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8oiu»tatzrl»eil»6e «les I^ciprigcr ^stzeblstter Ue. 220 SoaaßAg, ü«a IS. S«pt«ad«r Lstte 7 Der Traum des Bankiers Do» l. r»i«io« Lrgett, der Bankier, stand al» Mann noch iw besten Alter, ober sein Scheitel war bereit» kahl und ia seinen unruhigen grauen Augen schien ein unlöschbare» Geschäftsfieber zu brennen. Tag für Tag arbeitete er vom Morgen bis zum späten Abend und vor d«n Schlafengehen hatte er noch die Fron der Gesellschaft und des Vergnügens zu tragen, Venn die nächtlichen Stunden führten ihn samt Gemahlin einmal au» dem Theater oder aus dem Kabarett, ein anderes Mal von üppigen Soireen nach Hause. Dann gingen sie zu Bett, aber da» Schlafzimmer de» Manne» wurde selbst in solchen Fallen noch lange nicht still. Im Gehirn de» Bankiers, vom Gefühl der Ruhe, der Einsamkeit, der Befreiung von der Last der Vergnügungen angeregt, geriet die wunder- bar« Dlaschiuerie des unsichtbaren, feinen und teuf lischen Webstuhles geschäftlichen Denkens wieder in Gang, und Ligeti stellte zu solcher Stunde das Ver zeichnis der am nächsten Tag« zu erledigenden An- gelegenheiten endgültig zusammen. Im Liegen — er log auf der rechten Seite, nach außen gewendet, die Rechte auf dem hirschledernen Roßhaarkvpfpolster unter den Kopf geschoben — und zum Teil schon mit geschloffenen Augen, während sich in seinem Kopfe die wimmelnden Gedanken jagten, griff der Bankier diese und jene unter ihnen heraus und stieß sie in kurzen Schlagwörtern laut vor sich hin in den aus dem Rand seines Nachtkästchens befestigten, auf sei nen Mund gerichteten Trichter, durch dessen Schlund dann die in den Mantel des Wortes gehüllten Ge danken geradewegs in den zwei Schritte weiter auf gestellten, stumm wartenden Parlographen liefen. So pflegte Ligeti allnächtlich vor dem seine Nerven überströmenden Schlaf zu kapitulieren: bis zum letzten Augenblick alles rettend, was für das reale Leben zu retten war. Dann durfte er ruhig schlafen. Den Parlographen trug der Diener nm nächsten Morgen in das Arbeitszimmer hinüber, wo sich täg lich Punkt acht Uhr sein Fräulein aus der Bank meldete und die nächtlichen Geschäftsrhapsodien des Bankiers fehlerlos zu Papier brachte. Als dann Ligeti eine Stunde später im Bankhaus erschien, harrte das Fräulein seiner bereits mit den rein- geklopften Schlagwörtern. Dieses Fräulein, als er gänzender Bestandteil des Bankiergedächtniffes, glich fast selbst einer Maschine. Sie hieß Amelie Birn baum, und ihr Kopf, gegen das Kinn zu sich stark verjüngend und mit einem breiten Schopf von Frisur gekrönt, erinnerte unangenehm an die in ihrem Familiennamen angedeutete Frucht, zu der der Hals des blutarmen dreißigjährigen Mädchens einen ver hängnisvoll passenden Stengel abgab. Ach Gott, und da half auch die schwarze Seidenbluse abwärts des freien Halses so wenig, die die ausgelittene Jugend des diirren Oberkörpers der genauen und verläß- lichen Stenotnpistin wie ein Trauertuch verhüllte. Aber der Bankier hatte keinen Bedarf an leicht blütigen, hübschen Moschinenschreibkräften. Bei seiner ungemein intensiven geschäftlichen Gebundenheit hatte ec keine Zeit, an jene kleinen Freuden zu denken, die mit dem starken Duft schwacher Blumen da« Leben anderer so angenehm gestalten, und wenn er seine ersten großen und glücklichen Spekulationen vor zehn Jahre» nicht auf die Mitgift seiner Frau gegründet hätte, wäre ihm vielleicht au^diese Frau mehr Last als Gemütserleichterung geworden. So aber war nichts zu sagen, er trug seiner Schuldigkeit Henrietten gegcnicher Rechnung und überschüttete sie mit allen irdischen Gütern, Wohlleben und Glanz, wie sie sich nur eine steinreiche Bankiersfrau wünschen durfte. Diesem ehrbaren und glücklichen Ehegatten war nur eine Sache unbekannt. Nämlich Auge oder Empfinden für das körperlich Schöne der Fr am Die Sprache der Liebe war für ihn ein fremdes Idiom, und er hielt auch nicht mehr von ihr, als, sagen wir, vom Esperanto, dem man muh nur von oben herab zugestehen mag, daß es eine Weltsprache ist. Doch wie dem auch sei. Ligeti war einer jener Blinden, die nie Farben gesehen, und glaubte also auch nicht an solche. Rach Hexen aber, die es nicht gibt, soll nicht gefragt werden. Und da er mich ihnen nicht einmal in Gedanken fragte, hatten die unverbesserlichen Hexen sein in geschäftlicher Arbeit und auf der Bahn ineinandergreifender Spekulatio nen dohinfahrendes Leben tatsächlich nie gestört. Einen einzigen, sonderbaren Fall ausgenommen. Dos Ehepaar Lkgeti hatte, wie sonst schon so oft, der Premidre irgendeiner Operette aus ihrer Loge bei- gewohnt. Nach dem Theater kehrten sie heim, um zu Abend zu essen, und der Gatte, weiß Gott wes halb, hatte während diese« zu Zweien verzehrten Mahle« da« Geschmacksempfinden für oll« Speisen verloren. .Ernst, was fehlt dir?* fragte seine Frau wieder- holt, denn au ihrem Gatten war tatsächlich ein müder, gelangweilter Zug zu bemerken. Ueberdruß oder dergleichen. Aber, Gott, wovon? Ligeti ant- wartete auswetchend. .Nicht», meine Liebe. Er scheint, ich habe mir den Magen verdorben. Um ihn zu verbessern, ließ er eine Flasche schweren Rot- weine» offnen. Don diesem trank er zwei Gläser. Dann legte er sich schlafend und diktierte an diesem Abend kaum mehr al» zwei, drei Wort«, so rasch schlief er ein. Der schwer« Rotwein hatte sein« Wirkung getan. Er schlief fast bi» halb neun Uhr morgen». Data» schlug er die Augen auf, ober war er im Moment de« Aufwachen« empfand, war. über aus sonderbar. »Mein Gott, was habe ich nur ge träumt?* Hierauf wußte er keine Antwort mehr. Rur eine« wär gewiß, daß er etwa« sehr, sehr Süße« geträumt haben mußte. In der nächsten Minute kleidet« er sich bereit« an. Fort d«nit, e» gibt keine Hexen! Und al« er nach ein« in «le, aber mit «n» so besserem Appetit verzehrLen Frühstück präzi« neu» Uhr morgen» in da» Vorzimmer de, Direktion«»» mes trat, schien e», al» ob da» blasse Gesicht der blutarmen Stenotypistin Amelie Birnbaum für einen Augenblick evglM wär«. Daun, auf da» Nuten de» Bankier«, brachte st, ihm da» Porlograunn vom letzten Abend: — Berliner Telephon... Gras Sard, Besprechung..., — überflog Ligeti da» ganze Ma terial mit einem Blick, uud da er die Notiz«, -ar zu dürftig fand, blickte er da» verlegen dastehende magere Mädchen fragend mir „Rar k UM, HE» lein? Sonst war nicht»?* Da» Mädchen errötet« wieder bi« an den Hals. .Denn Herr Direktor be fahlen', sagte sie in eine» Ton, al« ob st« ataau aut- scheidend«, AWWM.chWMMWPfi -M«» sie au« de« Vorzimmer ein -weite» Blatt Panier gebracht, und e» wie ein Urteil vor den Bankier hin- legend, schlüpft« ste mit der rätselhaften Bemerkung: .Da» ist da» Original, aber sch dachte...' au» dem Saale. Ligeti starrte auf d» ursprüngliche Parlo- aramm. Darauf waren folgende Schlagwörter zu nssen: Berliner Telephon:... Graf Sardy Bespre- chung... ammombrohmbohum warum nicht du Süße geneghemnodran Amelie Birnbaum. Birnbaum darf ich? Ich komme in Ihre Garderobe vcrmom- trahamschlagumm gestasimmammamm Liebe... Der Bankier stützte den Kopf in di« Hände und starrte die wirre Maschinenschrift an. »Ist diese« Mädchen von Sinnen?' ein Gedanke dieser Art rang sich noch langer Reglosigkeit in seinem Gehirn empor. Kurz darauf huschte ein Lächeln um seine Mundwinkel. Freilich, die Operette gestern... im Ehor gab'» phänomenale Frauenzimmer ... Und im nächsten Augenblick batte er der nun schon mit spähendem Bßick hereingleitendrn Amelie geläutet: Diese» Gestammel hier, Fraulein, will qe- wiß bedeuten, daß ich dieses eine Mal zufällig im Traume gesprochen habe. Und mit strenger Miene fügt« er hinzu: Ich weise Ihnen tausend Kronen alg Schmerzensgeld für den Traum'an, und morgen früh erhalten Sie eine andere Einteilung... Vie zweite ttarte Don Aur? Bei Bienemayers war es mal wieder sehr stür- misch hergegangen. Jetzt lief Herr Adrian aufgeregt im Zimmer aus und nieder, während sein Freund Philipp am Tisch saß und vergeblich versuchte, sich mit seinem eben gekauften Apparat eine Zigarette zn drehen. »Nein, ich hab' es endlich satt,' sagte Philipp, „jeden Tag dieselbe Geschichte. Ihr seid nun vierzehn Tage verheiratet und jeden Abend laßt ihr mich rufen, um eure Ehe einzurenkeu. Ich Hobe doch schließlich noch 'neu kleinen Nebenberuf." „Ich weiß," sagte Adrian, „ich weiß. Setz dich. wirft, daun reiße ich den Vorhang zurück, und di« Scheidung ist gemacht.' Damit eilte er davon, sein liebe» Weib zu holen. Philipp fühlt« pch hinter tum Vorhang sehr un- behaglich. Harte Gc^enstande hatte Adrian gesagt. Wenn ste nun mit Aschbechern noch dem Vorhang warf? Frauen waren ost unberechenbar. Jedenfalls wollte er vor seinem Tod noch «ine Zigarette rauchen.' „Adrian!' rief er, „reich mir doch mol meine Maschine.' Aber der war schon in weiter Ferne. Schnell trat Philipp hinter dem Vorhang ins Zimmer und nahm vom Tisch den Apparat. Zn diesem Augenblick trat Frau Alire in» Zimmer. Rasch ging sie auf ihn «r und brückte ihm beide Hande. Sie freute sich, ihn hier zu finden und er- zählte ibm, der am liebsten fortgelansen wäre, noch einmal die ganz« Geschichte. „Ich wäre so schrecklich gern zu diesem Tanzabend gegangen, aber . . . .' ..... er hat nur ein« Karte,' vollendete Philipp, der sich wegen dieser Dummheit ohrfeigen konnte. „Woher wissen Eie?" fragte Alice schnell. „Ach — ich dachte nur. Wenn Adrian zwei Karten hätte, würden Sie doch mitgehen können.' Jetzt hörte man Schritte. Herr Bieuemayer nahte. Philipp, der keine Zeit mehr hatte, hinter den Vor- Hang zu springen, kroch unter den Schreibtisch. Und nun spielte sich eine wunderschöne häusliche Szene ab zwischen diesen beiden Menschen, die sich so furcht- bar liebten und daher so furchtbar zankten. Sie gipfelte diesmal darin, daß Fran Aliee ihrem Mann vorwarf, er verdiene nicht genug. Darauf aber hatte Herr Bienemayer nur gewartet. „Das ist di« Höhe," rief er, „ich verdien« zu wenig. Besteht überhaupt die Möglichkeit, mehr zu verdienen? Philipp, wie ist der Tarif?' Mit einem mächtigen Satz sprang er zum Bor- Hang und riß ihn zurück. Aber der Vorhang war leer. Adrian stand wie angewurzelt. Er hatte ihn doch vorhin persönlich dahin gestellt. Als er sich nm drehte, saß Philipp mitten im Zimmer auf dein Tisch und steckte gerade die Maschine in die Tasche, da er sie nun endgültig kaputt gemacht hatte. „l« es vakr?? krtulaia Visier roll viavm ge- ri« Kat ikrow ürtutigaw ,vas I,vdea' »uocksu «laugen 仫 I,vdeu gssekeakt Kakaugesodoalrkk- 1-kr. < 6er dsUedt«, AovswsükriN ,,v« ist avu »modle»«.) Zigarette? Ach so, du bist Selbsthersteller. Aber heute ist es das letzte Mal.' „Das hast du am ersten Tag auch schon gesagt.' „Gewiß, ich weiß. Setz dich, aber heute fit es positiv das letzte Mal. In Zukunft kommst du zu mir allein.' „Scheiden?' fragte Philipp lakonisch. „Jawohl!" rief Adrian so energisch, daß jener den ganzen Tobak verschüttete. „Ich bin kein Rechtsanwalt,' meinte Philipp und probierte weiter an seiner Maschine. „Ist auch gar nicht nötig, heute brauche ich nur einen Zeugen.' » Philipp sah erstaunt auf. „Wie? Auf der Stelle? Ich bin aber gar nicht angezogen.' „Bischt nichts,' sagte Herr Bienemayer, „du kennst die Verhältnisse, kennst meine Frau, di« bei jeder Gelegenheit eine Szene macht. Paß auf! Ich bekomm« heut« morgen eine Karte zur Besprechung de» heutigen Tanzabend» der Marion Klimax. Sonst bekommt man ja immer zwei Karten, aber heute er- hielt ich nur eine. Das kann doch vorkommen, nicht wahr?' Philipp fing an zu begreifen. Er nickte, während er bemüht war, die Maschine wieder aufzubekommen. „Ich war weiter nicht böse darüber, denn meine Frau macht sich au» diesen Sachen nicht«. Deetho- ven — ja, aber Tänzerin? Ra, und was soll ich dir sagen? Ausgerechnet heut« will sie mit! Und das schönste, sie glaubt e» mir nicht.' „Was? Daß du htngehst?' „Nein, daß ich nur ein« Kart« Hobe!' „Ra, du hast doch auch zweil' „Pst! Richt so laut,' flüsterte Adrian, „natürlich hab« ich zwei Karten gehabt, aber du weißt doch von früher, meine Geschichte mit der kleinen Marion. Auf jeden Fäll muß ich allein gehen. Auch möchte ich sie einen Augenblick allein sprechen. Man hat doch so keine Erinnerungen.' Philipp nickt« ernsthaft. „Erinnerungen, natürlich. Jeder nennt »«, wie «r kann. Aber wenn dein« Frau unbedingt mitgehen will „Sa geht picht,' sagte Adrian, „da ich di« zweite Korte verbrannt Hobe.' Philipp grübelte über keiner Aigarettenmaschin«, mit der er sich in den Finger gezwickt hatte, und murmelte etwa» von Ausweg. „Kein Ausweg!" sagt« Herr Bienemayer energisch ^R»rg« ist doch wieder daachlb« Thmcker ko«. Paß „Run, was sagen Sie dazu?' meinte Frau Alic« triumphierend. Philipp meinte, die Höflichkeit verbiete ihm, sich näher zu äußern, aber sachlich müsse er bemerken, daß Frau Aliee ihren Mann zu jeder Veranstaltung lassen müsse, die er M kritisieren habe. „Siehst du?' sagte Adrian, der wieder Boden unter den Füßen gewann. «Habe ich dich je gehindert?' widersprach st«. Wenn aber Adrion zwei Karten hab«, müsse er natürlich seine Frau mitnehmen. „Siehst du?' sagte Frau Aki«. Aber Adrian verschanzte sich dahinter, daß er leider nur eine Karte habe. Philipp wußte Rat. Er habe ganz zufällig, bemerkte er, ebenfalls eine Karte M dem Tanzabend bei sich und stelle sie natürlich mit Vergnügen zur Verfügung. Adrian glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, al« er diese Mär vernahm. Angstschweiß stand auf seiner Stirn, und die Augen traten weit au« ihren Höhlen, al« er tatsächlich den Freund, den er zu ollen Teufeln wünschte, eine Karte au« der Lasche nehme« sah. Mit einem Blick, der jeden Panzer glatt zermalmt hatte, und mit schnell gemachter Lustigkeit rief er: „Dos ist ja famos, ganz famos ist das. Mach' dich fettig, Alice, damit wir nicht zu spät kommen.' „Alice aber wandte sich langsam zur Tür und sagte mit einem Blick unendlicher Verachtung: „Hast du wirklich gegelaubt, daß ich mir die elende Hopserei anfehen würde? Du könntest längst wissen, daß mir so etwa« viel zu langweilig ist. Aus Wiedersehen, Herr Philipp, und viel Vergnügen bei der Schon- peitstäuzerin.' „So find die Frauen,' sagte Philipp zu Adrian, der vor Staunen kein Wort hervorbracht«, „wenn nicht» da ist, wollen sie alle» hab«, und wenn ste » kriegen können, ist'« ihnen zu langweilig. An dem Streit aber bist du schuld, weil du nicht imstande warst, ihr zu beweis«, «an auch zwei Karten haben kann, wenn man «tu.' „Du hast leicht reden,' «eint« Adria», der sich langsam wieder erkalte, „ich hatte «eine Karte ver brannt, aber du hattest «ine zweite.' „Irrtum,' sagt« Phitipp, „die ich euch zeiate, «ar deine Karte! Ich nahm ste vorhin «« Lisch und steckte fie ein.' Herr Bienemayer mußte lange Nachdenken, bi» er da» verstanden, dann aber lachte er kaut und kräftig. „Da» ist ja glänzend. Und darauf ist fie rein- gefallen?* „Ra, du dach auch!' .Ich auch, natürlich. Dom» Hab« wir »k?o kn Wirklichkeit . . . .' . „Rur eine Kart»!' .Richt so laut! Wenn sie das hott, will sta doch noch mit. Es ist nur gut, daß Alice nicht ahnt, vor heute abend dort tanzt." Damit eilte er davon. Philipp suchte nach seinem Hut. Da erschien Frau Bienemayer in Hut und Mantel. „In Abendtoilette?' frag« er erstaunt. „Wo gehen Sie hin?' „Wohin ich gehe?' lächelte Frau Alice. „Zu dem Tanzabend der Matton Klimar. Ich hob« mir «chi- zeitig eine zweit« Karte besorgt. Mein Mann könnte sich einsam fühlen. Zannq, das Lubar oder Lächerliches Mißgeschick Don Am« SStt Zwischen Konstanz und Hamburg gibt es viel« Eisenbahnstationen. Große, kleinere und ganz klein«, und stas ist mir ganz lieb-, denn dem allzu neu- gierigen Leser, der dieser Geschichte nachspüren wollt«, die aus einem der kleinsten Statiönchen zwischen den genannten Städten passiert ist, würde so das Hand werk einigermaßen erschwert, das doch nur einem braven Mann die Verlegenheit vergrößern müßte, davon er schon mehr als genug gehabt hat. Der Herr Erveditor also der Haltestelle, voa der die Rede ist, oder nicht ist, betreibt zu seine« Stutzen oder Pläsier, oder zu beidem, eine kleine Landwirt schaft neben seinem Amte, obzwar man heutzutage (IkVlO) sagen muß, daß es lvider Gottes weder mit dem Nutzen, noch mit dem Pläsier in der so löb lichen Landwirtschaft weit her ist. Sein Viehbestand ist nicht groß; denn außer einigen Hasen, die uns weiter nichts ongehen, be sitzt er nur eine Geiß, die es dafür um so mehr tut, eine Geiß, deren halber Liter täglicher Eutersaft zur notwendigen Aufklärung des dunkeln Morgen- tranks der Expeditionsleute dient, ob es nun 0er werktägliche Kneipp oder der sonntägliche Java ist. Aber dies sonst so nützliche Vieh, vertrust, wie die Geißen mmntpual sein können, hat nur die per sönliche Eigentümlichkeit, daß es sich von einer Person seines eigenen Gescklefistes melken lassen will, also von einer Frau. Und zwar besorgt dies kleine Geschäft, in EnnangeVung eines andern weib lichen Wesens, die Frau Expeditor selbst. Nur war dieselbe neulich einmal mit dem Früh zuge auf den Markt nach O . . . . gefahren, und der Herr Expeditor mußte seinen Kaffee selber machen, was er an sich nicht gerade ungern tat; denn so kam er wieder einmal zu einem cxtrastarken aus echten Bohnen. Den Malzkaffes, sagt er immer, „kueivt" er nämlich lieber nn Bräusttkbel. Zn seinem Nlorgenkaffee gehörte aber, das war er ba?t schon so gewöhnt, seine Geißeumilch. und wohl oder übel mußte er sich entschließen, die Fanny heut' selber zu! melken. Mer vergebliche Mühe. Das Luder «ar und blieb, er mochte streichel» «md schuieichcl«, oder fluchen und prügeln, ein viel zu charakterfeste» Frauttizimmer, ein .Ntnster', was sogar der er boste Expeditor zu wiederholten Malen anerkannte. Endlich^ al« er von diesem hartnäckigen Wider stande schon die Belagerung anfneben und groll«nd abziehen wollte, wie Wallenstein von Stralsund, kam ihm noch ein genialer Gedanke, eine seine Kriegs- I-st: er ging hin, zog einen Rock und eine Jacke von seiner Fra« cm, setzte eine Haube von ihr auf und kam hoffnungsvoll wieder. Und richtig, er hatte sich nicht getansäst, Fanny war zwar charakterfest, ad»r dumm, geduldig ließ sie sich jetzt melken. Aber siehe do, mitten im besten Alge, wie di« Milch in melo dischem Takte in den Topf rauschte und so appetit lich drin schäumte und dampfte, da pfiff der Halb- achtuhrzug. Im Aerger und Eifer es Melkgeschints hatte der Unglückselige nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Entsetzt sprang er auf, stürzte Hals über Kopf ins Bureau, an den Apparats gab die dienstlichen Signale, riß die Haube vom Kopf und wollte aus seinen Weiberkleidern schlüpfen. Aber, o Schreck, er hatte zu gut genestelt und geknüpft, mrd seine fieberhaft arbeitenden Finger verwirtten durch Zerren und Zappeln mehr, al« -aß sie lssprn. Näher und näher rauscht und rast der.Zug schan knirschen die Bremsen, und keine Rettung au- d« Verwicklung möglich! ' Verzweifelt stülpt der unglücklich« Expeditor die Dienstmütze auf den Kopf und springt, flammende Scham im Gesicht und vernichtende im Httzen, auf seinen Posten auf dem Bahnsteig. In Gottrsnamen, denkt er, kesser sich ch blamtt» ren, al» den Dienst verlieren. Was weiter geschah, mag sich jeder geschalt» Leser selbst an die Wand malen. Jeden falls, so lange der «isärne Strang von Konstanz nach Pa», bürg an Dingskirchen vostbeizieht und da» Dampf- roß darauf landauf, lbndob rennt, und «VW m noch tausend Jahr« so fottmacht, bi« es den Atem verliert, so Hefter wt« an däm Loge ist mich n-' „ein« Minute Aufenthalt' verlaufen und kann «» nie mehr tun. Die Reifenden sprengten schier die Wogemväird« auseinander und quetschten sich zu den Fenstern hinaus, um den Jux zu sehän. Un selbst der gestrenge Bahninspektor, der ein paar Tage darauf den Herrn Expeditor wagen der Ge schichte in. Gebet nahm, lehnte sich behaglich lächelnd im Stuhl zurück und sagte tröstliche „Schon gut, schon gut, Herr Expeditor! — P«ch Pech! Kuriose» Pech! Aber ein andermal . . .' Der Herr Expeditor ober, der ihm schamrot gegenüberstand, fiel ihm ins Wort: „V N?r Instrektor, wo« dar betrifft — das Luder ist Aon so gut wie au» dem Haus. Ich häb' sie de» Bann- Wärter Schnäbele verkauft. Heut' «argen Jokt »r fie.'