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Weltchronik Wintersport und Winterkuren Bon 05 Uss. HeNw»I»IwIm«r Cs ist »ich! nur „Mode", daß vi«le Menschen im Winter die Winterkurorte aufsuchen, — gleichgültig, ob sie auf Wochen in die eigentlichen Kurorte gehen oder nur über den Sonntag ein geeignete« Schnee gelände aussuchen. Die Erkenntnis des Guten, das sich dort der Gesundheit bietet, führt sie dorthin. Dir Benützung der Winterkurorte zu gesundheitlichen Zwecken hat sich Hand in Hand mit ^r Entwicklung des Wintersportes ongebahnt. Früher bedeutete der Winter eine dunkle Jahreszeit, die fern von Sonne und Freiluft in das Zimmer bannte. Nur Schlitt schuhlaufen und Schlittenpartien öffneten ein un genügendes Fenster ins Freie. Da» hat sich gründlich geändert. Die entscheidende Aenderung trat ein, als Rodeln und vor allein Skifahren die winterliche Natur recht eigentlich erst erschlossen haben. Es zeigte sich der günstige Einstich der Pcrbindung von Winterluft und Sport auf den Körper. In immer größerem Umfang wurden die guten Eigenschaften des winterlichen Klima» auch der Krankenbohandlung zugänglich ge macht. Diese Entwicklung brachte es mit sich, daß die gleichen Orte häufig gleichzeitig Kurorte und Haupt sportplätze sind. Die gesundheitlichen Vorteile der Winterkurorte hängen von verschiedenen Bedingungen ab. Die Höhenlage spielt eine beachtenswerte Rolle. Für manche Kranke ist der Hochgebirgsaufentkglt, also in Höhen über 1000 Meter, von Notwendigkeit, bei anderen ist Aufenthalt in mittleren Höhen vorzu ziehen oder wenigstens ein« gwischenkur in mittlerer Höhenlage vorauszuschicken. Denn die jäh« Ver setzung aus der Tiefebene in grotze Höhe n, di« vielen Menschen ausgezeichnet bekommt, wird von anderen nicht ohne Beschwerden vertragen. Die staub- und keimfreie Luft in den Winttrkur- orten bedeutet einen Born der Gesundung für die A t m u n g s o r g a n e. Geschützte Lage, namentlich gegen rauhe Nordwinde, ist notwendig, ebenso Frei sein von Nebelbildung. Lange Anwesenheit der Schneedecke bedingt gleichmäßig« Gestaltung der Luft feuchtigkeit. Die wichtig« Sonnenwirkung wird durch Reflexion von Berghängen und Schnee feldern bedeutend gesteigert. Nasche Bräunung und Steigerung des gesamten Stoffwechsels sind die Folge. Das seelische Moment wird durch die leuch- tende Verbindung von Sonne und Schnee und blauem Himmel begünstigt. Die Ablenkung von grauen All tagsgedanken, von ängstlichen Nervositäten, wirb durch Beschäftigung mit Wintersport gefordert. Für nervöse, neurasthenische Leute, die zur Kur ins win- terliche Gebirge gehen, gibt es kaum Besseres, al» gleichzeitige sportliche Betätigung: sie gibt durch da» Gefühl wachsender Leistungsfähigkeit Mut und Vertrauen auf die gesunde Grundlage de« eigenen Körpers. Natürlich ist hier langsames Training Bedingung, wie beim Ekifahren allmähliche Steigerung der Leistungen überhaupt onzustreben ist. Bei Ski touren ist man an die Erreichung eines bestimmten Zieles gebunden. Das verleitet zu Ueberanstrengung des Herzens, wenn nicht von vornherein bewußt auf die wirkliche Leistungsmöglichkeit Rücksicht genommen wird. Bei Außerachtlassung solcher Rücksichtnahme können Skifahrten zu außergewöhnlich großer Ueber- dchnung des Herzens führen, di« sich nicht immer restlos zurückbildet. Vernünftig« Steigerung der Anforderungen, rechtzeitiges Ausruhen werden vor solcher Herzschädigung bewahren. Die Temperaturunterschiede, denen der Wintersportler ausgesetzt ist, sind gewaltig. Dem Skisahrer und winterlichen Bergsteiger wird es — insolge der angestrengten Muskeltätigkeit — bekannt lich ganz besonders heiß. Kälte ist anderseits da« umgebende Element. So ist sachgemäße Klei- düng ein« Notwendigkeit für Behagen und Gesund bleiben, eine Kleidung, die warm ist, aber bequem crleichtert werden kann. Neuere Untersuchungen an Skifahrern, die in den Schweizer Bergen vorgenommen wurden, haben ge zeigt, daß bei nicht trainierten Skifahrcrn, die an einem anstrengenden Skirennen teilgenommen hatten, Eiweiß im Harn ausgetreten ist. E« handelt sich hier um eie vorübergehende Nierenschäd'gung, wie sie. sich bei Ringern, Rennfahrern und Schwimmern findet. Es handelt sich um eine vorübergehende Eiweißausscheidung, die nicht in eine echte Nieren- erkrankunq übergeht. Immerhin könnten sich bei be stimmten Eigenschaften der Körperbesck>assenhe-.r, dauernder Schwäch« usw. Nierenv«. Linderungen dauernd«! Art einstellen. E« zeigt sich hier jeden falls, wie wichtig ein methodisches Training nicht nur für di« sportliche Leistungsfähigkeit und Leistung, sondern vor allem für die Gesundheit des Sport ¬ treibenden ist. Denn noch andauerndem Training kam es nicht zu solcher Eiweißausscheidung. Wtnterkuren haben, wie di« eigentlichen Bade- kuren, ihre bestimmt« Krankheitsindikation. De pressionszustände, wie sie ost mit Ueber- arbeitung, Uebersorgung zusammenhängen, un faßbare nervöse Beschwerden werden rasch vorzüglich beeinflußt. Freilich muß auch die nervösmachende Sorge zu Hause gelassen werden, sonst nützt aller Schnee und alle Winterluft oft nicht. Weitere Krankheitsanzcigen für Winterkuren bilden Rekon- valeszenz nach schwerer Krankheit, Blutarmut und Bleichsucht, Stoffwechselkrankheiten (bei denen gleich zeitig richtige Kost cinzuhalten ist), ferner Rhachitis, Basedowsche Krankheit, nervöse Herzbeschwerden. Für Erkrankungen der Atmungsorgane, von der Nr.se bi» zur Lunge, bildet oft kurzer Aufenthalt in einem Winterkurort Grundlage zu völliger Heilung. Wer in der Stadt unaufhörlich an Schnupfen und Katarrh leidet, wird zuweilen durch einen Tag Aufenthalt im winterlichen Gebirge gesund. Die Lungen tuberkulose kann unter Umständen unter dem Girrfluß winterlicher Liegekuren, namentlich in alpiner Lage, in verhältnismäßig kurzer geil aus heilen. Bei der Frage, ob Hochgebirge oder mitt lere Höhenlage für eine Winterkur in Betracht kommt, ist ärztlicher Rat vielfach nicht zu entbehren. Denn manche Erkrankungen des Herzen« beispiel», weise und der Gefäße (nicht ausgeglichene, »dc- lompensierte' Herzklavnonsehler, Herzmuskelcrkran- kunaen, fortgeschrittene Arteriosklerose) sind für das Hochgebirge nicht geeignet, während sie von winter lichen Kuren in niedrigerer Lage günstig beeinflußt werden. Hier werden dem Körper Anstrengungen er- spart, die allein mit der höheren Ortslag« verknüpft sind, und dte im gegebenen Fall eine unnötige und unerwünschte Belastung bedeuten. Schieberrazzia am Leipziger Hauptbahnhof Eine unangenehme Uoberraschung bereitete die Kriminalpolizei den lichtscheuen Elementen, die sich alltäglich in der Gegend des Hauptbahnhofcs, der Börse und in den nach dem Brühl führenden Straßen herumtreiben. Gestern, Mittwoch, in der zwölften Mittagsstunde, rückte ein größeres Sipoaufgebot mit zwei Lastkraftwagen an. Die Landespolizisten sperrten den Platz und die zum Brühl führenden Straßen und Passagen ab, und die Jagd begann. Das Ergebnis der Razzia war ein über alles Erwarten günstiges. Aus Haussturen, Wirtschaften und Kaffeehäusern wurden eine große Anzahl Personen herausyeholt und auf die Autos verladen. Meist waren es funge, arbeitslose Burschen, die bei einem schwunghaften Handel mit Devisen und Waren aller Art betroffen wurden. In den Lokalen mußten sich die Gäste eine Untersuchung ge fallen lassen. Jeder, der sich nicht ausweisen konnte öder der im Besitz von ausländischen Geldsorten betroffen wurde, mußte den Weg zur Wächterstraße antreten. Die beiden Lastautos konnten kaum die Zahl der Festgenommenen fasten. Labe einer fidelen Rächt Leipzig, 12. Dezember. Am Mittwoch früh ging wie ein Lauf- feuer vurch die Gerberstrahe Vie Kunde, vah sich im Lause Nummer 14 ein blutiges Eifersuchtsdrama abgespielt habe. Man wollte wissen, vah der in genanntem Grundstück wohnende Gisenbahnbeamte Görliher seine 2« Jahre alte Krau Elsa au- dem Fenster gestürzt habe, nachdem er sie bet seiner Heimkehr vom Dienst in Ge- sellschaft eines KreundeS angetroffe« hätte. Die Polizei wuvde benachrichtigt. An den Der hysterische Mensch Bon vr. pankuuü Da kommt ein Mensch in die Sprechstunde. Er klagt über Schmerze» im rechten Bein, die ihn am Gehen hindern. Er hat schwere Kopfschmerzen, di« ihn nicht schlafen lassen. Ueber seinem Gesicht liegt ein Ausdruck des Leidens. Er wird untersucht, gründlich untersucht. Man findet . . . nichts. Ein Simulant? Nein — ein Kranker, einer, der tatsächlich leidet, obwohl ihm ..nichts fehlt'. Der Mann hat tatsächlich Schmerzen; er kann tatsächlich nicht gehen, und er ist krank durch — eine Vorstellung. Ein sonderbarer Gedanke: Wie kann jemand durch eine Vorstellung krank werden? Nun — dte S«ele hat Einfluß auf den Körper. Sind Sie schon einmal vor Schrecken erblaßt? Hat Ihnen schon einmal das Herz vor Freude geklopft? Haben Sie schon jemanden vor Aufregung ohnmächtig wer- den sehen? Sie sind sogar selbst . . . nun, dann wissen Sie, wir der Mann krank geworden ist. Die Seele hat den Körper krank gemacht. Unser Patient hat da» Unglück gehabt, mit einem „hysterischen Charakter' auf die Welt zu kommen. Wae ist ein hysterischer Charakter? Er gehört zu den Dingen, die man leichter fühlt alo beschreibt. Man hat versucht, ihn so zu definieren: »Anstatt sich mit den ihr gegebenen Lebensmöglichkriten zu be scheiden, hat die hysterische Persönlichkeit da» Be- dürfnts, vor sich und andern mehr zu erscheinen, al» ne ist, mehr zu erleben, al» sie erlebenefähig ist.' Da» ist, wenn man will, beinahe so allgemein menschlich, daß man versucht ist, an der Krankhaftig keit eine» solchen Zustandes zu zweifeln. Wenn man aber dazu halt, daß der Hysteriker ein so schwankende» stabiles) Nervensystem hat, daß er jeder Suggestion, lomme sie von ihm selber oder von anderen, in viel höherem Maße ausgesetzt ist al» der »Normale', daß er infolgedessen in jedem Moment (je nach der Sugg«stion»wirkung) ein »anderer Mensch' ist (vulaäx au«gedrückt: unwahrhaftig und ein Schauspieler ist), daß er infolgedessen ein so reiche» Phantasieleben führt, daß er dem wirklichen Leben argenaver oft ver- sagt, daß er infolgedessen sehr viel, was er erleben mochte, Ruhm, Beachtung, Mittelpunktsstellung, In teresse, n i e erlebt, so ist all die» zusammen eben doch «in« Krankhttt. E» wäre falsch, da» Wort »hysterisch', wie cs leider oft geschieht, al» Werturteil zu gebrauchen. Denn gerade dieser Zug der Hysteriker, etwas leisten und etwas sein zu wollen, ist in dem Augenblick «in Vor zug, wo der Hysteriker ein Arbeitsfeld findet, dos ihn zu befriedigen vermag. Literatur und Kunst, neue politische und sozial« Strömungen wimmeln von Hysterikern, die Kinderstube, irgendwelche Kranken- pfloaetätigkeit, diese und jene schwer« und aufopfernde Beschäftigung mag vielen hysterischen Charaktern dir ersehnte Beachtung, das ersehnte Erleben bringen. Man kann sogar sagen, daß die Welt arm wäre, wenn sie keine Hysteriker hätte, um so mehr, als die Hysteriker oft eine außergewöhnliche Intelligenz be- sitzen. »Krank' wird der Hysteriker erst, wenn ihm dieses »Deachtungsfeld' fehlt. Kann er schon nicht bewundert werden, so möchte er wenigstens durch da« ihm zugewandte Mitleid in den Mittelpunkt de» Interesse» kommen. Und nun wird er krank, genau wie ein Mensch errötet. Er stellt sich vor, krank werden zu müssen und ... er wird krank. Die Seele ist stärker al» der Körper. E» wäre falsch zu sagen, er will krank werden. Sehr oft sogar wird er krank aus Anast vor dem Krankwerden, genau so wie wir von einem 20 Zentimeter breiten Brett, da» wir für gewöhnlich, ohne zu schwanken, be- gehen könnten, beruntersteigen würden, wenn es sich in dv Meter Höh« über dem Erdboden in freier Lust befände. Auch wir würden stürzen au» Angst zu stürzen, au« der Vorstellung, stürzen zu müssen. Und nun entfaltet sich eine Vielfältigkeit von Krank heiten: Lähmungen, Neurasthenie, Krämpfe, Sprach verlust, Magenleiden, ja e« sind sogar Fälle bekannt, wo Frauen eine .nervöse' Schwangerschaft mit allen Symptomen, nur — ohne Kind durchmachten. Und wie kann man solchen Menschen helfen? Da durch, daß man ihnen Erfüllung, Lebensaufgabe, Be achtung verschafft und ihnen so den »Weg zur Gesund, heit' bahnt. Hier muß der Nervenarzt einfetzen, hier liegt sein« ungeheure soizale Aufgabe. Denn man braucht nur noch hinzuzufügen, daß auch andere Bor stellungen al» di« de» «Erleben»', z. B. di« wohlver- ständllche Furcht vor dem Schützengraben, da» Stre ben nach einer Krieg»- oder Inoalidität»r«nte krank machen können, um die Notwendigkeit de» künftigen Gebiet» einer »sozialen Psychiatrie' «inzu- sehen, da» Kraepelin, der Nestor der deutschen Psychi atrie, in -iner seiner letzt--« Arbeiten angeregt hat. j vouoerntsg, ck«a IS. veremder frühesten Morgenstunden traf di« Mord kommission ein, der Befund wurd« aus genommen, GSrlttzer sestarrrornmen. Wie bisher ermittelt »erden korrnte, handelt es fich nicht um ein Verbrechen, sondern um eine« höchst bedauer- liche« Unalücksfall. Görlitzer hatte am Dienstag Besuch von einem Großsteinberger Bekannten bekommen. Ain Abend setzten sich die Freunde mit der jungen Frau zu sammen und feierten das Zusammensein nur reich lichen Mengen Alkohol. Görlitzer brachte dann den Freund zur Bahn. Auf dem Heimweg hatte er einen Zusammenstoß mit der Polizei und wurde nach der 8. Polizeiwache ge bracht. Bei seiner Festnahme leistete der Trunkene heftigen Widerstand. Später wurde er nach Hause entlassen. Beim Ueberschreiten de» Hofe» stolperte Görlitzer über einen im Wege liegenden Gegenstand. Er erkannte seine Frau. Alle» Rütteln und Schütteln war vergebens. Frau Elsa gab kein Lebenszeichen von sich. Die Bedauernswerte hatte einen schweren Schädelbruch erlitten und war allen Anzeichen nach aus dem Fenster ihrer im zweiten Stockwerk ge legenen Wohnung gestürzt. Anscheinend ist die junge Frau nochmals von einem Unwohlsein befallen worden und hat sich, um frische Luft zu schöpfen, aus dem Fenster gebeugt. Es muß angenommen werden, daß sie hierbe. das Gleichgewicht verloren hat und aus dem sehr weit auf den Fußboden herunterreichenden Fenster in den Hof gestürzt ist. Elf Oelgemälde verwüstet. In die Leipziger Kunsthandlung Pernitzsch, Eoethestraße 6, sind in der Nacht Einbrecher von der Hofseite her ein gedrungen. Sie zerstörten im Ausstellungsraum durch Messerstiche 11 wertvolle Oelgemälde vckannter deutscher Künstler, darunter Werke von Professor Ak«If Hertel, Prof. G. Dehn, und verließen die Kunsthandlung wieder, ohne etwas mitzunehmen. Es dürfte sich um einen Racheakt handeln Ein brennender Straßenbahnwagen. Mittwoch nachmittag geriet in der Nähe des Leipziger Rat hauses ein Wagen der Linie 2 in Brand. Dank der umsichtigen Maßnahmen des Schaffners und de» Wagenführers konnten die Fahrgäste ohne Unfall den brennenden Wagen verlassen. Das Feuer wurde nach kurzer Ziel gelöscht, jedoch mußte der Wagen aus dem Betrieb gezogen werden. Die Ursache de« Brandes ist vermutlich Kurzschluß. Billiardenraub bei Wiesbaden. Dieser Tage ist ein Auto, das von einer Frankfurter Bank 320 Billiarden nach Wiesbaden bringen sollt«, über fallen und beraubt worden. Der Kraftwagen befand sich auf der Landstraße zwischen Diedenbergen und Lrbcnheim. Gegen 7K Uhr abends bemerkten die Führer zwei andere Automobile, die quer über die Straße standen. Leute, die anscheinend zu diesen Autos gehörten, machten dem Dankauto Zeichen, zu halten. Die Reisenden des Bankautos stiegen aus, da sie annehmen mußten, cs handle sich um eine Panne, für deren Behebung ihre Hilfe erbeten wur^c. Sofort wurden sie aber von den Personen, die zu den beiden Auto« gehörten, aufgefordert, ihre Pässe vorzuzeigen. Die Herren des Bank autos verweigerten dies und verlangten von den andern den Nachweis zur Berechtigung der Kontrolle. Darauf zerschlugen die Wegelagerer sofort dle De' leuchtung des Bankautos, zerschnitten die Bereifung an zwei Rädern, begannen es nach Geld zu durchsuchen, während sie dessen Mannschaft mit vorgehaltcnen Revolvern in Schach hielten. Sie raubten 240 Billiarden in Zweibillionenscheinen, die sie ans ihre Autos packten, mit denen sie in Richtung Erbcn heim fortfuhren. Das Bankauto folgte ihnen, so gut es ging, mit neu eingeschranbten Glühbirnen, bis Erbenheim, wo die Fahrt der zerstörten Bereifung wegen unterbrochen werden mußte. Dec Unter- sucHung des Raubüberfalls hat sich auch die franzö sische Kriminalpolizei angenommen. Sin ganzer Güterzug gestohlen. Mit Kleinig keiten geben sich di« Spitzbuben heute nicht mehr ab. Bei der E. F. Hirsch-A.-G. in Berlin-Reknickcndorf wurde bemerkt, daß zwei mit dem Versand beschäf tigte Angestellte einen ganzen Waggon Eisen an einen Hehler in Weißensee »für eigene Rechnung" abgeschoben hatten. Es gelang, den Wagen noch vor der Abnahme dnrch den Hehler fest- zuhalten. Die Ermittlungen ergaben aber, daß die Beteiligten im Laufe des letzten Monats niast weniger als einen ganzen Güterzug in einzelnen Waggonladungcn gestohlen hatten, «sie hatten dabci die Gemütsruhe, diese Waggon» durch die ihnen unterstellten Arbeiter des Werkes beladen zu lassen, so daß die Gesellschaft noch hohe Löhne zahlen mußte, damit sie bestohlen werden konnte. Eine Verlobung läßt sich nicht erzwinge». Ein junger Mann veröffentlichte in der »Ascher Zeitn g" in der üblichen Form: »Lisette Lederer, Gustav Spitzbarth — Verlobte". Eine hübsche Bauern- tochter kam wenige Stunden nach Erscheinen der er wähnten Zeitung empört in die Verwaltung des Blatte» und gab ihrerseits eine Anzeige auf, dte in der nächstfolgenden Nummer erschien und lautete: »Erklärung. Ich erkläre hiermit, daß die Ver lobungsanzeige in der gestriger. Nummer der »Ascher Zeitung' ohne mein Wissen und Wollen eingeschaltet wurde. Ich habe nie die Absicht gehabt, mich mit Herrn Gustav Spitzbarth zu verloben. Lisrtte Lederer, Schönbach." Frauen dürfen nicht boxeu. In einem Zirkus in Stockholm sollte eine boxende Damengruppe auf treten. Die schwedischen Behörden haben jedoch den sportlichen Wert der Darbietungen verneint und die »Boxkämpfe" der Damen verboten. Ein gefährlicher Adlerfang. Wie aus Diella ge- meldet wird, erlebte kürzlich im Triverotal im Alpen gebiet von Frassola ein Hirt, der dort seine Schüfe hütete, ein gefährliches Abenteuer. Er hatte eine Grube gegraben und mit Fleischstückcn belegt, um einen über den Bergen kreisenden großen Adler an- zulockcn. Das gelang auch. Der Adler kam herunter und machte sich daran, das Fleisch in der Grube auf zufressen. Als er seinen Appetit gestillt hatte und wieder heraus wollte, versperrte ihm der Hirt den Weg. Cs entspann sich zwischen ihm und d^m ver zweifelten Adler ein erbitterter Kampf-, schc-eßlich gelang cs aber, den Adler in einen Sack zu stcäen. Der Hirt trug bei dem Kampf mehrere Wunden davon. Bei dem gefangenen Vogel handelt es sich um ein prachtvolles Exemplar des Königsadlers, das bei voller Spannweite eine Flügelbreite von etwa 3 Meter aufweist. Der Königsadler schell t sich aus den hohen Alpenregionen verflogen zu haben. In diesem Jahr kein Friedens-Nobelprei«. Tas zweit« Komitee des norwegischen Storthing hat be schlossen, den Friedenspreis in diesem Jahr nicht zu verteilen. Der Betrag wird gemäß den Bestimmun gen der Stiftung für das nächste Jahr zurilckgehalten. Live Statistik der Zugverspätuugen. Seit dem Kriege hat Deutschland seinen Ruf als das Land der pünktlichen Eisenbahnzüge nicht mehr behaupten können. Aber das Reichsverkehrsmr nist e- r i um ist bemüht, die Zustände allenthalben zu oer- bessern, und läßt deshalb alle Ursachen von Zugver spätungen notieren. Die neueste der Oeffentlichkeit übergebene Zusammenstellung stammt aus dem August. An dieser Zusammenstellung sind 20 Eifen bahndirekttonen mit 107 Schnell-, Eil- und Schlaf wagenzügen beteiligt. Insgesamt wurden die Ursachen von 609 Zugverspätungen ermittelt und auf 12 Hauptgründe aufgeteilt. Die größte Anzahl unpünktlicher Zugläufe hatte der Dirckttonsbc^rrk Frankfurt a. M. mit 18, die geringste Zahl Stettin und Königsberg. Die Gründe der Unhüntt- lichkctt sind sehr verschieden. 115 Züge kamen zu spät, weil sie auf die vorgeschriebcne Rückmel dung warten mußten. HO hatten Lokomoti ri sch aoen unterwegs, 92 Züge wurden wegen ver schiedenen Gründen verzögert, 72 mußten aus den Anschluß, meist von Nichtschnellzügen, warten, 68 konnten die vorgeschriebene Geschwindig keit nicht durch halten, entweder weil das Material des Unterbaues es nicht zul'cß, odcr weil die Maschine es nicht mehr hergab, 62 Züge wurden durch notwendig gewordenen Wage naus tau sch hingehalien, 67 wurden mit Gcpäckvcr- la düng der Reisenden in der vorgcschriebenen Wartezeit nicht fertig, 47 mußten vor einem ge- sperrten Signal warten, 26 konnten in den vorgcschriebenen Fristen nicht alle Reisenden wegen zu großen Andrangs nnterbringen, 18 hatten unterwegs auf der Strecke Wagenschaden, und schließ!!?' 1? Züge blieben liegen, weil die Signal- und Blockanlagen gestört waren. T'c überwiegende Mehrzahl der Verzögerungen hat.e qlso ihre Ursache in mangelhaftem Material oder in direkten Materialschäden. ü-^— a- Sin- Sie katholisch? Don »«rdsrt Sulsndnrs Schon zu Minna von Barnhelms Zeiten war die Polizei sehr »exakt', wenn es sich um die Aufnahme von Fremden in Gasthöfen handelte. »Wir sind an gewiesen, keinen Fremden, wes Standes und Ge schlechtes er auch scy, vierundzwanzig Stunden zu be hausen, ohne seinen Namen, Heimat, Charakter, hiesige Geschäfte, vermutliche Dauer des Aufenthalts und so werter, gehörigen Orts schriftlich emzurcichen", plappert der geschwätzige Wirt des Lustspiels. Das ist auch noch heute so bei uns geblieben in all seiner altmodischen »Exaktheit", während man drüben in den Vereinigten Staaten Nordamerika», die ja noch ein wenig größer al» Deutschland über alle» sind, im Hotel nur kurz seinen Nachnamen wegen der an kommenden Briefe anzugeben braucht. Aber mag es ruhig bei uns etwa» umständlich und altväterlich bleiben, wenngleich man sich auch bei der Frage nach der Staatszugehörigkeit heut- zutage in der sogenannten Republik mit der Aus kunft »Deutscher' begnügen sollte, ohne daß man dieses sein Staatebürgertum noch naher, al« »Preuße, Hesse, Boyer' oder andere», zergliedern müßte. Aber die Frage nach unserem Dlaubensbekenntni», die sollte man sich in unseren Gasthöfen und auch sonst im öffentlichen Leben möglichst abqewöhnen. Wo» geht es dem Portier im »Roten Ochsen' in Pforz heim oder im »Esel' in Harzburg oder im .Walfisch' in Husum an, welche Religion ich habe? Aber kaum bin ich dort, ein Wildfremder für ihn, angelangt, tritt er kalt und gleichgültig mit der intimsten Frage auf mich zu, zu der Gretchen erst ganz spat gegen Faust den Mut findet: »Nun sag', wie hast du'» mit der Religion?' Da« letztemal, da ich danach im »Goldenen Korkzieher' zu Aßmann»hausen examiniert wurde, antwortete ich mit Fug und Recht kurz und bündig: .Dissident.' . Der »Herr Ober', der mich an- hörte, stutzte «inen Moment und sagte dann, indem er einen möglichst schonenden Bl'ck über «ich gleiten ließ: »Aha, Israelit!' Ich versuchte ihm klarzumachen, wa» »Dissident' bedeutete, e'n Mensch, der außer jeder Kirche steht, der nicht auf e ne staatlich« .Reljon' schwört. Und da ich eine halbe Flasche Rheinwein über den bloßen Durst getrunken hatte, appellierte ich an sein« Wissenschaft. »Sie können doch den berühmten Doppelver» unser» Schiller, unser» großen Nattonaldichter^ Astrin Gkanbe' be- Ehreusald «der Armen Unterstützung. Dem blin den ni«devdeutschen Dichter Georg Droste ist vom Bremischen Senat und der Büvqerschaff im Jahr« 1V17 «in Ehrensold bewilligt worden, der mit damal» 10 000 Mark berechnet war, nun aber infolge der Geldentwertung auf 120 Doldmark jähr lich erhöbt wurde. Di« Finangdeputatton beschloß, den Lhrenfold monatlich tm voraus nach dem Dollar- mitteskurs de» Zahltages ausznzahlen. j titelt, der da lautet: «Welche Religion ich bekenne? Keine von allen, dis du mir nennst. — Und warum keine? Aus Religion." Er sah mich entgeistert an, als ob ich assyrisch gesprochen hätte. Und da ihm anscheinend nur das Wort »national" eingeleuchtet hatte, meinte er, es handle sich nicht um meine politische Ueberzeugung. Ich hätte es für weit weniger zudringlich gehalten, wenn er sich nach dieser erkundigt hätte. Za, ganz im Ernst wäre es für die Gasthofsinhaber, die einem ihre Herberge zur kurzen Verfügung stellen, nicht viel wicht ger zu wissen, welcher politischen Pürier ihre Gäste angehören, als welcher religiösen? Würden sie nicht, wenn sie einen Kommunisten in ihrem Hause hätten sogleich ein wachsameres Auge auf ihre Bett- Wäsche haben können, weil die Begriffe Kommunismus und Diebstahl nun einmal in dem Gehirn solcher schlichten Leute nicht zu trennen sind? Und konnten sie nicht, wenn ihnen die deutschnationale Gesinnung ihres Gastes bekannt wäre, da« vorläuf g beiseite gestellte Kaiserbild wieder stolz über sein Bett hängen? Die Politik ist doch viel interessanter und be- zeichnender als die Rel'gion, über die höchstens noch Gottesgei ehrte, Steinerianer oder monistische Materialisten sich unterhalten mögen. Darum fort mit dieser Frage nach dem Glauben bei jeder Ge- legenheit in unserem zersplitterten Deutschland! Sie hätte eigentlich mit dem Augsburger Reliaionsfrieden oder mindesten« doch mit dem Westfälischen Frieden 1648 verschwinden sollen. Man entferne d'ese ver- trauliche Frage von den Formularen, auf denen sie sich noch breit macht. Odcr man erlaube einem jeden, die Auskunft darüber zu verweigern. Wie man bei öffentlichen Aussagen die verwandtschaftlichen Ver hältnisse berücksichtigt, sollte man doch auch unsere familiären Beziehungen zum lieben Gott respektieren uyd nicht bei dem kleinen Anlaß eines Nachtlogis in der Fremde unser Bekenntnis herausfordern.