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Amtmann Langbein meldet hierüber nach Dresden: „Und obwohlen am 3. jetzt vergangenen Weihnachtsfeier tage (1750) zu Großröhrsdorf bei einem öasigen Gebäude Feuer angelegt worden, so aber, welches Gott zu danken, nicht zum Ausbruch kommen, sondern ohne einigen Scha den verglommen und wieder verloschen und erst tages darauf gefunden und wahrgenommen worden, weshalbcn wir durch alle Amtsdörfer mit Anlegung benötigter Wachen und sonst möglichster Anstalt vorgekehret, so sind doch unter Dero hiesigem Amte die Zeit her keine Land streicher oder verdächtige Personen gespüret worden, da her aus bis dato nicht zu mutmaßen, daß bemeldte Feuersbrünste angelegt worden sein sollen. Amt Radeberg, 7. Januar 1751. Johann Balthasar Langbein." 4. Kamenzer Feuersnöte Der Wandersmann, der sinnenden Auges die male rischen Winkel und Gäßchen unserer Heimatstädte durch streift, entdeckt hie und da noch Erinnerungen an alte Feuersnöte, sei es in Form einer Gedenktafel, eines Bil des, eines frommen Spruches oder im Namen einer Gasse, eines Hauses oder Turmes. So ist es in der alten Sechsstadt Kamenz das „Feuer haus" an der Ecke der Oberangergasse, das in seinem vom Hetmatschutz erneuerten Portalgemälde an die großen Brände von 1707 und 1842 mahnt, die fast die ganze Stadt in Schutt und Asche legten. Auch die allen Kamenzern wohl bekannte Bezeichnung „Feuerhaus" weist darauf hin, daß es mit ihm eine besondere Bewandtnis haben muß. Das Gebäude zeigt eines der schönsten mit Steinsitzen geschmückten Portale der Stadt. Es gehörte einst dem Leib medicus Augusts des Starken, Dr. Haberkorn, einem viel seitigen Gelehrten, der eine berühmte Bibliothek besaß. Bei dem Kamenzer Stadtbrande Anno 1707 wurde das Haus zerstört und die wertvolle Bücherei vernichtet. Dr. Haberkorn ließ das Gebäude neu errichten. Wir finden darum über dem Renaissanceportal die Buchstaben H. K. (Haberkorn) und die Jahreszahl 1708. In dem Portalbogen stellt ein kleines Wandgemälde den großen Stadtbrand dar. Kamenz zeigt auf dem Bilde ein noch ganz mittelalterliches Gepräge mit Wällen, Stadt mauern, Türmen und anderen Befestigungsanlagen. Das Feuerhaus ist eins der wenigen Gebäude, die bei dem nächsten großen Brande 1842 verschont geblieben sind. Damals gingen 500 Häuser in Flammen auf. 3000 Men schen wurden obdachlos. Rathaus, Schule, Kirche, Post — alle waren sie ein Opfer des gierigen Elements geworden, auch Lessings Geburtshaus, an das heute nur noch eine Gedenktafel inmitten schöner Anpflanzungen erinnert. Unter den wenigen erhaltenen Gebäuden befand sich auch das historische Ga st Haus zum goldenen Hirsch am Markt. Eine Tafel gibt davon dankbar Kunde: Gott schützte mit allmächt'ger Hand dies Haus beim letzten großen Brand. 4./5. August 1842. So hat die alte Gedenkplatte von 1732, dem Erbauungs jahre des Gasthofes, die ebenfalls am Haus noch heute zu sehen ist, doch Recht behalten: Mich schützt des Höchsten Recht und Gottes Gnadenhand, zum goldnen Hirsch ward ich genannt. Übrigens knüpfen sich an das frühere Haus interessante historische und literaturgeschichtliche Erinnerungen: Als im Dreißigjährigen Kriege zu Kamenz auf Befehl des Kaisers vom sächsischen Kurfürsten ein Landtag abgehalten wurde, wohnte hier Johann Georg I. Das Kurfürstenzimmer be fand sich über dem Eingang. Und nun und 100 Jahre später! Der 24. Januar 1729, Lessings Tauftag: Da versammelten sich hier beim Hirschenwirt die Paten Gotthold Ephraims. Drei waren es: s „Des Knaben Wohltäter", wie der Dichter später den Ka menzer Stadtschreiber Lessing nannte, der Pfarrherr von Uhyst am Taucher und eine Dresdnerin, Frau Lands berger, um sich vom Markte aus ins Archidiakonat zu be geben, wo vor zwei Tagen der kleine Weltenbürger an gekommen war.... 5. Radeberg — ein Sodom und Gomorra Eine ganz eigenartige Prophezeiung ging dem großen Radeberger Staötbrande vom 13. Juli 1714 voraus. Ein Bußtag war es. Da hatte früh in der Kirche der Ober pfarrer eine gar ernste Predigt gehalten, die Stadt ob mancher Vorkommnisse mit Sodom und Gomorra ver glichen, gegen den sündhaften Lebenswandel der Rade berger Bürger heftig gestritten und zum Schlüsse gesagt: Gott werde gewiß auch hier bald ein Strafgericht senden und mit Blitz und Donner und Schwefel öareinfahren. Geduckt war das Volk heimgegangen. Wenige Stunden waren verflossen. Da zogen aus dem Wetterwinkel über die Dresdner Heide her finstere Wolken herauf, die sich zu seltsamen, grausen Gestalten zusammenballten, lange säst regungslos über der angsterfüllten Stadt verharrten und erst gegen 8 Uhr abends in einem furchtbaren Un wetter sich entluden. In wenigen Minuten hatte der Blitz an drei Stellen gezündet, darunter auch im Rathaus, und noch immer folgte ein Wetterstrahl dem anderen. Das Feuer fand in den Holz- und Fachwerkbauten wie in den gefüllten Scheuern — erst vor wenig Tagen hatte man die Heuernte beendet — so viel Nahrung, daß gegen Mitter nacht ein großer Teil der Stadt in Flammen stand. Über 100 Wohnhäuser, zahlreiche Ställe und Scheunen, Schule und Kirche, Tor- und Brauhäuser brannten nieder. Der rasende Sturm soll die brennenden Schindeln wie die Speckseiten hoch durch die Luft bis in die Wälder gewir belt haben. Unter den wenigen Häusern, die verschont geblieben waren, befand sich seltsamerweise auch die Wohnung des Oberpfarrers. Das konnte nicht mit rechten Dingen zu gehen. Als Hexenmeister, Wettermacher und Brandstifter schrie die heulende und tobende Menge immer stürmischer seinen Namen aus und drang schließlich mit allerhand Moröwerkzeugen bewaffnet in die Pfarre ein, um den Übeltäter zu steinigen oder ins Feuer zu werfen, da man glaubte, es damit bannen zu können. Besonnene Bürger aber hatten den Aufruhr kommen sehen und den Bußpre diger heimlich durch ein Mauerpförtlein ins Freie geführt, von wo er geflüchtet war und erst zurückkehrte, als sich das Volk beruhigt hatte. Er wirkte dann noch fast 30 Jahre in Radeberg und erlebte dabei auch den zweiten großen Stadtbrand von 1741, der noch viel schlimmer wütete und nur Kirche, Schule und 20—30 Häuser verschonte. Merkwürdig ist die Tatsache, daß der 1714 er Stadt brand zur Entdeckung der Heilquellen von Augustusbad führte: Zum Wiederaufbau der Stadt mangelte es an Kalkstein. Der damalige Bürgermeister Seidel, ein erfahrener Mineralog, durchforschte darum gründlich den nahen Tannengrund, in dem einst Bergbau getrieben worden war. Dabei stieß er auf eisenhaltigen Spat und bei weiteren bergmännischen Schürfungen in den verlassenen Stollen auf einen plötzlich zutage tretenden starken Quell. Dessen Wasser erwies sich als außerordent lich heilkräftig, so daß man draußen im Tannengrunde ein Gesundbaü gründete. Zu Ehren des damaligen Herrschers, Augusts des Starken, gab man ihm den Namen Augustus bad ... . 6. Bischofswerdas StaLtbründe Von gewaltigen Feuersbrünsten vergangener Jahr hunderte wissen die alten Stadtchroniken, die Kirchenbücher Bischofswerdas wie die drei Geschichtsschreiber des Städt chens manch trübe Kunde zu melden. Wohl kein Ort des Sachsenlandes ist von Bränden so häufig heimgesucht wor-