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Oeip»1ger ^agedlslt uoü ttrui6e1sre!tu»s LlttvoeL, cken 1L. )uv! Lette 6 Nr. 1» 8port unct lurirea Fortuna—Spielvereinigung Die Sensation des vergangenen Sonntags, der in glänzender Manier errungene 3:0 Sieg der Paunsdorfer Fortuna über den Mitteldeutschen Fuß. ball-Meister, Guts Muts-Dresden, hat die Spannung auf das heute nachmittag 6 Uhr auf dem Linde nauer Sportplatz stattfindende Freundschafts spiel um den Pokal der Leipziger Ligavereine nicht unwesentlich erhöht. Fortuna und Spiclver- einigung, zwei der besten Repräsentanten des Leipziger und Mitteldeutschen Fußballes, stehen sich in einem Kampf gegenüber, der eine vollwertige Leistrup in der Qualität der Gegner zur Dornus setzung hat. War cs vor wenigen Woch?n den Lindenauern noch möglich, Fortuna zahlenmäßig hoch zu schlagen, so dürsten die letzten Siege der Pounsdorser, vor allem aber ihr unwiderstehlicher Elan, die Mannschaft diesmal mit guten Hoff nungen in den Kampf gehen lassen. Beiderseits stärkste Aufstellungen und die nahe Sommer-Zwangs- pause sollten noch einmal dazu angetan sein, dem Sportplatz ein volles Haus zu bescheren. * In eirpm Freundschaftsspiel stehen sich zur glei chen Zeit in Kleinzschocher die Ligamannschaften von TuB. und LBC. gegenüber. Die gleichwertige Spielstarke sollte einen interessanten Kampf zu stande kommen lasten. Die Große internationale Frantfurter Ruder, «gatta, die für den 23. und 24. Juni ausgeschrieben wurde, hat eine so starte Beteiligung gesunden, daß bereits am 22. Juni zahlreiche Äusscheidungsrcnnen notwendig sind. Es haben 49 Vereine 379 Boote mit 19l8 Ruderern gemeldet. Die süddeutschen Ver eine sind restlos vertreten. Sehr stark beteiligt ist auch Westdeutschland durch Germania-Köln, Master- sport-Köln, Ruderriege-Effen, Kölner R.-Ges., Was sersport Godesberg, Kölner R.-B. usw. Aus Ham- bürg erscheinen Hansa und der Hamburger Ruder- klub, oirs Leipzig die R.-Ges. Wiking. »rdbit <las fteder rvsied. fletlvarr, braun, --elb und 8edukput2 Um den Davis-Pokal. Die Tenuisspiele um den Daviscup sind überall eifrig im Gange. Dis jetzt sind fünf Nationen ausgeschieden, und zwar Däne mark, Belgien, Indien, Italien und die Tschecho slowakei. In der zweiten Runde werden sich Frank- roich und Irland, Argentinien und die Schweiz sowie England und der Sieger des Treffens zwischen Spanien und Rumänien gcgenüberstehen, während Holland und Südamerika ohne Spiel aufrücken. Nadsport—werbeabend ' Die große Propagandaversammlung HLr die Sport wochc und den Bundes tag de, DDR. wird heute abend 8 Uhr im Fest saale des Sanssouci, Elsterstraße, eine machtvolle Kundgebung für den deutschen Radsport werden. Die im Radsport geschaffene Arbeitsgemeinschaft, eine überaus bedeutsame» für andere Sportarten Vorbild- lich« Interestenkoalition, wird dabei allen Radsport freunden deutlich sichtbar in die Erscheinung treten. Ms Vertreter des Verbandes Deutscher Radrennbahnen und zugleich al« Vorsitzender de» Arbeitsausschusses wird der Leiter de» Vereins Sportplatz, Schulze, einen UeberÄick über die Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft und eine Dorschau auf die große deutsch« Sportwochc in Leipzig im August diese» Jahres entwerfen. Für den zweiten großen, der Arbeitsgemeinschaft angeschlostenen Ver band, nämlich den Allgemeinen Deutschen Automobilklub, wird besten Leipziger De- zirksvorsitzender, Rechtsanwalt Herrmann, sprechen. Die Interessen desBundesDeutscher Radfahrer in der Arbeitsgemeinschaft und in der Sportwoche wird der Gauvorsitzende Rudolf Meister vertreten. Was die Leipziger Vereine in der kommenden Sportwochc zu leisten haben werden, wird anläßlich der Propagandaversammlung gleich falls erörtert und festgelegt werden. Dirses Programm mühte für alle Radsport- intcreffenten zugkräftig genug sein, die Propaganda versammlung aufzusuchen. Die bevorstehende Sport woche ist so bedeutungsvoll, daß auch all«, die bisher der großen Sache des deutschen Radsports gleich- gültig geaenüberstanden, sich für das Gelingen der Sportwoche einsetzen und ihr Interesse durch den Be such der Propagandaveranstaltung bekunden sollten. iro-LUometer-rttatzeurennen de« NB. Lonevrdia «BDR-I. Runp etn Bicrirlhuuderk Fahrer konnten vom Starter entlassen werden. Davon veendetcn 18 Fahrer das Rennen. Auf der Drecke: Probstheida—Pomften— Borna—Leipzig, die zweimal durchfahren werden muhte, entspann sich ein scharfer Kamps. Resultat«: 1. Alfred Tasse-Taucha (15 Min. Vor- aabc) 3 D. öS Min. SO Tel.; 2. Fran; Lemnih-Tollwitz 3 Dtd. 59 Min. 28.4 Sek.: 3. Otto Fischer-Leipzig (15 Niin. Borg.) 4 Std. — Min. 46 Set.; 4. Herb. Mehner. 5. Walt. Baake. 6. Wilh. Fischer, 7 Pauk Höruegel (5 Min. Vorgabe), 8. Willp T<vadc. 9. Paul Heik <5 Min. Borg.). 10. OSkar Hennig. 11. Paul Holzhauer, 12. Erich Mehner (5 Min. Borg.), 13. Walter Otto. 14. Erich Einhorn. 15. Alfred Heik (5 Min. Borg.). 16. Walter Kietz (rin- veiMg). — Auher Konkurrenz: Erwin Sevsfcrth 4 Dd. 7 Min. 11.« Tek.: Zoh. Tattler 4 Dtd. 12 Min. 9 6 Sek. — Di« r«lativ b«ste Zeit des Tages fuhr der aus der Stockholmer Olympiade 1912 noch bekannte Fran; Lemnitz, der sich wieder in guter Form befindet. O Für da« Londoner Sechtstage-Renne», dos inr Juli in der Olympic Hall stattfindet, sind bis jetzt die drei amerikanischen Paare Hanley—Mac Death, Eoburn—Horan und Kaiser—Lands, ferner Oliveri, Peyrodc, Godivier und Berthet verpflichtet worden. Unsere voraurfagen Grünewald: 1. R.: Algebra — Flandern — PhylliS. 2 R.: Maral — Lid — W-trerschcode. 3. R-: Tannen fels — LandeLfUrst — Livland. 4. R: Perbi — Tommerslor — Diamant. 5. R.: Hartenstein — Ilber stedt — Rodert, k. R.: Fabiola — Mokan — Fehlerlos. 7. R.: Tannttntg — Mduseturm — Damiana. Se Dremblah. z. R.: Regtllicn — Le Venetien — L« BcSnevah. 2. R-: Tbc Lohote — Pucca — Timur. 3. R.: BruScambille — Brttannic — Bahama. 4. R.: Bellini — Trail E. Rothschild — Alissa. 5. R.: Epi- nard — Solange — Bramble. 6. R.: Usage — Orizaba — Abr« Fec. Somwerfeft i« Hoppegarteu. Am Mittwoch, den 37. Juni, veranstaltet der Verband der Derufsreiter von Deutschland auf der Rennbahn Hoppegarten ein Wohltätigkeitsfest zugustrn von Jockeis, die im Rennen zu Schoden gekommen sind. Außer einem Flachrennen für Reiter, die noch nie in einem öffentlichen Rennen geritten sind, kommen noch ver schiedene Wettlaufe für Jockeis, Lehrlinge und Stall- burschen sowie ein Dorkampf um die Meister schaft der Jockeis zwischen H. Brawn und H. Scholz zum Austraa. * Jockei G. Iavek ist verpflichtet worden. Man- lius im Deutschen Derby zu reiten. Der Internationale Schwimmkongreß ist für den 13. Juli nach P§ris anberaumt. 22 Staaten haben ihr Erscheinen zugesagt. — Der schwedische Schwimm verband hat mehrere neue Weltrekorde von Arne Borg anerkannt, die der Tagung zur Ge nehmigung vorgelegt werden, und zwar 400 Meter in 5:08H; 440 Yards in 4:10,6; 500 Yards in 5:57,2 und 500 Meter in 6:31Z. Der verUner Lport-Tlnb hat de« Schebero- Sportplatz am Bahnhof Gesundbrunnen käuflich er- worden. Auf diesem Platz«, mit de» die Erinnerung an di« Anfänge der Berliner Leichtathletik »«Hun den ist, wird der BGL. Plätze für Fußball und Hockey sowie eine Laufbahn für seine im Norden wohnenden Mitglieder anleaen. * Nene Weltrekorde t» Gewichtheben wurden in Wien aufgestellt. Der Kampfspielsieger Stadler verbesserte die Federgewicht-weltrekdrde im ein armigen und beioerarmigen Reißen auf 72H bzw. 85 Kilogramm. Eisläufen am AequatoL Daß man in der Kenja-Kolonie, die im früheren Drittsch-Ostafrika in den Tropen liegt, dem Eislauf ¬ sport huldigen kann, da» ist eine Neuheit, die viel Üeberraschende» hat, e» handelt sich dabei nickt etwa »» einen Sportpalast mit »künstlichen Eis", sondern M» wirkliche» Ei» in winterlicher Hochgebirgsumge- bang Die englischen Sportsleute beabsichtigen, einen Weg bi» in die Hochgebirgsregionen de» Kenja-Gc- birg«» anzulegen, so daß man in bequemer Reise von 1 Tagen in eine Höhe von 15 000 Fuß und in das Reich de» ewigen Schnees gelangt. Hier gibt e» einen «roßen, stet» zugeftorenen See, auf dem »an Schlitt schuh laufen känn, und auch für Skilauf und Schlit tenfahren bietet sich Gelegenheit. Die Bewohner von Nairobi gelangen rasch aus der Tropenhitze des Aeouatorgebieü» in da» arktische Klima des Hoch- gebirge», und zwar fährt man mit dem Wagen um 9 Uhr früh von Nairobi ab, macht um S Uhr nach mittag» in einem komfortablen Hause Rast und k>-- findet sich am folgenden Morgen in diesem Paradi, s l de» Wintersports, wo man sich von den tropischen Gluten erholen kann. Deutschland und die Radweltmeifierschaften Deutsche Rennfahrer, seien es Steher oder Flieger, haben von jeher im internationalen Radrennsport eine bedeutende Rolle gespielt. Diele der bedeutend sten Rennen des Zn- und Auslandes find von deut- schen Fahrern gegen stärkste international« Kon- kurrenz gewonnen worden. Nur in einem, und zwar merkwürdigerweise dem äußerlich bedeutendsten rad- sportlichen Ereignis, den Berufsfahrer-Weltmeister schaften, haben die Deutschen fast nie ein« besonder« Rolle spielen können, besonder», wenn man die Welt meisterschaften der neueren Zeit, also sagen wir: von 1900 an in Betracht zieht. Während ein einziger Vertreter eines kleinen Landes, und -war der Däne Thorwald Ellegaard, siebenmal die Welt- Meisterschaft über die kurze Strecke an sich reißen konnte, während die bedeutendsten französischen Flieger, abgesehen von dem im Kriege tödlich ver- unglückten Hourlier, wie Poulain, Friol und Dupr6, sich sämtlich mit dem Weltmeistertitel schmücken konnten, findet sich der Nam« eine« Deut- schen nur ein einziges Mal in der Weltmeisterschafts- liste. Wie es allen Leipziger Sportfreunden wohl bekannt ist, hat im Jahre 1913 auf der Lindenauer Radrennbahn Walter Rütt die Weltmeisterschaft an sich reißen können. Ungefahr ebenso sieht es für Deutschland hinsichtlich der Stehermeisterschaften au«. Während allein französische Rennfahrer siebenmal die Weltmeisterschaft errangen (Parent dreimal, Darra gon zweimal, Guignard und Sertze je einmal) glänzt dec Name eine» Deutschen nur zweimal in der Steher- weltmcisterschaftsliste. Der unvergeßliche Thaddaeus Ro b l wurde zweimal, 1901 und 1902, Weltmeister über 100 Kilometer. Rütt und Robl find also die beiden einzigen deutschen Namen in der Weltmeisterschaftsliste, wenn man von den inoffiziellen Dresdner Weltmeister- schäften des Verbandes deutscher Radrennbahnen nach dem Brüsseler Streite mit der Union Evcliste Internationale 1910 absieht, die der Flieger Otto M e y e r-Ludwigshafen und der Steher Peter Günthe r-KLln nach Hause fuhren. Zm allgemeinen hat, obwohl die deutschen Weltmeistcrschaftskandida- ten den Ausländern an Klaffe nicht stets unterlegen waren, ein nicht zu bannendes Mißgeschick die deut- schen Fahrer daran verhindert, die Hand nach dem höchsten Lorbeer, den der Radrennsport zu vergeben hat, auszustrecken. Nebenbei bemerkt, wurde auch das qualitativ den Weltmeisterschaften fast stets ebenbürdige, oft sogar überlegene Fliegerrennen um den Großen Preis von Paris auch nur einmal, und zwar 1904 von einem Deutschen, oem Hannoveraner Henry Mayer, gewonnen. Nun werfen die Weltmeisterschaften 1923, die Ende August in Zürich zum Austrage gelangen, bereit» wieder ihre Schatten vorau». Sie haben im . Gegensatz zu den bisherigen Nachkriegsmeisterschaften für Deutschland mehr als nur rein platonisches I«- ' teressr, da in diesem Zahr« auch deutsche Fahr« wie- / der startberechtigt sind. Die Vorbereitungen seitens ! Deutschlands für die Weltmeisterschaften find auch ! bereits in Angriff genommen worden und der Der- ! band deutscher Radrennbahnen hat in seiner letzten ' Versammlung die beiden deutschen Meisterfahrer 1922/23 zu den Vertretern Deutschlands bei den Weltmeisterschaften ernannt. An sich wäre gegen diese Wahl nichts einzuwenden und dock; hat di: Sache einen Haken. Der Vertreter Deutschlands für die kurze Strecke, Meisterfahrer Lorenz, befindet sich nämlich zur Zeit in Amerika und dürfte so cpn wie sicher nicht bis zu den Weltmeisterschaften wieder zurückgekehrt sein. Dieser Möglichkeit ist vom Ver bände auch Rechnung getragen worden, indem be stimmt wurde, daß, falls Lorenz nicht zur Stelle ist, der bis dahin bereits festgestellte neue deutsche Me ster, der Anfang August auf der Leipziger Radrenn bahn seine Würde erringt, für die Weltmeister- schäften startberechtigt wird. Es erscheint müßig, über die deutsche Vertretung bei den Flicgerwru- meisterschaften viele Worte zu verlieren, denn ange sichts des bekannten Niederganges im deutschen Flic- gersport dürste ja wohl kein deutscher Fahr« ein- schließlich Stabes, der sich auch gegen internationale Konkurrenz noch leidlich hält, Aussichten haben, dic Weltmeisterschaften davonzutragen. Anders aber ist es um die Steherweltmeister schaften bestellt. Es muß energisch gegen die schcmo- tische Festsetzung des deutschen Weltmeisterschafts- kandidaten protestiert werden. Nach dem Entscheid des Verbandes Deutscher Radrennbahnen ist nur Thomas, der deutsche Meister 1922/23, st^rtbe- rechtigt. Bei aller Hochachtung vor dem Können des Dreslauers muß man aber feststcllen, daß Tho ma» in diesem Jahre bisher noch nichts geleistet Hot, was ihn zum würdigste» Vertreter der deutsch.n Farben in den Weltmeisterschaften stempeln könnlc. Und Thomas dürste, wenn nicht alle Anzeichen trü gen, zum Zeitpunkte der Weltmeisterschaften auch aufgehört haben, deutscher Meisterfahrer zu sein. Wenn man also daran festhalteu will, Thomas zu den deutschen Meisterschaften zu delegieren, so sollte man außer ihm doch noch einen anderen Vertreter de« deutschen Stehersport» entsende«. Wir denken dobei an den hochveranlagten Berlin« Lewanov, der an jedem Renntage von neuem Proben seines überragenden Könnens ablegt und der, wie seine wiederholten Weltrekordfahrten zeigen, vor allcn deutschen Stehern das Zeug hätte, selbst den schncll- sten Ausländer Linart und S6rd» den Weg zum Siege zu verlegen. Vor Thomas käme auch noch dc: Frankfurter Jean Weiß als deutscher Vertreter in Betracht, falls Deutschland begründete Aussichten auf die Weltmeisterschaft geltend machen will. Dir hoffen also im Interesse des deutschen Rad rennsport» dem außerordentlich gedient würde, wenn ein deutscher Vertreter in dem großen interna tic- nalen Wettbewerb« um die Weltmeisterschaften er folgreich abschneiden würde, daß das letzte Wort in Sachen der deutschen Vertretung bei den Weltmei sterschaften noch nicht gesprochen ist. vr. -1«r»ctts! LrUmpLZtL iwldst bereit«»! St« 6t» ass« Lsdndürst« lo »r. rr»t>r'»> Mo. SS «wtsuodev. d»r«tt»n 8!e siod «!b«i kttsvd» «romsttsed« velcd« <U« LUme dleudvvg vstti «rdLIt mut üo 6»dr»uvd «mvervrdeorliod Ist. — I» »II« und Vrogvrieu ru dadeo. Oer Witwer 16j Rcmc.,1 von frlsttsl I^vrrvniLtt «Nachdruck Verbote».) Liebert Gott, und die paar Bücher, die er schrieb, die hatten doch auch nur eme sehr bc- grenzte Gemeinde. Appels hoten gut reden von der Selbstverständlichkeit einer zweiten Ehe. Er malte seine neuen Neichen und ließ sich ordent- lich bezahlen, und Sabine, die stets ihre rreünd- schaftlichen Gefühle für Inge betont hatte, zeigte setzt deutlich, wie oberflächlich sie empfand. Mit diesen aufrührerischen Gedanken saß Ella auf dem Ballon und besserte Tischwäsche aus. Ab und zu stand sie auf und blickte nuf den Rasenplatz des Schöneberger Stadtparks, wo Stropp und Hühnchen nnt dem Kindermädchen spielten. Es war ein hübscher Anblick, die maien- frische Grasflächc, von der das bunte Gewimmel unzähliger Kinder sich abhob. Aber heute hatte Ella keinen Sinn für das farbenfcöhliche, leben dige Bild. Sie hatte nur das geradezu zwin gende Bedürfnis, darüber nachzugrübelu, wie sie den Schwager beeinflussen könne. Ihre eintöni gen Hinweise auf sein verlorenes Glück fingen an ihre Wirkung zu verlieren, das fühlte sie. Aber worüber sie sich nicht klar war, das waren die Absichten, die Peter für seine Zukunft hegte. Ihr ahnte Unheil, aber sie wußte noch nicht, von wo es ausging. Da war es denn gerade, als wolle ihr das Schicksal einen Wink geben auf ihre bangen Fragen, denn das Mädchen meldete ihr eben, der Herr Professor habe telephoniert, er lasse schön grüßen und käme zum Abendbrot nicht nach Hause, er mache mit Fräulein Witte einen Ausflug nach Potsdam. „Danke," sagte Ella beherrscht, nur beugte sie sich ein bißchen tiefer über ihre Arbeit, damit das Mädchen den rot flammenden Unwillen nicht sehen sollte, den dic Nachricht bei ihr weckte. Sic versuchte «- recht zu bleiben. Warum sollte Peter nicht mit Hannüore einen Ausflug machen? Das lMte er, als Inge noch lebte, doch auch getan. Inge hatte ihn sogar dazu gedrängt, denn sie war keine gute Fußgängerin, und da sie mußte, wie gern Peter wanderte, forderte sie häufig Hanne lore auf, ihren Mann zu begleiten. Die beiden verstanden sich ausgezeichnet, und Peter kam von den Ausflügen stets so erfrischt zurück. Aber diese vernünftigen Ueberlegungcn konnten doch Ellas eifersüchtige Furcht nicht verjagen, daß Peter vielleicht allmählich anders als freund- schaftlich für Hannelore empfinden könnte. Und Hannelore? Da waren die gemeinsamen Inter essen, die schon zu einer Schlinge werden konnten, da war Hannelores Jugend und Schönheit und — es war Mai. Sie haßte den kupplerischen Mo nat, der die Menschen mit dem ganzen Hokus» pokus von Blüten und Vogelgezwitscher un- zurechnungsfähig machte. Hatte er sie nicht auch vor zehn Jahren so umnebelt, daß sie ihr klares Urteil verlor und dem Werben eines Mannes nachgab, der sehr bald als Hochstapler entlarvt wurde? Ach, sie mochte an die Zeit gar nicht denken, verwinden konnte sie es aber nie, daß sie, die allzeit Kluge und Wache, so betrogen wor den war. Die stark ergrauten Haare an ihren Schläfen rührten von dem Gram der, denn schließ- lich war sie mit ihren fünfunddreißig Jahren noch keine alle Frau. Es war nur so gewesen, daß sie als die um zehn Jahre ältere Schwester von Inge sich nie jung gefühlt hatte. Seltsam, daß sie heute daran dachte und sich ausmalte, wie es wohl stünde, wenn sie sich glücklich verheiratet hätte. Dann hätte sie vielleicht heute eigene Kin der. und Stropp und Hühnchen müßten von einer bezahlten Kraft erzogen werden. Vielleicht wäre ihr dann der Gedanke: Hannelore des Schwagers Frau, gar nicht so schmerzlich gewesen. Ach, was sollten hier all die Wenn und Aber? Sie hatte nicht geheiratet, und Peter mußte sich eben ab- finden; « hatte seine Kinder, da« war Glück genug und konnte sein Herz aussüllen, und für die Ordnung im Hause sorgte sie. Am Ende war er mit seinen vierzig Jahren doch auch kein Springinsfeld mehr. Mit ein paar energischen Griffen räumte Ella die Leinenstücke vom Tisch, als könne sie damit den ganzen Wust von De- fürchtungen aus dem Weg schaffen. Sie wollte Frau Körnchen auffuchen und mit ihr ein wenig über Hannelore plaudern. Und wenn die Unter- redung mit ihr auch keinen andern Erfolg hatte i als den, ihr ein paar Scheite zu liefern, mit denen sie Peter einheizen konnte, so wollte sie zufrieden sein. * * * An der Glienicker Brücke stiegen Hanr elore und Peter Stromberg aus. Beide waren in übermütiger Stimmung und kamen sich wie Kin der vor, die die Schule geschwänzt haben. Hanne- lore hatte sogar die Vorsicht gebraucht, durch eine Kollegin bei Tante Körnchen anrufen zu lassen. „Man kann nie wissen, was Tante Körn chen für finstere Pläne ausheckt: irgendein Ge burtstag. den ich unbedingt mitfeiern muß, ist eigentlich immer fällig," hatte sie zu Stromberg gesagt. ' Ach, es war ein feiner Einfall gewesen, daß sie nach Potsdam gefahren waren. Sie bogen an der Glienicker Brücke in den Weg etn, der Uber dic Meieret zum Pfingstberg führt. Eine Weile schritten sie schweigend nebeneinander her, ganz benommen von dem sonnenüberrieselten Grün der Bäume und Sträucher, die die zierlich sten Schatten auf den Weg warfen. Don lila und weißen Blüten überschäumt stand der Flie der, und ein sonnenwarmer Wind trug den süßen Dust vor sich her. Nixenstill lag das Bas» ser der Havel da. Grünlich schimmernde Lidel» len, pelzverbrämte Hummeln, Schmetterlinge und Käfer erfüllten die märchenhafte Ruhe mit thren feingefälteten Halskrausen wie sonntäglich geputzte Kinder. Und was da alles blühte in buntem Gedränge: Butterblumen, Storchschnabel, Wiesenschaumkraut, die Kuhblumen hatten schm» ihre Lichterchen aufgesetzt, ach und all die feinen Gräser, die sich hin und her wiegten. Von den Bäumen aber segelten Blütenblättchen zur Erde, am blankblauen Himmel schwammen große weiße Wolken, und die Amseln, Finken und Dros- sein sangen auf allen Bäumen ihre Werbe liedchen. Wie ein köstlicher Rausch lag der Mai über der Welt und pulste im Blut der beiden jun- gen, gesunden Menschen. Hannelore hatte ihren breitrandigen Hut ab- aenommen,nun spielte die Sonne in ihrem bronze farbenen Haar mit dem köstlich rötlichen Schim mer. Ein Nackenlöckchen glänzte besonders ver- führerisch. Und plötzlich blieb Hannelore stehen, machte eine alles umfassende Bewegung mit den schlanken Händen und sagte mit strahlenden Augen: „Ist es nicht wundervoll?" Sie hatte ein weiches, weißes Kleid au, das die Linien ihrer hochgereckten, biegsamen Mädchenfigur mit zärt licher Treue und fast schmeichlerisch nachzog. Leuchtend stand sie gegen den grünen Hinter grund, der in den mannigfaltigsten Schattierun gen spielte, so daß ein Bild von nnnachahm.ichem Reichtum der Farben und Lichter entstand. „Wun- dervoll," wiederholte Stromberg und sah Hanne lore verloren an. In leichter Verwirrung ging Hannelore weiter. „Man sollte so selbstverständ liche Dinge gar nicht aussprechen," sagte sie ruhig, „es klingt imnwr lyrisch oder zum min desten überflüssig." (Fortsetzung folgt.) Vie »aeUegend« Ausgabe »»fabt LK Seiten verantworNi» Nir de» redaktionellen Teil:L heft edak- t«- 9.- Gowftrb»: für Kürzet,«» Oswld Mül«. b«ch« t» Atpzie^ — Berlin«« Diemt: Lbefredakteur ». «L <W«L Vern«. LSnbost 3600 3663. Dre«d- ne, Dienst: AerMulen. DrrSden. Kabe»d«rg«r. ftrpß« 24. F«rmwr«cbcr 34 793. — Druck u«d Verlag: SSp». B«I»s«»r««r«i. «. ». d -.. Leipzig. FodanniSg. 8. Umvrrlangie Briträg« ohne Rückporto werden nicht zurück- gesandt.