der Kriegsdrangsale am 22. Februar 1433 eine Wiese vor dem Forste nebst einigen anliegenden Ackern um 20 Mark an den Pfarrer Glasemeister in Kamenz ver äußern. In den Zeiten der Hussitenkriege hatten Kloster und Kamenz durch Brandschatzung und Zahlung von Tri buten viel zu leiden, auch nach denselben, da hussitisch ge sinnte Adelige die Besitzungen Leider heimsuchten. Um sich gegen diese zu schützen, schlossen Marienstern, Kamenz, Bautzen und Löbau mit dem Kurfürsten Friedrich dem Sanftmütigen von Sachsen und dem Lankpogte der Ober lausitz Albrecht von Colditz 1436 ein Schutz- und Trutz bündnis auf sechs Jahre, „um die Schäden in diesen Lande« an Mord, Brand usw. nimmer zu leiden". Am 30. März 1444 kaufte kle Äbtissin Elisabeth von Lobkowitz 14 Schillinge und 5 Groschen Zins auf vier freien Lehngütern in Nebelschütz vom Kamenzer Bürger Peter Hensel, Ser diese Güter von Borso von Kamenz erworben Hatte. Wegen vier Klosterbauern in Wiesa war mit dem Rate der Stadt Kamenz ein Streit ausgebrochen, der nach dem Laus. Magazin 1421 und 1450 das übrige Dorf Wiesa an sich gebracht hatte. Dieser Streit wurde nach der Kloster- urkunde Nr. 257 am 19. November 1504 gütlich so beigelegt: „Die 4 Klosterbauern in Wiesa sollen mit den übrigen Be wohnern des Dorfes dingpflichtig sein, d.h. bei allen von den Gerichten der Stadt Kamenz im Dorfe abgehaltenen Gerichtsverhandlungen ebenfalls zu erscheinen haben. Das Kloster solle aber durch seine Beamten keinerlei Ding in Wiesa halten. Dagegen solle, wenn einer der 4 Kloster bauern von den Kamenzer Gerichten für straffällig er kannt würde, derselbe zur Bestrafung (besonders zur Er hebung der Strafgelder) an das Kloster abgeliefert werden. Habe aber einer das Leben verwirkt, so solle er wieder vom Kloster nach Wiesa ausgeantwortet werden, um dort in den Gerichten seinen Lohn zu empfangen." Um das Jahr 1514 veräußerte die Abtissin Elisabeth von Haugwitz einen An teil am „Langen Holze", ltts die Nonne Margareta Steffan aus Kamenz dem Kloster eingebracht hatte, an den Kamen zer Rat um 40 Mark. Darauf zahlte er nach dem Diplom. Camenz. am 1. März 1514 zunächst 10 Mark und 1515 aber mals 15 Mark, worüber die Abtissin quittierte. Am 25. Sep tember 1515 bescheinigt die Äbtissin Elisabeth von Temritz laut Urkunde dem Rat von Kamenz die Entrichtung der ganzen Summe von 40 Mark für das „Lange Holz". Nach der Klosterurkunde Nr. 150 vom Freitag nach Bar bara — so werden vielfach Daten nach den Festtagen von Heiligen bezeichnet — 1537 war in diesem Jahre das Pfarr- inventarium in Kamenz nicht in Ordnung. Auch hatte sich der Stadtrat 20 Kircheukleinodien, 44 Pfund Silbers an Ge wicht, angeeignet und einen Teil davon einschmelzen lassen. Auf l4e Klage der damaligen Abtissin Margareta von Metz- rad wurde der Stadtrat für den 13. August 1537 nach Prag zitiert, um sich zu verantworten, worauf der Landvogt von Bautzen, Zdislav Birke von der Duba, zwischen der Äbtis sin von Marienstern und dem Rate der Stadt Kamenz einen Rezeß vermittelte. Der Rat mußte 1231 Mark 46 Groschen Entschädigung zahlen, die noch vorhandenen Klein odien wieder zurückgeben und das Versprechen ablegen, „sich keine Eingriffe mehr erlauben zu wollen".