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voaasrslLg, ÜSN 7. l-etprlgSr «pck »r. 1« Lette 2 sicherem Rechtsboden. Die allgemeine Vorbil dung soll danach auf einer der neunstufigen Dollanstalten, die dreijährige Berufsbildung auf der Universität Leipzig oder der Technischen Hoch schule Dresden, die beide mit Pädagogischen In- stituten auszurüsten sind, erworben werden. Damit ist die Trennung von Allgemein- und Fachbildung vollzogen. Die Hochschule wird dem Lehrerstudenten den Zugang zu dem reichen Ge biete der Erziehungswissenschaften eröffnen, während die neuzuschaffenden Pädagogischen Institute die Einführung in die Unterrichts und Erziehungslehre, in die Methodik und die lebendige Erziehungspraxis übernehmen. So erfolgt die Abkehr von dem encyklopädischen Prinzip und die Hinwendung zum Fachprinzip im vertieften Sinne. Ein auf Ministerialrat Dr. Menke-Glückert zurückgehen5er Studienvlan für Universität und Technische Hochschule umfaßt außer den pädagogischen, psychologischen und philosophischen Fächern auch das hochwichtige Gebiet der Staatsbürgerkunde. Die Eingliede rung der zum Verständnis der Gegenwart un- entbehrlichen Probleme der Perfassung, der Politik und Soziologie muß als bedeutsamer Schritt gewürdigt werden. Das Denken im Staate und für den Staat, die Schärfung des Blicks und des Verantwortungsgefühls gegen über politischen Zusammenhängen, die Beranke- rung des sozialen Pflichtbewußtseins, sind für den künftigen Dolkserzieher schlechthin uner läßlich. Denn er soll dem deutschen Volksstaate, der demokratischen Republik, freie und wach:, dienst- wie opferbereite Staatsbürger erziehen, die den gegenwärtigen Staat nicht widerwillig oder auch nur gleichgültig hinnehmen, sondern sich zu seiner freudigen Bejahung und Stützung berufen wissen. Für die Organisation des Pädagogischen In- stit hat Prof. Dr. Seyfert in der Sächsischen Sch: eitung Richtlinien aufgestellt. An ver schiedenen Einzelheiten des Seyfertschen Planes wird die Kritik nicht vorübergehen können, aber seinem Grundgedanken und Gesamtgeist darf man gern beipflichten. Es ist nicht so sehr völlige Neuheit der Gedanken, mit der der Verfasser überrascht, als viel mehr die Energie und Folge richtigkeit, mit der er die zentrale Frage fest- hält und dadurch gerade den Erzieher zu ge winnen weiß. Die vollkommen pädagogische Einstellung, der Versuch, einen reinen Erzieher- typus von innen heraus zu schaffen, die gründ- iätzliche Einstellung auf das Kind ohne Kom- promiß erscheint ebenso eigenartig wie zukunfts- reich. Das deutsche Volk hat schon einmal vor reich- lich 100 Jahren, zur Zeit der Fichte und Vesta- lozzi, bewiesen, daß es einer innerlich unge brochenen großen Nation, die vom Schicksal niedergeworfen wurde, wahrhaft würdig ist, ihren' Auferstehungswillen durch eine vertiefte Erziehung der Jugend zu bezeugen. Unsere gesamte äußere wie innere Lage ruft nach einer Entbindung der reichen inneren Kräfte unseres Volkstums. Sie ist nur möglich, wenn der Lehrer sich zum schöpferischen Gestalter an der Volksbildung erhebt, wenn er Dollerzieher wird, der mit weitem geistigem Horizont erziehungs wissenschaftliche und pädagogische Schulung verbindet, die er dort schöpft, wo das Geistes leben der Nation pulsiert, an den Stätten der Wissenschaft. Ich wiederhole, was ich am 22. De- zember 1910 im Leipziger Tageblatt schrieb: „Letzten Endes geht es in der Lehrerbildung um eine geistige Neuorientierung unter sozialen Ge- sichtsvunkten, die keine Halbheiten erträgt . . . der Wille des Volkes ist es, der durch die Forde rung der Hochschulbildung für alle Lehrer bis zum Born der Wissenschaft vordringen möchte und seinen Anteil an den geistigen Gütern der Nation begehrt." Trotz allen Druckes von außen: die Freiheit haben wir noch, nach unserm besten Vermögen die Massen geistig zu heben, und dazu die Ehrenpflicht, dafür Opfer zu bringen. Der Enist, den wir für die Reform der Lehrerbildung aufbringen, wird der Prüfstein echter demo kratischer Kulturgesinnung werden. Gegen die Heranziehung der Hausbesitzer Der Vorstand des Bunde» deutscher Mi ete rv e r eine (Sitz Dresden) hat an Reichs» kanzler und Reichstag eine Erklärung gerichtet, in der mit Bezug auf die Denkschrift des Reichsver bandes der deutschen Industrie vom 26. Mai 1923 aegen die darin erwähnte etwaige Sonder belastung der Wirtschaft, insbesondere des städtischen Hausbesitzes, und den geforder ten Abbau der Zwangsmieten namens der deutschen Mieterschaft und damit namens der großen Masse des Volkes entschiedenster Wider spruch erhoben wird. Der Hausbesttz, so heißt es darin, sei kein ge eignetes Pfandobjekt, vor allem kein produktives Pfand. Er erzeugt keine Güter; die Hausrente ist Zins eines Anlagekapitals, der nicht bei der Er zeugung von Gütern wie in Industrie und Land wirtschaft aufgebracht wird, sondern der als letztes Glied in der Kette des Wirtschaftsprozesses ohne jede Möglichkeit der Abwälzung wehrlos der Be lastung gegenübersteht. Die Lausrente zur Der- zinsung und Tilgung der Reparationsschulden heran ziehen, würde also bedeuten, daß nicht die Sachwerte herangezogen werden, sondern die Arbeits kraft des Volkes unmittelbar belastet wird. Dazu kommt noch, daß unsere gesamte Wirtschaft überhaupt nicht imstande ist, an Stelle der jetzigen Belastung von 5 Milliarden Mark für Hausrente dauernd eine solche von 50 Millionen Mark und mehr zu tragen. Die Lebenshaltung der breiten Schichten des arbeitenden Volke« ist heute bereits so tiefgehend, daß sie durch weitere Wegnahme des Arbeitsertrages ohne katastrophale Folgen nicht weiter herabgedrückt werden kann. Eine Heran ziehung des Hausbesitzes im Sinne der Denkschrift des Relchsverbandes der Industrie ist völlig un möglich. Opfer der „»oderaen Linie". Eitelkeit und die unnatürlichen Forderungen der Mode sollen an dem Tode zweier jungen Mädchen schuld sein, von denen der französische Arzt Dr. Legrand in einem Vortrag vor der Psycho-Therapeutischen Gesellschaft in Paris sprach. Er führte aus, daß viele Frauen schwer darunter leiden, daß sie sich gedankenlos den Forde rungen extravaganter Modekünstler unterwerfen. Diese verlangen nämlich, daß eine elegante Frau »wie ein Brett" sein muß, eckig in allen Linien de» Körper» un- flach vorn und hinten. Die beiden unglücklichen Mädchen, die starben, sind buchstäblich verhungert, weil- sie fast überhaupt" nichts »ehr aßen, um schlank zu sein, und so die moderne Linie in ihrer Figur zu erlangen. Legrand behauptet weiter, daß die Schlankheitsmode bei vielen Fran- zösinnen, die von der Natur gerundete Figuren haben, einen sehr bedenklichen Zustand der Unter ernährung hervorgerufen hat, und daß die Frauen, die sich so au« Eitelkeit kasteien, dann den Krank heitsbazillen sehr viel leichter zum Opfer fallen. Oesterreich gibt de« Genfern zwei Kanone« zurück. Kürzlich fand die feierliche Uebergabe der zwei von der österreichischen Regierung zurückerstatteten Ka nonen statt, die im Jahre 1813 weggenommen worden waren. Vor der Feier wurden die Kanonen von Artilleristen in zeitgemäßer Uniform mit zwei Zügen der alten Ge'nfer Grenadiere durch die Stadt geführt. — Auf der Universität fand aus dem gleichen Anlaß eine Feier statt, der sich eine weitere ln der Petrus- Kathedrale anschloß, wo mehrere Reden gehalten wurden. Laudarbeiterftreik in Reuhalbe«»lrben. In einem Teile des Kreises Neuhaldensleben ist ein Landarbelterstreik ausgebrochen. Die Notarbeiten werden zurzeit noch besorgt, jedoch werden di« Haupt, arbeiten bei den Zuckerrüben verweigert. Die Tech nische Nothilfe ist bereitgestellt. Aus Südwest-Aftika Vie Aaemer in schmierig«' Lag« Eine der größten Ungerechtigkeiten des Versailler Vertrages ist der Raub der deutschen Kolonien. Welch« Hoffnungen knüpften sich an ihre Entwicklung, zu welcher Blüte war der Verkehr zwischen ihnen und dem Muttgrlande schon gediehen, und was alle» war für die Zukunft zu erwarten. Das ist nun dahin — und schmerzhaft ist jeder Deutsche davon berührt. Um so inniger hängen wir aber an unseren Stammesgenossen,"*die sich in den einstigen deutschen Kolonien noch befinden, und jede Nachricht, die von dort zu un« dringt, erregt unser höchstes Interesse. Von den früheren Kolonien ist es besonders Süd- westafrika, mit dem uns noch viele Fäden ver- binden. Denn dort lebt eine große Zahl deutscher Farmer, die auf dem einmal erworbenen Besitze ge- blieben sind und deutsche« Wesen weiter pflegen. Wie stark da« Deutschtum dort ist, geht am besten daraus hervor, daß noch vier deutsche Zeitungen in der ehe- maligen deutschen Kolonie erscheinen, darunter in Windhuk, der Landeshauptstadt, die im achten Jahrgang stehende »Allgemeine Zeitung", die dreimal wöchentlich ausgegeben wird. Diese» Blatt läßt uns auch, mehr als es gelegentliche Privatbriefe imstande sind, einen fortdauernden Einblick gewinnen in die wirtschaftlichen Verhältnisse unserer einstigen Kolonie. Leider haben diese, wie aus den neuesten hier ein getroffenen Zeitungen von Ende April d. I. zu er- sehen ist, eine sehr bedrohliche Wendung erfahren. Südwestafrika ist ein Land von ungeheurer Aus dehnung. Es umfaßt ein Gebiet von 835 000 Quadrat kilometern, während das heutige Deutschland nur eine Fläche von 472 000 Quadratkilometern hat. Es ist also fast doppelt so groß als Deutschland. Auf einem so ausgedehnten Gebiete ist natürlich die Vieh zucht der Hauptnahrungszweig. Der Farmbetrieb bildet daher die Grundlage des Staatswesens. Aber es ist dort wie überall: ohne genügendes Kapital ist der Farmer nicht in der Lage, sein Land in wirt schaftlichem Zustande zu erhalten, Löhne auszuzahlen, Geräte anzuschaffen usw. Ec ist daher notwendiger weise auf die Diehverwertung angewiesen. Und das ist der wunde Punkt, unter dem der Farmer leidet. Bei dem gewaltigen Diehreichtum sind die Inlandpreise so niedrig, daß sie ihm nicht den zur Existenz nötigen Ertrag gewähren. So muß denn für Ausfuhr gesorgt werden. Und hier fehlt es an der richtigen Organisation. Diese Notlage der Farmer machen sich nun ge wissenlose Händler und Agenten in brutaler Weise zunutze. Wie einer von der Handelskammer Windhuk an den Premierminister General Smuts gerichteten Eingabe zu entnehmen ist, zahlen sie den Farmern für fette Schlachtochsen im Gewicht von mehr als sechs Zentnern kaum drei Pfund Ster- ling, und ganze Herden erwerben sie für einen Durch- schnittsprei» von 12 bis 17 Schilling für den Kopf des Rinde«. Da« ist etwa der Wert, den die Haut hat? Trotzdem muß der Farmer verkaufen, wenn er seine Verbindlichkeiten erfüllen will. »Es ist daher", so heißt es in der Eingabe der Handelskammer, „nicht zu verwundern, daß Handel und Wandel stockt, daß die Steuer- und Zinsfähigkeit der Bevölkerung sowohl auf dem platten Lande, als auch in den Städten und Ortschaften mrfhört, daß bald im Lande die Stille und Oede des Friedhofs herrscht." Daß diese Schilderung in keiner Weise übertrieben ist, lehrt ein Blick in die neuesten Zeitungen. Sie enthalten dauernd Anzeigen über Konkurse und Zwangsverkäufe von Farmen, zwischendurch auch einmal freihändige Verkäufe, wobei, wie bemerkt sei, Farmen von lOüklO Hektar und mehr keine Seltenheit sind*). Eine Besserung dieser trostlosen Lage der Farmer kann nur erreicht werden, wenn es gelingt, die Pie h- au» fuhr in großzügiger Weise in die Wege zu leiten. Die Landesverwaltung hat in dieser Bezie- hung ein Entgegenkommen insofern gezeigt, als sie dar einer Gesellschaft verliehene Ausfuhrmonopol auf ») Eine solche Jarm > unsagt «Nva da» Sebiet zwischen Leipzig, Gaschwitz. Oberhol, und Vortdors! die Dauer eine» Jahres (bis 31. März 1924) aufge hoben hat. Don verschiedenen Windhuker Kaufleuten und von Landfarmern sind daher Verbindungen mit Deutschland angeknüpst worden mit der Absicht, eine Viehausfuhr nach Deutschland an zubahnen. Auch hat eine Windhuker Firma in Deutschland eine Anlage zur Herstellung von Fleischextrakt bestellt. Einen Erfolg kann man sich allerdings nur versprechen, wenn das Monopol auf längere Zeit außer Kraft gesetzt wird. Mit diesem Ersuchen ist man denn auch an die Regierung heran getreten. Immerhin: der Ausblick ist ermutigend. »Es müssen nur", fo schreibt die Windhuker Allgemeirie Zeitung, »alle Kräfte des Landes einig und ziel- bewußt voraehen, dann wird ein solches Unternehmen gelingen." Helfend einzugreifen ist unseres Erachtens Pflicht des einstigen Mutterlandes. Denn das Hilfs- werk gilt, das dürfen wir nie vergessen, deutschen Stammesbrüdern. El« Woh»««g»losenrat soll in Dresden in» Leben gerufen werden. Verhandlungen mit den amt- liehen Stellen sind bereits im Gange. Schwere, Automobilunalück. Bei Groß- Paniow (Oberschlesien) fuhr ein Automobil gegen einen Baum und stürzte um. Vier der Insassen wurden getötet, drei schwer verletzt. Ei« unterirdischer Fluß bet Lübeck. Durch zahl reiche Bohrungen im Lübecker Gebiet ist in neuerer Zeit festaestellt worden, daß tief unter der Trave ein Fluß mit zahlreichen Nebenflüssen mit dem Meere in Verbindung steht. Dieser unterirdische Wasserlauf ergießt sich in die Lübecker Bucht. Seine Mündung in die Ostsee liegt 35 Kilometer weiter draußen als die oberirdische Mündung der Trave. Hier steht also das Grundwasser in direkter Verbindung mit dem Meere. Je nach den Verhältnissen bewegt es sich ent weder nach der See zu, oder das Ostseewasser dringt in das unterirdische Flußsystem ein. Diese Entdek- kung ist von yroßer praktischer Bedeutung. Sie ent- hält die Erklärung, weshalb die Wasserversorgung Lübeck« nicht ausschließlich mit Hilfe des Grund wassers durchgeführt werden kann, da nur in ganz oberflächlichen Schichten genießbares Wasser vorhan den ist. Die großen Waflermengen der Tiefe sind infolge ihrer Verbindung mit dem Meere salzhaltig und daher unbrauchbar. Die Sprechmaschineuwalz« al» Zeuge. Dor dem Landgericht 1 in Berlin wurde anläßlich einer Klage auf Lieferung, die die Firma Ferdinand Schuckert, Fernsprech- und Telegraphen-Werke, gegen die Lhemikalienfirma Kühn einqeleitet hatte, ein Appa rat vorgeführt, der für die Geschäftswelt von Be deutung sein kann, wenn es sich um telephonische geschäftliche Verbindungen handelt. Es ist dies ein Sprechmaschinenartiger Aufnahmeapparat, der be».->ni Telephongesprächen, die bindende Bedeutung habe«ri(1>n eingeschaltet wird, um das Telephongespräch voll ständig auf der Walze registriert Die Firma Fer dinand Schuckert hatte die Firma Kühn auf Liefe- rung von Benzin verklagt. Die Firma Kühn be hauptete, daß sie den Kauf nicht abgeschlossen habe, sondern daß sie mit der Firma Schuckert nur «in unverbindliches Gespräch gehabt und der Firma dabei erklärt habe, sie wolle zissehen, das Benzin zu besorgen. In der heutigen Verhandlung legte nun der Kläger eine Telephonwalze vor und ließ das Telephongespräch von dem Gericht abhören. Er hatte seinen Apparat während der Unterredung mit der beklagten Firma eingeschaltet, so daß da« ganze Gespräch im Gerichtssaal wiedergegeben werden konnte. Das Gericht konnte jedoch in der heutigen Sitzung über die Angelegenheit nicht zu einem Rechtsspruch kommen, da der Rechtsweg bi» jetzt nur schriftliche Dokumente kennt und die Streitfrage auf- taucht, ob eine Telegraphenwalze an Gerichtsstellc als ein Dokument anzusehen sei oder nur als Zeugenaussage. Das Gericht' erklärte sich infolge- dessen für unzuständig und gab die Angelegenheit an das Kammergericht zur Entscheidung weiter. ver Hausschlüssel Skizze von MnSft Sie war eine "anständige Frau. Sie blieb e» auch, als er kam und sie mit den tausend Schmei cheleien de« Verliebten, den unzähligen Ver sprechungen des Verwöhnten und den Listen des immer wieder Abgewiesenen bestürmte. In diesem Kampf, der sie schön machte, der in dieser reizenden, eleganten Frau die weiblichsten Talente eine» sonst kühlen Herzens weckte, blühte sie auf. Spielte mit ihm — lässig — graziös — und einmal, da hatte er Tränen in den Augen, erstaunt un- bis zu einem matten Lächeln gerührt. E« war genug. Sie hatte ein Jahr lang — und dies war das hübscheste Jahr ihrer langweiligen Ehe — gesagt: „Ich werde es nie tun." Und eine» Abend» — im Lärmen weiter, strahlender Straßen, in einem Wort, einem Blick, der mit der Glut seiner stürmischsten Bitte« ihr Blut entzündete, entschloß sie sich, ihn zu lieben. Sie schmiegte sich daher stärker an ihn — wandte langsam den Kopf und flüstert«: „Also gut, mein Freund! . . . Aber ... ich werd« e« mir nie verzeihen." „Du" — er riß sie an sich, überrascht und Jauchzen in der Stimme: „Endlich!" Sie bogen in eine Seitenstraße, stumm. Arm in Arm, und bebend im Spüren ihrer nahen Herzen. Ueber ihren Köpfen schien die Nacht endlos, friedlich und doch bewegt von raunenden, drängen den Geräuschen. Sie blickten sich an, inde» au» Auge und Mund die ersten Semfzer zärtlicher Geständnisse drangen — und küßten sich. Langsam, mit vollen, aelösten Lippen, und wie befreit. Ihre brennenden, heißen Blicke sprachen, und — da da» Dunkel kleiner Vorgärten sie umfriedete, da Schalten niedriger, rauschender Zweige blau und heimlich ihr Erröten, ihre gehobenen Arme umschloß, warf sie sich ganz an seine Brust. „Du verstehst mich? — Du wirst mich «1« ver- achten?" „Liebst du mich?" — Ihr Mund unter seinem lächelte. „Du weißt nicht, wie ich dich liebel Denn sonst . . ." mit Streicheln an seinem Hal» und for- sch«-«» Mick: „ich hätte « nie geb«« , . . Aber ich kann nicht ander»!" '< l'7::.' „Wirst du mich immer lieben?!" — „Ewig." Sie verbesserte sich: „immer!" Was auch kommt." Ein Schritt, Licht der Laterne in ihrem Haar, sie waren an der Tür. „Rasch, rasch," sic beble. Er ließ sie, suchte in seinen Taschen. Indem ward er blaß. „Ich „ « « habe den Hausschlüssel ver gessen." .Oh!" Ein Moment stand sie st«mm, Aage in Auge un jäh getrennt. „Was nun?" „Soll ich klingeln . . . dem Portier?" „Mein Gott, nein, man sieht mich." „. . . Oder die Wirtin rnsen? . , ." „Daß sie mich auch fleht!" Sie schluchzte. „Sei lieb. Es wird jemand kommen . . . wir gehen mit hinein!" „Ich mit dir," fi« schrie laut, „i« dein Hau»! Dor ollen Leuten?" Ihr Gesicht bleich und empört, war zerrissen von Wut. So etwas... gab es da»?... ein Mann, der di« Frau, die er liebt... ha... liebt! ... allen Gefahren preisgibt! — Sie knirschte mit den gähnen. Er wagte nicht, sie anzublicken. Die Nacht, noch eben zärtlich und heiter von tausend liebenden Dorten, lastete kalt auf ihren gespannten Gesichtern. „E« ist kalt," sagt« sie grob. „Verzeih mir!" Er hob den Arm. Legte ihn um tbre Schultern, und Hoffnung stieg — ein win- zige», steile« Flämmchen in seinem Blick. „Komm, ich wärme dich!" Sie stand steif. Ihr blasse«, harte« Gesicht, ihre fest zusommengepreßten Lippen standen fremd im Licht, unerreichbar fern und verschlossen, wie ihre schmale, gerunzelte Stirn, hinter der feindlich« und empörte Gedanken kreisten. Das ist ja lächerlich! — Hier auf der Straße zu stehen... und wenn nun einer kommt! — Der Skandal... Ah. — — S'e bog sich zurück. „Sei aut," flehte er; „warte!" „Ich friere." ' „Ich werd« dich wiftmen." „Ach!" Sie «nmdte sich <ch. Gelb floß Licht über chr blHe» GBcht. sishhMtch." Eine Weile standen sie sich stumm gegenüber. Fern rollte ein Wagen. Dunkel der Bäume wuchs schwer, gespenstisch in Grau und Wucht der Häuser. Nur ihre Köpfe «raren im Licht, ihre Blicke, die sich hin und wieder trafen, um sich sofort zu verlieren, ihre enttäuschten, erkälteten Gesichter, aus denen die Stille mit lauten, peinlichen Worten schrie, und die Spitzen seiner sauberen, glänzenden Schuhe. Es war sehr kalt. Sie zog den Mantel fester. Langsam, beinahe vorsichtig, schlug er den Mantel kragen hoch. Da trat sie auf ihn zu. Blickte ihn an, und i« diesem Blick, im Klang ihrer harten Worte, im Aus sehen ihrer hübschen, geliebten Stirn versank das Rauschen ihres Blutes, die zarten Laute ihrer Liebe, ihr leiser Schrei und ihre sehnsüchtigen brennenden Küsse, als wehte sie die kalte Lust dieser Nacht in eine dunkle Ferne. „Glauben Sic" — sagte sie leise und rachsüchtig — „glauben Sie wirklich, ich hätte da» getan? Ich dachte nicht daran! Nir! — Verstehen Sie! — Nie!" Wandte sich und ging. Di« ««»läudstche» Studierenden « deutsch«« Hochschule«. Au» -er Statistik der ausländischen Studierenden an deutschen Hochschulen für da» Sommersemester 1922 seien folgende interessante Zahlen mitgeteilt: Die fünf Länder, die die meisten Studierenden nach Deutschland schicken — je über 700 — sind: Bulgarien, Tschechoslowakei, Rumänien, Oesterreich, Schweiz. Die Bulgaren sind das einzige fremde Volk, dessen Anteil an der Zahl der deut schen Studierenden mehr al« 1 Prozent beträgt, was wohl damit zufammenhängt, daß Bulgarien keine eigene Universität hat Don den Angehörigen der Rationen Schweiz, Holland, Schweden, Däne mark, Norwegen hat natürlich di« Schweiz mit fast 800 Studierenden den höchsten Anteil. Bei Der- teilung auf die Hochschulländer Deutschland» zeigt sich, daß Sachsen verhältni»mäßig stark ausge sucht wird von Bulgaren, Finnen, Griechen, Nor wegern» Rumänen, Tschechoslowaken; Bayern von Italienern, Jugoslawen, Oesterreichern, Schweizern. Die anderen Ausländer wenden sich meist nach den Vmnßischm» Universitäten. " -7. - , rv . Bo« der Universität Leipzig. Rach öffentlicher Probevorlesung über „Die Wandlungen der höfischen Epos in Deutschland vom 13. zum 14. Jahrhundert" wurde dem Dr. phil. Fritz Karg von der Philosophischen Fakultät die Venia IsZemli für deutsche Sprache und Literatur erteilt. St« elfjähriger Komponist. Das Oratorium eines elfjährigen italienischen Knaben, Roto Rinaldi, wird demnächst in der französischen Stadt Toureoing in der St. Ehristophskirche aufgeführt werden. Das Werk, da« „Die Kindheit Johannes des Täufers" betitelt ist, hat bereits in Mailand, wo Rinaldi lebt, seine Ur aufführung erfahren. In Toureoing wird der Knabe auch selbst dirigieren. Der junge Komponist hat eine kurze Zett das Mailänder Konservatorium besucht, aber dann das Oratorium innerhalb eines Jahres ganz selbständig ausgearbeitet. Man rühmt der Kom- Position eine vorzügliche Technik nach und hebt unter den Teilen, die auch eine Ouvertüre und mehrere Orchcsterstücke enthalten, besonders einen Engelchor hervor. «u» de« Theaterburrau» (Schauspielhaus.) Moskauer Kammertheater. Während seines letzten dieSwSchcntlichen Gaiispielc« bringt das Moskauer Kammertheater zwei Novitäten. Sonnabend, den S„ und Sonntag, den 1v. d. M.: .Adrienne Lecouv- re«r", di« Komödie, di« das Leben der berühmten Schauspielerin und ihren Tod an der Liebe zu Moritz von Sachsen behandelt, Jreitag, den 8. d. M., veran- staltrn die Ruffen «inen Abend mit wechselndem Pro gramm, um dem Leipziger Publikum so viel al» möglich au« ihrem künstlerischen Schassen zu zeigen. Im Rahmen diese« Abend« gelangen mit den Hauptdarstellern de« Kammerthcaters zur Ausführung: »Romeo und Julia" von Shakespeare (zwei Szenen). »Der Schleier der Pierreti«' von Arthur Schnitzlcr. Musik von Dohnanh. »Der blaue Teppich' (Pan tomime). Stanzen au« .Thamira Kit hared', »Wilhelm Teil' von I. v. Schiller (Monolog». .St en la Rasin*. das Lied der Meirän, und rus fische Komponisten: Gesänge und Tänze. Am Montaa setzt wieder der normale Spielplan des Schauspielhauses «in. Montag .Schneider Wibbrl'< Dienstag .P d y l l i »', Mittwoch zum ersten Mal« .Der Kreit', KomSdie von Maugham mit Stella David, Nora Nikis». Luise Glau, Iran, Stein, Hann« Steiner Vernhard Wildenhain und Albert Matten« in den Hauptrollen. — Neue» Theater. S» wird daraus hinqewiesen das, sich in dieser Woche im Neuen Tbeatrr solgendc Tericnumstellunq notwendig macht: Freitag, den 8. Juni, Sk Anrecht-Vorstellung (8. tzsolg«. gelb): „ylgarvS Hochzeit' »Nh Sonnabend, AarrchtSvorffellung M. yatqe. Mau):