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I^lprlger ?«gedlLtt imä ULnäelsLeHuag Unglücksfälle und verbrechen Lutounfall de« Mivisier» Hermes. Donnerstag vormittag sind der Reichssinanzministcr Dr. Her- mes, der Staatssekretär Dr. Bergmann und ein anderer Herr aus dem Ministerium Opfer eines Autounfalls in Berlin geworden, der glücklicher weise ohne ernstere Folgen geblieben ist. Der Wagen des Ministers fuhr durch die Prager Straße, al» ein leeres Auto mit übermäßiger Geschwindig keit angerast kam. Der Chauffeur des Minister» hatte keine Möglichkeit mehr, auszubiegen. Er kam zu einem Zusammenstoß, der so heftig war, daß der Wagen des Ministers umgeworfen wurde. Die drei Insassen stürzten heraus, wurden aber kaum verletzt. Schwere Eruteschäde« t« Baden. Die letzte Hagelkatastrophe hat in Ober- und Mittelbaden nahezu die gesamte Ernte vernichtet. Wie der Präsident des Badischen Bauernvereins, Staatsrat Weißhaupt, der badischen Negierung mitteilt, sind am Kaiserstuhl zahlreiche Gemeinden so stark mit genommen, daß neun Zehntel der Ernte verloren sind. Die umliegenden Orte sind alle mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen. Im Bezirk Lahr sind ebenfalls verschiedene Gemeinden vorhanden, in denen da» Unwetter so ziemlich alles vernichtet hat. Auch dort hat die Umgebung einen großen Schaden erlitten. Der Badische Bauernverein ist bei der Negierung wegen Unterstützung der durch das Un- weiter geschädigten Landwirte vorstellig geworden. Das RLubertrio im Auto. Der Graf Heinrich v. Baudissin wurde in einer Berliner Pension in der Königin-Äugusta-Straße von Einbrechern überfallen und beraubt. Der Graf kehrte nachts um 2)4 Uhr heim und merkte, daß er den Schlüssel vergessen hatte. Auf der Straße sah er ein Auto halten, bei dem ein gutgekleideter Mann stand. In der An nahme, einen Pcnsionsgast vor sich zu haben, ging er dicht an ihn heran und fragte ihn, ob er auch in das Hau» hinein wolle. Im gleichen Augenblick kam aus dem ersten Stock eine große Lcdertasche auf den Bürgersteig herab- geflogen. Der Mann am Auto sprang sofort auf sie zu, ergriff sie und verstaute sie un Wagen. Der Graf aber erkannte sie als sein Eigenetum und ver suchte, sie ihm zu entreißen. Jetzt kam plötzlich ein zweiter Mann au« dem Vorgarten heraus, zog seinen Revolver und drohte dem Grafen mit Erschießen, wenn er Widerstand leiste. Fast gleichzeitig kam noch ein dritter Mann aus dem Fenster des Grafen herausgesprungen, und jetzt standen drei Mann mit gezogenen Revolvern vor ihm und verlangten Her- ausgabe seiner Wertsachen. Dem Grafen blieb dieser Uebermacht gegenüber keine Wahl. Widerstandslos mußte er Uhr und Geld herausgcben. Der »Sonnengott von Schweden*. Ein großer Einbruch, der Anfang d. M. in der Fruchtstraße in Berlin verübt wurde, geht seiner Aufklärung ent gegen. Einem Holzhändler wurden damals für etwa 50 Millionen Furniere gestohlen. Jetzt ist es der Kriminalpolizei gelungen, den Hehler zu ermitteln und hinter Schloß und Riegel zu setzen. E» ist ein Hausbesitzer, namens Schwerin, aus der Friedrichsfelder Straße. Ihm wurde nachgewiesen, daß er die Holzer an verschiedene Tischlermeister ver kauft hat, die nicht wußten, daß sie es mit einem alten, schon mit Zuchthaus bestraften Betrüger zu tun hatten. Als Schwerin merkte, daß er al» Hehler entlarvt war, schwang er sich auf sein Fahrrad und entfloh. Es gelang aber, ihn ein zuholen und festzunehmen. Jetzt spielte er den Das posiabonnement für August 1923 l sofort erneuern, damit in der Zustellung der Zeitung keine Unterbrechung ein-tritt. wilden Mann, obwohl seine Mieter an ihm nie eine Spur von Geistesgestörtheit gefunden haben Er will von nichts wissen und erklärt ans jede Frage nur: „Ich bin nicht verrückt. Ich habe die Fran nicht totgefahren. Ich bin der Sonnengott von Schweden.* Weiter ist aus ihm nichts heranszubringen. Lia großer Dchmuckdiebstahl. Der Gendarmerie posten am Semmering verständigte kürzlich das Wiener Sicherheitsbureau telephonisch, daß in dem Hotel Panhans ein großer Schmuckdiebstahl verübt wurde und die Schadenshöhe mehr al» zwei Milliarden Kronen betrage. Gestohlen wurden unter anderem ein paar Bril- lantenohrgehiingr von 15)4 Karat, eine Perlenschnur, eine Brillantbrosche mit 4 bi» 5 einkarätigen Bril- lauten, eine Brosche mit Perlen, Brillanten und Rubinen, ein Kettenarmband au» Gold, ein Ehering, rin goldene« Uhrenarmband, eine lange gol dene Kette mit Perlen zirka 2 Meter lang, eia goldener kleiner Ring mit Rubin und zwei Brillanten und viele andere Schmuckstücke. Der Geschädigte ist ein Gutsbesitzer aus Budapest. St» verhängnisvoller Spreugschuß. Beim Bau der Wasserleitung Pflegalm, Gemeinde Hafning bei Leoben, ereignete sich ein schweres Unglück. Die Mineure Drandstätter, Palyna und Kristina hatten gleich nach den Sprengungen die Arbeit aufgenom- men, ohne die Nachwirkung des Schusses abzu warten. Al« sie mit den Abräumnngsarbeiten be gannen, löste sich eine Masse im Umfang von acht Tonnen lo» und begrub die Mineure. Die beiden erstgenannten wurden tot ausgegraben, der dritte, Kristina, wurde zwar lebend in das Spital ge- bracht, er ist jedoch seinen schweren Verletzungen erlegen. Der Mord — Rettung in der Not. Kürzlich wurde im Savoy-Hotel in London der ägyptische Prinz Ali Fahmn ermordet anfgefunden. Als Täterin wurde sofort die Gattin des Ermordeten festgenommen. Dieser Tage nun stand die Fran zösin Meller, „Prinzessin Fahmy" genannt, vor den: Untersuchungsrichter in Bowftreet. Sie gab keine Erklärung ab, ließ aber ihren Arzt sprechen. Die Aussagen des Arztes lauten dahin, daß der ganze Körper der Frau mit Wunden bedeckt ist, die auf bestialische, im Orient vorkommende „Praktiken* des Aegyptcrs schließen lassen. Was die Frau in der kurzen Zeit ihrer Gemeinschaft mit Fahmy erduldet haben muß, ist schlimmster Folterung vergleichbar, so sagte der Arzt. Der „Prinz* hatte ihr verboten, einen Doktor zu konsultieren; die Wunden verschlimmerten sich, e» stellten sich Pergiftungen ein. II m si ch zu retten, ermordete sie den Wahn- sinnigen, — so schloß der Arzt seine Aussage. — Die Mörderin wird im September vor die Ge schworenen kommen. Die betrogene Erbtante. Kürzlich hatte sich die Dreizehnte Strafkammer in Paris mit einer tragt- komischen Angelegenheit zu befassen: die Marquise de Meodet ist eine Erbtante, der ihr Neffe und ihre Nichte stets nach allen Regeln der Kunst den Hof machten. Die alte Dame hatte längst beschlossen, die beiden zu ihren Erben einzusetzen und entschloß sich, zur Vermeidung von Erbschaftssteuer bei Lebzeiten einen Scheinverkauf ihres bedeutenden Vermögens vorzunehmen. Sie verkaufte dem Neffen und der Nichte ihr Landgut in der Nor mandie, ihren Schmuck und ihre Wertpapiere und erhielt von ihnen nur eine einfache Bestätigung, -aß es sich bloß um einen Scheinkauf handle. Drei Jahre nun ging alles gut und schön und die Tante lebte mit Neffen und Nichte einträchtig auf dem Landgut. Aber nach einem Streite verlangte sie ihre Wert- papiere und ihren Schmuck zurück. Da stellte es sich jedoch heraus, daß die angenehmen Verwandten die ihnen zum Schein verkauften Juwelen, Wertpapiere und sogar das Landgut bereits weiter veräußert und den Kaufpreis verschleudert hatten. Neffe unö Nichte verspotteten die bedauernswerte Frau, die für ihre Vertrauensseligkeit und für ihre Absicht, die Erbschaftssteuer zu umgehen, so hart bestraft worden war. Die Angelegenheit hatte nunmehr ein gericht liche« Nachspiel und Neffe und Nichte wurden wegen I Betruges zu einer Gefängnisstrafe und überdies zu I einem beträchtlichen Schadenersatz an ihre alte I Tante, die jetzt in größtem Elend lebt, verurteilt. Englische Luftverkehrrwege Lustschiffttnle London—Indien—Australien London, 27. Juli. (E i g. Tc l.) Der englische Minister für Luftwesen erklärte gestern im Unter hause, die Regierung sei bereit, den in den letzten Wochen erörterten Plan, mit Riesenluftschiffen einen regelmäßigen Verkehr zwischen London, Aegyp- ten, Indien und Australien etnzurtchten, zu unterstützen. E« soll znerst eia Riesenlustschift mit 5 Millionen Kubikfutz Inhalt gebaut werden, das imstande sein muß, die Fahrt von London nach Indien in 100 Stunden zurückzulegen, und das mindestens 3000 englische Meilen ohne Zwischen- landung oder neue Brennstoffaufnahme zurücklegen kann. S Aus Warschau wird dcr Frankfurter Zeitung gemeldet, mit dem Abschluß des türkisch-polnischrn Vertrages habe Polen in Lausanne einen greif- baren Erfolg errungen. Ls sei der neue Ver kehrsweg London — Bagdad erschlossen worden, der über Amsterdam, Berlin, Posen, Kattowitz, Lemberg — also über lange polnische Strecken —, dann über Bukarest, Konstanza und Konstantinopel, und von dort nach Bagdad geht. Die neue Linie ist einen halben Tag kürzer als der Weg Paris—Budapest, und außerdem billiger. Er soll 3. Klasse führen und bildet also eine starke Konkurrenz gegen die unter franzö- sich em Einfluß stehende Linie. * Probefahrt eines Motor-Tankschiffes. Bei gün- stigem Wetter machte das erste 8000-Tonnen-Motor- Doppelschrauben-Tankschiff „Uran o* der Werft Kiel der Deutschen Werke A.-G. seine Probefahrt von Kiel nach der Eckernförder Bucht. An Bord befanden sich Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, der Presse und der Technik. Im Verlauf der achtstün digen Manöver, die auch bei stärker werdendem See gang vor sich gingen, wurde die vorgeschriebene Ge- schwindigkeit noch überschritten. Oberwerksdirektor Toussaint und der Oberbürgermeister von Kiel Dr. Luecken wiesen im Verlauf einer kleinen Feier an Bord auf diesen erfreulichen Erfolg der Friedens- arbeit der Kieler Werft hin, die damit der Welt ein Zeugnis für deutsche Arbeitskraft, deutschen Inge- nieurgeist und Fleiß gegeben habe. Das Schiff bleibt leider nicht in Deutschland, sondern wird aufRepa - Zusammenstoß im Londoner Hasenstreik Infolge des Londoner Dockarbeiterstreiks kam cs beim Ausladen von frischem Fleisch durch Arbeits willige im Hafen zu heftigen Kämpfen zwischen Polizei und Streikenden. Die Streikenden ver suchten, die Arbeitswilligen am Ausladen zu vrr- hindern. Nachdem mehrere Vorstöße von 250 Poli zisten trotz Anwendung der Gummiknüppel erfolglos geblieben waren, da die Streikenden Pflaster- st «ine auf die Polizei warfen, mußten be- rittene Polizisten eingesetzt werden, um die Straßen in der Umgebung der Docks zu säubern, damit das Ausladen und der Abtransport der Lebensmittel vor sich gehen konnten. Lin koguaisarbiger Diamant gefunden. Aus Kimberley in Südafrika wird gemeldet, daß in der Wesseltonmine der De Beers Company rin Diamant gefunden worden ist, der der größte seiner Art sein soll, der je entdeckt wurde. Der Stein wiegt 20)4 Karat, hat eine unregelmäßige Form und ist de- sonders kostbar wegen seiner seltsamen Farbe, die an Kognak erinnert. Sein Wert wird auf 10 000 Pfund Sterling geschätzt. Steine von kognakfarbiger Färbung sind schon ab und zu gefunden worden, aber gewöhnlich wogen sie nicht mehr als ein Karat. Die Eloaahmen der Filmköniginnea. Der frühere Direktor der „Ersten großen Kinogesellschaft*, Wil- liams, ist vom Handelsamt der Vereinigten Staaten eingeladen worden, die Einkünfte der Kinoschau spieler im Interesse einer Untersuchung bekannt- zugeben. Danach hat Norma Talmadge für eine Serie von zwölf Filmen 350 000 Dollar pro Film erhalten; Mary Pickford je 350 000 Dollar für eine Serie von drei Filmen; Konstance Talmadge je 150 000 Dollar für einen Serienfilm in zwölf Ab schnitten, weitere 110 000 Dollar für andere Filme. peregrination Bildungsreisen Anno dazumal Reiselust ist ein dem Menschen tief innewohnender Trieb, aber Jahrhunderte hindurch ist es ihm recht schwer gemacht worden, ihn zu befriedigen, und sehr verschiedenartig waren die Ziele und Ansichten, die er mit seinen Reisen verfolgte. Die Reise, die aus der Not der Umstände geboren wurde, die einfache Ortsveränderung, bleibt hier füglich außer acht. Bei allen Fahrten aber, die ohne dringende Notwendigkeit angetreten wurden, wirkte im Innern meistens der Abenteucrsinn mit, die Sehnsucht, merkwürdige und aufregende Dinge zu erleben. Der „fahrende Ritter* des Mittelalters ist dcr Typus dieser ursprünglichen Reiselust, mag er nun, wie Parzioal, ausziehen, um Ehre und Ruhm zu erlangen und um Läuterung und Herzenssrieden zu finden, oder mag er, wie Don Quixote, in tragikomischen Erlebnissen seine Kräfte nutzlos verschwenden. Die zwecklose „Lustreise*, die gerade in dem Fehlen eines Zieles ihren höchsten Reiz sieht, liegt den vergangenen Jahrhunderten ganz fern, und als an die Stelle des fahrenden Ritter» dcr reisende Kavalier trat, unternahm er seine Fahrten auch mit ganz bestimmten Absichten. Ueber diese „Ka va l i e r t o u r*, die im 16. und 17. Jahr hundert die wichtigste aller Reisen war, unterrichtet Prof. Friedrich Andreae in einem Aufsatz der bei Erich Reiß in Berlin erscheinenden Monatsschrift Faust. Die Reisen dieser Zeit hängen aufs engst« mit dem damals aufkommendcn Bildungvideal zu sammen. Der deutsche Adel war im 16. Jahrhundert noch recht ungebildet. So tonnten dir meisten Edel- leute nicht einmal schreiben, und man klagte darüber, daß die Eltern ihre Kinder „versäumten*. So wettert -. B. ein märkischer Prediger: „Der meiste Teil vom Adel lassen dir Söhne in ihrem eigenen Södiin wie die Rinder aufwachsen und zu Hause liegen, welche nachmal« werden Runck«-Junker, Truncks- Junker, die zu nicht« zu gebrauchen.* Mit der Wertschätzung höherer Bildung erkannte man auch die hohe Bedeutung de« Reisen« für di« Erziehung, und da damal« der Idealtypu» der „vollkommlue Hofmann* war, der alle „galanten* Wissenschaften, nicht nur Sprachen, Geschichte, Mathematik und Beredsamkeit, sonder» auch Fechten, Reiten, Tanzen, Musik usw. beherrschen sollte, so mußte sich der junge Mann in vielen Ländern und Orten umgetan Hal en, um zu wissen, wie es draußen zugeht. Die „Pere - gri Nation*, wie man sagte, sorgte auch für das llniversitätsstudium, indem man bei der „großen* Reise von 5, 6 oder 7 Jahren nicht nur an Fürsten höfen, sondern auch an Hochschulen längere Zeit blieb. Das bevorzugteste Land bei der Kavaliertou.: war natürlich Frankreich, damals der Mittelpunkt des „guten Tones*. In Italien suchte man weniger nach den antiken Erinnerungen, als nach den unzähligen „Antiquitäten, Raritäten und Kucio- si täten*, die in den Reisehandbüchern angrpr-csen wurden. Italien war auch das Land der klassischen Reitkunst, wo Frederigo Griso zu Neapel eine be rühmte Renakademie gegründet hatte, an der der europäische Adel noch das ganze 17. Jahrhundert hin durch die hohe Schule lernte. Die Niederlande ent zückten den Kavalier durch ihre sprichwörtliche Sauberkeit, die wirtschaftliche Blüte, die große An zahl berühmter Professoren und die weite ebene Landschaft mit ihren langen, schnurgraden Kanälen und Alleen. Ganz Lolland erschien als ein einziger Garten im Parockgeschmack, so daß man erklärte: „Holland ist das schönste Land, das man finden mag.* England vermochte dem Kavalier im 17. Jahrhundert noch wenig zu bieten und unterwarf erst zwei oder drei Menschenalter später sich den Kontinent in dcn Tagen dcr „Anglomanie*. In Deutschland bildeten die Fürstenhöfe die Hauptanziehungspunkte. Dies Zeitalter, da» „kuriös* war und einen brennenden Wissensdurst hatte, interessierte sich für alle möglichen „unerhörten und uncrhofften Dinge*, und Weife schildert sehr bezeichnend, was man sich damals auf Reisen ansah: „Die Karawane sah nach dem erdachten Plan Zuvörderst Eachsenlands berühmte Höfe an Und ließe sich dabei aus allen diesen Reisen In jeder Residenz die Kuriosa zeigen. Wie der Gehetmnissaal in Weimar angelegt, Wie stark in Erfurt» Dom die arößte Glocke schlägt, Ob Bamberg Mauern hat und in der Mitte liege. Ob Hanau» Eichenwald niemalen Eicheln trüge. Wie Gothas frommer Hof die Güte Gorte» preist, Wa» Arnstadt» Kabinett von raren Münzen weist.* Der Kavalier sollte auf Reisen lernen, was für einen künftigen Hof- und Staatsmann vdn Dichtig ¬ keit ist: „Der Völker mannigfaltiae Sitten, Gebräuche, Einrichtungen, Regierungen, Beschäftigungen, Reck>te, Satzungen und dergleichen soll er kennen lernen, hohe Paläste, stolze Häuser, Städte, von Mauern und Türmen, Wällen und Gräben umzogen, Festungen, Kirchen, Universitäten und ähnliche Gebäude mit sorgsamen Augen beschauen, mit schneller Hand auf- zeichnen, um es später zum Nutzen seines Staates nnd Vaterlandes verwenden zu können.* llk. WAffliu» Ausscheiden au» dem Lehramt. Geh.- Rat Heinrich Wölfflin, der Münchener Kunstgelehrte, wird, wie un« au» München bestätigt wird, von seinem Lehramt zurücktreten. Damir verliert die deutsche Gelehrtenwelt denjenigen, der unter ihren Kunsthistorikern über allem Zweifel heute der künst- lerischste Kopf ist. In Basel als Nachfolger Jakob Burckhardts, dann in Berlin aus dem Lehrstuhle Hermann Grimms, endlich in München seit 1912 hat Wölfflin nicht nur in seiner Wissenschaft lchulbildend gewirkt. Sein jetziges Ausscheiden aus dem Dienst der Universität, zu deren Zierden einst sein Vater Eduard Wölfflin gehört hatte, be gründet er mit dem Wunsche, sich ganz literarischem Schaffen in der Schweiz, der Heimat seiner Fa milie, zu widmen. Wölfflins literarische» Werk, so bedeutsam cs ist, hat noch keinen großen Umfang, und die wichtigsten Pläne, zumal allgemein ästheti scher Art, hat er seit Jahren zurückstellrn müssen. Geheimrat Max Wolff s. In Berlin starb fast 80jährig der ordentliche Honorarprofessor Geh. Medizinalrat Dr. Max Wolff. Der Verstorbene gehörte dem Lehrkörper der Berliner Universität seit 1875 an; 18VS wurde er Direktor der (inzwischen ein gegangenen) Univerfitätspoliklinik für Lungenkrank- heitcn. Auf diesem Gebiete hat er sich hauptsächlich betätigt; besonder« widmete er sich in den letzten Jahren der Röntgenuntersuchung der Lungen. Die Buchhändlerschlüsselzahl muß wieder er» höht werden. Sie beträgt von heute (Sonnabend) ab 30 000. Passt—«spiele i» Mariazell. Au» Dien wird un» gl drahtet: Am 3. August findet im Wallfahrts orte Mariazell die Eröffnung eines Dvhnrn- 8onil 8o»a»de»ck, üeu 28. Ml Int< Beim M länder P ai besten in d Peltzer ww gewann Wi (dänischer Ü rario (Jtali dänischer N« Der dr zeigte eine, Spannung lischen Arn Rössema Gegen die Engländers wunderungr Hinnehmen sehr blutig die Sekuni Runde d< schlug Lud Runde nac Veld, eb schlug den i k. o. Lieb. 15j Bald hi der aufgew Meilenstein in ihr Taskl und rief sie „Hallo - ich — East Etnii Zum Gl Richt die B vernommen, von ihrem ( Mann herai beiden Häni fast ohnmäck Gaston r in den Dre Mädel in d. geschlagen. „Emile,* ist es dein krank? Fiel Sie konr . „Emile - sich soeben n Er küßte „Ja* — Dein Anblir Stoch inn eine Geistert „Nein* - Du kannst d l>aben — m Regen wie 1 „Mein K wohnen. U eitel Wundei hast mir dein -nachte mich Der Die F kongresse Bayrische künfte ad. Sch wetj wettkai au» Kieni, Augsburg, Nürnberg, Feuerbach, wlgshafen, Hausen un Scher turnier, in stein, Ed.: Mustang 1 Reti, Sp' (Schweiz) Am wi des Der 29. Juli bi findet. H Spieler in Sieger de: M e i st e r dem sich „M eistei werben, ( und 1922 f Krüger uni rich - Drer Wegemund Wien zu r Am Ha Köln, Iu Rocse-Ham Orbach-Fra Weißingcr- Dr. Adamr u. a. m. Wettervoraussage für Sonnabend, 28. Juli: Abwechselnd heiter und wolkig, ziemlich kühl, windig, Regenschauer. Wettervoraussage für Sonntag, 29. Infi: Die Bewölkung wechselt oft, teilweise ist cs sonnig, Temperatur wenig verändert, einzelne Regenschauer. Rr Die Mel schäften, di< Strecke in i haben ein n zeitigt. Zu 30 Vereine 4 Steuerlei Meldungen dem der Vv festspielhauses für Passionsspiele statt. Der Bau des 1000 Personen fassenden Festspiel hauses verursachte 1 Milliarde Kronen Kosten. Zu- nächst werden die H o f sch a u sp i e l e r die Rollen übernehmen, doch gedenkt der Leiter der Schauspiele, der jüngst zum Direktor des Staatstheaters ernannte Franz Hertich, in den nächsten Jahren bereits Darsteller unter der Bevölkerung des Wallfahrtsortes Mariazell heranzubilden. Kleine Theater-Nachrichteu. Im Berliner Großen Schauspielhaus gelangen am 1. August Hauptmanns „Weber* neu cinstudiert zur Aufführung. Am II. August findet zur Feier des Verfass ungstagee die Berliner Erstauf führung von Friz von Unruhs Dram« „Platz unter der Regie von Ernst Hartung statt. — Die „Truppe* Berthold Viertels wird während ihrer ersten Berliner Saison sechs Stücke zur Aufführung bringen: den „Kaufmann von Venedig*, ein Drama von Euripides „Vom Teufel geholt* von Knut Hamsun, „Kaiser Jones*, ein Negerstück von OMeill, den neuen Georg Kaiser, und Etrindbergs „Landstraße*. Dieselben Stücke werden in der am 15. Januar in der Renaissancebühne beginnenden Wiener Saison der „Truppe" gespielt werden. Internationales Kamwermusikfest. Die im vorigen Jahre gegründete Internationale Gesell schaft für Neue Musik wird vom 2. bis 7. August in Salzburg ihr erstes Kammermusik fest veranstalten. Die dabet zur Aufführung ge langenden Werke sind im April von der Jury der Gesellschaft, die auf Einladung der Schweizer Sektion in Zürich getagt hatte, ausgewählt und zu 6 Pro grammen zusammcngestellt worden. Die Aufflihrun- gen finden im Salzburger Mozarteum statt und tragen hinsichtlich der Werke sowohl al» auch der ausführenden Künstler einen internationalen Charakter. Die Namen sprechen für sich: Schönberg, Krenek, Janacek, Haba, Milhaud, Hindemith u. a. Zu diesen extremen kommen einige zahmere Kom- Honistrn, wie Ravel »md Busoni, dessen kvntosla eontrai-puotistic» in der neuen Fassung für zwei Klaviere herauskommt. «»« de» Lheiteevareims. kKeuer Theater.) Montag, »en 80. Juli, spielt da« Berliner «estden,- ibeaier »um ersten Male „Das stärker« Band', Komvdtr von Felix Lallen mit Ida W st tz aK Herzogi», Chorist hat annjihernd eine Million Dollar für acht Filme eingenommefl. 2000 stellungslose Euuucheu. In Peking herrschte vor einigen Tagen am Hofe de» Ex kaiser» großer Ausruhr, der fast zu einer poli- tischen Katastrophe geführt hätte. Mehrere Eunuchen waren beschuldigt, wertvolle Goldsachen aus dem Palast entwendet zu haben. Der strenge Befehl, die vermeintlichen Diebe festzunehmen und bestrafen zu lassen, scheiterte an dem energischen Dazwischen- treten einiger Frauen des Kaisers, die die Eunuchen in Schutz nahmen und jedes Eingreifen zu verhindern wußten. Keine Macht der Erde, sagte sich dcr „Sohn des Himmels*, kann stärker sein als der Wille einer Frau, ganz zu schweigen von mehreren. Und so verließ er resigniert die Stadt und schlug seinen Wohnsitz im Palast seines Vaters auf. Da man aber in politischen Kreisen befürch- tete, er würde sich vollkommen von Peking fern halten, wurde schleunigst der Befehl, 2 0 00 Eunuchen zu entlassen, ausgeführt. Dar auf kehrte dcr Exkaiser in seine Residenz zurück. Wie im FUm! Der Zug Paris—Cherboura der zu den abgehenden Dampfern Anschluß hat, hatte gerade den Bahnhof von Asniöres verlassen, als ein Amerikaner aus New Jork, namens F. Audtwrr, entdeckte, daß ein Kästchen mit kostbaren Juwelen im Hotel hatte liegen lassen. Da die Zvgbeamten sich weigerten, dcn Zug halten zu lassen, so offnere der Amerikaner einfach die Tür seines Abteils und sprang hinaus. Er kam auch glücklich auf dem Boden an. Er lief auf die Straße, hielt dort das erste beste Auto an und raste in ihm zu seinem Hotel zurück, in dem er seine Juwelen vorfand. Mit ihnen fuhr er dann in einem anderen Kraftwagen nach dem Pariser Lufthafen Le Bourget, mietete sich dort ein Flugzeug und flog mit ihm nach Cherbourg. Er kam an, als der Zug, aus dem er heraus gesprungen war, sich eben dem Bahnhof näherte. Der Amerikaner konnte sich noch bequem auf dem Dampfer „Homeris* einschiffen, mit dem er nach New Jork fuhr. Leipziger Ninos Apollo-Theater. Im Diitielpunkt des neuen Spiel- planes steht ein S-ittensilm „DieLochter d e r P e r- tührten*, der sich von ärmlichen Schöpfungen durch eine vornehme Ausgestaltung des Sujets unterscheide:. Es Ist einigermatzen unverständlich, warum der Film, der nicht tendenziös ist, verhören wurde, uns es erst nach mehrfachen BeumhuNgen gelang, seine Freigabe zu er reichen. Reinvotd <Ähünzci gibt mit gewohnter Verve einen Lebemann, ohne aber mit dieser Gestatt von früheren ähnlichen avzuweichen. Harry Hill zeigt sich in dem TensaiionsMm „Die B l i y z e n t r a l e* ais Meister der Fumfcnsatiou. Welt-Theater. „Der Mann ohne Berus", ein Scnsattonsfilm, gibt Joe Scvöne Gelegenheit, sein viel seitiges Können in reichem Mabe zu zeigen. Er dielet nickt nur artistisch, sondern auch schauspielerisch eine tnicr- essante Leistung und weist seinen Ausgaben verschiedene neue Seiten abzugewinnen. Der zweite Fum des Spiele planes „Fraucnehre — M a n n e s s ü n d e" ist eine Tittenschilderung von Niveau. Erfreulich, das; sie hier und da vom Herkömmlichen abwrnht und aus neue Essekte in Handlung und Inszenierung bedacht ist. Alberihcule. „Die Geheimnisse von Bom- b a y." Das ist ein Detektivfilm. wie er sein soll, nnd wie er seine Wirkung auf den Beschauer niemals ver fehlen wird. Seine Handlung gewinnt durch das Milieu. ' Bilder ans dem Orient Haven ans das Publikum uhch immer ihre Wirkung ausgeübt- So auch hier. Conras" - Beidt gibt eine der Hauptrollen. Er rrLgi hier und da'l ein wenig zu stark aus, aber das schmälert seinen Erfolg nicht. Auch der zweite Teil des SensaiiouLfilmes „Morel, der Meister der Lickte- besiht alle Vorzüge, um dem Publikum restlos zngusagen. N-T - Lichtspiele. „Der Seelcnviindiqer." Der beste Beweis für die austergcwLvniich: Entwicklung der ungarischen Filmkunst ist dieser nach dem Roman von MauruS Jokai bcarbeitcre Film. Er errciclst freilich nicht immer die Höhe des guten dculschcn Spielfilmes, aber er ist sehr spannend und wird anstcrdem durrS» dre stlmuspielerifchr Leistung der Hauptdarstellerin Sra störmendv interessant. Liane Hard, tue auch dem Leip' zigcr Publikum bestens bekannte Filmlünstlerin. stellt sich uns in einer neuen interessanten Filmschöpfung „D i e Films der Prinzessin Fantoche- vor.