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bald, führt uns am „Wa ld sch lö ß ch en" vorbei (auch „Schramms Bierkeller" im Volksmunde genannt) und nun im herrlichsten Fichtenwalde des Hohwaldes entlang, dem Arbeitsgebiete der Valtenberggruppe im Geb.f. die Sachs. Schweiz. Wir kreuzen eine Menge gutgezeichneter Wege: Telephonweg, Flösselweg, grüner Ringweg, Hielgersöorfer Höhenweg und endlich den Valtenbergweg von Steinigt wolmsdorf. Nun nimmt uns die Hohwaldstraße auf. Es gibt manche, die da meinen, sie sei öde, denn Straße sei Straße. Ich aber, der ich doch manch heimlichen Pfad links und rechts dieser alten Straße kenne und als Junge so oft auf den verschiedensten Wegen nach und von dem sehr nahe liegenden Böhmen „gewechselt" habe — ich kann mir nichts Lieberes denken, als wenn sich im Frühjahre die Ahornbäume, die den Straßenrand umsäumen, im zar testen Grün von den dunklen Fichten des Hohwaldes ab heben,' oder wenn im Winter Schnee und Rauhreif gerade hier ihre schönsten Gebilde schufen. Bei solch köstlichem Wandern dauert es nicht lang, so grüßt die Hohwald- schänke. Ehedem lag sie ganz versteckt im Fichtenöunkel. Heute ist sie von der Südseite lichtdurchflutet. Und der Holzschlag, der dieses verursachte, gewährt jetzt (noch!) einen gern geschauten Blick auf das benachbarte deutsch böhmische Lobendau, über dem Tanzplan, Annaberg, Pirs- ken, Bozen, Wolfsberg und Lausche zu uns grüßen. Diese j Berge begleiten uns auch dann, wenn wir später vom! Hänge weg südlich wandern. Nach einem selten schönen Blick auf die Heilstätte Hohwald, die wie ein glänzender Edelstein inmitten einer grünen Umgebung liegt, nimmt uns der Hängewald in seinen Bann. Nach längerer Zeit erreicht man sein südlichstes Ende. Am Rande der Fluren von Langburkcrsdorf wandern wir über den Rau penberg nach dem ebenfalls deutschböhmischen Neudör fel, östlich des Dorfes Rugis walde, und sind bald an den ersten Häusern von Sebnitz. Hier umfängt uns der ganze Zauber jener Übergangslandschaft zwischen den langen Bergzügen des Lausitzer Granits, den abwechs lungsreichen Sandsteinformen der Sächs. Schweiz und den duftigen Vulkankuppen des böhmischen Nachbarlandes, überhaupt jene landschaftliche Eigentümlichkeit, die mit der „Verwerfung" zusammenhängt. Vom Tanzplane aus gewährt gerade dieses ein schönes Bild, wie es auf so engem Raume nur auf diesem Boden entstehen kann, wo sich Tertiürzeit, Kreidezeit und Vulkanismus zu einem engen Bunde friedlich vereint haben. Doch davon ein andermal! Ähnlich wie dieser Weg führt noch ein anderer von den Spuren der Eiszeit, die wir ja um Bautzen auf Schritt und Tritt schauen, abwechslungsvoll über das Gra nitgebiet bis in das Herz der reizvollen vulkanischen Er hebungen. Das ist der mit einem roten Strich bezeichnete Weg von Seitschen zur „Schweizer kröne". Er trennt sich in Gaußig zwischen Gasthof und Bäckerei vom gelben Strich und ist rot bezeichnet. An sei nem Anfänge kann man die wundervollen Bestände des Gaußiger Waldes bewundern, der von seinem Besitzer Graf Schall in der liebevollsten Weise betreut wird. Das Dorf Diehmen schiebt sich mit seinem oberen Teile wie ein Keil hinein, nicht zum Nachteile der vielen Rehe, die gern auf den Feldern äsen. Und wer Glück hat, kann auch jetzt noch deren eine Menge beobachten, auch in den Wäl dern, die wir oberhalb Diehmens, langsam bergan stei gend, durchkreuzen. Nach mühelosem Anstiege ist bald der Neukircher Paß erreicht und nach etwa X Stunden der Picho, aber auf einem andern Wege, als ihn der Kammweg zu führen bemüht ist. (Lohnend und auch kür zer ist jener „Kirchsteig", der oberhalb des letzten Hauses von Diehmcn links der Mulde zur Kleebuschschenke und von da mit dem Kammwege zum Picho leitet.) Von der selten schönen Aussicht des Pichos war schon ost die Rede, ebenso von dem weiteren Verlaufe des Weges, der bald mit dem gelben Wege lvon Singwitz über Arnsdorf kom mend) zusammen über Tautewalde in sehr bequemer Weise die Höhe von Weifa bezwingt, unterwegs unver geßliche Bilder vom Wilthener und Cunewalder Tale samt ihren Randbergen entrollend. In Weifa hat der dortige Verein „Heimatlust" manch schönen Weg erschlossen. Be sonders sei auf die M6 in hohe Wetsaer Höhe aufmerk sam gemacht als auf einen Punkt, von dem man auch bet geringer Fernsicht weiteste Teile unserer Mittel- und Süd lausitz bis zum Jser- und Riesengebirge schauen kann, und dessen Bild nach Süden zu einen Abschluß findet in den vielen, vielen spitzen Zacken und sargförmigen Rücken der böhmischen Nachbarberge. Ja, sogar die Boten des Elb- sandsteingebietes und des östlichen Erzgebirges grüßen mit den Winterbergen, mit Schneeberg, Geising und Zschirn- steinen verheißungsvoll herüber. Vor einigen Jahren wurde hier die bekannte Schurigbaude erbaut, die seitdem zu allen Jahreszeiten ein lohnendes Wanderziel bildet. Auf einer echten Gebirgsstraße, die vieles von dem Aussehen einer Höhenstraße des Erzgebirges an sich hat, geht es dann vom bekannten Erbgericht südlich hinab nach Wehrsöorf. Ich habe es gern wie selten ein Dorf meiner Heimat. Alle übrigen haben sich meist der „Neu zeit angepaßt", haben sogen, schöne Häuser in allen mög lichen mißverstandenen Stilarten erstehen lassen, dazwischen Fabriken mit unschönen Fassaden und protzigen Villen ihrer Besitzer. Wenn man sich jedoch unser Wehrsdorf von der Südseite her betrachtet und mit suchendem Auge den einzelnen Fachwerkhäusern nachgeht oder die alten Fabri kanten- und Faktorenhäuser betrachtet, dazwischen die vie len Bleichen, blendend von einheimischen Leinen, über allem die feingliedrige Kirche — dann überzieht alles ein sonderbarer Duft, ein Hauch von Heimat und Zuhaufesein, von altlausitzer Biederkeit und wohltuender Ruhe. Und dieser Eindruck begleitet uns immerfort, wie ein liebes Bild im Walde. Durch diesen geleitet uns, oft hart an der Grenze, der rote Querweg in etwa Stunden nach dem Prinz-Friedrich-August-Turm bei Obersohland. Im Laufe der letzten Jahre ist dieses herrliche Fleckchen Erde immer häufiger aufgesucht worden, besonders aber zur Winterszeit, wo sich bei günstigen Schneeverhältnissen Tausende an den Hängen rechts und links des „Neu dorfes" an Übungshängen und Sprungschanzen tummeln. Von eigenem Reize ist auch der weitere Verlauf unseres Weges. Er benutzt in geschickter Weise, so gut es geht, den schönen Bauernwald bis hinab zum gewerbefleißtgen Großschönau i. V. Dieses Dorf, das Botzen, Pirsken, Plissen und Tanzplan gleichermaßen und liebevoll be treuen, wird unweit der sehenswerten Kirche gekreuzt. Und oberhalb des Schützenhauses zweigt man rechts ab, um bald darauf bei der schönen Kirche von Nixdorf in das halbstädtische Leben dieses Dorfes unterzutauchen. Nixdorf ist in der Welt ebenso durch seine Stahlwaren bekannt geworden wie Solingen. Ein Gang durch den langen Ort mit seinen schmucken Häusern und Gärten würde auf Schritt und Tritt den Sinn seiner Bewohner für Natur und Kunst mehr als jedes Wort beweisen. Aber noch lohnender ist unser Ziel! Wenn man nämlich jene sanftgeschwungene Mulde hinter sich hat, in die der Wölms- dorfer Bach sein flaches Bett grub, so betritt der Fuß auf unserm Wege östlich des Pfarrberges zwar noch granite nes Land, fast eben wie eine Platte. Wenn man aber die uralte Diebs st raße überschritten hat, die sicher schon seit der Besiedelung dieses Gebietes sund vielleicht schon vorher!) eine bedeutende Nolle als Verkehrszentrum ge spielt hat, Sann ist man in wenig Minuten im Walde und unvermutet schnell am Wach berg, der auch „Schweizer krone" genannt wird. Wie kam diese Höhe, die nur wenig höher erscheint als die nördliche Umgebung, zu ihrer touristischen Be-