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Der Teufel ist vvn Seifersdorf durch die Luft gekom men. Da ist er an der Kirchturmspitze hängen geblieben und hat sich die Hose zerrissen. Dabei brach die Kirchturm spitze ab. Seitdem hat die Seifersdorfer Kirche keine Spitze mehr. Dann hat sich der Böse auf die Steine gesetzt und sich die Hose geflickt. Die Eindrücke von Fingerhut, Nadel und Schere hat mau dort gesehen, lind seitdem heißt der Stein der Teufelsstcin. Diese Sage ist zuerst erzählt, allerdings ohne die An gabe über Seifersdorf, in einer handschriftlichen Chronik von Königshain aus dem Jahre 1782' von da übernommen von Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig 1862, Nr. 1l5. Eine andere Lesart bringt C. H. Peschek, Neues Lausitzer Magazin 1836, S. 6. Er erzählt: Auf dem Gipfel des Toten steins hat der Teufel seine Krallen eingedrückt. Auf dem Hochstein hat er gesessen und sich die Kleider geflickt. Oben sah man vor 1807 noch die Vertiefung, wo er gesessen und die kleinere, wo der Zwirnknaul und das andere Nähzeug gelegen hatte. Diese Löcher wurden im genannten Jahre bei Aufrichtung von Stangen zu Messungen unkenntlich. Den Abschluß der Thtemendorfer Überlieferungen mag eine sagenhafte Erzählung über eine Himmelserscheinung bilden. Wir hatten einen Steinmeister. Wenn der seinen Ge burtstag hatte, es war am 30. Mai, kamen sie mit Musik aus dem Steinbruch rein. Mein Mann arbeitete damals auch im Bruch. Einmal am Geburtstage war ganz Heller Mond und sie bliesen und tanzten, und ich dachte: „Kommt der Manu nicht bald?" Da gab es einen Krach wie einen Gewitterschlag. Ich lief gleich raussehcn, aber der Himmel war ganz klar. Und die vom Feste kamen rein und mein Mann sagte: „Nicht weit vom Bäcker ist eine Feuersäule runtcrgefallcn." Sagenhaft nannten wir die Erzählung. Ein tatsächliches Ereignis, wahrscheinlich ein auffälliger Meteorfall, liegt zu Grunde. Das ungewöhnliche Ereignis versetzte die Leute in Erregung, machte die mythischen Energien frei. Wäre nach diesem Ereignis irgendein Unglück geschehen, wäre die seitliche Folge Himmelserscheinungs-Unglück sicherlich so fort in eine ursächliche Folge verwandelt worden. Die Himmelserscheinnng wäre dann zur Ursache des Unglücks geworden. Diese Umwandlung eines zeitlichen Ablaufes in einen ursächlichen ist oft im Volksglauben zu beobachten. F.S. Kunde der SalWtlzeit bet SeWa. Im vorigen Herbst (Anfang Oktober) wurden durch den staatlichen Vertrauensmann für die kulturgeschichtlichen Bodenaltertümcr im Bereiche der preußischen Oberlausitz, Dr. Gandert (Görlitz), Ausgrabungen in Deschka vor genommen, die auf die Bestattuugösitten der Hallstatt- oder frühen Eisenzeit ein interessantes Licht werfen. Auf dem schon lauge als Uruenfriedhvf bekannten Felde war Zim mermann Siebenhaar beim Ausheben von Baumlöcheru zuerst auf die Funde gestoßen. Auf Anraten von Schneider meister Michel, der auch die sofortige amtliche Meldung vornahm, tat er das Geeignetste, was in diesem Falle zu tun war, nämlich er deckte die angeschnittenen Grabstellen wieder zu und wartete bis zur fachmä»Nischen Unter suchung. Diese ergab zwei durch frühere Raubgrabungen zerstörte, zwei vom Pfluge getroffene und drei ungestörte Flachgräbcr. An Metallbeigaben wurde nur in Grab VI eine verzierte Bronzenadel gefunden,' alle anderen Gräber enthielten lediglich Beigefäße für die Totenspeise. So stand in Grab IV neben sieben anderen Beigefäßen eines von der interessanten länglichen Form mit Zwischenwandung. Das Kindergrab VII enthielt sechs Beigaben, von denen ein Täßchen in eine größere Tasse gestellt war. Auch in Grab I lag ein Kännchen mit spitzem Boden in der großen Urne, die sonst keine verbrannten Menschenknochen ent hielt und daher als Scheingrab aufzufassen ist. In vier anderen Gräbern war die verbrannte Leiche in der großen schwarzen Urne vvn der bekannten Hallstattform beigesetzt. Zeitlich dürften die Gräber dem 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. angehören mit Ausnahme von Grab III, welches Scherben einer Buckelurne aus der mittleren Bronzezeit (1400—1200 v. Chr.) enthielt. Der Friedhof von Deschka reicht demnach durch die Bronzezeit bis in die frühe Eisen zeit hinein und spricht für die Seßhaftigkeit einer Be völkerung während fast eines Jahrtausend. Meldungen der artiger Funde sind nach 8 5 des preußischen Ausgrabungs gesetzes an den staatlichen Vertrauensmann in Görlitz, Ge denkhalle (Fernruf 10) zu richten. Luiatia-Bereine! durch Erteilung von Druckausträgen. — Verlangt Angebote. SWtlan Keimann Znm 328 jährigen Geburtstag eines oberlansitzer Schulmannes und Kirchenliederdichters Zu den bekanntesten Kirchenliedern der evangelischen Kirche gehört das Lied „Meinen Jesum laß ich nicht". Für uns Oberlansitzer ist es insofern von besonderer Bedeu tung, als sein Verfasser zu unserer Heimat in engster Be ziehung steht. Länger als ein Bierteljahrhunöert ist er «in Gymnasium der Stadt Zittau zunächst als Konrektor und sodann als Rektor tätig gewesen. Christian Keimann — und nicht Keymann, wie man oft lesen kann — wurde am 2 7. Februar 1607 in Pankraz im Kreise Pilsen in Böhmen als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren, der später das Land als Exulant verlassen mußte. Der Sohn besuchte das Zittauer Gymnasium und be zog, mit wenig Geldmitteln, aber einem warme» Emp fehlungsschreiben seines Rektors ausgestattet, 1627 die Universität Wittenberg, wo er sich namentlich an den Grammatiker Erasmus Schmid und den Ästhetiker August Buchner anschloß. Nachdem er im März 1634 die Magister würde erworben hatte, wurde er im April dieses Jahres zum Konrektor des Zittauer Gymnasiums gewählt. In der durch Pest und Kriegsdrangsale schwer heimgesuchten Stadt verwaltete er fünf Jahre lang neben seinem Amte das Rektorat, das nach dem Tode des bisherigen In habers infolge der allgemeinen Notlage unbesetzt blieb. 1639 erhielt er die Rektvrcnstelle au der Schule. Bis 1645 hinderten heftige Kriegsstttrme die friedliche Arbeit in seinem neue» Amte. Nach dem Kötzschenbroöaer Frieden mit Schweden kamen zahlreiche Schüler aus Böhmen und Schlesien nach Zittau. Durch Keimgnns treue Arbeit ge laugte das Gymuasium zu neuer Blüte, Daneben war er eifrig als pädagogischer Schriftsteller tätig. Bereits 1639 veröffentlichte er eine „Arithmetica practica", zwei Jahre später sein „Rcchcnbüchlein". Von seinen übrigen pädagogischen Schrif ten mögen noch folgende dem griechischen und lateinischen Unterricht dienende Bücher genannt sein: „Tabnlae decli- nativnum" (1649) und „Enchiridivn grammaticum lati- unm" (1649). Beide xrlxbtcn auch nach Keimanus Tode noch weitere Auslagen. Einen über die Grenzen seines Wirkungskreises hin aus reichenden Namen hat sich Keimann als Kirchenlieder dichter erworben. Schon im Vaterhanse dichterisch ange regt, wurde er in Wittenberg in die Bestrebungen von Martin Opitz eiygcführt uyd versuchte sich bereits als Student im poetischen Schaffen. Sv erschien 1630 in Wit tenberg die „Histvria Jvannis Baptistae heroricy mefro