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VaKerderickt Zu« Bußtag Dia Stimmung, ßia da» Bußtag zu «tu« seelisch«» Wirklichlett macht, braucht heut« mi b«r überwteam- -en Mehrzahl der deutschen Mensch«» nicht erst klmst- lich erzeugt zu werde«. Wir find ohnehin schon ge beugt, trauern und fragen mit bangem Zweifel, db un« wirklich «ine« Tage« wieder ein freundlicheres Licht erstrahlen werde. Wer Bußjayr« durchlebt, ist unabhängig gegenüber der kalendarische» Willkür, die einen bestürmten Tag mfi dem Schwarz der Buß« umkleidete. Freilich find nicht all«, denen die deutsch« Not der Nacken beuat, in der seelischen Verfassung, di« mit der religiösen Kategorie der Buße gemeint ist. Gewiß: so manchen mag reumütige Zerknirschung erfüllen; ihrer find heutige Menschen ebensogut fähig wie Bürger jener Zeiten, in denen Gack und Asch« anerkannte Symbole waren. Aber die innere Haltung der meisten ist anderer Ard Nicht nur die Lauen und Flachen, denen jede ernst« Selbstprüfung ein Greuel ist, verschließen der eifernden Pußforderung ihr Ohr. Auch solche Mensche«, für di« da« Dort Gewissen kein leerer Schall ist, weigern sich, um Deutschland» willen wider sich selber die Gelßel der Reu« zu schwingen. Schicksal und Schuld — wer kennt da« Gr- heimnka ihrer Verknüpfung? Ward da« deutsch« Volk elend, weil e» fHltt? Und womit hat «a gesündigt? Nein — wir wollen zu all de«, was un» feinh- liche Gewalt ausgebürdet hat, nicht auch noch die Marter der Selbstreinigung fügen. Di« Zeit der Flagellanten sei für un» Deutsche endgültig vorbei! Das soll beileibe nicht heißen, daß sich da» deutsche Volk dem Last« der Selbstgerechtigkeit hingeben soll; im Gegenteil: Nur durch unb«stechltch«Kritik feine« eigenen Wesen« und unermüd liche» Ringen um Läuterung feine» Selbst kann es fein Recht erhärten, dem Bußgebot seiner Feind« zu trotzen. Zn diesem Ginn gilt der Bußtag auch heute. Und noch in einem andern: Dieser Tag kennt keine Schranken de» religiösen Bekenntnisse». Sein Ruf ergeht an alle, die redlichen Herzen« find. Gemeinsam in unsere Not — gemeinsam sei auch die Abwehr. Tatbereite Güte schlinge ihr Band von Mensch zu Mensch und führ« unser Volk helleren Tagen entgegen! L Mißglückter Lleberfall Am 17. d. M., nachmittag« «egen A4 Uhr, er- schien vor der Wohnung einer Buchhalters in der Aönigstraße ein unbekannter Wan» und über gab der die Porsaaltür öffnenden Ehefrau einen Brief mit der Angabe, «r komme von ihrem Ehe mann. Die Frau trat auf den Treppenflur hinaus, um den Brief zu öffnen. Dadurch war der Un bekannt« hinter ihr zu stehen gekommen. Plötzlich fühlte sie etwas Kaltes an ihrer rechten Gchulier und erblickt«, al« sie sich umwandt«. «in dolchartig«, Messer in der Hand de« Manne«. Auf die Hilferufe der Frau floh der Mensch eiligst die Treppe hinunter und entkam. Ein Arzt stellte «ine ungefährliche Stichwunde in der Schulter fest. D«r Brief umschlag enthielt ein Stück der Abendausgabe de« »Berliner Tageblattes" vom 3. August d. H. Der Täter wird beschrieben al« etwa 3ö bi« 40 Jahre alt, 1B0 Meter groß, mit vollem Gesicht, bekleidet mit grünRcher Joppe mit Gürtel und grauen Turnschuhen. — Wer kennt den Mann? «tternritte der Letpztaer «»llsschule». Der Lew,teer Leü eiveretn bittet di« MternrLte aller Leipziger Volte- schulen für Donnerstag. 22. November, itk Uhr zu einer gemeinsamen Besprechung über die Leipziger Lwul- und ktnbernot nach dem LehrervereinShauS, Kramerftratze 4. Oer Verfall Vy« KraaksÄ« - Die sie fliehen «e wirtschaftlich« Unsicherheit der letzte» Wochen und Tag« stellt di« Sora« um da« eigen« Ich über all« Schaffensfreude und hat ein« böse Stimmung der Verzweiflung aufkonuuen lassen. Mit Wehmut denkt «au an diie Tage zurück, al» da« gesetzmäßig« Gleich, maß der Arbeit Stein auf Stein häufte und Erfolg« buchte, di« für «in sorgenfreie« Alter «ine sicher« Ga- raatt« boten. Jetzt aber ist «tu jeder aus seine« Glet» geworfen un- so seelisch, moralisch und auch in gewiss«! Fällen kikperlich zerrüttet, daß dies« Wand lung ein« ernste Gefahr für üaoDolkb«. deutet, iks zerreibt sich do» Verantwortungsgefühl an dem Erhaltungstrieb zu einer lächerlich winzigen Substanz. Ea stellt di« solid«» Grundsätze de« Kaufmanns aüf den Kopf, den es zwingt, mit seinem Besitz geschickt und oft mit List zu jong lieren. Es beschleunigt di« Arbeit de» Hand- «erkersauf Kosten der Qualität. E« nimmt dem Gelehrten die Gründlichkeit, da er Ausschau halten muß nach den tausend Dingen, an die die Er haltung seine« Leben» geknüpft ist. So vergeudet man kostbar« Stunden seine« Lebüw durch Warten und Anstellen nach den einfachsten kleinen Dingen de» täglichen Leben«. Soll da« di« Schaffensfreude er höhen? E» bereitet vielmehr «ine Atmosphäre der Ueberreizthett und nervösen Hochspaa- nung, di« di« Menschen voneinander abstoßen, so daß allenthalben di« guten Anlagen von Schädlingen, dem Haß und Egoismus, überwuchert werden. N«id und Mißgunst werden di« Triebfeder zu haß erfüllt« persönlichen Kämpfen, di« in krankhaft ge steigertem Maß« geführt werden. Dieser seelische und moralische Verfall ist aber so mit den labilen wirtschaftlichen Verhältnissen verkettet, daß di« Gesundung erst wieder mit der Besserung der Wirtschaftslage «tntreten kann. Di« Angst vor der Entwertung, di« Furcht, von seinem Besitz etwa« ein- zubüßen oder sein, -ab« ganz zu verlieren und der öffentlichen Fürsorge anheimzufallen, treibt den Kampf in die Bahnen des erbittertsten Egoismus. Treu und Glauben haben ihre Geltung verloren. Da» verschlägt« dann, wenn noch ein Schritt weiter gmoagt wird, der zum Verbrechen führt? L» befallt ein« Verzweiflung-Psychose den Einzelnen wie da« Volk, die besonder» dort kraß in di« Er scheinung tritt, wo auch der körperliche Zerfall bereit« eingesetzt hat. Zn -er jetzigen Zelt zu erkranken, ist «in« doppelt schwere Plage. Denn ein kranker Or- gani«mu« bedarf besonderer Pflege. Hier mehr denn je gilt der Satz, daß schnell geholfen, doppelt geholfen ist. Denn hat erst eine ernste Krankheit st» Körper an Boden gewonnen, wie will man dann helfen? Durch kräftige Ernährung, durch Diät, durch Medikamente, durch Bäder, durch Erholung«- aufenthalt in geeigneten Luftkurorten, in Heil stätten? Behandlung und Aufnahme in Heimen? Nichts von alledem in der Form, wie es bisher de« Kranken dank privater Hilfe oder eigenen Vermögen« oder durch die große Organisation der Krankenkassen oder sonstige soziale Einrichtungen möglich war! Grade aus dem Gebiet der Kranke npslege ist der Verfall in seiner schrecklichsten Wirkung zu spüren. Kräftig« Ernährung kann nur den wenigsten vergönnt sein, wenigsten« so, wie sie der Körper ver- langt. Insbesondere wird es dem Kranken an der genügenden Zufuhr von Fetten, die so lebens- wichtig sind, fehlen, ganz davon abgesehen, daß di« Elnchaltung einer Diät in den mästen Fällen un durchführbar sein wird, z. B. für Nieren-, Herz- und Stoffwechselkranke. Auch die Beschaffung von Me dikamenten bereitet Schwierigkeiten. Zwar sind die Arzneimittel in vielen Fällen noch unter dem Friedenspreis geblieben, aber die Einkünfte haben mit der Anpassung der Arzneimittel nicht Schritt ge halten. So bleiben gerade di« wirksamsten Mittel für die meisten unerreichbar. Ueberhaupt ist di« Ver den en - ordnungsivets« für di« Kranken sehr evschwert. Scho» di« in früherer Zeit durchgeführt« BLderbehand- lung, fei es zur Sauberkeit oder zur Heilung be- stimmte: Erkrankungen, dürfte heute dem Luxus zu- zuvechnen sein, soweit häufiger Gebrauch in Frag« kommt. Ebensowenig kann de» Kranke» der Kur aufenthalt in einer größeren Krankenanstalt in einer Heimstätte oder einer Heilstätte zu- gommet werden oder gar in einem bekannten Kur- or t ein längerer Aufenthalt. Für den Durchschnitts kranken mit einem geringen Einkommen, einen Ana«, stellten mit geringen Mitteln sind all« diese Vorteile unerreichbar. Wenn wir men bedenken, daß ei», Krankheit auf diesom Wege, -. B. die Lungentuber kulose durch Aufenthalt in der reinen Lust der Heilstätten, geheilt werden kann, so bedeutet der Ver- richt auf solch wertvolle Hilfe «ine schwere Beein trächtigung der Volksgesundheit. Wenn wir weiter hin daran denken, daß gerade in diesem Stadium der Volksnot di« soziale Fürsorge einen Stoß erleidet durch Stillegung von Krankenkassen oder auch nur durch Einschränkung ihrer Leistungen, so fürchtet man um den kranken Bolkrkörper, zumal auch di« Arbeitslust der Aerzte durch einschränkende staatlich« Maßnahmen stark gehemmt werden wird. Eg droht überall der Verfall. A"f den großen Plätzen der Großstadt drängen -sich die Brotlosen, um an der fahrbaren Kitchs da» Essen in Empfang zu nehmen. Viels schnldlos Erwerbslose, viel« Kranke und Unter ernährt«, Kleichsüchtiae, Skrofulöse und Tuber kulöse, Zunge und Alte, unter letzteren solche, die einst bessere Tage gesehen, deren kräftiger Köpper durch Entbehrungen kraft- und saftlos geworden ist, in deren dürren Leibern Krankhettskeim« nisten, da sie kier den günstigsten Nährboden finden. Sie sind di« Ueberträger mancher Krankheiten, wie die blaffen blutarmen Geschöpfe ihrerseits Krankheiten auf nehmen und fortpflanzen. Der Körper der Kinder zeigt Ausschlag und Unreinltchkeitrn. So manche Mutter beachtet dies nicht mehr. Ei« kennt viel leicht di« Gefahr, aber sie fürchtet sie nicht mehr. Die Rot und oie Gleichgültigkeit haben ihre Ge fühl« abgestumpft, wie überhaupt die Angst vor der Gefahr und die Furcht vor dem Tode einem Ver langen nach Sem Tode gewichen find. Der Satz Plato»: .Niemand weiß, was der Tod ist, nicht einmal, ob er nicht für den Menschen do» größte ist unter allen Gütern. Sie fürchten ihn aber, al» wüßten st« gewiß, daß er da» größte Hebel ist!" findet auf diese Aermsten der Armen keine Anwendung. Der Gedanke an di« unausbleibliche Verarmung und Verelendung hat so manchen bereit« in einen solbstgesuchten Tod getriebsn. Di« Furcht vor den Schrecken de« kommenden Winter» mit der Not der Heizung und der Kleidung trieb sie zur Verzweiflung. Di« Angst, langsam dahinzusiechen un- in einer Ecke Hunger« zu sterben, gibt ihnen den Mut zur letzten Tat. Allmählich zu verfallen, krank sein und schließlich von der öffentlichen Für- sorge zur letzten Ruhe gebettet zu werden, läßt so manchen vorzeitig verzweifeln. Zener, der heute um eine Gabe bittet und schüchtern und angstvoll vor uns sein Haupt entblößt, wagt vielleicht hier noch ' letzten Schritt. Dom Sterben dieser El den erfahren die wenigsten, wenn nicht ein« kurze Zeitungsnotiz ihrer erwähnt. E« wäre eine Er- lösung, wenn wir bald melden könnten, daß die Wirt- schaftsnot behoben ist, so daß dem weiteren Verfall unsere« Volkes ein kräftiger Riegel vorgeschoben wird vr mwck Rodstt Ruvwwum * Auschutzunterftützung für Sozial- rued Kapital- lleiurentner. Den Sozial- und Kapitalkleinrentnern wird Freitag, den 23. November 1Ü23, aus -i« -weit« Novemberhälste eine Nachzahlung gewährt werden, und -war an den bisherigen Stellen für die Renten- empsanger mit den Anfangsbuchstaben A—H von 81—82 Uhr, I—Q von 82—83 Uhr, R—Z von 83—84 Uqr. Di« üblichen Ausweise find wieder Oie ästhetisch« Gesellschaft Do» «em» Ratonatz Zmmer wieder 1» den schlimmen Zetten, die wir durchgemacht haben, habe ich die Hartnäckigkeit der ästhetischen sHellschaft bewundert, di« Ihre Kreis« nicht Mren ließ, mochte alle« übrig« auch zerstört seien. Eie spottet« de» Satze«, daß toter arm» die Musea schweigen und wurde im Gegenteil ge- schwitziger, je ärger e» drunter und drüber ging. Und eher sitzt man mit knurrendem Magen im un geheizten Konzert- und Theatersaal, al» daß «an sich entschließt, di« Musen vorübergehend, bi« zur Rück kehr geordnet« Zustande, außer Betrieb zu fetzen. Wie erklärt sich diese Erscheinung? Ist «« der Sieg der Kunst, also de« Geiste«, über di« Not der Zeit? Eia stolze«: Trotz allem? Dir möchten doch eher glauben, e« ist die Selbstbehauptung einer ge wissen schöngeistigen Gesellschaft, die nicht verzichten will auf da« Gefühl, baß sie noch da ist. Die Kunstpfleg« einer starken und reichen geil fühlt sich in Uebereinstimmuna mit dem umgebendea Leben, und da» verleibt ihr Fülle, Kraft, und di« natürliche Stellmrg innerhalb de« Ganzen. Die Teilnahme ist alle» gesichert, sofern sie nur den guten, bildsam«, Dillen mitbringen. Anders in Zerfalle- und Elend«, zeit«: nun ist di« Kunst isoliert, vom übrigen kümmerlichen Leben abgetrennt, der Krei« der Ge nießer unnatürlich verengt. Der Sinn der Kunst, über den zu grübeln in gesunden Arsten nicht von- nötea ist, erhält «ine krampfhafte Ueberbetonung. Stet« ist e« so, daß die Kunst alles Möglich« soll, wenn sie schon gar nicht» «ehr vermag. Und wenn sie schon gar nicht» mehr vermag, — die» ein« vermaa sie (dann erst recht) gewiß: ein« Gesellschaft um sich versammeln, di« gleich eine» etwa« ramponierte« Krei» sich wärmend um den kalte» Kamin eine« verschlissenen Salon» gruppiert, in guter Haltung, mit schöne» Reden und mit leerem -erzen. Die ästhetisch« Gesellschaft tst --durch chmuk- terlllert, daß ihr dir Kunst, mag da» Schicksal H» Volk packen ml« m will, domer und gleichmäßla «tchtia ist. Nu» ist ja bi« Kunst, al« «tn» Ruud- gebnng des Geiste«, in der Tat immer und gleich mäßig wichtig, wicht'ger al« di« Wirtschaft, wichtiger al« di« Politik, und daß di« Kunst, di« ein Regulativ tz- SA- ästMtF-en Gchema unterlag, «ar fertig. E, solch« Anblick könnte einem die Li st, je einen Roman zu schreiben, für immer «kleiden. Selbst in «ine» künstmäßig schwachen Roman steckt mehr lebendige« ! fernsten Looche kann di« Kunst nicht aufhären, zu mindest Siegelbewahrer'.» zu sein des ewigen, wenn auch unsichtbaren Wertes. Aber nicht au« diesen Ein- sichten ist der ästhetische» Gesellschaft die Kunst wichtig, sondern weil sie «in« gesellschaftsbildende Kraft ist, weil fi« einer Gruppe von Menschen Form und sogar Brot gibt und w«il sie einen gewohnten Krei«, in dem man die Wirklichkeit verg« sen kann, aufrechterhält. Di« ästhetisch« Gesellschaft i oliert di« Kunst vom übrigen Leben, nimmt sie für sich in Be schlag, und tut sich nicht wenig darauf zugute, daß sie die Kunstpfleae ermöglicht. Dir Kunst ist ihr wichtig, weil an ihr die ästhetische Gesellschaft ihre Wichtigkeit dartut. So ist, im schöngeistigen Zirkel, der Krei« geschlossen, der unfruchtbar ryndum läuft von der Kunst zum Genießer und wieder zurück, ohne einen Ausfluß ins Leben zu finden. Nirgend» trifft man so vipl kaltherzige Gleich gültigkeit gegenüber den Vorgängen de« Leben«, wie in den schöngeistigen Kreisen. Die» ist ganz natürlich. Der immer nur ein« Welt de» Scheine» genießerisch und kunstkritisch wertet, für dessen Empfinden wird alle» übr^e zu Dingen zweiten Range». Nun ist aber di« Kunst gar kein« Welt de» Schein», sondern im Gegenteil eine Welt der Wahrheit; eine Welt de» Schein» ist sie nur für de» Zünftler und Schön- aeist; sein Umgang mit der Kunst ist «ine Flucht vor dem Leben. Seine Mattherz iakelt fühlt sich wohl in einer Welt, in der es spielerisch und gesetzmäßig zu- geht, so daß er imstande ist, di« Spielregeln der Kunstleistung zu kontrollieren. In dieser Kon- trolle, mag sie dilettantisch oder beruflich ausgeübt werden, erschöpft sich zum guten Teil die Haupt- betatigung der ästhetischen Gesellschaft. Fkstzustellen, woher einer etwas hat »nd welcher Richtung e» angehört und ob ein Kunstwerk ein Kunstwerk ist oder nicht, die» tst den Schöngeistern eine wahre Wollust. Das tst ja der Sinn der Kunst, daß sie einen Abend lang von der ästhetischen Gesell, schäft beschnüffelt werde. Dann gute Nacht und Schluß, bi« zur nächsten Veranstaltung Ich sah einmal ein« Kritiker einen Roman in dl« -and nehmen, kaum «in« halb« Minute darin blättern — vielleicht in Jahren entstand, bringt nur die Lieblosigkeit de» Aestheten fertig. Di« Sünden der ästhetischen Gesellschaft sind die Sünden eine» sich selbst verengenden, ungelüfteten. geistige Inzucht treibenden Kreises Man täte ihm Unrecht, ihm seine Fehler vorznhalten, ohne gleich zeitig zu sagen, daß diese Sünden sich überall-dort wiederholen sin anderer Art und mit anderen Folgen), wo sich die Gesellschaft einseitig und fach mäßig entwickelt und einen Teilwert des Leben» über- wertet. Drum gilt, was von der Lichetischen Gesellschaft gesagt wurde, von der politischen und von der kommerziellen Gesellschaft erst recht. Ei« sehen den Teil für» Ganz« an und da« Mittel für den Zweck. Doch di« Abrechnung mit diesen Sünden ist ein Kapitel für sich. Theorie »nd Praxi« dme Bühn« « der Uaiuer- sttät. Nachdem an anderen Universitäten längst schon Arbeitsstätten für Theateroeschichte geschaffen wor den sind, wird jetzt an der Universität Berlin mit merkwürdiger Verspätung ein th«a t« r w issen - schaftliche» Institut eröffnet, dessen Plan« Prof. Max Herrmann bereit» vor fünf Jahren dem Kultusministerium voraelegt hat. Di« Direk- toren de» neuen. Instituts sind Prof. Z. Petersen und Prof. Max Herrmann; dieser ist der geschaftsführendc Direktor. Neben den .Theaterwissenschaft! ich«n Hebungen" von Prof. Max Herrmann werden für diese» Semester «»gekündigt: .Theaterregie mit Hebungen" von Prof. Ferdinand Grigori und .Theaterrecht mit praktischen Anleitungen" von Oberreqierungsrat K. von Glasenavv. Sine Abfuhr Sagner« durch Blnuarck. Hein- rich Drüufeld, der populäre Cellist, erzählt in seinen demnächst bei Grethlein u. Eo., Leipzig, er scheinenden Leben»erl»nerung«n von einer Begegnung zwischen Btmnarck und Richard Wagner. Ich weiß mich -u erinnern, berichtet Grünseld, daß Schlözer (der ehemalig« preußisch« Gesandte am Vatikan) «in«« Tage» die schnurrig« (-«schichte er zählt» wl« Richard Wagner ger» dm viel eine« Berliner Generalmusikdirektor« «halt« Hütte, der seit dem Ted« Meyerdeer« nicht »ihr »«Web« »ar. Um stch diesen Titel zu erobern, hätte Wirrer «der einig» Zeit in Berlin al« Kapellmeister an du Oper wirken müllen. Line« Loge« begegnet« u mm Bismarck im gastlichen Salon uon Frau «a« mit vorzulme». Da sich für die Auszahlung etw» größere Zahl von B«amt«n zur Verfügung gestellt hat, können Freltag, den 23. November, und auch an den künftigen Zahltagen im Fürsorgeamt nur be sonder» dringende Geschäfte erledigt werden. * Da« udlündut« Zigarmugeschist. Je» der Nacht zum 18. d. M. find Einbrecher in «in Zlgarren- geschäft in der Alb er tst raße eingebrochen und haben dort gestohlen: 21 Kisten Zigarren in 10G, 23- und 30-Stück-Packungen, 288 Schachteln Z!«- retten der verschiedensten Marken, u. a. Ramse«. Serail-Extra, Serail-Maxul, Eeelas-Rot. Datny, Le- sarba, Tscheg-i, Auqust der Starke, Mohär. Toska. Auch 380 Pakete Rauchtabak der Marken »Bremer Neptun^haq" der Firma Heye, Lippstadt, fielen de» Einbrechern zur Beute. Ein gleiche» Schicksal erlitt «in Zigorrenqeschaft in d-r Kapellenstraß« ft» Reudnitz. * Mit de« Nachschlüssel geäffurt. In den späten Abendstunden de» 13. d. M. ist ein Ladengeschäft im Salzgäßchen durch Nachschlüssel geöffnet und daran« gestohlen worden ein großer Posten Damenstrumps- bänder (rosa und lila), Damen-Reformkorsett» in Grau, Weiß und eremefarbig, gestrickte Damen binden, Strumpfhalter und Untertaillen. Zn elvv» Putzaeschäst in der Zschochuschen Straße wurden ft» der Nacht zum 18. d. M. u. a. gestohlen: 3 Strick jacketts in Weinrot, Kornblumenblau, Lila, Grüu und Blau, ein sandfarbener Seidenjumper, Doll jumper, Strandjacken, Schlupfhosen. 10 Meter grauer Samt, 2 Damenhemden, K. gezeichnet, Moiräröcke. * Ei» falscher Schularzt. Au dem Bericht unter dieser Ueberschrift bittet uns Herr Zahnarzt Dr. Robert Gerth in Leipzig, Dittrichring oeitzll- teiken, daß er nicht identisch sei mit dem Betrüg« Gervet, der sich al« Dr. Gerth in verschiede«» Leipziger Schulen ausgrgeben hat. Fern« schreibt un» der Leiter der 40. Volksschule, Direktor Krey, in Ergänzung diese» Berichtes folgende»: 1. Der .Schularzt" hat nicht mit rmr gesprochen, ist auch nicht von mir durch di« Klassen geführt worden. Zch war zu der Amt, da der .Dr. Gerth' in unser« Schule war, nicht anwesend. 2. Der .Schularzt" hat sich nicht im Laufe des Vormittags die Knabenkkaffeu und wahrend de» Nachmittags unsere Dtädchenklassen vorführen lassen, sondern er ist nur an einem Nach mittage »mz kurz« Zeit in einer Knabenkloss«' und ungefähr eine Stunde in einer Mädchenklasse ßewefen. 8. Er hat sich dem betr. Klassenlehrer und der betr. Radelarbeit»lehrerin nicht al» Schularzt, sondern al« Mitglied de» Psychologischen Institut» vorgestrig «tterm»en»«: 7. D»lt«iahllr: A4. -er. 87 U-r, tn der Lurndolt«: 1. Tl« Kot «uftm» Kinder (Herr -Lutsche): 2. OrsangevorttLgr des chör» LötznI, »ad DoNtz. * Svougelisch-luthertsch« Lodesstznsde. Die l. Sitzung der für den 23. November d. 3. einberufe nen 12. ord. eoangelisch-lutherischen Landessvnod« findet am Dienstag, 27. November, vormittag« 10 Uhr im Demeindefaal« der Kveuzkirche m Dresden, an der Kreuzkirch« 7, statt. Am vorher gehenden Tage, den 26. November, nachmittag» S Uhr, findet in der evangelischen Hoftirch« der Er öffnungsgottesdienst statt, bei dem Landesbifthsß O. Ihmel» di« Predigt halten wird. Die Abend stunden de» Montag ««den von den einzelnen Gruppen der Synode benutzt werden, um sich zu be sprechen und dft Verhandlungen der Synode «mk- zubereflen. " In oa» wahr? Deutsche Kartoffel» aus «yft lisch«« Märkten! Die .Pit«burg«r Gazette Time^ teilen mit: Tausende von Tonnen deutscher Kar toffeln find auf den engkischen Markt geworfen w«r- den und verursachen den englischen Pflanzer« schwer« Verlust«. Der Preis Mr Kartoffeln ist aus ungefähr 21-i Dollar für dir Tonne herabgedrückt worden, «ährend die englischen Pflanzer sagen, daß sie Geld verlieren, wenn fie die Tonn» unter SO Dol lar verkausen. Eine Bereinigung der Pflanzer wird versuchen, ein Gesetz durchzubringen. das die Kar- rofseleinsuhr verbietet, wenn der englische Markt stabil ist. — E» erübrigt sich, dieser Zeitungs meldung auch nur ein Dort der Empörung hinzu- zufügen. vielgenannten liebenswürdigen Frau, die für Wagner wie für Böcklin gewissermaßen die Bahn gebrochen hatte. Bismarck begrüßt« Wagner und fragte ihn wie es ihm gehe. Dagner erwiderte höflich: .Sebr gut, Durchlaucht, ich hab« nur noä: einen Wunsch, nämlich den, mich in Ihrer Nähe -» sonnen." Worauf Bismarck zur Antwort gab: .Da» wird kaum gehen, da ich keine Aussicht habe, noch Dav» reuth versetzt zu werden." Bismarck hatte für dv. Persönlichkeit Wagners wenig übrig. Bekanntlich beruhte diele Antipathie auf Gegensittigkett. Soldoui« »Kaffeehau»", da» in Leipzig ond näheren Städten di der Zoffschen Uebertragung ga- kssselt wurde, erscheint in der Uebersetzung vme Ü. Lorme im Rikola-Berlog (Bühnenvertrieo .Dia Wende", München). H. W. v. Walter»Hause« arbeitet an der Musik zu dem Lustspiel. Ludwig XIV. »«I W»« Der körperlichen Leistungsfähigkeit Ludwig« UV. entsprach sein Appetit: der Kön g war zeitlebens d« talentierteste Esser seine, Lande». L» «ar nicht» Außergewöhnliche», wenn er vier Schüsseln voll der schwersten Suppen, einen ganzen Fasan, ein Rebhuhn, eine Schüssel Salat, zwei gewalt.ge Schnitte« Schinken, Hammel in Knoblauchtunke, einen Teller voll Gebäck und dann noch Obst und hartaekochte Eier, die er besonder« liebte, bei einer einzigen Mahlzeit zu sich nahm. Man kam au« dem Staune» nicht heran«, wenn man Tag für Ta» der Entfaltung diese« titanischen Appetit« beiwohnte, der selbst im Schlafe nicht zur Ruhe kam: der Kön g pflegt« be« Nacht» oufzuwachen und dann Wein oder Er- frischungen, die aus seinem Nachttischchen bereit standen, zu sich zu nehmen. Al» man ihn nach seine« Tod« sezierte, erregten fein Magen und die Ge därme, die für einen Goliath geschaffen schienen, do» Staunen der Aerzte... Ludwig XIV. verschmähte ««, sich beim Esseu »iuer Gabel zu bestimm«: er bl:«b der alten Sitte, mit de» Messer und... den Fingern zu essen, bla au fein Suste tt«. Al« eine« Tajz» d« König «an Rußland mit dem kbuiglicheu Haufe (ohne Gabel) lvest». Wtttt er jedesmal sei»« Federhu^wenn dtt Mmißi» daa Mort au ihn richtete, »st am Ende waren di« Feder» s* bekleckert, baß da» Speisefett