Volltext Seite (XML)
Lllttvock, <lea IS. I-»> 1922 WP^UHH P N»OUH O KP UP MM UMM M M WM^VM^^D ^^MM ^elte M. 100, wtellenges' MW Zeile M. 8S. amtl. Bckanntm. Doppel- mn>-Ze«leM.4L(X».au»w.« WERekl 72m°>br..mm-ZetleM.1100.s.au»w M.1?90 Au4land<an».m valutaaullcvl. Bei Wtederb.Rocviay. Plo»- u.Da«envorsch.unVerblndl.Erfaa.>OrtLrtpzig. PoftslvecN.Lrlp; Süvt Das Letvziger ra«e»laN amt»»»« »s« Ne»4»» Kar «eakt «eN»»t«. d<« Htzo»UsN»r»N-N,»»» »«» A«<A»«ff»tS g«N»»t«, »»«»t« »«cilkledener anderer v«»»rd«» klr. 128 Mßnrslnummsr sso KHLrK Mtttvock, üea 12. 7aat 1922 I°«rN-Mu»S«dS 117.1«krs- Im dunkelsten Europa s. Leipzig, 12. Juni. In der deutschen Stadt werden zwei franzö sische „Adjutanten* getötet. Es besteht noch nicht die geringste Gewißheit darüber, von wem die Kugeln auf die »Hunde des Hauptmanns* ab gefeuert wurden, wie die Unteroffiziere dieses Ranges, herkömmliche Zielscheibe des Mißvergnü gens der Truppe, im Soldatenmund heißen. Der Besatzungskommandant jedoch glaubt keinerlei Aufklärung abwarten zu müssen. Der Kaltblütig keit, dieser wichtigsten Eigenschaft des Soldaten, offenbar völlig entbehrend und somit ein ebenso unfähiger wie unmenschlicher Offizier, läßt er mild in der Stadt umherschießen rind die so er jagte „Strecke*, als handle es sich um gegenseitige Blutrache von Buschmännern, an der Stelle auf reihen, wo die beiden Unteroffiziere — vielleicht von eigenen Leuten ermordet wurden. Es ist ein Borgang, der als jedem Deutungsveriuch wider strebende Ausgeburt des Irrsinns bezeichnet wer den müßte, wenn er nicht durchaus charakteristisch wäre für die naturgemäße Aufeinanderfolge von Rechtswidrigkeiten, die durch eine erste Rechts widrigkeit, den französischen Einbruch in das Ruhrgebiet, ausgelöst wurde. Ls ist nichts an- deres als die zwangsläufige Verkettung von Ur sache mrd Wirkung, wenn an der vormaligen Stätte unermüdlich vorwärtsstrebender Arbeit durch de» französisifchen Rechtsbruch eln dunkel ste« Europa geschaffen wurde, von dem es sich wie Pesthauch der Barbarei über den Konti nent verbreitet. Wir wollen die Stimmen der Vernunft und Menschlichkeit, die sich bisweilen aus Frankreich vernehmen lassen, nicht überhören. Ms An zeichen dafür, daß die Gesinnung der französischen Nation doch nicht restlos in Poineavs und Fach aufgeht, find solche Kundgebungen, wie der in unserer gestrigen Rümmer skizzierte Aufsatz von Jacques RiviLre, immerhin 'zu vermerken. Doch kann man sich keiner Täuschung darüber hin geben, daß die Franzosen, die das Prestige ihrer Heimat als des Geburtslandes der „Menschen- rechte" gewahrt wissen wollen, heute allzu dünn gesät sind, als daß sie irgend erheblichen Einfluß auszuüben vermöchten. Vielmehr wird der Ton der französischen Politik ganz und gar von denen angegeben, die jenes Prestige gering achten und nicht einmal davor zurückschrecken, Frankreich zum oäium Kelleri8 kunumi werden zu lassen, so fern nur ihrer Machtgier und Profitsucht ein Ge- nüge geschieht. Wenn es demnach für den Augenblick müßig scheint, nach Möglichkeiten gut- williger Verständigung mit Frankreich Ausschau zu halten, so wenden sich unsere Blicke um so mehr nach England hinüber, das neuerdings nicht nur gewillt, sondern, was in den politischen Dingen wichtiger ist, auch in der Lage scheint, den Angelegenheiten des Kontinents wieder die ihnen allzulange entzogene Aufmerksamkeit zu- zuwenden. Es ist sicher, daß die Passivität, in der die englische Politik nach dem Friedensschluß gegen- über der Entwicklung der Dinge auf der andern Seite des Kanals verharrte, nicht wenig dazu beigetragen hat, den ungeheuerlichen Zustand hnbeizuführen, für den die abscheulichen Ereig- ni e von Dortmund symptomatisch sind» Denn die Gestalt, in der die franz ösi fische Vorherrschaft jn Europa auftritt, ist nichts anderes als eine t rscheinungsform jener weltpolitischen Anarchie, zu deren Bekämpfung — durch das Gegenmittel des „europäischen Gleichgewichts" und auf «i'anche andere Weisen — sich die englische Poli- t k der Gegenwart immer berufen fühlte. Dio viel fältigen, zum Teil ohne Zweifel in sachlichen GÄinden, zum Teil aber auch in persönlichen Un zulänglichkeiten begründeten Hindernisse, die der Erfüllung dieser traditionellen Aufgabe Englands im Wege standen, sind bekannt. Auch ist es ge wiß kein Zufall, wenn mit dem Wandel im regie renden Personal und der fast gleichzeitigen Be seitigung oder wenigstens erheblichen Abschwä chung mehr als einer aus der Zahl der eigensten Sorgen der englischen Politik schon auch die briti schen Staatsmänner wieder jene ordnende, der immer von neuem auftauchenden Grffcchr der Anarchie in den Beziehungen der Völker ent gegengesetzte Mission ihre» Vaterlandes im Munde führen. Es ist völlig klar, daß ein so großes Reich, wie das britische Imperium es ist, sich von einem im Verhältnis so kleinen Mutterlande aus un- möglich durch bloße Gewalt Zusammenhalten läßt. Daher da» englische Arteresse an einer geusissen internationalen Rechtsordnung, deren Verletzung, wie die Geschichte lehrt, stets mit der englischen Gegnerschaft zu rechnen hatte. Es fiihrt, -unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, eine gerade Linie, von dem hartnäckigen und endlich sieg reichen Kampf gegen die napoleonische Gewalt- Herrschaft bis zu der b ritischen Parteinahme gegen die Verletzung der belgischen Neutralität. Es kann nicht sein, daß diese Linie, die aus den tiefsten Gründen des englischen Reichsorganismus selber entspringt, mit dem Weltkrieg abgebrochen sei. Sie muß beibehalten werden, solange Großbritan nien sich nicht selber aufzugeben gewillt ist. Sie ist ein sicheres Element der Diplomatie, an das der deutsche Staatsmann anknüpfen muß, wenn es sich für ihn darum handelt, aus vaterländischer Sorge zu tun, was der englische aus weltpoliti- scher Tradition heraus anstreben muß: die Welt vou dem Krebsschaden des von den Franzosen geschaffenen dunkelsten Europa zu heilen. Aus- breitungsherd der mit dem Bestand des britischen Reiches unvereinbaren Anarchie im internatio nalen Leben. wilde Schießereien in Recklinghausen Dort»«»-, 12. Juni. (Lig. Tel.) Nach den Feststellungen der amtlichen Stellen sind in Dort mund im ganze« sich» Deutsche im Laufe des Sonn tag» und der darauffolgenden Nacht erschossen worden. Gestern wurde ein ehemaliger Schutz, p 0 lizist, der sich zu kurzem Aufenthalt bei seinen Derwandlen aufhielt, von den Franzosen aufgespiirt. L: wurde aus der Wohnung geholt und nach zu- verlässigen Meldungen gegen S Uhr abends ohne Verfahren erschossen. In Recklinghausen herrscht seit gestern der blutigste Terror seilen» der Franzosen. Die Stadtverwaltung Hatto beim französischen Kom mando die dringende Bitte gestellt, die angeordnete Derkehrssperr« in der ersten Rächt nicht allzu streng durchzuführen, da die Zeit der Bekanntgabe dieser Verordnung viel zu gering sei, um eine allgemeine Bekanntgabe zu ermöglichen. All« Vorstellungen bliebe» erfolglos. Die Wachen schossen a»f jeden Strmßenpassanten, der sich nach S Uhr auf der Straße zeigte. Auf einen jungen Mann aus Dortmund, der in Geschäften nach Reck linghausen gekommen war, wurde gegen 11 Uhr ohne Anruf geschossen. Er wurde mit schweren Ver letzungen nach dem Krankenhausi gebracht, wo er bald nach seiner Einlieferung starb. Es wurde nicht nur die Schießerei gegen die Personen aus den Straßen betrieben, sondern man schoß auch auf Personen, die sich auf Ballonen zeigten. Ebenso wurde in die Zimmer geschossen, die nach der Straße zu lagen und deren Fenster erleuchtet waren. Außer den bereits gemeldeten Personen ist in Dortmund noch Stadtrat Kroemer verhaftet worden. Di« Zwangsrequisitionen bei den Dort munder Banken haben noch vorläufiger Feststellung nur 40 Millionen Mark al» Gesamtsumme den Franzosen eingebracht; ungerechnet find dahei aller- ding» die au« der Reichsbank geholten Gelder, deren Höhe noch unbekannt ist. . Irvei Krauen al« Augenzeugen des Kranzofenmordes verhaftet Essin, 12. Juni. (E i g. Tel.) Die Mordtat vom Sonntag nacht ist bisher noch nicht aufgeklärt. Wie verlautet, sollen von den Franzosen zwei Damen verhaftet worden sein, die in die Angelegenheit verwickelt sind. Die beiden Erschossenen waren nicht in Dortmund stationiert, sondern hatten den Sonn tagabend in Dortmunder Pergnügungslokalen zu gebracht. Dem Mord ging ein Streit zwischen Zivilisten und den beiden Franzosen voraus, an dem die verhafteten Damen teilgenom men haben sollen. Von einem nationalistischen Anschlag kann unter -en ganzen Umständen, unter denen die Tat erfolgt ist, keine Rede fein. Um so unverständlicher ist das rigorose Vorgehen de» Dort munder kommandierenden Generals gegen die un schuldige Bevölkerung Der Belagerungszu stand über Dortmund wird in der schärfsten Form durchgesührt. Auch gestern abend kurz nach 9 Uhr wurde von -en französischen Soldaten wieder geschossen. Auf dem Dortmunder Hauptb.chnhos haben di« Franzosen bisher noch keinen Eingriff vorgenommen. Der Verkehr wickelt sich bisher noch in der alten Form ab. Die Reisenden, die abends nach 9 Uhr in Dortmund eintreffen, müssen die Rächt auf bem Hauptbahnhof verbringen. Auch über Wanne ist seit gestern abend der Belagerungszustand unter den gleichen Bedingungen über Dortmund verhängt «Srden. Ab 9 Uhr ruht der gesamt« Verkehr, auch der der Straßenbahnen. Rach einer Reutermeldung au» Rew Zock beschä- diat» «in amerikanische» Wachschiff, da» auf Alkohol-Schmuggler Jagd macht«, ein französische» tmdtzl» e»-lijche» Schiss -nrch Schüsse. Baldwin gegen poincare Reine gemeinsame Role über hie Aufgabe -es passiven Wi-ersian-es Paris, 12. Juni. Havas berichtet über das Er- gebnis des englischen Kabinett» rate», der gestern nachmittag stattfand und einige Stunden gedauert hat. Der Standpunkt des englischen Kabinetts könne wie folgt gekennzeichnet werben: Die britisch« Regierung glaube. Vast e-nichtmöglich sei, al- Bedingung sür jede interalliierte Verhandlung die Ein stellung de- passiven Wider stande- im Ruhrgebiet zu Verlagen, da sonst di« grohe Gefach» einer kommunisti schen Reaktion entstehen könne. Die eng lische Regierung habe zum Ausduck ge bracht, dah es ihr sehr erwünscht sei, jeden Bruch zu vermeide«, aber sie erkläre, dah nach ihrer Ansicht Verhandlungen unter den Alliierten ans der Grund lage de- deutschen Memoran dums stattsinden können, erkenne jedoch an, dasi die im Memorandum enthaltenen Zahlen nicht annehmbar seien, weil sie unter dem blieben, was Bonar Law im Aanuar vorgeschlagen habe. Das eng lische Kabinett schlag« deshalb vor, den deutschen Plan abznLuder« und Deutschland dahiu zu bringen, die Zahle» des Plaue- Bouar Law- auzuueüsne«. Die britische Regieruug sei davor» über zeugt, dass da- Deutsche Reich einem sol chen Vorschlag zustimmeu würde. Wen»» die französische Regierung der Ansicht sei, dast ihr Ttaudpuukt aufrechterhalte« wer de« müsse, so schlage die britische Regie ruug vor, eine Konferenz alliier ter Sachverständiger -usammen- zurusen, die die Mission haben solle«, eine Untersuchung über die allgemeine Lage Deutschland- vor,«nehmen und die Zahle« zu bestimmen, aus die man die Repara- tinoszahlunge» Deutschland- aufbauen kö»»»e, und da»»« auch das umfassende Problem der europäische« Lage zu studie ren. Fall- sich die Sachverständigen nicht einige«, würde die britische Regierung es unteruehmn, selbst Vorstellungen bei der dentschen Regierung zu erhebe«, damit diese dem passive» Widerstand im Ruhr gebiet ein Ende mache. * Ueber den Verlauf der englischen Kamnetts- fitzung ist in London keine amtliche oder halbamt liche Mitteilung ausgogebrn worden. Mehrere gei- tungen, darunter so verschiedenartige wie die Times, die Daily Ehronicle mid die Daily Mail, glauben, daß in den vom Kabinett beschlossenen späteren Ver handlungen mit den Alliierten bald eine Einigung über die Vorbedingungen für ein« interalliierte Reparationskonferenz erzielt werden kann. Dagegen bereiten die Westminster Gazette und die Daily News die Oeffenttichkeit auf langwierige Verhand lungen vor, da e» nach Ansicht dieser Blätter nicht so leicht möglich sein wird, ein Kompromiß zwischen England und Frankreich zu erzielen. Nach Angabe de» Daily Telegraph sollen sich bei der gestrigen Aussprache zwischen' dem französischen Botschafter und Lord Turzon Meinungsver- schiedenheiten über die technische Grundlage einer etwaigen interalliierten Reparationsbespre chung ergeben haben. Das Blatt folgert daraus eine pessimistische Auffassung bezüglich des baldigen Zustandekommens einer interalliierten Reparations aussprache. Man wird aber gut daran tun, diesen Pessimismus nicht allzu tragisch zu nehmen. Er ist zweifellos zum Teil darauf berechnet, in Pari» und Brüssel den Eindruck zu erwecken, daß die alliierte Einheitsfront, die zurzeit von Frankreich und Bel- gien dringender gewünscht wird al» von England, nur dann zustande gebracht werden kann, wenn Bel- gien und Frankreich England di« Vermittlerrolle in Berlin leichter machen als e» bisher geschehen ist. Der Eindruck in pari» Part», 12. Juni. (Ei g. Tel.) Im Ministerium des Aeußern wurde den) Pressevertretern gestern abend in vorgerückter Stunde erklärt, eine Meldung über die Beschlüsse des englischen Mimsterrats sei nicht mehr zu erwarten. Die Londoner Havas- Meldung über die Ablehnung de» französischen Bor- , schlage» sür ein« gemeinsame Antwort mit Regelung der Widerstand«frage ist den Redaktionen erst noch 11 Uhr zuacstellt worden. Die Regierung will offen bar eine Presse kampagne gegen Eng land verhindern. Ueber den Eindruck der Rachvicht u» englischen und französischen amtlichen Kreisen liegt noch k.'in: authentische Mitteilung vor. Mor> darf jedoch an- nehmen, daß der Londoner Beschluß für die Pariser Regierung keine Ueberraschung war, da in den letzten Tagen wiederholt darauf hingewiesen worden war, daß auf eine rasche Einigung zwischen Paris un- London >säht zu rechnen ist. Man darf also annehmen, daß der Beschluß des englischen Kabinetts die Fortsetzung- des Meinungsaustausches nicht ausschließt. Der Petit Parisicn hebt bereits hervor, daß mau in London eine Kompromiß lösung für möglich halte. Im übrigen wir- der Londoner Beschluß einstweilen nur von wenig«-» Blättern kommentiert. In den meisten Auslassun gen wird Lord D'Abernoon für denBe- schluß verantwortlich gemacht. Ein hef- tiger Ton gegen England wird setzt nur von dem nationalistischen Eclair angeschlagen, der das End- der französisch-englischen Entente gekommen glaubt. Das Blatt veröffentlicht den Bericht seines Berliner Korrespondenten unter der bezeichnenden Ueberschrits: ^Deutschland war im Begriff zu kapitulieren, aber Lord D'Abernoon machte . . .* Beachtung verdient weiter der Artikel der Action Fran^aise, in dem der belgische Minister des Aeußern Ja spar für den Londoner Beschluß verantwort lich gemacht wird. Es heißt darin, Iaspar Hobe Verwirrung geschaffen, weil er in Rom und London die belgischen Denkschriften als Grundlage für eine gemeinsame Antwort an Deutschland vorqeschlagen habe. Dieser belgische Vorschlag habe zu einer sehr freimütigen Auseinandersetzung zwischen Parisund Brüssel Anlaß gegeben, weil Belgien die franzö sische Regierung von seinem Schritt nicht vorher unterrichtet hatte. Vie Eisenbahner sttr den Abwehrkampf Käl», 12. Juni. Die in Köln tagende Konferenz der Funktionäre per Gewerkschaft deutscher Eisenbahner aus dem besetzten Gebiet hat zu den Gewaltmaßnahmen dec Besatzungsmächte gegen die Eisenbahner folgende Entschließung ange nommen: „Die organisierten Beamten, Eisenbahner und Arbeiter haben nach dem Einmarsch ins Ruhr- gebiet den Abwehrkampf bewußt und aus eigenem Antriebe ausgenommen gegen die Gewalt für das Recht, für die Freiheit und die Selbständigkeit des deutschen Volkes. An dieser Stellungnahme änderr auch die Aufforderung Frankreichs, den passiven Wi derstand aufzugeben, nichts. Trotz der allerschwersten Opfer, die die Eisenbahner zu bringen haben, sind sie sich bewußt, daß zur Erreichung der Ziele Freihric des deutschen Volkes und Recht der Menschheit der Abwehrkampf weitergeführt werden muh. Die Folgen, die durch die Aushebung der Abwehr entstehen würden, würden für das deutsche Volk un erträglich sein. Vog der Regierung erwarten w— die gleich« Stellungnahme.* Oer Uanzler in Süddeutschlanb Frankfurt a. M., 12. Juni. (E i g. Te l.) Reichs- kanzler Dr. Cuno har heute morgen Karlsruhe verlassen, um mit der hessischen Regierung in Ingenheim zu einer Besprechung zusammen zu kommen. Diese Besprechung fand am Vormittag statt und erstreckle sich in der Haupffache auf die Lage in den besetzten hessischen Gebietsteilen. Der Reichskanzler hatte hierbei Gelegenheit, sich über die Stimmung der Bevölkerung im hessischen besetzten Gebiet zu unterichten. Auch hier ist die Arbeiter- schäft und sind di« Beamten nach wie vor gewillt, den passiven Widerstand solange aufrecht zu erhalten, bis wieder rechtmäßige Zustände ein getreten sind. So ist die Reise des Reichskanzler in der Haupffache dazu bestimmt gewesen, fest zustellen, daß die Wetterführung der passiven Resistenz dem Willen nicht der Berliner Regierung, sondern der Bevölkerung im besetzten Gebiete selbst entspricht. Protest -er Stadt Dortmund Dortmund, 12. Juni. (WTB.) Die Besatzung-?, behord« in Dortmund hat dem Magistrat der Stadt mitqeteilt, daß die Straßensverre so lange be stehen bleiben soll, bis die Personen ermittelt sii d, di« di« beiden fra»zösischen Unteroffiziere erschossen haben. Gestern nachmittag fand ein« Sondersitzung der Stadtverordneten statt; es wurde eine Ent schließung angenommen, in -er es heißt: „Wir er- heben feierlich dagegen Einspruch, daß die Der- antwortung für die Ermordung der beiden französi schen Feldwebel, die noch immer unaufgeklärt ist, -er Stadtverwaltung auferlegt wird. Besonder« ^nt- schiedenen Einspruch erheben wir gegen die Ver haftung der beiden Stadträte Tief erschüttert aber stehen wir an der Bahre der sechs unschuldigen Todesopfer. Gegen da» unmenschliche Ver gelten gegenüber wehrlosen Bürgern unserer Stadt erheben wir schärfst-» Eiiffvruch Wir erwarten, daß das Gewissen der Welt mit un» über einstimmt in der Verurteilung dieser Tat.* Die Entschließung wurde dem französischen Orts kommandanten zugesandt. Di« Franzosen haben gestern zahlreich« Verhaftungen vargenomme».