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Achtzehntes Concer t im Saale des Gewandhauses, Donnerstags, am i8 tcn Februar, i 8 i 3. Erster T h e i l. Ouvertüre von V. Righim. Dritter Aufzug der Oper: Iphigenia in Tauris, V- Ritter Gluck Iphigenia. Nun wohl, so sey es dann! Das Leiden, das uns drückt, erfahr’ Electra, meine Schwester! Dem Tode wird ein Opfer so ent rissen ; befriediget wird so mein Herz und euer Wunsch. Wen Unglück trifft, der kann nicht grausam seyn! Für einen dieser Fremdlinge, die unser schreckliches Gesetz dem Tode weih’t, empfind’ ich itzt, was ich noch nie gefühlt. Vereint ist ihm mein Herz durch ein geheimes Band. In seinem Alter war Orestes. Sein Bildniss ruft der arme Fremdling mir zurück; beseelet war auch Er von solchem edlen Stolz. Arie. Ewig werd’ ich sein gedenken, sein, den ich so früh verlor! Ach, sein Bildniss schwebt mir vor, meinem Herzen Trost zu schenken. Welch ein Traum ist diesem gleich! Aber schon enteilt er wieder; Arme! nur im Schattenreich siehest du den Freund, den Bruder wieder. Orest (zu Pylades.) O, unverhofftes Glück! So hab’ ich noch einmal in meinen Armen Dich! Pylades. Mein Loos ist minder hart, da dich mein Auge wieder sieht! Iphigenia (für sich.) Welch eine bange Quaal wirkt das in meinem Herzen! (zu Orest und Pylades.) Ihr sehet mich in Thränen, sie hemmen kann ich nicht. Ach, wer, wer bliebe kalt bei dieser Trauerscene! Warf auch das Schicksal uns zu wilden Scythen hin; das Leben gab uns einst ein sanfter Himmelsstrich, und Grazien gebar uns. Pylades. So werden Griechen dann durch eine Griechin sterben! Iphigenia. Gewiss, ich gäbe gern, euch zu be- frei’n, mein Leben! Doch, Thoas fordertBlut; mit wilder Tyrannei vermehrt er noch die Quaal, die er bereitet, wenn ich die Band’ euch beiden lösen will.