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8«tte 4 Briefwechsel vater Sro-taufleute» Mn» Homburger Exportfirma ha;t« vor kurzem der §?k«a O. D. Ear » Ltir l» B «lfast (Irland) eine Offerte übermittelt; da nach angemessener Zeit kein« Antwort einlief, erkmzdigte sie sich in üblicher Form nach dem Schicksal de» Angebot». Sie erht:lt darauf eine Antwort, di« in der Uebersetzung wie folgt lautet: ' . »Sie bringen Ihr Erstaunen darüber -um Aus druck, daß Sie von un, auf Ihre früheren Mit teilungen kein« Antwort erhalten haben. Wir bktten Sie, davon Vormerkung zu nehmen, daß selbst Gesellschaften mit beschränkter Haftung hierzulande ein Gedachtni» besitzen und daß selbst diese an andere Dinge denken, als ledcgUch an Leldverdtenen, was obendrein angesichts Ihre» Angebot» noch zweifelkaft ist. Ihr Deutschen wart während de» Kriege» eine Nation von schmutzigen Kämpfern und in der Zwischenzeit wart Ihr auch «in« Nation von schmutzigen Kaufleuten. Wir hoffen, daß dies« Antwort Ihnen genügen wird und Sie davor bewahren wird, daß Sie weiterhin Tausende von Millionen an Porto verschwenden/ Die Hamburger Firma hat darauf folgende» ge antwortet: »Ihr Schreiben vom 30. November war uns eine erhebliche Offenbarung, da sie uns zeigt, dag selbst klardenkende Kaufleute (und als solche wünschen britisch« Kaufleute doch im all gemeinen angesehen zu werden) ihren Kopf verlieren und anfangen, Unsinn zu reden, wenn st« sich auf politische» Gebiet wagen. Während im allgemeinen „!»ir pl»v" al« britische» Monopol betrachtet wirb, und während unter den . ungeschriebenen Gesetzen des „karr p!«x" es nicht al» k»ir betrachtet wird, „to Kit n man vcken Ke i» clovn" (einen Mann zu schlagen, wenn er auf dem Boden liegt), so scheinen Sie es entweder für sehr klug oder für sehr spaßhaft zu halten, di« Poli tik in gewöhnliche Geschäftskorre- spondcnz hercinzuziehen und über schmutzige Kampfmethoden und schmutzige Kauf leute zu sprechen. Falls Sie eine Uebermacht von 28 gegen 1 als l»ir und nicht als 'chmutzig !e- trachten, so mögen Sie das ia tun; wir tun es nicht! Die „Tausende oon Millionen Porto" be trachten wir keineswegs als verschwendet, im Gegenteil, wir halten sie in diesem Fall für eine recht gute Kapitalsanlag«, da interessante Informationen nie zu teuer bezahlt werden können. Da Sie so außerordentliches Interesse für unsere Portokaffe zeigen, b ttet uns unser längster Lehrling, der diese Kaffe führt, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß das Porto von Irland nach Deutschland 2^ ck beträgt und nicht 1)4, wie Sie frankierten, und daß Iyre Untersrankierung ihn zu einer Verschwendung von Millionen von Mark für St'' 'vorto zwang." E« ist anzuneymen, daß di« Firma O. D. Gar» Ltd. in Belfast auf diesen Brief nicht mehr antworten wirk Dieser Briefwechsel zeigt, wie unglaublich der deutsch« Handel noch immer unter dem Chauvi nismus zu leiden hat. Politische Polemik in Ge schäftsbriefen unter Großkaufleutcn — auch das ist »in kleines Symptom für di« gestörte und immer »och kranke Weltwirtschaft. Ver Kölner Dom in Gefahr. Der Verwaltung»- ausschuß des Ientral-Dombauverein» hat an den preußisck>en Minister für Volkswohlfahrt in Der- lin eine Eingabe gerichtet, in der darauf hinge wiesen wird, daß infolge der allgemeinen Wirtschafts lage die Instandsetzungsarbeiten an dem Kölner Dom eingestellt werden müssen, und daß damit der immer mehr um sich greifenden Zer störung vorläufig freie Bahn gelassen sei. Um aber da» Bauwerk nicht dem Verfall preiszugedcn, ist e» unbedingt notwendig, wenigsten» die 1000 Quadratmeter große Dachfläche und die umfang- reichen, zum Teil sehr komplizierten Wasserläufe dauenG zu beaufsichtigen und instand zu halten. Der Verein bittet daher, da es ihm selbst unmöglich ist, auch nur einen Teil der Kosten zu tragen, die Ausspielung einer wertbeständigen Lotterie zu genehmigen, damit dem Verein wenigsten» vorläufig für etwa 6 Monate die Mittel zur Entlöhnung der Werkleute zur Verfügung stehen. 2» Kopf z» wevlg, im Leib zu viel. Eine lustig, Degrdenhett wird au» einer Staat Mecklenburg« aeschildert: Eilt dort ei» junger Mann kurz vor Ab- fahrt de» Zuge» auf den Bahnsteig und springt an eia bereit» geschloffene» Wagenabterl. In der einen Hand «in größere» Paket, ist e» ihm nicht möglich, die Tür schnell zu öffnen. Lin im Abteil sitzender wohlbeleibter Herr ist aber sehr gefällig und öffnet die Tür. Da kommt der neu« Fahrgast jung, schlank und schmächtig, mit Schmissen im Gesicht, ein No- starker Studiker, in» Abteil, bedankt sich bet seinem Helfer und findet auch noch ein Gitzplätzchen. Der wohlbeleibte Herr sieht den jungen, schmächtigen Mann eine kurze Zett mitleidig an, dann sagt er zu seinem Nachbarn ziemlich laut, so daß es auch die übrigen Fahrgäste hören können: „Ia, die jungen Leute von heute, die haben hier zuviel (er zeigt da- bei mit dem Finger an seinen Kopf) uyd tsier zu wenig (er zeigt dabei auf seinen Leib)." Sämtliche Mitreisenden stimmen ein schallende» Gelächter an. Der verspätete Fahrgast wird ganz v«<-leaen, bekommt einen roten Kopf. Al» der Zug sich m Bewegung gesetzt, erhebt er sich von seinem Platz, macht sich m t seinen Händen unter der Wagend«ke zu schaffen und stellt sich so an, al» ob er das Fenster oder die Lust klappe nicht aufbekommen kann. Der dicke Herr eilt wieder hilfsbereit h nzu, schüttelt den Kopf über sie schwächlichen jungen Männer von heute und reißt mit einem Ruck den Hebel herum. Da Kält mit einem Male der Zug! Der Schaffner betritt das Abteil und fragt, wer die Notbremse gezogen habe. Da zeigt der Student auf den Landmann und sagt: „Der hat hier (er meint im Kops«) zu wenig und ki>r (er zeigt auf dessen runden Leib) zu viel." Schal lendes Gelächter! Wo^l oder übel mußt» der Wc genährte außer dem Gelächter auch noch die Gtr zahlen. Der andere aber lächelte stillvergnux Rache ist süß. Seltsamer Freispruch unter besonderen Umständen. Dor der Essener Strafkammer kam der eigen artige Fall zur Verhandlung, daß eine raffinierte Gaunerin aus Grund einer erdichteten ameri kanischen Tollarerbschaft ein mecklen burgisches Rittergut gekauft bat und doch sreigesprvchen wurde. Die Angeklagte, eine Frau Reichling, betrieb in Kray eine kleine Speise wirtschaft. Sie erzählte eines TageS ihrem gut- gläubigen Ehemann, einem Bauernsohn, daß ein Onkel in Amerika ihr ein nach vielen Millionen Dollar zählendes Vermögen hinterlassen habe. Die Frau verstand es, nicht nur ihren Mann mit diesem Schwindel zu täuschen, sondern auch einen mecklen burgischen Rittergutsbesitzer, der sein Gut im Am- fange von vielen tausend Morgen der Angeklagten abtrat. Der Kaufvertrag wurde von einem Notar ausgenommen, und die Familie Reichling lebte einige Zeit als Rittergutsbesitzer in Mecklenburg. Neben dem Besitzer des Rittergutes wurde auch eine An zahl anderer Leute, Möbelhändler usw., getäuscht. Ihrem Mann legte die Angeklagte auch noch ein über 120 000 Göldmark lautendes Sparkassenbuch auf ihre Tochter vor, daS aber gleichfalls gefälscht war. In der Gerichtsverhandlung erklärte der Ge- richtSarzt, daß die Angeklagte eine pathologisch ver anlagte Person sei, die ihre Schwinde en in derZeitderSchwangerschaftr t habe, und daß ihr bei Begehung der Straftaten r.r freie Wille gefehlt habe. TaS Gericht sprach aus Grund deS Gutachtens dis Angeklagte frei und legte bis Kosten der Stctatskasse auf. Die Phautafico eurer Exkönigs». Die Ex königin Zita hat sich von einem amerikanischen Journalisten ausfragen lassen und dabei ihre Zu- kunftspläne entwickelt: „Europa ist der Re publik müde (I). Die europäischen Völker haben die Demokratie gewogen und zu leicht befunden (!!). Sie erwarteten von ihr eine Ablösung von der Mon archie; sic ist aber nicht gekommen. Meine Heimat Ungarn wäre schon heute wieder Monarchie, wenn die Entente die freie Wahl des ungarischen Volkes nicht mit Gewalt unterdrückt hätte. König Otto wird in nächster Zukunft den Thron be steigen. Ich selbst bereite ihn dafür vor, und ich habe mir die» zum Ziele meines Leben» gesetzt, daß Otto -um ungarischen König gekrönt werde. Für un» hat das Königtum nie aufgehört. Wenn Otto großjährig sein wird, wird er in Ungarn herrschen. Den Hinweis des amerikanischen Journa listen, daß sich doch inzwischen die Landkarte Europas verändert habe, beantwortete Ex königin Zita: Wir erkennen die Neuordnung nicht an. Graf Dcgenfeld unterrichtet die Kinder auch heute noch nach den alten Karten Europas." Unterricht a« schlafend« durch Auntspruch Zn Amerika wird jetzt tatsächlich mit Hilf, der drahtlosen Telephoni« Unterricht an Schlafend« «teilt ... E, ist di«, nicht etwa ein Witz. Ein« staatlich« Schul«, die »Marine schule zur Ausbildung von Flugzeugführern" fllaviü kackta TratairU 80K00I kor atrplev« plloi»), hat zu diesem Mittel gegriffen, um ihren Schäler» den schwer zu merkendenL heimcod« beizu bringen. Man kann ihn nicht in die Flugzeug« geben, da sie ja abgeschlossen wenden können, wobei der Code dann dem Feinde in die Hande fallen würde. Infolgedessen sind di« Schüler genötigt, ibn auswendig zu lernen, so daß sie ihn schließlich so gut beherrschen^ um all« Nachrichten zu verstehen, di« ihnen während de» Fluges drahtlos zugesprvchen werden. Nun ist e» eine ungewöhnlich schwere Arbeit, einen solchen Code zu lern«». Diele Schüler harten dabei mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Man ging daher auf psychologischem Wege vox, wo- bei man sich auf die bekannt« Tatsache stützte, daß gewisse im Schlaf empfangene Eindrücke besonder» festhasten. Die Schüler gingen mit den Kopfhörern zu Bett. Ls wurden ihnen drahtio» Lodeworbe übermittelt, die nun auch tatsächlich haf ten blieben. Man erreichte schließlich, daß sic im Schlafe unruhig wurden, wenn die Uebermittlung von Cadenachrichten unregelmäßig erfolgte oder wenn absichtlich Fehler gemacht wurden. Beim Er tönen des Alarmwortes fuhren sie au« dem Schlafe auf. Der Gedanke zur Anwendung diese» Versah- rens rührt von dem ersten Radiooffizier der Schule, Phinney, her. Sambetta» Kopf gesuchte»! Ia diesen Tagen wurde General Iouinot-Dambetta, ein Mitglied derberühmten Familie des Polkstribunen, eerdigt. Rian setzte ihn in der Familiengruft zu Nizza bei. Bei dieser Gelegenheit öffneten be sonder» Neugierige den Sarkophag, in dem sich die Gebeine Leon Gamdettas, de» großen Staatsmannes, befinden sollen. Hierbei wurde ent deckt, daß der Kopf des Toten und auch die rechte Hand fehlten. Das Herz ist schon in einem prunk vollen Behälter vor Jahren in dem Pariser Pan theon beigesetzt worden. Doch ein großes Rätsel schwebt jetzt über dem Verschwinden des Kopfes urrd des Armes. Man hat ein« pein liche Untersuchung angestellt. Verantwortlich für die Entwendung des Armes ist ein Arzt, der gleich nach dem Tode Gambettas seinen Forscherdrang nicht be herrschen konnte und den Arm an sich brachte, um ihn für sich zu sezieren. Es ist aber bisher nicht möglich gewesen, den Dieb des kostbaren Hauptes ausfindig zu machen, und in ganz Frankreich ist man jetzt be müht, diese kostbare Reliquie aufzustöbern. Die Kv»igl» der Schönheit. Nach langem Luchen ist e« einem Sachverständigen gelungen, drr schönste Frau Amerika» zu entdecken. Es rst ein« »rebzehnjährige kanadische Bäuerin, die sich durch verschiedene Vorzüge auszeichnet. Erstens ist der Körper fehlerlos gebaut, zweiten, ver- fügt sie über klassische Gesichtszüge, und drittens be nutzt sie weder Puder noch Schminke^ Um ihre Entdeckung haben sich eine Reihe von Schön- heitesuchern der Filmindustrie verdient gemacht, die das neueste Weltwunder sofort für die zappelnde Leinwand zu kapitalisieren beabsichtigen Los Angele« stellte die Schöne bet, di« den -weiten Preis bekam. New Zock erobert« den dritten und Baltimore den vierten Platz. Der ganze Wett bewerb stand unter der Aufsicht bekannter Fachleute und Präsident Loolidge bezeugte sein Inter esse für das Unternehmen dadurch, daß er, wie ge meldet, den 88 schönen Mädchen der Vereinigten Staaten auf dem Wege zur Konkurrenz die Ehre eines Empfanges im Weißen Hau» in Washington erwies. Die Fabrikanten von Schönheitsmitteln liehen dieses Ereignis so fort in alle Welt verkünden, aber jetzt, da der Titel einer Königin der Schönheit einem Mädchen da» keine Schönheitsmittel gebraucht, zufiel, hatten sic es keineswegs so eilig, das Ergebnis bekanntzumachen. Die ländliche Schöne aus Lanada, Norma Niblock, wird nunmehr ein Jahr lang den Titel „Königin der Schönheit" führen. Si»e Waaaonladung Zigarette» "estodl«. Einm 22 jähriaen Angestellten einer Frankfurter Zigaretten, fabrik ist es gelungen, nach Geschästsschluß eine ganze Wagenladung Zigaretten, ein« Schreibmaschine und BesNllg, 6« 7. V«O«L« Automobtlreifen zu stehlen. Er hat außerdem in > Filiale unter irgendeinem Vorwand sich die ga> Tageszahlung «»»folgen lasse» und ist flüchtig ge worden. Anbau farbiger Baumrvaüe. So gut wie die Züchtung verschlebensarbiaer Rosen, ist e» jetzt einem amerikanischen Daumwollpflanzer a<lungen, Daum- wollpflaazen zu züchten, deren Gespinstfaser schon in der Pflanz« gefärbt ist. E, sind — nach zwanzig, jähriaen Versuchen — nicht weniger al» zwanzig verschiedene Farbtöne herausgebracht worden, von denen sich einige bereit» dem Schwarz annähern. Die u»aufgezogene Turmuhr. Der Meßner von St. Ulrich in Augsburg teilt durch die Presst mit, daß er da» Aufziehen der Uhr auf dem Ulrichs- türm eingestellt habe, da ihm da» tägliche Aufziehen der Uhr gegen eine monatliche Entschädigung von 800 übertragen sei. Er hab« »war für die Rio- nate April bi» September 3L Millionen M.rl Nachzahlung erhalten, dafür hab« er sich am Aus- zahlunqstage kaum eine Semmel leisten können. Da er kein Interesse daran habe, durch das tägliche Be. steigen von 163 Stufen die Schuhsohlen durch- zulaufen und Zeit zu versäumen, habe er anheim- gestellt, das Aufziehen der Uhr anderweitig zu ver- geben. (3,9 Millionen für 163 Stufen — verdenken kann man es dem Manne nicht, baß er diese Arbeit und die Uhr stehen läßt.) Der Vesuv la Tätigkeit Der Vesuv strömt wieder große Lavamassen aus, und die glühenden Massen bedroben di« Umgegend. Di« Bevölkerung ist außerordentlich aufgeregt und hält sich fluchtbereit. Die Hund« de» Präsident«». Der nordamerika- nische Präsident Looledge hat sich zum Tftan s- giviog (Dankfest) alle Geschenke — wie T nt- hühner, Hunde usw., die sonst an diesem Tage dem Präsidenten von allen Seiten -ugehcn — verbeten. Truthühner kaufe seine Frau auf dem Markte selber und für Hunde habe er im Weißen Hause ke'ven Platz mehr. Er habe an seinen drei Dogqen, zrrni Foxterriern und einem schottischen Schäferhunde genug. Lenin im Rollstuhl Zn einer Versammlung der russischen kom munistischen Pressevereinigung hat, wie die „Kraonaja Gaseta" mitte.lt, dieser Tage e.n Journal st, namens Ljadow, Mitteilungen über den Gesundheitszustand Lenins gemacht. Aus seinem Bericht geht hervor, daß dcr oberste Sowjetmachthabcr »och immer gelähmt ist ui d im Rollstuhl fortbewegt werden muß. Das rechte Dein, das vollkommen unbeweglich war, vermag er zwar jetzt so we t zu gebrauchen, daß er sich ohne y lfe von se ner im zweiten Stock gelegenen Wohnung auf die Straße begeben kann, aber auf ebener E de rst er ziem.ich h lflos und muß daher, um vorwärts zu kommen, sich weiterh n des Rullstichles bedienen. Sein rechter Arm ist noch immer gelähmt. Da ke ne Hoffnung besteht, diese Lähmung zu beheben, hat man ihn das Schreiben mit der linken Hand gelehrt. Dagegen soll Lenins Denkkraft aus. gezeichnet sein. Er erinnert sich noch genau der Umstände, rmter denen er das öffentliche Lebxn pcr° ließ, und sein Gehirn ist ununterbrochen in lrbjurdigcr Tätigkeit. Aber an den Vorgängen i» der Oefscnt- lichkcit darf er auf Anraten der Aerzte nicht te l- nehmen. Speziell da» Lese» und insbesondere die Lektüre von Zeitungen batten sie ihm verboten, we l sie befürchteten, daß die durch das Zeitungles'n hervorgerufcne Aufregung die Bemühungen zur Be hebung der Lähmungserscheinungen zunichte machen würden. Eine« Tages wurde Lenin, so berichtete Ljadow, wie gewöhnlich in seinem Rollstuhl in» Fre c gebracht. Es waren Maßregeln getroffen worden, um zu verhüten, daß er jemandem begegne. Durch einen Zufall führte man ihn jedoch in dtt entgegengesetzte Richtung und kam zu einer Bank, auf der zwei kom munistische Arbeiter saßen und Zeitungen lasen. Len n befahl, ibn sofort zu der Dank zu führen, griff dort nach der Zeitung, die der eine der Arbeiter in der Hand hielt, und begann sie hastig m t großem Interesse z« lesen. Wie groß war nun die Der- wunderung und Freude aller, die nachher kon statierten, daß Lenin durch das Lesen der Ze'tung nicht nur keinen Schaden erlitten hatte, sondern die Wiedergenesung von diesem Augenblick an raschere Fortschritte machte. Da» nördlichste Königreich Don ve. K«trl»n Kloftr Beles au» Reykjavik.") Der bei Nacht und Nebel hierher verschlagen ohne «l wissen, wohin er geraten, noch Reykjavik kommen würde, der würde, wenn der Tag anbricht und ihm eine freundliche, moderne Stadt zeigt, nie auf di« Vermutung kommen, auf Island gelandet zu sei». An einer herrlichen Meeresbucht, in weiter Runde umsäumt von himmelhohen Bergen, breitet sich aus zwei sanften Hügeln di« ansehnlich« Stubt »tt ihren Hunderten niedlicher, freundlicher Holz- villrn, fast jede umgeben von einem Garten — jo so, gar zu üppig schwärmen darf man hier doch nicht! Die Gärten bestehen nämlich nur in mageren Gras« flächen, denn Bäume und Sträucher gibt'» hier nicht, «bensowenia wie Blumen. Aber wenn es welch« gäbe und ihr Grün zwischen den freundlich bunt ge- strichenen Häusern un» «ntgegenlachte, dan» wäre Reykjavik der niedlichste Badeort, den ich je gesehen. So freilich ist'» ein bißchen kahl und nüchtern, aber dennoch gemütlich. Island» Hauptstadt etwa für ein vrsscre» Fischer dorf zu halten, da» wäre ein großer Irrtum. Di« Straßen find breit und regelmäßig, die verkebrs- voichen gepflastert oder aar asphaltiert, die Neben- straßen makadamisiert. Zahlreiche ansehnliche Läden breiten in ihren Schaufenstern alle nützlichen und schönen Dinge au», ohne di« eine Kulturwelt nicht mehr !«ben kann. Abend» bi» 11 Uhr sind sie feen- haft erleuchtet, wt« überhaupt Reykjavik das im Winter etwa» und manchmal sehr spärliche Tageslicht durch reichliche öffentliche Straßenbeleuchtung ersetzt, «ine Beleuchtung, die natürlich auch im Innern der Hiuser da» Leben gemütlich macht. Auch oll« anderen technischen Fortschritt« unserer Zeit find hier mit getan: Gas ist ebensogut vorhanden wie Wasser- keitung, Kaaalffation, Znnen-WC. usw. Kurzum, RevkMftk könnte ebensogut in Deutschland» oder sonst»» i» der Kulturwelt lteg«. Gleichwohl hat es feine Eigenart««. Wer ftemd Pwchar kommt und im Hotel abstr'g», findet neben Vgl „We N»gr LWanvk" m der WenAMMmmnee. seinem Bett eine lange Lei^ne, kräftiger al» eine Waschletne. Fragt man nach deren Zweck, so erfährt man, daß diese Leine boi ausbrechendem Feuer die Rrttungsleiter zu ersetzen hat. Wie er- wähnt, bestehen fast alle Hauser au» Holz. Brennt es, so ist so eine Bude in fünf Minuten erledigt, und wer von einem Brande überrascht wird, >:m bleibt eben nur der Weg aus dem Fenjter — an besagter Leine. Uebrigens hat dieser Weg au» dem Fenster noch eine andere Schwierigkeit. Der häufigen kalten Winde halber sind die Fenster nämlich meist über haupt nicht zu öffnen, sondern y-bcn nur Ventila- tionsklappen, so daß sie erst einschlagen, muß, wer etwa in die Lage gerät, sie al» Tür benutzen zu müssen. Nachdem es nun hier auch zwei- und noch mehrstöckige Häuser gibt, wird manche Hausfrau unter un ern Lesern wissen wollen, wie dies« nicht zu öffnenden Fenster denn nun geputzt werden, wenigstens von außen. Nichts ein facher al» die»! Da wird o.e Grrrensprltz- genom men und da« ganze Hau» einschließlich Fenstcrscheib.n abgespritzt. Man möchte es nicht fiir n-»glich holten — aber di« Fenster sind tatsächlich immer blitzsauber. Wie sich die Abspritzr ei freilich im Winter, bei Frost, machen wird, die» bleibt adzuwarte». Reykjavik ist Landeshauptstadt, nicht nur wirt schaftlich, sondern auch politisch. Nicht viele dürften es in Deutschland sec.r, d«- wissen, daß Irland seit dem Jahre 1918 eld ständiges Königreich ist. Der dänische Köiiq »st gleichzeitig auch König von Island; im übri^'i aber »st Island von Däne mark politisch unabhängig geworden — just al» Dänemark durch den Kci-g-vusganq höchst unvcr- verdientermaßeo sich deutsche Provinzen einverliiben durfte. Da» e» dort gewann, hat es hier — reichlich — verloren. Reykjavik ist somit der Sih eine» Mini- sterium», da« au» drei Köpfen besteht, und der meisten sonstigen Lande«behSrdrn. Die-, wie auch seine wirtschaftliche Bedeutung prägen sich im öffentlichen Leben au». Man versteht hier durch- aus zu leben. An Amüsement» ist kein Mangel. Kwai Kintöppe sind neelst ausvrrkauft, und auch zwei Konzertkaffee» (mit deutscher Musik, davon da» ein« mit Leipziger Mvsik«rn) machen gut, Ge schäft«. Im übrigen freut «an sich seine« Leben» auf öffentlichen Bällen und bei Verlosungen, die sich, mangel» «iner staatlichen Lotterie, grozen Zuspruch» erfreuen, trotzdem die Gewinne häufig der reine Schund sind, und von denen wöchentlich wenigsten» eine veranstaltet wird. Liebe zur Musik ist in Island überall zu finden. Die eigenen Leistungen der Isländer find auf diesem Gebiet« freilich noch nicht auf voller Höhe. Der Musikunterricht liegt in Reykjavik in der Hauptsache in Händen Otto Böttchers, der früher am Leip ziger Konservatorium studiert« und hier ein Bläser- korp» zu beachtenswerten Leistungen herangezogen hat. Im Norden Island», in dem Städtchen Akureyrt, wirft der Pianist Kurt Ha es er, der früher gleichfalls in Leipzig war. Im letzten Sommer hatte Reykjavik Gelegenheit, einen Meister zu hören: Han» Beltz vom Leipziger Konservatorium gab hier eine Anzahl Klavierabend«, die wie eine Sensation auf Reykjavik wirkten. Ich sagte schon, Reykjavik gleich« einem Badeorte. Eigentlich darf gesagt werden, es ist einer, und zwar einer mit 12 Monaten Saison im Jahr«. Ia ia, man möchte es nicht alauben: in dem vermeintlich so kalten und unwirtlichen Reykjavik wird da» ganze Jahr hindurch im Freien gebadet und geschwommen! Mutter Natur war nämlich so freundlich, zum Aus gleich für den langen Winter hier dicht bei der Stadt zwei heiße Quellen zutage treten zu lasse». Die eine speist ein großes, künstlich cmaelkate» Schwimmbassin und heizt gleichzeitig noch die Luft der Umgebuna, so daß man auch bei Frost dort im Badrkostüm nicht friert. Die andere Quelle wird in einer von der Stadt betriebenen Waschanstalt aus genützt, wo ganz Reykjavik seine Wäsch« waschen läßt. Beide Quellen sind, wo sie zutage treten, siedend beiß, so daß man htneingehaltene Eier in kürzester Frist hartgekocht erhält. Auch der Bode» wird durch di« Quellen gehetzt, so daß wo» t» ihrer Nachbarschaft ein stattliche» Kornfeld findet; e» ist da» einzige auf ganz Inland. Im übrigen merkt man 1» Reyfiavik nichts davon, daß Island da» vulkanischste Land der Erd« ist; daß sich auf kleinem Gebiet« hier so viel« und so bedeutend« Bulla»« zusammen- gedrängt habe» »ft« sonst nirgend» wieder in der Welt. Reykjavik ist »och w«tt »0» ihn«». tzi«r spürt «an höchsten« ab u»b zu einmal «t» wt»- zlg«s Erdbebe, — wirklich nur «1» winzige» und wirklich »uch nur ab und zu. Aber wackeln tut'» hier bvch manchmal! Richt von Erdbeben, smcder» Set, Fri«de»»-Nobelpr«t» für 1923. Das zw.ire Komitee des Storthing» hat beschlossen, den Frie dens-Nobelpreis in diesem Jahr nicht zu verteilen. Der Betrag wird gemäß den Be stimmungen der Stiftung auf das nächste Jahr zu rückgestellt. Wie teuer Wallenstein« Ermordung war. Aus Prag drahtet unser Korrespondent: Bei der Ueter- fiedlung von zwei Waggon» Urkunde», oie auf Grund de« Friedensvertrage» von St. Germain der österreichisch« Staat an di« Nachfolgestaaten aus- folgen mußt«, ist in Prag rin überraschender Fund gemacht worden. Unter den Urkunden befinden fick zwei Dokumente, bi« zur Lösung der Wallen- st« in frag« einen wichtigen Beitrag liefern. Die Dokumente bestätigen die der Wissenschaft schon r s dem schwedischen Archiv bekannte Tatsache, daß Dl- lenstein Hochverrat begangen hafte, um sich m de» Besitz der böhmischen Kraue zu setzen. Inter- effante Einzelheiten erfährt man auch über die gr- schöstlichen veretnbarunaen. Der Hos hat für die Ermordung Wallenstein» eine Anzahl Güter und insgesamt — in heutige» Geld umgefttzt — 7Ü00 Tschechokronen bezahlt. Oberst Puttier z. B- erhielt KOO Kr. und «ine Herrschaft, Graf Gall,'» 2LV0 Kr., di« Herrschaft Friedland und «in« An'cchl anderer Besitz«, Gras Pioeolomiai 600 Kr. ivd di« Herrschaft Nachod. Graf Isolani 400 Kr. und eb«.'- fall» zwei Herrschaften. Außerdem Hari, Kaiser Fer dinand N. noch di, Kosten für 3000 Seelen- >»ff«n für Lle Srele de. Ermordet.» zu rri-r» durch die Stürme, die dann und wann über die Insel brausen, Die haben solche Gewalt, daß sie die Holz- Häuser schütteln wie sonst nur Baume und Sträuch r. Ich selber wohne im Turmzlmmer einer zweistöckigen Villa, also etwas exponiert, und ich habe es erlebt, daß Villa samt Turm dermaßen wackelte, daß ich darüber in meinem Bette aufwachte — nachdem ich vorher geträumt hatte, ich befände mich wieder auf dem Ozean auf der Heimfahrt nach Deutschland. Run, da« Wackeln war gewiß nicht schön, aber es war mir doch noch lieber, als mir di« Heimfahrt ge wesen wirr«, denn Irland ist — trotz manchem und allem — schön, sehr schön! ifte In 4 »GSS« MS 8» R Lrh LE «0 M Eich iu» laugen! Sick^eb mark -> -i» ach Finanz« Goldun tzavl saal.Do stellüag trag ist Der städti 10 Milli Bortroq Well N»ne« . Erfolge» bleibt, -< Darbtet« »a»»s schiweri etver ge bi« Rem gtlm ist Vorzüge brttte AI stärkste t wohl sag Spall, fptelplaru nachts ess »er«, r Durchfüh sächlich i, »er «rf. 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