Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192306070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230607
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230607
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-07
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
tLt «r die« schlecht gehende Geschäft einheiraten müffen. 3» kurzer Zeit verramscht er den ganzen Plunder, steht vor dem Richt«. Der Jüngling im »armen Detter" fragt alle Leut«: »Haben Sie schon einen umgebracht?" Alle sind betroffen. Er untersucht die Gewissen seiner Umgebung frei nach Gregor Werle mit der sittlichen Forderung in der Hosentasche. Ganz im Beginn erschießt er sich am Strand vergeblich, läuft, lregt, brüllt während zirka 6 Bilder in einer Schenke, brüllt nach Moral (Schenke, Moral, Grammophon, wo bin ich euch nicht schon be gegnet. Ich empfehle Anzeigepfncht für diese Seuche). Ein Fräulein taucht auf, Isenbarn, die mit dem Spie ßer Siebenmark verbrautet ist. Sie ist noch nie in ein modernes Pubertatsstück gegangen, läuft daher dem unvollständig Erschossenen auf den Leim.. Nach dem wir uns viele Bilder mit seinen Berichten über die Erbärmlichkeit aller Geschöpfe beschäftigt haben, stirbt der Perbreiter dieser Nachrichten, Han« Iver heißt er, weil er doch ein Einsehen hat. Don mir bekommt er keinen Totenschein. Nächste Saison treffe ich den Knaben wieder. Sonst gibt es anekdotenhafte Dinge in dem Stück. Brocken, Bröckchen. Einige gute Hafentypen, Zoll- »achter, Schankwirt, humoristisch. Das Beste an vem Stück, da» einziae, was ich behalten werde, ist ein Wort in der Schenke: Gott ist ganz allmächtig doch nicht; kann er Nord-Süd steuern? * Da« zweite, ältere Stück: »Der tote Tcw" im Leuen Dolkstheater war besser. Es gab nicht bloß einen Passionsweg des Helden (und Zuschauers), sondern eine Legende. In einem märchenhaften Hau« lebt eine Mutter mit ihrem Sohn. Der Sohn will weg. Ein GötterrH, namens Herzhorn, kommt. Die Mutter will den Sohn behalten, ersticht Herzhorn. Jetzt ist »toter Tag" für den Sohn. Mutter und Sohn töten sich. — Wie im »Detter" die Milieu zeichnung de« Hafens das beste, einzig Erträgliche ist, so hier da« Märchen: ein stummer Hausgeist Besen bein, der durch die Räume schlurrt; ein böser Gnom, Steißbart, den man nur al» Stimme vernimmt; er keift, lacht, schreit. Und besonder» und wirklich ae- lungen ein Alb: wie er mit dem schlafenden Sohn ringt, ihr würgendes trübe» Zwiegespräch: eine ge konnte, wirklich stnnformende Szene. Aber dazwischen, davor, dahinter: Anstrengung, Mühseligkeit, Gespräche, verqualmter Tiefsinn Halb stundenlang. Barlach leidet an schwerster seekffcher Verstopfung. Ach, welch Knurre», Drucksen. Er ist kein Macher, ein Biedermann, an mein Herz Bruder, aber ihm ist nicht zu helfen. Ich empfehle ihm Humor. Ab und zu macht er oute Witze; vielleicht geht e» so. Beim »Detter" wurde leidlich geklatscht, gezischt; aepackt wurde keiner; angeödet, bedrückt viele. Wie freute man sich, wenn man bei dem Malheur lachen konnte. Die Oede steigerte sich beim »Toten Tag" im Beginn bis zur Unerträglichkeit. Unerträglich di« Verkrampfung des Stücks, Koliken mit ihren Stößen. Gespielt wurde im »Toten Tag" unerhört stark von Frau Straub. Ich bin überzeugt, hatte der Autor dieser Spielerin zugesehen, er hätte ihr kniefällig gedankt und — sich geschämt. - * Di« hauptstädtische Kritik aber stand Kopf; wenige Ausnahmen. Barlach ist plötzlich — keiner wußte davon — der geniale Holzploftiker, der große Bild hauer, der in» Besitz reifer Meisterschaft steht. Du lieber Gott! (Sagen wir besser nebbich.) Man liest, nachdem man sich durch die qualvollen Abende ge schlagen hat, Hymnen auf den Dramatiker: ein herr liches Stück. Einer will ihm a temvo den Schiller- preis geben. Da stehst« staunend vi»-ü-vie>. Bei einem la» ich: von Barlach wird alle» in« Mystische zurück- gestoßen. Da haben wir ja den Salat: die Dumpf heit, Garuna, Unklarheit — Mystik. Da- Brüten, Würgen, Kollern — Mystik. Liebe Herren, gräßlich rückständig, ungeistig, eine Frühgeburt ist Barlach. Diese Mecklenburger friesische Tugend, sehr echt vor sich hinbllkeud, wie'» ihr um» Herz ist, was kann sie geben? Wem kann sie etwa« geben? Barlach, nur dumpf und nicht tief, formt manchmal aut; da» ist alles. Darlnchhauffe. Hausse—iannah! Gott strafe Eng land — mit deutschen Kritikern. Ei» «üh—ukartell zur ««chinderuug d« Au«- landsflucht der Pro»,«ent«». Au» Wien wird gemeldet: Unterrichtsminister Dr. Emil Schnei- der beabsichtigt, di« großen deutschen Opern kühnen in Berlin, München, Dres den und Hamburg zu einem Kartellver- trage aufzufordern, der den Zweck verfolgt, die ersten Sänger gemeinsam für da» ganz« Spieljahr zu ver pflichten. um sie von Auslandsreisen ab- zu halt en oder solche Auslandsreisen nur dann zu erlauben, fall» sie im Nahmen von Gastspielen statHin den, di» von stm Thfttteeo sesibst und teil» Oer Mtar von Grumftso« gefunden Der verschollene Franztskaneraltar von Grandson ist von Professor Leitschuh in der fürstlich hoher*»- zollerischen Sammlung in Sigmaringen wieder auf gefunden worden. Es hat damit folgende Bewandt nis. Am Neuenburger See liegt etwas nördlich von Hverdon da» kleine malerische Städtchen Grandson (deutsch Grandsee), das 1476 von den Bauern besetzt wurde. Im Februar 1478 eroberte Karl der Kühne von Burgund den Ort und ließ die aus Bernern und Freiburgern bestehende Besatzung hinrichtrn. Mit der vielgerühmten französischen Ritterlichkeit den Besiegten gegenüber ist es eben von jeher nicht wett her gewesen; sie ist nur eine von den Franzosen selbst in Umlauf gesetzte Legende! Die Strafe für diese schmähliche Tat ereilte indes den Herzog schon einige Wochen später, indem er am 3. März von den Eidgenossen überrascht und trotz großer Uebermacht i» der Nähe von Grandson völlig geschlagen wurde, wobei bekanntlich eine unermeßliche Beute den Schweizern in die Hände fiel. Zu ehrendem Ge- dachtni» der von den Franzosen ermordeten Kame raden stifteten Bern und Freiburg gemeinsam einen kunstvollen Altar in der Franziskanerkirche zu Grandsou. Doppelte Kunde ist davon erhalten in den Staatsrechnungen der beiden Kantone. Bern beauftragte Nikolaus Manuel mit der Herstellung der Flügel dieses Gedächtnisaltars, vielleicht auch mit der Zeichnung der architektonischen Teile des ohne Zweifel bedeutenden Werkes, denn die ihm von der Berner Regierung 1517 ausgezahlte Summe von 372 Pf. 16 Sch. weist darauf hin, daß Manuel der Löwenanteil an dem Werk zufiel. Freiburg beauf tragte seinerseits seinen bedeutendsten Bildhauer, Haus Geiler, mit der Ausführung des Schnitzwerkcs und ließ ihm die Summe von 82 Pf. 8 Sch. aus zahlen. Auch die Fassung der »Tafel" Hans Geiler hatte Manuel zu besorgen, der dafür noch über 103 Pf. von Freiburg erhielt. Dieses Altarwerk war bis jetzt verschollen. Man nahm allgemein an, daß cs ein Opfer des Bildersturms geworden sei, der 1536 in Grandson wütete. Professor Leitschuh will nun, wie gesagt, Teile dieses Altars in der erwähn ten Sammlung wiedergesunden haben und führt dafür in der Neuen Zürcher Zeitung gewichtige Gründe an. Das Schnitzwerk (von dem Bildhauer Möst in Köln von seinem modernen Anstrich befreit und nach Möglichkeit wiederhergestellt) wurde nach Angabe des Sigmaringer Katalogs tatsächlich von einem Berner Antiquar angekauft, der cs aus Privatbcsitz in Muri im verflossenen Jahrhundert erworben haben will. „Man geht wohl nicht fehl", sagt Professor Lcitschuh, »wenn man dieses mit Sicherheit Hans Geiler zuzuschreibended hochbedeut- strme Schnitzwerk, das als das Hauptwerk des Frei bürger Meisters angcsproen werden muß, für einen Teil des verschollenen Gedächtnisaltar« von Grand- fon betrachtet." Den Beweis hierfür dürfte er in ckner demnächst zu veröffentlichenden Arbeit er- ftkftrg«. Schwer bestrafte Eitelkeit. Um sich an gefahr- voller Stelle als kühne Kletterer photographieren zu lassen, stellten sich zwei Halberstädter im Selketale auf der steilsten Klippe auf, stürzten aber ab und er- Utten beide sehr schwere Verletzungen, so daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Eine Flugzeughalle niedergebraunt. Di« Flug- »ugHalle des westböhmischen Aviatischen Klubs in Pilsen ist vollständig nicdergebrannt. Drei Flug- Mtge sind verbrannt. Der Schaden beträgt etwa ttne Million Tschechokronen. Die »Fleischkonserven" de» Potsdamer Schützen- kvnigs Beamte der Potsdamer Schutzpolizei durch- suchten das Haus des Bücherrevisor» und Sachver ständigen für Handelssachen Friedrich Diol in Potsdam, nach Waffen. Cs wurden zwanzig Kisten mit der Aufschrift »Fleischkonserven" vorgefundeu. ftr denen sich Waffen und Munition befanden. Da» Ende eine» Wilderer». Zwei Forster waren kN der Faetzer Forst in der Nähe von Oranienburg qftf Wilderer gestoßen, die ein Reh erlegt hatten. Bon Viesen mit Feuer empfangen, nahmen sie Dek- k»na hinter Bäumen und schossen wieder. Einer der Wilderer brach getroffen zusammen. Der andere aber sHte das Feuer fort. Da die Förster ihre we- > nisten Patronen bald perschosseck hatten, eilten sie I Helm, um neue Munition »u hole» und der Polizei Anzeige zu machen. Al» pe zurückkehrten, war der ' Angeschosscne nicht mehr da. Erst später wurde in einiger Entfernung der unbekannte tote Manu auf- erfunden. Die Ermittelungen der Polizei ergaben, daß er ein 50 Jahre alter, aus Berlin gebürtiger Eisenbahnarbetter Hermann Haven- stein war, der mit einem 61jährigen Schlosser Paul Engel zusammen in der Gegend eine kleine Jagd gepackstet hatte. Engel war am Tag« nach dem Zusammenstoß mit den Förstern zu Frau Havenstein gekommen und hatte ihr den Vorfall erzählt. Frau Havenstein behauptet nun, sie habe nicht selbst hin- ausaehen wollen, sondern zwei junge Männer abge schickt, die ihr die Sachen holen sollten. Diese hätten sich aber nicht vweder sehen lassen. Obwohl sie genau wußte, daß ihr Mann im Walde erschossen worden war, machte Frau Havenstein bei der Polizei die Meldung, daß sie ihren Mann vermisse. Es besteht der dringende Verdacht, daß Engel den Ha- venstein von der Stelle des Zusammenstoßes ein Stück Weges weggeschleppt, ihn durch einen Nah- schuß in den Kopf getötet, seine Papiere, sein Gewehr und seine Sachen mitgenommen und sich um die Leiche nicht weiter gekümmert hat. Engel wurde deshalb unter dem dringenden Verdacht des Morde», Frau Havenstein wegen Begünstigung verhaftet. Thüringisches Lan-erftriminal- polizeiamt Durch Verordnung des Thüringischen Staats- Ministeriums ist das Thüringische Landes- kri minalpolizeiamt in Weimar errichtet worden. Ihm ist die oberste Leitung und Beauf- sichtigung der kriminalpolizeilichen Tätigkeit im gan zen Lande Thüringen übertragen, sowie der Verkehr mit dem künftigen Reichskriminalpolizeiamt und den außerthüringischen zentralen Polizeibehörden- Gleich, zeitig ist es die Zentralstelle für den kriminellen Nachrichten-, Erkennungs- und Fahndungsdienst. Außerdem hat es alle im Lande vorkommenden Kapi talverbrechen, sowie Münzfälschungen, Brandstif tungen und Zuwiderhandlungen gegen das Spreng- stoffaesetz zu bearbeiten. Je nach Bedarf werden ihm Lanoeskriminaldienststellen zu seiner Unterstützung unterstellt werden. Sobald die zu seinem Ausbau erforderlichen spczialtechnischen Einrichtungen be schafft und der geeignete Deamtenstab eingestellt ist, wird das neuerrichtete Amt seine Tätigkeit in vollem Umfang aufnehmen. Kinderspeisungen Nachdem die Quäker ihre bekannte Mitarbeit am Kinderhilfswerk seit 31. Juli 1922 ganz eingestellt haben, hat das Land Thüringen, zum Teil mit Unter stützung des Reiche«, da« begonnene Werk fortgesetzt. Im Sommerhalbiahr 1923 werden 22 000 Kinder in Thüringen gespeist. Don den vom Reich für diesen Zeitraum zur Verfügung gestellten 26 Milliarden werden Thüringen zu diesem Zweck 209 Millionen überwiesen werden. Außerdem hat die hauptsächlich au» Deutschamerikanern gebildete Zentralhilfsorga nisation, da» Zentral-Relief-Komitee, für jeden Monat 160 000 Dollar in Aussicht gestellt. Haftnrünber. Der Lübecker Hafen- und Grenz- überwachungsstell« ist es gelungen, eine Güterräuber bande dingfest zu machen, die schon seit Jahren im Lübecker Hafen ihr Unwesen tritt». Nicht weniger al» sechs Personen konnten verhaftet werden. Als Haupttäterin wurde eine Modistin ermittelt und feftgenommen. Bei einer Durchsuchung ihre» Ge schäftes wurde eine Unmenge Sachen gesunden und ferner an ihren Geschäftsbüchern sestgestcllt, daß sie seit 1921 gewerbsmäßig gestohlene Stückgüter auf kaufte und dafür an die Hehler über 11 Millionen Mark bezahlt hat. Bet« Salutschießen getötet. Beim Salutschießen zur Fronleichnamsprozession in Passau wurden auf der Feste Oberhaus der das Salutschießen leitende Unteroffizier getötet, zwei weitere Reichs wehrsoldaten und ein Polizeikommissar durch Spren gung de» Derschlußstückes an der zum Salutschießen benutzten Alarmkanone mehr oder minder schwer verwundet. Et» sech»m»dfie»zt-jtbrtser Liebhaber. Bor de« Wiener Zivillartdesgericht «ar der Jahre alte Gutsbesitzer Et. angttlchzt, er Heike die LS Jahre alte Marie W., die mit ihren Eltern auf dem Güte zur Sommerfrische weilt«, verführt. Da» Wiener Landesgevicht hatte den Wirtschaftsbesitzer, der körperlich noch ungewöhnlich frisch und rüstig war, wegen Verführung einer Minderjährigen schon, be dingt zu drei Mpuajeu Lenker verurteilt. Der gänz« Fall im«de ovr h«r KMllandsegerickt .ftoch ein mal ausgerollk, da der Vater Her M. von dem Gutsbesitzer 30 Millionen Kronen Schadenersatz ver- langte, wegen der durch die Verführung „vermin derten Hciratssähigkett" seiner Tochter. In der Verhandlung bestritt der Angeklagte die Verfllh- rung, er gab zu, da» Mädchen geküßt zu haben. Er behauptete, da» Mädchen habe ihn zu verführen versucht. Sie habe eine Liebschaft mit einem jun gen Burschen des Dorfes unterhalten, vermutlich habe sie sich diesem hingegeben. Diese Aussagen wurden wiederum von dem Mädchen bestritten. Die medizinischen Sachverständigen hielten die Möglich keit der Verführung der Sechzehnjährigen durch den 76jährigen Greis für durchaus möglich. Das De- richt verurteilte St. zur Zahlung von 1)4 Millionen Kronen Schadenersatz. Sine neu« Flugletstung. Die Transeuropa Union erzielte mit einem Junkers-Metallflugzeug auf der kursmäßigen Flugstrecke München—Wien eine Höchst- leistung im Derkehrsflug, indem die Gesamtstrecke vom Piloten Bauer in 140 Minuten zurückgelegt wurde. Dieser mußte von Mühldorf ab wegen Wolkenschichtungen über den Wolken fliegen. Die Wiener Bevölkerung bereitete dem Piloten einen jubelnden Empfang. * Da» gefräßige Zebra. Unser Budapester Mit arbeiter meldet: Fürstin Hohenlohe, Tochter des früheren Ernährungsministers Grafen Johann Hadik, fütterte in Gesellschaft ihrer Mutter im Budapester Tiergarten ihre Lieblingstiere. Zuletzt reichte sie gebliebenes Gebäck zwischen zwei Fingern einem Zebra, das danach schnappte und mit dem Gebäck auch den halben Zeigefinger der Fürstin abbiß. Erika stiehlt Erika. Die Witwe eines im Kriege gefallenen Heerführers vermißte in ihrer Wohnung am Berliner Kurfürstendamm ihr Hausmädchen, da« als Erika Zimmer au» Schöneberg vor einigen Tagen bei ihr angetreten war. Als sie die Angestellte suchen wollte, entdeckte sie, daß ihre Schreibmaschine Erika ebenfalls nicht mehr aufzufinden war, außer dem fehlten Kleidungsstücke und Silberzeug rm Werte von SO Millionen. Erika war in einem unbe dachten Augenblick mit ihrer Deute verschwunden. Siu« Versteigern»- »ft seltsame« Ausgang. Auf de« Gutshof Lehendorf in der Gemeinde Schafstalt (Bayern) fand eine Versteigerung de» Inventars de« Gute» statt. Hunderte von Bauern waren erschienen und hatten einen großen Teil der Maschinen und Möbel bereit» gesteigert, al» die 22jährige Tochter de» Gutsbesitzers weinend erschien und den anwesen den Bürgermeister des Orte» fragte, ob die Kinder nicht» dagegen tun könnten, daß ihr von den Dor- fahren ererbte» Gut in dieser Weis» verschleudert werd«. Der Gutsbesitzer hatte sich von- seiner Frau, von der er fünf Kinder hatte, scheiden lassen in der Absicht, eine Dame au» der Stadt zu heiraten und ihr eine Billa i« Gebirge einzurichten. Unter den Bauern entstand ei« Sturm der Entrüstung. Der Gut-besitzer erklärte daraufhin, er wolle seinen Kin dern 20 Millionen Mark 'n!» Entschädigung zahlen. Die Bauern aber waren über dieses geringe Ange- bot empört und verprügelten den Gutsbesitzer, bis er erklärte, von der Auktion abzusehen. Die Bauern ließen sich ihr Geld zurückzahlen und hplten dann die geschiedene Frau wieder zurück- Sioe Diebessalle. Der Inhaber eine» Berliner Warenhauses ließ an einzeln« Stück« feiner Waren lange Bindfaden derart befestigen, daß die Schnüre nicht zu sehen waren. Wenn nun Diebe die aus- gelegten Waren entwendeten, so bemerkt« sie di« Bindfaden meist erst, wenn sie sich schon einige Schvitte entfernt hatten. Auf diese Weise wurden wiederholt Kunden de» Ladendiebstahl» überführt. Jetzt standen vier Personen, di« in der gleichen Art ertappt wovd« waren, vor dem Schöffengericht. Da» Gericht erkannte auf Gefängnisstrafen von vier bi« sechs Monaten. Vm, /ttßestt VSdttn Berlin, Anfang Juni. . Da sitzt einer, schnitzt Holz. Ls werd« ffrauen- ^Muren, einzeln, auf einer Bank, mehrere zusammen. Sie haben Umschlagetücher, faltige Röcke. Sehr ge drückt sind sie, Bauernfrauen (augenblicklich ist diese bäurische Gedrücktheit freilich unmotiviert; die Eier- preise sind recht schön). Die hölzern« Figur« sah mau oft, auch rn Museen; ruhige harmlose anständige Arbttben. Der Mann will nicht bluffen; es ist etwas ländlich Geduldige», dazu Betrübliches, Bedauerliches av ihm und ihnen. Dies war Ernst Darlack. Er sing zu dicht« an. Dramen von ihm wurden gedruckt, «spielt. Besonders das Staatstheater unter dem klug« Thcatermann Zehner karessierte ikn. Plötz lich — die Saison ist zu Ende, man packt seine Sachen, geht nach Hause —, plötzlich passiert ein Unglück, e» muß noch was geschehen: Barlach wird entdeckt. Zwei Stücke von ihm werden aufaeführt. Schlag auf Schlag, hochrote Gesichter. Man strahlt: hell dmn Tag, da Srs erfchien«, dtdckdnmm. Bvt dem einen Fünfakter („Der tote Tag" ft» Aft»u Bolkstheater) bin ich nach dem vierten Akt q»ggegangen. Den Zwölfakier („Der arme Vetter") im Staatstheater habe ich geduldig bis zum Ende getragen. Ein Bauer spricht langsam. Ich dachte im Staatstheater: Vielleicht fällt Barlach die Haupt sache noch ein. Meine Ansdaner sollte nicht belohnt werden. Den „armen Vetter" kann ich schlecht erzählen, weil ich ihn schlecht verstanden hab«. Akkurat wie sein Verfasser. Leibnitz uennt da» „prcistabilterte Harmonie". Das Stück geht proarammäßij, unter- l>alb Hamburgs vor. Sympathische Namen wie BuHte- hnde tauchen auf. Rochus Gliese machte schön« Büh nenbilder vom Strand. Iiirgcn Fehling inszenierte beinah so gut wie Marti» die „Olympia" von Weiß; die Scheinwerfer braut« wunderbare Rebel und Dämmer. Dazwischen lief der bekannte Jüngling, der zu den begehrtesten Artikeln der neuen Dramatik gehört und sich je nach Bedarf im ersten oder letzten Akt erschießt, nie ohne furchtbaren Krakeel geschlagen zu haben. Dieser Jüngling, der trotz aller Schüsse nicht klein zu kriegen ist, ist mit der Moral auf» schrecklichste verheiratet. Er hat infolge seiner Pub«- auf seiner Der Künstler! Ein bezeichnende» Beispitt für die Not der Künstler wird der Franks. Ztg. au« Berlin berichtet: Die Berliner Maler haben jetzt einen neu« Weg gefunden, um Geld zu verdienen. Sie verkaufen ihre Wlder auf der Straße, so wie Hau sierer Hosenträger oder Porzellanbitt verkauf«. Ein junger Landschafter, recht begabt und auf vielen Aus stellungen erfolgreich vertret«, hat sich in der Wil- Helmstraße, nahe dem Hotel „Adlon", etabliert. Auf einem Handwagen fährt er seine „Kollektion" am Dor- mittag nach seinem Stand, lehnt die Bilder gegen die Hausmauer und wartet auf Käufer. Mittags bringt ihm seine Frau, die am Abend Kassiererin in einem Kabarett ist, das Essen. Am Abend schließt er seine fliegende Ausstellung. Man machte ihm den Vor wurf, daß er seine Bilder weit unter dem Wert ver kaufe. Man müsse leben, meinte er, und zum Schieben reiche sein Talent leider nicht au». vor Raubmord bei Gräfentonn« aufgeklärt Der Mörder der Frau Ströhl au» Erfurt ist er- mittelt und festgenommen worden. Es ist ein Ein. wohner au» Gräfentonna namens Kettenbeil. Er hat die Tat zugegeben und ist der Staatsanwaltschaft Gotha zugeführt worden. Die geg« die anderen Personen, unter denen sich auch Erfurter befänden, au-gesprochen« Verdächtigung« haben sich al- halt- los erwiesen. zu der« Vorteil organisiert werden. Damit soll den Stars, die ihren Ruf zum Tell den Staats- bühnen verdanken, durch ständig wiederkehrende Auslandsoastspiele Entgegenkommen für ihren künstlerischen Ehrgeiz und Erwerbssinn bewiesen, gleichzeitig aber auch dem Staatstheater- haushalt eine neue Einnahme geschaffen werden. Der Kartellvertrag würde die Sicherheit schaff«, daß die groß« deutsch« Opernbühnen nicht bloß während weniger Wochen im Jahre ihre glänzendsten Künstler beschäftigen könnten. Dadurch, daß sich die Bezahlung der Star« auf vier oder fünf Theater verteil« würde, gebe es eine Mög- lichkeit, die Künstler Mr Aufgabe ihrer auswärti gen Plane M bewegen und völlig den deutschen Bühnen zu erhalten. Wie der Morgen meldet, glaubt Minister Schneider, daß die reichsdeutschen Bühnen sich den Vorteilen einer solchen Abmachung nicht verschließen werden. Zwei Pumpgeschichteu erzählt da» Berliner Tage buch: Der Schriftsteller Anton K. tritt nachmittags in da« Bureau de» Prager Bankdirektor« Sch. Er hat die Absicht, d« Bankdirtttor anzupumpen. Aber er ist noch unschlüssig, wie hoch der Betrag sein soll, um den er ihn erleichtern soll. Endlich sagt K- Ich bin in schrecklicher Verlegenheit. Sie müssen mir 2000 tschechische Kron« leih«." Der Dank direktor unterschreibt seine Post, er hat keine Zeit, blickt kaum auf, arbeitet weiter und zieht-schließlich, während Anbon K. sein Ansuch« ergreifend be- grimdtt, stillschweigend 1000 Kron« her«««, die er auf den Schreibtisch legt. Rach langer Ueberlegung greift K. zögernd nach dem 1000-Kronenschetn. Er dankt und will sich entfernen. An der Tür bleibt ee stehen, offenbar in innerem Kampf. Dann tritt er einen Schritt näher zu dem in seine Arbeit ver tieften Bankdirtttor und sagt etwa» beklommen: „Verzeihen Sie. Nur noch eine Frage: Ich könnte heute necht nicht schlafen, ehe Sie mich nicht be- ruhigten. Sagen Sie, wenn ich 4000 Kronen ver- langt hätte, würden Sie mir dann 2000 gegeben haben?" — Derselbe Schriftsteller den öster reichischen Milliardär A. B. und pumpt ihn in plötz- lichü Verlegenheit um 200000 Kronen an. B. greift in di« Tasche und gibt ihm, was er dort findet, e» sind 100000 Kronen. Anton K. steckt da» Geld in die Tasche, sieht B. ins Auge und fragt: „Jetzt weiß ich nicht, Herr B-, sind Sir mir 100000 Kron« schul- dtg oder ich Ihnen?" V« Ln-e -er Visitenkarte Unsere Zelt räumt mit der Visitenkarte auf, weil sie mit den Menschen aufräumt, die nichts Bessere» zu tun hat«, al» ihre Karten pfundweise in den Kreis« ihrer Bekannten abzugeben. Zu höchster Blüte war wohl da- Kartenwes« in England ge langt, wo die Art und Größe dieser Kartenblättcheu für Herren und Damen, die Anzahl, die bet Be- suchen abgegeben und für Verheiratete und Un verheiratete „dagelaflen" wurden, aufs genaueste vorgeschrieben war. Diel Interessantes über die Geschichte der Karte erzählt Bassett Digby im Manchester Guardian. Bor 170 Jahren fing man an, Mitteilungen und Einladungen auf die Rück seite von Spielkarten zu kritzeln. Machte man einen Besuch, so schrieb man seinen Namen auf eine solche Karte und gab sie dem Bedient«. Dies soll zuerst in Paris geschehen sein, und man nannte solche Be suche: „vir-ites «n d!»ne". Nach und nach fand man jedoch die Spielkarten vulgär und ließ Karten an- fertigen, auf denen Ruinen, Türme, Landschaften zu sehen waren. Man kaufte sie in sortierten Paketen »mH schritt dann dazu, den bisher geschriebenen Namen gleich darauf drucken zu lassen. Dies gab Anlaß zu individuellen Entwürfen. So hatte z. B. Eanova einen unbehauenen Marmorblock ' ' Karte und Reynolds ließ sich von dem berühmten Kupferstecher Bartolozzi die seinige anfertigen. Originell waren die Karten des englischen Adels gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Die kleine Visitenkarte, die für den englischen Gentleman uns-- r« Zeit Vorschrift ist, hätte den damaligen An sprüchen an Mannigfaltigkeit und Eigenart nicht genügt — es scheint sogar, daß mancher Modelöwe sich Karten von allen nur denkbaren Dimensionen und Zeichnungen leistete. Don dem Grafen Eowper existiert eine Karte, auf der „Earl Eowper" auf eine» Bande mit Girlande zu lesen ist; auf einer andern: Milord Eowper in roter Tinte, umkränzt mit gelb, in einer Ecke eine winzige Kanne mit echtem Goldrand; eine dritte hat einen Adler, der ein Band mit der überwältigenden Inschrift trägt: Lord Prince de Cowper! Wenig hervorragende Menschen gaben sich zufrieden mit der Zeichnung eines Meilensteins unter einem Busch am Wegerand, auf dem der Name soeben von Vorübergehenden entdeckt und gelesen wurde. Das Kolosseum, Tempelstufen, Romulus und Remus mit der Wölfin und dergleichen römische Kulissen waren nicht un beliebt. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts neigte man immer mehr zum Rührseligen — Grabsteine, Kränze, Urnen übrwucherten die Visitenkarte, bis ein Modeumschwung die ganz schmucklose Sorte vorschrieb. Doi Lin Die vor! L den od< der Zu nicht N« ken Ein fach na« Geistpok Lebens sonders den Fitj mit «0> dem Er Religion U,bq in kirchl weit au maligen wieder: heute, d heilen ft ton in d kirchliche vertiefen di» rv» gegen di Politik i beschwor, lichkeiten liche Sch tagsmitg Deutsch« wohl dar d::rch die heiligen! lichkeiten sich müh tischer Hi sich „weis kirche n« mutig ui Kirche bl An i Persänttü Um so »r Kreise, d gerufen - Lebenob»! ren, Volk D-ny die mehr ab, kirchen chentu, Wahrheit Welch« zig in v. T o r i das Urm volkskirchl bau der L kandidiert synodalen sistorialen sichtslosen väterliche, bedrängte aufrecht u haben. U hiesigen 6 ebenfalls Serz auf > Männer Praxis! Ii besonder» diesen vov Pfarrer s (Thekla). - Synode so nanzma stehen, wel reform an den Tage wendtgkeit standes de ten der gedanken n ragender 2 ster (Thek Kampftag,« Volks« ständni, u Geistlichkeit machenden schen mdcht Kirche pich Trümmern Volkskirche welche sich i nehmen mii Männer de noch immer rivm des Machtmikker Mehlhose r Segen-ereicl Synode seh sicht ins Ki von gemini ver 8,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)