Volltext Seite (XML)
Der Heiratsteufel Ein lustiger Roman aus der Oberlausitz von Richard Blasius 221 (Schluß) „Kommter wieder wajgn dr Molkerei?" fragte Eduard höchst unnötig. Der Bergbauer bejahte und setzte hinzu, das letzte Mal sei ja die böse Fasoldn aus Dieindorf dagewesen, da hätten sie nicht zu Worte kommen können, vielleicht werde man heute besser daran sein. Lenore schüttelte bedenklich den Kopf. „Die ös heut groad no su gutt do." Der Buschbauer kratzte sich hinter den Ohren und er klärte, daß dies ein schlimmes Ding sei. Eduard aber ging, um seinen Bruder zu holen. Das Gespräch der Bier drehte sich nun eine Weile um Ernteaussichten und Ähnliches, bis der Riegerbauer erschien. „Hot de Bargbauern ömmer no keen Lost zon Bottern?" fragte er ironisch. Der Gefragte rieb sich die Nase und eröffnete, daß die Sache jetzt ein ganz anderes Gesicht bekommen habe. „Ieija," pflichtete ihm der Buschbauer bei, „doas ös abn su a Ding." „Nu, woas össn do of emo annersch gwurn?" Rieger- August war neugierig geworden. „'s ös abn groad, wie 'ch gsoit hoa," erwiderte der Buschbauer. Und als ihn August belehrte, daß er doch noch garnichts gesagt habe, flüsterte er: „'s ös abn su a Ding" und gab das Wort an den Bergbauer ab. „Mär wössn ötze, war dr Grinder vo dar Molkerei ös," sagte dieser. Unwillig meinte Rieger, das wisse man doch schon lange, der Rittergutspächter von Erbendorf sei es. „Nee, nee, dar ös ock oirgschubn. Dar Hot ock der weil 'n Noam derzu hargahn missn," berichtigte der Küh- bauer. Am neugierigsten war selbstverständlich nun die Kraut- Lenore. „War öss'n do dr Richtge?" fragte sie hastig. Der Bergbauer lachte und meinte: „A Hot an ganz schinn Noam." Lenore trommelte ungeduldig auf den Tisch. „Dann will 'ch abn wissn." Da erfuhr sie denn aus dem Munde des Kühbauers, daß er Samuel Lilienmilch heiße. August lachte laut auf. „Doas ös ne 's Richtge fer ons, wenn a ne Kuhmölch heeßt." Doch der Bergbauer sagte bedächtig, es sei wohl klar, daß man die Sorte hier nicht aufkommen lassen wolle und fand auch sofort die Unterstützung Riegers in dieser Ansicht, der da meinte, das hieße ja sonst so viel als sich selbst einen Strick drehen. Und als schließlich die Meinung laut ward, daß trotz dem die Weiber noch nicht vernünftig dachten, erklärte der Bergbauer wütend, die hätten jetzt nichts mehr hinein zureden: wenn seine Frau nicht buttern wollte, gut, dann werde er selbst sich an das Butterfaß stellen. Das Gleiche zu tun, vermaß sich auch der Kühbauer, während der Buschbauer abermals erklärte, daß es gerade so sei, wie er gesagt habe. Da schneite Ruth in die Versammlung herein. Leo folgte ihr auf dem Fuße. „Na, wie öss'n?" fragte sie schon an der Haustür, „wörd gbottert?" „Ja, 's wörd gbottert," schrie der Bergbauer. Ruth lachte ihm entgegen. „Na wingstns amo woas Bernönftges!" „Nu ja, 's ös, wie 'ch gsoit hoa," versicherte der Buschbauer. Der Bergbauer besann sich jetzt des Gerüchtes, was im Dorfe umging, und meinte vertraulich zu Rieger, ob man ihm denn nun bald zur Hochzeit gratulieren dürfe, merkte aber sofort, daß er da auf sehr schlimmen Boden geraten war, denn August sagte weiter nichts als: „Hielt's Maul!" Damit wandte er sich ab. Tonl hatte sich unterdessen an Ruth herangeschlichen und flüsterte ihr zu: „Du, iech muß Dr woas soin." Unwillig trat das Mädchen zurück, als sie des Bur schen Atem gestreift hatte. So nahe sollte er ihr nicht auf den 'Hals kommen. „Iech bien ne neugierig," fer tigte sie ihn kurz ab. Und Lenore rief in befehlendem Tone, den sie sonst ihrem Sohne gegenüber nicht anwandte, er solle zu ihr kommen. „Sollst doach nömih su öm de Riegertochter schoarwenzeln," warnte sie ihn leise, als er neb'n ihr stand. Da sagte der Kühbauer bedachtsam zum Rieger-August: „'s Wörter wühl weiter nischt iberch bleibn, oas de Foasldn zo heiroadn, wu'se schonn su lang of'n Riegergut wohnt." Rieger wurde wütend, knurrte böse auf und sprach, indem er eine verächtliche Handbewegung machte: „An Dreck und oh! Iech pfeif of de ganze Heiroaterei. Iech binn doach kee Iäsl, dort os's Eis giht ond tanzn will." „Tonl, mach Dr hurtg a bößl woas öm de Rieger- Ruth zo tun!" flüsterte Lenore ihrem Sohne zu. Der begriff natürlich nicht und stotterte verdutzt: „Nanu aa—aber . . ." „Nu ja, ock hurtg!" Sie knuffte ihn in die Seite, um ihn aufzumuntern." Der Kühbauer lachte vor sich hin, nickte und sagte wichtig tuend: „Ja, doas Heiroatn! Do denkt mer örscht, mer Hot Mölch en Topp, ond wenn's uf ond hiekömmt, Hot dr "Mond neigschinn." „Ieija, doas ös abn su a Ding," gab der Buschbauer seinen Groschen dazu. Tonl schlängelte sich wiederum an Ruth und begann unbeholfen: „Du, de Motter Hot gsoit . . ." Weiter kam er nicht, denn das Mädchen fuhr ihn ungnädig an: „Loß miech e Ruh!" Leo Adam hatte den Beiden zugehört und wandte sich lachend an den Bauernsohn. „Woas öss 'n, Tonl? Kannst's ju mär soin, wenn's de Ruth ne wössn will." „Du, mit denn Oafälln?" sagte Tonl mißmutig und drückte sich scheu in den Hintergrund, daß Ruth zwischen ihm und reo stand. Der Riegerbauer setzte sich mit an den Tisch. Da erschien die Fasoldn in der Haustür, zum Er staunen Augusts bereits reisefertig. Nur die Koffer stan- den noch in der Stube. Kaum, daß sie die Butter kommission erblickt hatte, trat sie auch heran und schrie: „Aha, do is ja wieder die ganze Klerisei besoamm. Hehe, an sonnerboare Walt! De Weiber wolln nömie bottern. Ond woas de Moannsn sein, die lausn 'ch en Sonntg wie 'n annern de Been weg, ock doß se oo dr-