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s«wt»s, 6« LS. Ottad« Mehr Rücksicht aus die Arbeitslosen! Arbeit«!«, wohl da« furchtbarste Schicksal, war «men ordentlichen Menschen treffen kann! Man mutz di« vergeblichen Gänge um Arbeit einmal sellier gemacht haben, mutz Hagend vnd zögernd vor der Tür gestanden haben, hinter der man die letzte Hoffnung glaubte, muß an den Aushalten der Zei tungen die Angebote der „Offenen Stellen" über flogen haben, um dann den Wettiauf mit den Schicksalsgenossen aufzunehmen. Arbeitslos! Bisher traf man nur hier und da wohl eine Gruppe von Arbeitslosen in der Nahe der amtlichen Büros, die sich mit ihrer Unterbringung und Versorgung zu beschäftigen haben. Heut« stehen die Arbeitslosen in langen Kolonnen auf Straßen und Plätzen und warten, und wart«. Nähert man sich dem Roßplatz und sieht die Gegend schwarz von Menschen, so denkt man zu nächst an irgendeine Demonstrativnsversammlung. Aber nein, es sind die geduldig wartenden Kolonnen, lange Schlangen von Arbeitslosen, di« sich Schritt um Schritt vorschieben, bis sie endlich nach Stunden daran kommen, um ihre Unterstützungsgelder in Empfang zu nehmen. Man hat die Meß barock« auf dem Rotzplatz zu diesem Zweck eingerichtet und die Beamteik, die in dieser Abfertigungshalle tätig sind, haben alle Hande voll zu tun, um diese Riesenarbeit zu de» Völligen. An anderer Stelle sind dafür Beamte beschäftigt, Rechnungen über längst sinnlos ge wordene winzig« Berräge auszufertigen, die ^einst Vermögen bedeuteten, oder Neuheiten und Stati stiken zu führen, die keinem Menschen mehr etwa» nützen und die nur weilergeführt werden, weil sie einmal angefangen worden sind und die fortgesetzt werden, bis die dicken Bücher zu Ende sind. Und man fragt sich, ist es denn nicht möglich, solche mit zwecklos gewordenen Arbeiten beschäftigt« Be amte für dies en Dien st ein zu stellen, um den Arbeitslosen die Qual eines solchen stumpf sinnigen und verblödenden Wartens abzukürzur oder ganz zu ersparen. Arbeitslos, keinen Geldschein mehr in der Tasche, hungrig und stundenlang wartend, diese Tausende oon bedauernswerten Menschen, die am Sonnabend auf dem Roßplatz standen und geduldig warteten, dis die Reihe an sie kam, sind eigentlich der sprechende Beweis dafür, daß es nicht nötig gewesen ist, die Reichswehr gegen Sachsen mobil zu machen. Man hat ja Leipzig auch sozusagen mit einem Musikkorps werben können. So ruhig verhalten sich auch dir, die bitterste Not leiden. Am Sonnabend lag Heller Sonnenschein auf den Straßen. Wie aber, wenn es regnet, wenn sich bei solchem Warten viele mit defekter Kleidung und schad- basten Schuhen den Keim zu einer Erkrankung holen! "or allem ist es unwürdig, Menschen, die das Schicksal >r Arbeitslosigkeit trifft, auf der Straße warten zu -ffen. Und diesem unwürdigen Schauspiel muß um- hend ein Ende gemacht werden. Wir haben uns rmir gebrüstet, daß die Kricgsorganisation so prompt nktioniert und daß di« Kartenverteilung bei der Lvbensmittelyersorguna so reibungslos sich vollzogen hat. Der nächstliegende Gedanke wäre doch gewesen, diese bewährte Einrichtung auch jetzt wieder in Kraft zu setzen. Dezentralisation! heißt hier die Lösung, Einteilung nach Bezirken, damit jeder Arbeitslose seine Unterstützung nicht gar so weit von sein'r Wohnung in Empfang nehmen kann. Ob man wieder Lchulräume dazu benutzt oder sonstwie Abhilfe schafft, bleibt sich einerlei; nur können den Arbeits losen nicht gar noch lange Wege zugemutet werden, nur darf man sich nicht darauf versteifen, alle Ar beitslosen an zwei oder drei Stellen abzufertigen. Und dies« Dezentralisation muß umgehend durchgeführt werden. Für alle Fälle liegt auf dem Königsplatz die wenigstens gedachte Textilhalle, die Schutz bei Unwetter bietet- Oder man könnte die gegenwärtig leerstehenden Räume der Meß häuser der Altstadt für solche Zweck« in Anspruch nehmen. Vor allem aber Dezentralisation! Auflösung in Bezirke! Es ist bedauerlich, daß das erst wieder öffentlich gesagt werden muß. Es ist ja immer darauf hingewiesen worden, daß mit der wirtschaftlichen Katastrophe, die am Ende das Abstürzen der Papicrmark dokumentierte, Ar beiterentlassungen und Arbeitslosigkeit in großem Maßstab« unvermeidlich sein würden wi« auch in Oesterreich. Jetzt ist die Katastrophe da und so sieht sie aus. Und niemand, der heute noch sein Gehalt und seinen Lohn erhält ist mehr sicher davor, daß cr morgen nicht auch in dieser stummmen Kolonne steht und warten muß, warten bis er dimn kaommt, um das zu erhalten, was ihm wenigstens das trockene Brot für sich und die Seinen schafft. Aber angestcht dieser wartenden Massen wird die Erkenntnis immer dringender, daß alles darauf hiuauskommt, daß wir wieder Arbeit schaffen für unser Volk. Bis dahin heißt es, denen, iür die keine Arbeit mehr da ist, und die gezwungen feiern müssen, das Nötigste in würdiger und anständiger Form geben. Allgemeine Pflicht aber ist es, diel« allgemeine, jetzt auf die Straße, drängende Not nach Kräften mit lindern zu helfen. Deixn die öffentlichen Mitte Ireichen bei weitem nicht au« g : * - - - Die Auszahlung d«r laufenden Lrwerbsloseu- nnterstützung für die Woche vom 29. Oktober bis 3. November 1923 erfolgt nach dem für die ver- gangene Woche veröffentlichten Zahlungsplan, ledig lich mit der Aenderung, daß in bei: Gerberstraße nicht von vormittags 8 bis 12 Uhr, soUdern von 9 Uhr vormittags bis 1 Uhr mittags gezahlt wird. Mittwoch, den 31. Oktober (Reformations- f e st), wird die Auszahlung - der Erwerbslosen unterstützung sowohl in der Gerberstraße als auch (für die Vororte) in den Schulen vorgenommen, und zwar in der Gerbcrstraße von 9 Uhr vormittags bis 1 Uhr mittags, und in den Schulen von 10 Uhr vor mittags bis 2 Uhr nachmittags. - - Der Multiplikator für di« Ortskrankenkasse Leipzig ist für die Woche vom 29. Oktober bis 4. November auf 2000 festgesetzt worden. Di« Berechnung der Beitrage nach dem Multiplikator gilt aber nur für Verdienste bis zu 22 Milliarden Mark täglich. Für alle übrigen Versicherten sind 6 Prozent vom Brutto verdienst zu kürzen. Dazu hat der Arbeitgeber qu« eigenen Mitteln außerdem 3 Prozent des Brutto- Verdienste» zu decken, so daß insgesamt S Prozent Kaffenbetträge abzuführen sind. Für deu richtigen Beitragsabzug hat der Arbeitgeber Sorge zu. tragen. Dse Kaffe ist nach 8 317 der RVO. berechtigt, sich die Lohnbücher und Belege zur Nachprüfung vorlegen zu lassen. Die Arbeitgeber werden ersucht, die Kaffenbeiträge binnen 3 Tagen nach der Fälligkeit abzuführen. Erfolgt Zahlung nicht rechtzeitig, so muß die Kaffe unnachsichtlich von den Bestimmungen des Artikels V der Verordnung des Reichsarbeits- Ministers vom 27. September 1923 Gebrauch machen, wonach Geldentwertungszuschläge zu erheben sind. Die Kaffe wird in diesen Fällen den in der Zahlwoche maßgebenden Multiplikator anwcnden. Es liegt daher im Interesse des Arbeitgebers, wenn er für sofortige Beitragsabführung Sorge trägt. Die früher ergangene Bekanntmachung über die Berechnung der Verzugszinsen bei verspäteten Zahlungen ist durch di« neu« Vorschrift außer Kraft gesetzt worden. Näheres flehe in der heutigen Bekanntmachung. Zilmschau «ftorta. »Die Flamme". Ernst Lubitsch hat bisher fast immer Tausende von Menschen aus der Szene arbeiten und Prunk und Auswand entsaften lassen. SS wär« nun fatsch, wollte man daraus schließen, datz Lubttsch bei Aufgaben, die ins Tief». PsychMo^sa>e gehen, versagt- Dieser Film beweist un- das. Sin fein«- StimmungSgeylälbe. das in keiner Phase über- trieben wirkt und in künstlerischer Hinsicht et« d«r be merkenswertesten Erscheinungen der Siwttpfttkunst dar stellt. Pola Negri gibt die Hauptrolle. Äi< wir» tn feder Phase überzeugend, und ist mit dem Herzen ganz bei der Sach«. < - Untversm». .Das Waisenkind--. Mary Pick- ford spielt mit einfachsten Mitteln ein Waisenkind und weiss das leid, und freudvolle Dasein der armen Kindes ergretsend zu gestatten, sowohl in den humoristischen Szenen, als auch in den ernsten BUdern überzeugt ste. ES ist begreiflich daß Amerika dieser Schauipiekerin zu- subekt. Der Film selbst besitzt den Vorzuo, nicht auf eine sentimentale Note eingestellt zu sein. - - Toloffeum. .Kinh«r der Finsternis". Hier baden wir es mit einem künstlerischen Seusation-silm zu tun. Die Handlung ist in jeder Phase spannend. Ti« streift hier und da soziale Fragen, obne aber irgendwie tendenziös ,u sein. In seiner vorbildlichen Bildhaftig keit befriedigt der Film unbedingt. Große Speiszenen wechseln mit prächtigen Naturaufnahmen ab. Di« Dar stellung steht aus erfreulicher' Höhe. Hans Mirrrndorf gibt die Hauptrolle. Gewerkschaftliches vorstandSsttfung d. Christ! Gewerkschafts-Interna,tonale. Der Vorstand des Internationalen Bundes der Christ lichen Gewerkschaften ist am IS. und 20. Oktober unter dem Vorsitz des Nationalrat» Jos. Scherrer (TckNveiis in Bafel zusammengetreten. H. Pauwel». neuer Vertreter der Belgischen Christlichen SewerkschaftSzen- trake. und A. Lurik. Vertreter der tschechisches, Ge werkschaften. wurden als Vorstandsmitglieder installiert. Die Prüfung der Frage der Feststellung allgemeiner Grundsätze für die Arbeit»aussicht, die di« einzige Frage der Tagesordnung der Fünften Internationalen Arbeits konferenz bildet, hat d«n Vorstand veranlatzt, seme Meinung in «inen, Memorandum an die Konferenz fest- ,uleg«n. Der Vorstnd faßte den Beschluß. d«r Einladung de» RiedertLn rusche» Komitee» zur Herbeiführung eurer fried lichen Lösu»ä^« VftederberstellungSproblem» Folge zu leisten, um zusammen mit einigen anderen tnirrmmo- nalen Vereinigungen eine Kommission zu bilden, welche di« Einberufung einer Konferenz von Sachverständigen beabsichtigt, di« dt« Aufgabe haben w»rd. di« wirtschaft lichen Grundlagen zu suchen, welche geeignet sind, die NeparationSfrag« zu lösen, - Der Vorstand Mrd den Bericht dieser Konferenz, »er für ihn unverdtudttch ist einer gewissenhaften Prüfung vom gewerktchaftlichcn Standpunkt« aus unterziehen. Dir Berichte der Vor standsmitglieder über dt« Lage der Gewerkschafts bewegung tn den verschtedenen Landern führten zu einer Prüfung der Ursachen der Mitgliederverlufte. die in ein zelnen Staaten festacliellt wurden. Die Sitzung hat br. schlofsen, bei ihrer nächsten Zusammenkunft die Veh. nv- lung de- Problem« der ArbettSlosigkei: und der Lage der Arbeiterschaft fortzusetzen. In den ein zelnen Ländern soll eine Propaganda für die internatio nale christliche Gewerkschaftsbewegung und ihr Programm durchgesübrt werden. Die offiziellen Miftet.uugen des Internationalen Bundes werden ab Januar 19^4 «n fran zösischer, niederländischer und deutscher Sprche erscheinen. Vereine und Versammlungen Borträgr über Stenographie. Am 4. November, Sonntags, früh 11 Uhr, wird im Festsaal der Deut- schen Bücherei, Straße des 18. Oktober», die Aka demie für Kurzschrift ihren Leiter- w.echsel vollziehen. Dr. med. Greif wird den Jahresbericht über das verflossene Tätigkeitsjahr ab statten. Dr. Schneider wird über das Thema reden: Zur inneren Entwicklung der Stenographen vereine in früherer Zeit. Interessenten sind will kommen-, der Eintritt ist frei. Gängervereinigung Germania - Thpographta. unter reger Beteiligung fand am Freitag da» Herbst-Konzert der Sängervercittigung Germanio-Dhpographta statt. Ter seit 7S Jahren bestehende Gesangverein und die vor 66 Jahren gegründete Sängervereinigung Thpographia Hoden sich im vergangenen Frühjahr zur gemeinschaft lichen Pfleg« des deutschen Liedes zusanunengefundeu Gesangliche und instrumentale Genüsse wurden reichlich geboten. Spontaner Beifall lohnte die Künstler für ihre Mühe Lieder von Grell, Altenhofer, Schubert, Wol'l- gemuth u. a. m. wurden durch Mänmrchöre unter der Leitung Kurt Vogels zum Vortrag gebracht. Hon, Mlynarczhk erfreute durch prächtige Violin-Dbli. Max Mckmann baite die Begleitung am Flügel übernommen Mit einem Ball endete die wohlgelungene Veranstaltung Kunstkalender Leipziger Kunstverein: Tie Ausstellungen der Nord deutschen Sezession, Stella HasseS-Wismar und Lasar Seggll, der mit seiner SonderauSstellung zum letzten Male in Deutschland sich zeigt, werden nur noch bis zum 31. Oktober zugänglich sein. Der für heute angcsetzte Trio-Abend von Bose — Davtsson — Klengel ist auf den 6. November ver schoben. Agnes Telsarto bringt heute S Uhr im Fest- saale des Neuen Rathauses ibr neues Programm zur letzten Wiederholung. Eugen d'Alberts Klavierabend, Montag. Zen traltheater. beginnt bereits um 7 Uhr. Paul Hungar (Violine) veranstaltet am 3- No vember ein Konzert mit Orchester im Kaufhaussaale. : Leitung: Walter Stöver. Henrv Cowell gib, am 8 November im I Feurichsaalc einen Klavierabend. Tas Dresdner Streichquartett gibt am 4. November einen zweiten Kammermusikabend im Rat hauSsaale (Werke von Beethoven). Kammersänger Friedrich Brodersen gibt am 7. November im RathauSsaale «inen zweiten (letzten) Liederabend. U! .. ... i !... > ...Uff-— , EI-SiSSW-E- ,1.»». , > ... Unsere Pelzmäntel in di« Runde zu schneiden. Den relativ billigeren. Petz lioserf der Die Mtidelle ireden rn Erscheinung. Cie fnü sie-f Aber im Reich der eleganten Welt hat man bereits b-nswürdig und prächtig. Die Linie iii gestreckt, sie cm schiedender 9!erzmantcl ist die vornehmste find zumeist lang, dcch zeigt sich ad und auch P^Mlle.ter Modedame. Vielfach mimet man di« eine luv* Jacke, für den Morgen nut einem Duve- Ale in trrklchnschen Korm Enander, man arbm- tet aber auch glockenförmige Mäntel, eine recht kost- nnrock mnsacher Asti affomiest. Unfm Brider zeigen ^.äasi«, tue Helle ' ' " alle», tn« PeUchm,der Neuer brrngen. schneiden. Und wenn es augcMrcklich eine brennende Frage § Maulwurf: seine Geschmeidigkeit eignet sich befon- gM, die dir weibliche Eitelkeit beschäftigt, so ist etz der« dazu, die extravaganten Schnitte und Formen der Zweifel. welches Pelzwerk im Winter die süh-anzunehmen. Und mit keinem feinen aschfarbenen rende Rolle spielen wird. ^Ton sttzht er ebensogut zu Gesicht, alS er die Figur umschmeichelt. Dreetschwanz und Hermelin unter liegen meurals ter Mode — sie sind saccolankt. Für den Gebrauch aber so heikel und empfintlich, daß fi«' nur als Luxuspelze neben ander« Pelzen gennhnet werden können. Grazie und Luxus ver breitet «in Hermelincape, das' um Frauenschultern gelegt an Schönheit von keinem andern ein zwei, tesvurl erreicht wird. - > - : ' Um Schneiderkostüme und Mäntel mit Pelz zu verbrämen, usird viel Aftenhaar verwendet, zur Avwechflung wird graues Äffenhaar genommen. Der Silberohpvsum, der Tachtzpelz sind gesucht, die man ja schon voriges Jahr gesehen hat. auch die Hellen mH dunklen Iltisfelle, sowie die Zibet katze haben ihren Wert. Und neben all den LuxuK- pelzen kommt ter Haße und Kanincksen in Verwen dung aus Mäntel. 8s gelingt, sie so gut und schön zu färben, daß sie auch aus Mänteln und Kostümen von Klasse sich gut behaupten. Sehr viel Pelz wird diesen Winstr «tragen, logar mehr als j-edos ander« Jahr. Tie Versuchung Hi groß.