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Fortschreitend Gutes zeugend stand dieser Turm auf dem charaktervollen Mittelpunkt unserer Oberlausitz von seinem ersten Tage an. Seine Verwaltung, die uns für die ersten 20 Jahre bekannt ist, beweist dieses von Jahr zn Jahr in verstärktem Maße. Die Kottmarturmkasse, die jährlich veröffentlicht wurd>e, unternahm mehrfach Ver besserungen am Turme: Holzjalousien für die zuerst offe nen Bogenfenster, Granitstufen, bronzene Orientierungs tafeln auf der Brüstung. Im ersten Berichtsjahr wurden auch 230 Mark für Wegebauten und 100 Mark Mr 11 Bänke ausgegeben. Und sollte nicht heute manch anderer Luginsland den Jubilar hier auf dem Kottmar grüßen eingedenk der Mit hilfe von dieser Höhe? Für den Jüttelbergturm, der, allerdings aus Holz, die Zeit nickst überdauerte, wurden Anteilscheine gekauft, für den Geisingturm ebenfalls — und der Turmbau auf dem Hochwald wurde mit 200 Mark Anteilscheinen aus dieser Turmkasse unterstützt. Die non der Stadt Löbau geliehenen 1000 Mark wur den pünktlich und lückenlos zurückerstattet. — Trotz der immerwährenden Ausbcsserungsarbeiten an Wegen, Ver besserungen am Turm, Ankauf eines Doppelfernglases für 210 Mark, Einrichtung einer Kottmarbücherei für eingereg nete Wanderer weist die Tnrmkasse für 1805 ein Vermögen von 2402,76 Mark, für 1808 3282,34 Mark nach. Als 1001 der Turm vertragsgemäß in den Besitz der Stadt Löbau über ging, ward er als solides — schuldenfreies Werk über geben, zu dem außerdem noch Weg und Steg bereitet war. Die Kottmarturmkasse wurde aufgelöst und das Ver mögen unter die drei Herren verteilt, die den Bau garan tiert hatten. So — wie ihr ganzes Sorgen und Tun 20 Jahre hindurch gewesen war, war auch das, was diese mit ihren Anteilen bestimmten: Rowland ließ dafür in der Kottmargastwirtschaft ein Zimmer ausbauen und einrichten, das seinen Namen erhielt. Israel übergab seinen Anteil. 1310 Mark, dem Hum- boldtverein Walddorf mit der Bestimmung, daß die Zinsen fortlaufend zur Förderung des Fremdenverkehrs verwen det würden. Baumeister Weise überwies seinen Teil dem Hum- boldtverein Eibau — dieser davon die Hälfte an die Eibauer Schulen zum Ankauf eines Fernrohres für 700 Mark. Wir gedenken beute dankbar dieser Männer — ihre Namen werden mit dem Turm verbunden bleiben, so lange er steht und Stürmen trotzt. Wir sind voll Dankes allen anderen auch gegenüber, die in der damaliacn Zeit eifrig und selbstlos mithalfen, diesen Turmgedanken »u erfolgreichem Ende zu führen. Sie alle — jene Männer hatten die Freude, daß ihr Streben anerkannt wurde — und Freunde von nah und fern boten Unterstützung. Dr. Mostbkau iOnbiuj widmete eine Schrift und deren Ertrag dem Kottmartnrmansschuß — ebenso Rechtsanwalt Schulze lNeusalzal seine gründliche wissenschaftliche Bro schüre über den Kottmar 1882. Die Tnrmerbaucr haben die Genugtuung haben kön nen. daß ihr Werk allseitig begrüßt und beachtet wurde, und es war ihnen vergönnt, 20 Jahre den Erfolg zu be obachten. Nach den ersten fünf Jabren waren 62 705 Turmkartcn verkauft worden — 130 000 in den 20 Jahren ihrer Ver waltung. Dank ihnen, daß in unserer Heimat der markanteste Lausttzberg diese schöne und würdige Krönung erhielt, daß ste durch ihr Handeln dem jungen Verband Lusatia am Anfang seiner Geschichte einen großen idealen Schwung gaben. Hunderttausende haben in diesen 50 Jahren auf diesem Turm gestanden und haben das nach allen Seiten hin har monische Bild der Heimat und der Ferne in sich ausgenom men — von Hügel und Tal — von Dorf und Stadt und Gebirge. Weit und viel übersieht das Auge: vom Gröditzberge in Schlesien — von wo aus 1850 Roßmäßler die deutsche Humbolbt-Kulturbewegung entfachte — bis zum Donners berge, dem großen Milleschauer bei Teplitz — vom Valten- berge, ja vom Geising bis zur Schneekoppe — vom Strom berge und den alten Götterbergen zum Grenzschutz unsrer sächsischen Oberlausitz und darüber hinaus bis zum Jesch- ken und Roll bei Niemes. Nach allen Seiten Bilder von abwechslungsreicher Schönheit. Alle Fremden, die hierher kommen, verstehen unsere Heimatfreude — und wir verstehen, daß man dem Kottmar als einem der ersten Lausitzer Berge diese Kxönung gab. Nach allen Seiten grüßt uns unser Kottmarberg mit Würde, in strenger, massiger, geschlossener Form. Die Augen gleiten an seinem ernsten Waldkleid hinauf zum Turme und verweilen dort ruhend an diesem Hinweis zur Höhe. Wir können uns auch diesen Berg nicht mehr ohne ihn denken — er ist ein innig verwachsener Teil des Berges — festgebaut auf den Fels der Urzeit. Mitmenschen der Lausitzer Heimat! Ihr, die ihr eurem Verlangen und — vielleicht auch der Zeitmobe Rechnung getragen hattet — und kamt heim von der rauschenden internationalen See, aus dem Hochgebirge, aus luxuriösen Bädern mit Flirt und Tand, aus fremden Ländern — wie war es euch denn, als euch von weitem der Kottmarturm grüßte? Hörtet ihr da nicht eine Stimme aus der Kinder zeit: In der Heimat ist es schön Und — Männer des Krieges — wie war es euch — wenn ihr draußen auf blutiger Erde, im zerwühlten und zerstampften Lande auf kurz befohlene Zeit die mordenden Waffen aus der Hand legen durftet — wie war es euch, wenn ihr heimkehrend den Kottmarturm wiedersaht — so wie ihr ihn kanntet von froher Kindheit her? — Tausende sind rechts und links von ihm im Tal in den unheimlichen Zügen hingerollt — fort — fort — erst in Heller Begeisterung Lieder singend — dann — dann im ernsten Blick sorgend — bangend über die Heimatflur zum Turm auf dem Kottmar. Lange — lange schaute er ihnen nach, das Spreetal entlang. Viele — sehr viele kamen nie wieder — Kameraden! Wer war dabei? Als nach dem Waffenstillstand 1018 an den zurückflutenben Kolonnen in Belgien — in der Eifel das Gerücht entlang lief: In der Lausitz seien die Tschechen — in der Heimat sei wieder Krieg. Wie haben wir da gebangt und uns gesorgt! Und — Kamerad, der du auch glücklich den furchtbaren Krieg — Gefangenschaft — oder Verwundung überstanden und heimkamst mit aufgewühltem Herzen und mit der bohrenden Frage: Warum? Hättest du können das Herzbewegende in Worte fassen, als deine Blicke den Kottmar wiedersanden und am Walde wie sonst hinanfglitten zum Turm, der im stummen Ernst dich grüßte wie damals. — War es nicht, als ob du einen schlichten, ernsten Dank von ihm empfingst: Für mich — für die Heimat — für alles andre nicht mehr. Das ist es wohl auch gewesen, was die Lusattavereine bald nach Kriegsschluß unausgesprochen wieder zusammenrief und zu gemeinsamem Handeln drängte: ein Ehrenmal für alle Lausitzer Söhne und Brüder zu schaffen — lange be vor andre Organisationen mit Streiten und Rechten solche Dankesschuld abtrugen. Alle Lusatiaglieöer fühlten es: zu Füßen des Kottmar- tnrmes am Berghang muß es ein — da soll das Dankes- mal der Heimat sein für die, die ihr Leben für sie lassen mußten — und da wollen wir auch unfern Bund erneuern,