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krrtt»g, Lea S. Laga-t ei» diesbezüglicher Antrag zugehen, alle 51, nach Wurzen. Grimm«, Altenburg, D-ißenftl», L»,- detha, Raumburg us». gelegenen Gemeinden zu einer energischen Zusammenarbeit a»f dem Ber- kehrsgebiet zusammenzusaffen. UnglückrfSUe un- verbrechen * Leipziger Schmuggler l» Adorf »erhastet. Die Adorfer Gendarmerie nahm 10 Personen au, Leipzig und Plauen fest und beschlagrmhmte Schmugalerwaren im Werte von 7 Mil« lionen Mark. * Tierdiedstahl im Lei»ztg«r Ava. In der Nacht -um DUttwoch sind fünf wertvolle Fasanen au, ihren llnteriunftaräumen gestohlen worden. Der dem Zoologischen Garten zugfügte Schaden belauft sich auf etwa 60 Millionen Mark. G« wird vermutet, daß die Tiere lebend weiter verkauft werden. Der» diichtige Beobachtungen teile man sofort der Polizei mit. Von einer Lawine fortgeriffen. Gin schwere» Bergsteigerunglmk hat sich am der Datzmann- Ost wand ereignet. Mehret« Bergsteiger wurden am Sonntag dort von einer Lawine überrascht, die von der Mittelspitzr, der Schöllhoraplatte, in die Kar niederging. Der eine der Bergsteiger, Ser Bankbeamte Rauch, wurde von der Lawine mit» gerissen und verschüttet. Spielhölle»razzia in Binz. Das Ueberhand» nehmen der Spielhöllen in Binz auf Rügen hat zu ekrer Razzia der Berliner Kriminal» polizei in Binz geführt. Die Beamten Haden sämtlich« Spiellokale aufgehoben und die Ramen der Spieler und Bankhalter festgestellt. Seit Be ginn der Badcsaison sind am Strand« allein sechs große Spiel statten entstanden, in denen Tag für Tag lebhafter Betrieb herrschte. Por einigen Tagen wurde sogar i« Kur hau» ein öffentlicher 19. Deutscher Zerrerwehrt«- Die Vaupivers«umttmg Ja der Festhallc de» Ausstevungsparke, in München tagt« die Hauptversammlung de, Feuer wehrtage», auf der der Vorsitzende des Reichsfeuer, wehrverbandcs Lang di« Ehrengäste begrüßte. Ramen, der Stoat,r«gieruno entbot Ministerialrat Marti u, de» Feuerwehrleuten den Willkomm- grüß. Die Staatoregierung habe erst vor kurzem ein« Versicherung der Feuerwehren eingelettet. Die Sterbekaff« für die freiwilligen Feuerwehren fei Mu gestützt worden. Auch die Landesunterstützungskaffe soll in gleicher Weise saniert werden. Der erste Bürgermeister Schmid begrüßte die Versammlung namens der Stadtverwaltung. Höchste Vollkommen heit in den Mitteln zur Bekämpfung elementarer > Schäden sei heute notwendiger denn ft, da zerstörte Werte jetzt kaum wieder zu ersetzen seien. Au» dem Tätigkeitsbericht geht hervor, baß der Reichsverdand 22 422 Feuerwehren umfaßt, davon 16 836 freiwillige Feuerwehren, 0064 Fabrik», Anstalt»- und ander« Feuerwehren und 22 Berufsfeuerwehren mit zusammen 11SO 870 Feuer- wehrleuten. Da» Material ist aber noch nicht voll- ständig; man darf annehmen, daß der Mannschaft»» stand des Jahres 1914 mit über zwei Millionen wieder erreicht wird. Da» Grundgesetz des Ver bandes wurde dahin geändert, daß deutsche Feuer- wehrverbände außerhalb de» Deutschen Reiche» künftig al, außerordentlich« Mitglieder de» Reiche feucrwehrverbandes mit den Rechten und Pflichten ordentlicher Mitglieder ausgenommen werden können. Im Vollzug diese» Beschlusses wurde der An sch lud des österreichischen Reichsfeuerwehr, verband«« genehmigt. Angenommen wurden Anträge auf Schaffung eine» zeitgemäßen Unfall, fürsorgrgesetzes, Gewährung von Fahrtermäßi» gungen, Abschaffung de» Privileg» der öffentlichen Beamten, vom Feuerloschdienst befreit zu sein. Der bisherige Ausschuß wurde wiedergewahlt. Der nächste Deutsche Feuerwehrtag wird 1928 in Bre ». lau obgehalten. l^kpriger «ack Ur. 182 Srlle 5 Spieststat eingerichtet, der ausschließlich zum Zw«tr de» Spiels nahezu 1000 Pkrsdnen Räum and. Hier war der Sammelpunkt der moadtoM Wett, di« sich so zahlreich «infand, daß häufig nur ein Teil der Spielfreudigen zugelasftn werden konnte. E, wurde mit Riesensummen gespielt. Obwohl bekannt lich da» Spiel »erboten ist wurde in aller Oefftnt» lichtest durch Plakate zur Teilnahme aufgefordert. Gin Raubmord in Xenruppi» anfgeklärt. An- fang Juli wurde in Neuruppin dir Witwe Kuphal, die dort ein Kolonialwarenaeschäft betrieb, in ihrer Wohnung besinnungslos aufgefunden. Sie «ar so schwer verletzt, daß sie wenige Stunden später starb. Zwei jung« Burschen waren in der Nacht bei ihr eingedrungen, .Hatten sie niedergeschkqen und SO 000 Mark bares Geld und Lebensmittel geraubt. Dem Raubdezernat Derneburg der Berliner Krimi nalpolizei ist es jetzt gelungen, den Haupttäter fest» »nehm en. Es ist ein Wilhelm Gürtel au» Neuruppin, der im Anfang der zwanziger Jahre steht und sich wohnungslos in Berlin aufhielt. Gürtel hat bereits ein Geständnis abgelegt. Auch ein -weiter Mann, mit dem Gürtel eine Zeitlang auf der Wanderschaft gewesen ist, und eine Frida Sch. wurden unter dem Verdacht der Mittäterschaft verhaftet. Glue Lieb «»trag öd i«. Ein furchtbare» Liebes drama spielte sich in Altena in Westfalen au; offener Straße ab. Anscheinend mit seiner Geliebten, einer Bureauangestellten, in Streit geraten, zog ein junger Mann «in neue», scharf geschliffene« Messer, durchschnitt dem Mädchen di« Kehle und versetzte ihm noch mehrere tiefgehende Stiche, die den so fortigen Tod zur Folg« hatten. LH« die Zeugen der Bluttat herbeieilen konnten, stürzte sich der Täter in den neben der Straße fließenden Zuführungsgraben einer Fabrik und wurde nach kurzer Zeit vor dem Turbinenrechen, noch schwache Lebenszeichen von sich gebend, geborgen. Di« sofort von ärztlicher Seite - vorqenommenen Wiederbelebungsversuche hatten keinen Erfolg. vermischter Schwedische Milliardeuspeude. Dem Deutschen Roten Kreuz für das Rheinland sind vom Schwe dischen Roten Kreuz 1^ Milliarden Mark/gespendet worden, die für die Kinderfpeisung und die Ferien erholung unterernährter Kinder Verwendung finden sollen. .. Welt-Polizei-Kougreß 1» Nürnberg. Der erst« Welt-Polizei-Kongrcß, der nach den vergeblichen An regungen der Jahre 1909/1912 und 1918 nun in Nürnberg -ustanüekommen wird, findet al, Auftakt de, vom 2. bis 8. August stattfindenden Esperanto- Welt-Kongreffes vom W. Zull bi« 1. August 1928 in den Räumen de» Nürnberger Katharinenbaur« statt. Es wird u. a. die Gründung einer Welt-Polizei- Liga, dann di« Schaffung «ine« offiziellen Organe» und eine« Welt-Polizei-Fach-Vörterbuche« zur De batte stehen. Als Derstandigungrsprach« dient die Welt-Hilfs-Sprache Esperanto. — Zum gleichen Zeit punkt« findet der 8. katholische Weltkongreß in Rürn» berg statt. > SS Milli»««» Dollar herreal«. In den Kaffen der Re» Parker Baaken liegen uwgesämr AS Millionen Dollar, deren Eigentümer nicht zu ermitteln sind. E» find vor vielen Jahre" eingezahlte Depositengelder, di« seither nicht abge hoben worden sind. Niemand weiß, was aus diesen Leuten geworden ist; denn di« sorgsamsten Nach- forschungen haben auch nicht eine Spur ergeben, di« al« Anhalt zur Ermittelung der Einleger dienen könnten. Da» schönste aber ist, daß auch ntemavv über diese Kapitalien verfügen kann, einmal «egen der Unauffindbarkeit der Eigentümer und zu« andern, weil man selbst, wenn sich Verwandte ode» Erben melden sollten, die Summen nicht auszahlen kann, da ja kein« offiziell« Todeserklärung der ver schwundenen Verwandten existiert. So rottd schließ lich da» ungeheure Vermögen dereinst de« Fiskus anhetmfallen. küclterscksu Katholische Literatur An dem allgemeinen Suche» »ach neuen geistigen Werten, das fett de« Krieg« zv beobachten ist, will sich neuerdings auch der Katholtzi»»«, beteiligen Mit auffallendem Eifer zeigen sich katholisch« Ge lehrte bestrebt, au, dem Mistigen Gut ihre» lieber. ktes«rung»kreifts zu der Neugestaltung des Welt- bilde» beizusteuern, und dies« Erscheinung verdtmit »m so mehr Beachtung, al» diese neue Dille katholischen Geiste» offensichtlich nicht Innerhalb der Kirche verläuft, sondern die Tendenz hat, in da» allgemeine Kulturleben überrugreiftn. Es handelt sich um eine neu«, diesmal rein geistige Propaganda de» Katholizismus. Im Mittelpunkt steht dabei di« Wiederbelebung der Werke de» heiligen Augustinus. Vielleicht erwartet man von diesem »ersten modernen Menschen*, wie er genannt wird, eine besondere Nirkuna aus die Mestschen de» 20. Jahrhundert». Der schonen deutschen Ausgabe der »Bekenntnisse* Augustins von Hsrmann Heftle, die vor zwei Jahren bei Eugen Dtrderichs in Jena erschien, und auf die wir schon dingewiesen haben, ist jetzt in der Philosophischen Bibliothek des Verlage» Felix Meiner in Leipzig die erste deutsche Uebersetzung der kleinen Schrift vo deal, vita, »Bo« seligen Leben*, von Dr. Johanne« Helsen, Privatdvzent an der Uni versität Köln, gefolgt. Der llebersetztr kündigt darin an, daß noch weitere philosophische Schriften Augustins übersetzt werden sollen, u«ck er hat deshalb seiner llebersetzunz ein« Einführung in Augustins Philosophie oorausaeschickh Von demselben Ver fasser ist ein Bändchen «Die philosophischen Strömungen der Gegenwart* in der Sammlung Köftl (Verlag von Josef Käsel und Fried- rich Pustet in Kempten) erschienen, in dem die „im Mittelalter wurzelnde Philosophie* an die Spitze gestellt und auch die übrigen neuen philosophischen Richtungen mehr oder weniger von dem Gesichtspunkt des Katholizismus aus behandelt werden. Insofern scheint mir diese, Bändchen typisch zu sein für die ganze Sammlung Kosel, die ein katholisches Gegenstück zu den. hekgnnftn Sammlungen „Wissen schaft und Bildung* von Quelle L Meyer und „Aus Natur und Geisteswelt* von D. G. Teubner bildet. Deutlich tritt katholisch« Grundrichtung auch in dem gleichfalls dort erschienenen Bändchen „Ein führung in di« moderne Reltgions» Psychologie* von Dr. Georg Wunder!«, Lheokogieprofeffor in Würzburg, hervor. In anderer Weise will in derselben Sammlung die „Lin füh rten gip da» mittelalterliche Schrift» tum* von Dr. Arthur Bauckner, Etaatsarchiovr in München, da« Interesse für das Mittelalter, mittelbar also auch für den Katholizismus, neu beleben. Daneben finden sich in dreser Sammlung freilich auch Bändchen, in denen di« „Literatur» aeschichte der Tschechoslowaken, Süd» kl a rren und Bulgaren^ von Dr. Josef Leo Seifert, aber auch hier ist der katholisch« Stand» hünkt streng gewahrt. Lin anderer katholischer Verlag, der Tkeatiner- »erlaa in München, öffnet den Schatz der Heiligen geschichten, in dem die Ideale de, Katholizismus am lebendigsten erhalten sind, mit der Herausgabt einer »prnehm auszrstatteten Uebersetzung des „Lebens de, heiligen Anselm von Canterbury*. Diese von dem Mönch Ladmer, dem Schüler und Begleiter Anselms, verfaßte und von Dr. Günther Müller übersetzte Btmzraphie ist vermöae der darin zutage tretenden Bescheidenheit und Unauf dringlichkeit de« mönchischen Verfassers besonder» geeignet, für den Katholizismus zu werben, daneben qber bietet sie auch dem Psychologen anregendes Material. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß in dem zuletzt genannten Verlag auch die erste Enzyklika de» gegenwärtigen Papste» Pius XI. „Ueber den Frieden Christi, wie er im Reich Christi zu suchen ist*, erschienen ist, und zwar der lateinisch« Text mit Gegenüberstellung einer sehr eleganten deutschen Uebersetzung. Diese Enzyklika Udi »roano ist ge wissermaßen di« Drogrammschrift des neuen Papstes. Ihr Studium ist jed«a zu empfehlen, der die Politik der römischen Kurie verstehen will. Aurl 8«ftmIGk Gr»st Haeckel: Die Lebeaswunder. Taschen- au,gäbe de« Verlages Alfred Kröne r. Al, 1904 di« erste Auflage diese» Werkes er- schien, fünf Jahre nach den Welträtselu, tobte noch heftig der Kampf um diese „Studien übe, monistische Philosophie*, und Haeckc selbst stand al« einer der ersten in den Reihen dc Kampfer für sreigeisttge . Weltanschauung Au» Kampfesstirymung heraus, als Ergänzung zu den damals viel bewunderten und viel geschol- tenen Delträtseln waren die Lebenswunder geschric den. Gewiß, «in großer Teil der Ideen, die damal Has Blut in Wallung brachten, ist heute vergessen, manches wurde inzwischen widerlegt und abgetan. Selbst tn den Reihen de« M o n i st e n b u n d e o und seiner heutigen Führer (erinnert sei nur an Petzold, Verwegen, Goldschetd, Kam- merer) ist Haeckel größtenteils „überwunden*, und man hat gelernt, frei von jeder Dogmatik ständig neu an alle Probleme der Wissenschaft und de» Levena sich heranzuwagen. Trotzdem „Die Lebenswunder* zu lesen, ist auch heute noch schon ihrer frischen polemischen Art wegen ein Genuß, und man bedauert vielleicht nur, daß die Zahl der deutschen Gelehrten, die so mutig wagen, allem Veralteten den Kampf anzusagen. Immer noch nicht größer ge worden ist. Prof. Heinrich Schmidt, der Verwalter des Lrnst-Hacckel-Archioe», hat die Taschenausgabe be arbeitet. Die Aenderungen sind unwesentlich; da handliche Format wird zu der verdienten Ver breitung sicher das Seinige beitragen. Iugeuieurbautea. Di« neue Zeit mit ihrem neuen Gesicht: dem Hochkapitalismus und seinen Erschei nungen, hat auch in der Architektur Revolution her vorgerufen. Di« alten Baumaterialien, die alten Formen genügten nicht mehr. Die Riesenfabrik anlagen, Riesensveicher, Lustschisshallen und dergl. konnten nicht einfach auf Grund einer Vergrößerung der Ausmaße der bisherigen Bauten geschaffen werden. Wir haben alle selbst da« unsichere Tasten erlebt, haben' stilistische Unmöglichkeiten über uns er gehen lassen müssen, haben eintönigste Werkanlagen entstehen sehen, die unter Vernachlässigung jeglich? Form oder unter falsch angebrachten Imitation ' uns unsere Stadtbilder zerstörten. Die letzten zeh:. Jahre haben endlich etwa» Wandel geschaffen. Cü wurde — freilich ost nur zufällig — etwas ae- schaffen, da» man als Ansätze zweckentsprechender Formen anerkennen konnte. Aber bi» heute wird docy noch so viel Minderwertiges in die Welt gc- stellt, daß man es dankbar begrüßen wird, wenn der „Deutsche Bund Heimatschutz* und der „Deutsche Werkbund* in diesem Band den Versuch machen, den angehenden Architekten upd Ingenieuren eine Aus- wohl von Tafeln vorzulegen, die Anregung geben sollen, nicht zu sklavischer Nachahmung alter Formen, sondern zur Erkenntnis, daß di« Kunst aller Zeiten nur dann dauerndes Kulturgut bleibt, wenn »hr „eine einheitliche, durchaus folgerichtige, orHässischc und harmonisch« Entwicklung des Ganzen wie aller seiner Teil« ... in Anlage, Konstruktion und Form . . .* zugrunde liegt. Dabei gehört natürlikl auch eine Einstellung in die Landschaft mit zu dci ersten Bedingungen. Wenn diese Regeln befolg werden, wenn außerdem die Trennung zwischen In genieur und Architekt zum mindesten gemildert wird, dann werden auch wir, trotz unserer neuen, scheinbar so spröden Materialien, wie Beton und Eisen, zu neuen, organisch gewachsenen und darum schönen Formen kommen, die auch späteren Zeiten als Kunst werke ihrer Zeit gelten werden. An Abbildungen aus allen Ländern, allen Wirtschaftsgebieten und allen Zeiten, die, wie immer bei dem Verlag G. Dasmuth, Berlin, ausgezeichnet wiedergegeben find, kann der Suchende hier viel lernen. Oe Ickurttn RklnHve Liebe ohne Grenzen 20j Roman von NUN» «awdrnü verboten) Ein langes Schweigen war in dem Raum, die schönste Gewähr dafür, daß des Poeten Ge sang nicht vor tauben Ohren erklungen. Tief seufzte Marion auf und sagte leise: „Wie Gesang — wie heiliger Gesang sind diese Verse. Gib mir das Blatt.* Gaston reichte es ihr. Er war ergriffen. Sagte kein Wort. „Kann ein Mensch so unglücklich sein?* fragte die Großmutter. „Wer ist der Mann? Deshalb ist er so elend, Emile? Weißt du etwa« von ihm?* Gaston riß sich zusammen. Auch da» rührte ihn, daß die alte Frau den Schmerzens- und Verzweiflungsschrei der Dichterseele erfaßt — und verstanden hatte. Mit gespanntem Inter esse wartete sie auf diese Auskunft -- und auch Marion hatte das Blatt finken lassen und harrte mit fragenden Augen der Antwort, die Gaston der Großmutter geben würde. Er hob an: „Der arme Paul Verlaine, der dieses Schmerzenslied geformt, wurde von seiner Frau verlassen, sank in alle Schmack der Der- irrung herab — in Trunk und Sünde — irrte umher — wie Kain — beging in der Leidenschaft ein Verbrechen — schoß auf einen geliebten Freund. Zwischen Gefängnis und Hospital der» brachte er sein Leben — ein verirrter Gotchs- bedanke — und klagte in seinen Liebchen sein bitteres Leiden — wie ein verwundete» Reh, da, im Dickicht stirbt" ' „Daher weißt du da, alles?* fragt« Mardon und sah ihren Freund voll Bewunderung gn. Gaston erschrak, errötete und sagte hastig: Gestern fragte ich den Redakteur des Volks» blatte« nach unserem Dichter. Der Mann er zählte mir da« alle».* Marion sah sinnend vor sich hin „Wieviel Schöne» und Große» ist doch tn der Welt,* sagte sie wie zu sich selbst — ^rnd man sitzt Tag IM Tag in der Fabrik — weiß von alledem io nichts...* Das Volk — das Volk — dachte Gaston, sie — sie ist das Volk — sie — dieses blonde Ge- schöpf — sie ist es! Sie sehnt sich nach dem Schönen und dreht Tun um Tag zehn Stunden lang Drähte in der Fabrik. Er sprang auf, breitete die Arme und drückte sein Mickel an da» Herz. Du ssülstl Du wirst! gelobte er sich. Du wirst oft» allem Schönen hohen Anteil haben. Ich — ich führe dich dahin! Gaston entsann sich kaum einer Stunde gleicher Erhabenheit in seinem bisherigen Leben, reiner, die dieser glich, die er jetzt in der Küche der Großmutter erlebt hatte .... Meister Vernon war aber^ inzwischen nicht müßig geblieben. Er hatte sich gegen seine sonstige Gewohnheit in diesen Tagen viel in den Arbeiterschenken herumgedrückt und die Leute gegen Gaston aufzuwiegeln versucht. Er fand hierbei vielfach Gehör. Denn den Arbeitern war es schon aufgefallen, daß dieser neue Maschinist sich um die Kameraden wenig kümmerte, ihre Lokale mied und stets nach Feier» abend rasch auf seinem Rade verschwand. E« war — das sahen sie — etwas Fremde» an ihm — eine gewisse Eleganz in Erscheinung und Auftreten, womit er sich von ihnen abhob, und die gewiß den Guunb abgab für sei« hoch mütige Absonderung. Vernon nützte biete Stimmung der Leut« ge schickt zu Gaston» Schaden au». Er hatte es richtig zuwege gebracht, daß die Ueberzahl der Arbeiter Gastons Gruß nicht mehr rrwibwtte — ihm vftlmehr mit feindseligen Blicken begegnete. Man »artete nur auf die Gelegenheit, ihm eins ausznwischen. Ihn au» der Fabrik heraus- zubeißen » Gaston Hatte für alle« da» keine Angen. Er sah den Dienst am Feuerloch Nur als ganz vor» übergehenden Zustand an — al» Episode, die er schon In wenigen Togen zu beenden dachte. Für morgen »der Übermorgen plant« er den Besuch bei seinem Freund«, dem Eremiten, um mit ihm die Inszenierung des Zaubermärchens vorzubereiten. Zu nächtlich« Stunde — so strebte es Gaston vor — wollte er Marion auf romantische Art ins Schloß bringen und vor wenigen und vertrauten Zeugen so etwas wie eine Rottranung vor» nehmen. Sie sollte sozusagen nur einen symbolisch-dichterischen Vorgang bedeuten, der dem ganzen romantischen Abenteuer den stil gerechten Abschluß gab. Ja — ein synwcllischer Akt sollte da» sein, der der kleinen Marion — wie vor einem auf» gezogenen Vorhang den Einblick in die Dinge, in die sie geführt worden war, freimachte. . . Dann «fuhr sie in einem Augenblick — wer ihr Monteur Lmile Rue in Wirklichkeit war, und wessen Ehefrau sie selbst fortan sein würde... Die Trauung durch den Eremiten, das sagte sich Gaston, hatte im Grunde nur szenischen Dert, denn sie blieb an sich rechtsunwirksam, da ihr doch die bürgerliche Eheschließung nicht vorange» gangen war. Gaston wußte, er bekam den Ana- chortten zu dieser Gesetzübertretung um so eher, al» sie völlig privat geschah — nur al» schöne Geste, der spät« die zivile Trauung ja doch de- stimmt folgen würde. So hatte sich'» Gaston »«gestellt — und so «dachte «'s zum Au»klanq zu bringen. Ab« bi« fpieleEche Hand der Zufälligkeiten bewirkte «inen unvorhergesehenen Zwischenfall, der so kurz vor dem Ausklang de» Märchen« noch einmal in den Gang der Din« griff und mit einem tüchtigen Schrecken dazwischenfuhr... X. Bor seinem Ofrnloch stand Gaston diesen Morgen und feierte Abschied. ü »ar heute da» letzt« »al, daß « diesen Dienst tat. Tun wollte. Denn — morgen früh — Beratung mit dem Eremiten — übermoraen — in der Rächt zum Sonntag die heimliche Trauung. Denn «'» überlegt«, wie er di«s, Zauberpoffe in Gang bringen wollte, so überliefe ihn heiß I vor Freude und Entzücken. Die Vorbereitungen hatte er so ziemlich alle getroffen. Heute abend würde von Genf das Brautkleid kommen. Auch das hatte seine liebe Geschichte . . . Gaston war vor einer Boche in der Stadt gewesen, hatte das Brautkleid im feinsten Maga zin „für eine kleinere Figur* bestellt. Sie hatten den Herrn Baron ausgelacht. „Kleinere Figur* — Unsinn — daraufhin konnte man doch in das edle Crepe de Lhine nicht lustig hineinschneiden. Die Braut mußte selbst kommen. Sich Maß nehmen lassen. „Ganz unmöglich!* rief Gaston. Die Braut sollte doch überrascht werden. Das Kleid mußte — mußte — ohne sie zustande kommen! Die Abteilungschef» und die Direktricen stan- den Kopf. Solch eine Bestellung war hier noch nicht gemacht worden — die vollen dreißig Jahre hindurch — da da» Haus ruhmvoll bestand. Eine Braut, die mit dem Brautstaat« über- rofcht werden sollte! Eine Braut, die nicht zum Maßnehmen kam. „Unmöglich! Ganz unmöglich!* „Es gibt keine Unmöglichkeiten!* rief Gaston und hatte wirklich einen Einfall. Er würde morgen ein altes Kleid der Braut zur Stelle schaffen, nach dessen Maßen sollte das Brautqewond gearbeitet »erden. Wird« steckten die Sachverständigen die Könfe zusammen — und da» Eraebni« der ernsten Be ratung war — man wollte da» zwar wagen —- ab« nur auf die Gefahr des Bestellers hin. In- sofern man ftir tadellosen Sitz keinerlei Bift ' schäft übernahm. (Fortsetzung folgt) H«eailNv«rNtl» N», de« redakttonele« Lett: Ldttted.,' 9. »IdNeln: ckr »n,e«an,: V»w«rv «an Sei»« I« Leip,»«. - BerN»«, Wen»: Berit» No-r Matz« «. Peniv,r--S«r 8600-»««. Dresdner DttnN AerSeäie», DrcSden <Vnbes*vera«rNra»e N^ns»rr<»er »4 7SS - Dnut nur, Netto«: ettarpn- «etta»»tt>aer,i, ». ». » H., Lewita. Sotzannisgaflr 8 N»»ett engte Betittia« ohne »oapatto »erde» »ich, »utt»<r- aekan»«. Di« vorliegend« Ausgabe m»f«Ht KG S«Nen