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o An»«Iaenpr«I-: auSw.Zknserent. M. 300 «onderpretse: Namilienan,. v Prw. mw-Zelle M. 50. GelegenheuSanz. (prtv. Natur) u. Stellenanaeb. ww- Zette M. 85. Stellcnaes mw Zette M. 70 am«l. »ekannlm. Doppel- mm-ZetleNr.35O.s.auSW.M «OV.Rekl 72mmvr..mw.ZettrM.850.t.auSW M.lS50.LuSlandSan,.m Valutaauttchl. Bet Atederd Nacylab. Platz- u.Dalenvorsch.unverbtndl.(rNllll..QrtLetpzIg. Postscheckk Lrtp, AOO<. - Durch die Post inDeutschlandmonatl.MLOOO . und Bestellgedlldren: Ausland M. 15000 mit Mono Erscheint «Lgtich morgens, auber Montags. HSHerr «ewqlt schließt «rsüllung aus. SLrtltlrttung. KeschLttSstelle. DruSeret : Letpztg. JohanntSgaffe 8 (Fernsprecher 17080—17092). «venda und in allen Filialen Anzeigen» und Abonnement» »nna-m«; auch nimmt sedrS Postamt Bestellungen an. Da» Leipziger Tageblatt eatbiilt ««tliche »eranatgeachgeege« N«s Kgbe« bar Stabt Leipzig, de» ValizeipriitidiamS Leipzig. des «»»tSgerichtS Leipzig. s»n»i« »erschiedener ««derer Aedvrde» iss einrslnummsr SSV üüsrk » . Donnerstag, üen 7. /uni 1922 I-srn-^usssds 117. /aLrg. Vie neue Note I. s Leipzig, 6. Juni. Der Inhalt der neuen deutschen Note, wie er von Berliner Blättern in Uebereinstimmung mit englischen und amerikanischen Meldungen angegeben wurde, wird von amtlicher Stimme als „in wesentlichen Punkten* von der Wirklich, keit abweichend bezeichnet. Es ist indessen an- zunehmen, daß die der offiziellen Deröffent- lichung nach so langem Warten mit begreiflicher Ungeduld oorauseilende Skizzierung des ge wichtigen Dokuments in anderen Punkten genau genug ist, um die Umriffe des deutschen Dor- schlags im großen und ganzen richtig zu zeichnen. An dieser Stelle ist von vornherein die Mei nung vertreten worden, daß es sich bei der diplo matischen Aktion, deren Herkunft von einer eng- lischen, also immerhin dem Kreis der Entente angehörigen Anregung man nicht aus den Augen verlieren darf, für Deutschland weniger um oie .Ausstellung eines bis ins einzelne aucgearbei- tetcn Zahlungsplanes handeln könne, als viel mehr um die Bekundung unserer von Gegnern bestrittenen Bereitwilligkeit zur Bertragserftil- lung und um die Anbahnung von Verhandlun gen. Der völlige Mangel an den Mitteln der Machtpolitik, mit dem wir bis auf weiteres zu rechnen haben, verweist uns um so dringlicher auf eine Handlungsweise, die geeignet ist, allen Halbwegs redlich Urteilenden in der Welt die U.eberzeugung beizubringen, daß wir auf dem Weg de« Rechts und des Friedens zu wandeln ent- schloffen sind. Auch empfiehlt sich uns dieser Weg in Anbetracht der nichts weniger als brillanten weltpolitischen Lage, in der wir uns nun einmal' befinden, mit so zwingender Logik als oer einzig gangbare- daß man ganz von selbst immer wieder darauf zurückkommt. Mehr als ein halbes Jahr nach dem mehr durch die Fehler unseres Partei- wessns als durch innere Notwendigkeit verursach- ten Sturz des Ministeriums der „Crfül - lungspolitik" sieht sich das Kabinett Cuno genötigt, stillschweigend zu den Methoden zurück- zukehren, zu denen sich das Ministerium Wirty laut bekannte. In der Tat ist es nichts anderes, was sich uns darbietet, wenn den erwähnten An gaben über die neue Note auch nur die an nähernde Nichtigkeit zukommt, die ihnen ja nicht bestritten wird. Soviel scheint jedenfalls sicher, daß der kommende Vorschlag unter Verzicht auf die Nennung eines Pauschalbetrags die Zahlung eines gewaltigen Iahrestributs auf eine lange Reihe ocn Jahren hinaus anbieten und zur Sicherung der fast unausdenkbar schweren Schul- denlast, die wir damit auf uns nehmen, tief einscheidende finanzpolitische Maßregeln in Aus- sicht stellen, auch die Privatwirtschaft in weitem Ausmaß zur Bürgschaft heranziehen und über dies oie Bereitwilligkeit zur Unterwerfung unter eine Kontrolle erklären wird, die eben noch mit der Würde des Reiches vereinbar ist. Man wird es gewiß nicht ungerecht finden, wenn wir, um uns zur Erfüllung so enormer Verpflichtungen vorberetten und sammeln zu können, ein auf wenige Jahre berechnetes Moratorium verlan gen, das es uns vor allem ermöglichen soll, erst einmal wieder zu Atem zu kommen, etwa durch eine verhältnismäßig kleine Anleihe und andere Maßnahmen die schwebende Schuld zu konsoli- vieren, unsere Währung so weit als möglich zu sammeln, unseren Kredit wiederherzusieellen, kurz, die Veranstaltungen zu treffen, durch die der Schuldner zum Besten des Gläubigers wie- der einigermaßen flottgemacht werden soll. Zahllose Gewalttat ist nun schon seit fast einem Jahrzehnt am Werk, die Begriffe von Recht und Billigkeit in der Welt so slchr zu ver dunkeln, daß man heute kaum noch auf sie zu rechnen wagt. Doch wenn nicht Gerechtigkeit, so wird doch Interesse an der endlichen Wiederkehr eines wirklichen Friedens, so wird doch das allenthalben vorhandene Ruhebedücfnis dafür wirken, daß ein von solchen Gedanken getrage ner und damit den Wünschen der ganzen Kultur welt entgegenkommend« 'Plan moralische Unter- stützung bis in die Bevölkerung des uns am feindlichsten gesinnten Staates hinein finden wird. Hoffen wir, daß der Wortlaut der neuen «atz tzMSchlich da-u angetan sein Mrd, Wtzr, Freunde zu befriedigen und auch die liiswillig- sten unter unseren Feinden bei Strafe der mo» raltschen und endlich auch politischen Verein- samung zur Dersönhlichkeit zu zwingen. Vie Brüsseler Konferenz Erörterung des neuen deutschen Angebot»? Pari», 6. Juni. (Gig. Tel.) Das größte Inter- esse der politischen Kreise in Paris vereinigt sich heute auf die Ministerzusammenkunft in Brüssel, zu der sich Poincarö heute in die bel gische Hauptstadt begeben hat. Die deutsche Note interessiert hier zunächst nur insofern, als man sich mit einer gewissen Spannung fragt, ob die deutsche Rote in Brüssel noch vor der Abreise Poincarös eintreffen und somit zu einer französisch-belgischen Beratung über ihre Beantwortung Anlaß geben wird. Der Petit Parisien teilt mit, daß Poincare in diesem Falle seinen Aufenthalt kurz verlängern und erst am Donnerstag abend nach Paris zurück» kehren werde. Natürlich ist es nicht möglich, jetzt irgendeine Prophezeiung über den voraussichtlichen Verlauf der Brüsseler Besprechungen zu machen. Poincare ist in der letzten Zeit verschlossener denn st und hat sich geweigert, über die Absichten der französischen Regierung irgendwelche Angaben zu machen. Im allgemeinen ist man in Paris davon über» zeugt, daß Poincars die von Belgien gewünschte Wiederherstellung der alliierten Ein» heitsfront in der Reparationsfrage so weit als möglich, hinausschieben möchte, weil er nach Ansicht viler Franzosen zu Unrecht davon überzeugt ist, daß die Zeit für Frankreich arbeite und die endgültige Regelung für Frankreich desto günstiger sein werde, je später sie eintritt. Nach der vorherrschenden Ansicht wird es heute in Brüssel vor allem darauf ankommen, mit welchem Maße von Energie die Belgier auf ihrem Wunsch« eines sofortigen Meinungsaustausche« mit England und Italien "bestehen. Die Haltung der Belgier wird aber, so glaubt man in Pari», entscheidend durch den Inhalt der deutschen Note bestimmt werden. , . verttn Ist optimistisch Berlin, 6. Juni. (Eig. Tel.) In Berliner parlamentarischen Kreisen, die über den Inhalt der neuen deutschen Rote bereits seit vorgestern unterrichtet sind, herrscht im allgemeinen der Lin» druck vor, daß diese Note von den Alliierten nicht wird zurückgewiesen werden können. Man erwartet zum mindesten, daß die gemeinsame Antwort der Alliierten in der Rote eine Verhandlungs- grundlage erblicken wird, und zwar wenn nicht in den Vorschlägen selbst, so doch in dem Hinweis auf da« internationale Schiedsgericht, dessen Urteil sich Deutschland, wie aus der Note klar hervorgeht, unter allen Umständen unterwerfen würde. In diplomatischen Kreisen Berlin« will man willen, daß bei der Entstehung der Note eine beständige Fühlung nahme zwischen der deutschen Regierung einerseits und London und Rom anderseits vor sich gegangen ist. Schon aus diesem Grunde glaubt man, daß die deutsche Rote durch die alliierten Regierungen nicht ohne weitere» und ohne jede Begründung abgelehnt werden könnte. Die Situation wird also auch in diesen Kreisen durchaus optimistisch be urteilt. Der Berliner Korrespondent de« Echo de Paria teilt zu der neuen deutschen Rote, folgendes mit: „Um die Angebote der deutschen Regierung nach ihrem wahren Werte zu beurteilen, ist es notwendig, sich darüber klar zu werden, daß Deutschland auf der Grundlage fremder Anweisungen gehandelt hat. An maßgebender Stelle erfahre ich, daß England, Italien und Belgien durch Vermitt lung der Engländer auf die letzte Abfassung des deutschen Memorandums Einfluß gehabt haben. Hierauf beruht die unbedingte Zuversicht, welche die Kreise der Wilhelmstraße an den Tag legen." . London in Erwartung Loudou, 6. Juni. (Eig. Tel.) Nack den Er klärungen Lord Curzons legt sich fast die gesamte Presse eine gewisse Zurückhaltung auf Hinsicht» lich der au» Berlin eingetroffenen Nachrichten über den Inhalt der deutschen Note. . Rur die Times be schäftigt sich heute morgen an leitender Stelle mit der Reparationsfrage in einem Artikel, in dem sie die französisch« Schreckensherrschaft im Ruhrgebiet außerordentlich scharf kritisiert. Sie betont, daß nunmehr die große Gelegenheit für den englischen Premierminister gekommen sei, die Reparationsfrage mit demselben Taktgefühl und demselben gesunden Sinn für wirtschaftliche Tatsachen zu lösen, di« er bereit« bei dem Abschluß des Schuldenabkommen« in Amerika bewiesen habe. Da» Blatt warnt die englische Regierung davor, die Sicherungsfrage mit der Reparationafiage zu. ver- knüpfen. , Der Handelsredaktrur der Time« setzt ausein ander, daß ein deutscher Vorschlag, der einigermaßen den au» Berlin übermittelten Vorbereitungen ent sprech«. rin« sehr günstig» Ausnahme in der sstHpM WGptz», Oie Leipziger Kundgebungen Ausschreitung«« mrd Verhaftungen Die von den Erwerbslosen in Leipzig cinge- leiteten Demonstrationen gegen die katastrophale Ver teuerung aller Gegenstände des täglichen Bedarfs hatten auch am gestrigen Mittwoch noch kein Ende gefunden. Zwar zeigte in den Vormittagsstunden die Stadt das Bild ruhigen Verkehrs, allein in den Mittagsstunden begannen sich wieder an ein zelnen Stellen der Stadt kleinere Trupps zu bilden, die singend durch die Straßen zogen. So wurde gegen 1412 Uhr in der Allgemeinen Abteilung des Arbeits nachweises in der Seeburgstraße von unkontrollier barere Seite die Aufforderung gebracht, die Erwerbs losen sollen sich um 12 Uhr auf dem Reichsgerichts- platz versammeln und von hier aus nach dem Brühl ziehen, um den „reichen Juden" eins auszuwischen. Die antisemitische Tendenz, die früher niemals bei Kundgebungen von Arbeitslosen zu beobachten war, ist um so bemerkenswerter, als sie auch an den beiden voraufgegangenen Tagen wiederholt von Schreiern ausgerufen wurde, so daß das Polizeipräsidium den Verdacht als nicht unbegründet angesehen hat, daß bestimmte Kreise ein Interesse an dieser Entwicklung haben. Die sehr schwach besuchte Versammlung aus dem Reichsgerichtsplatz «ahm einen ruhigen Verlauf. Ein Vertreter des Arbeitslosenrates er klärte, vor einer so kleinen Menge nicht reden zu wollen, da sie die ganze Bewegung lächerlich mache. Etwa eine Stunde später mußte die Polizei die Grimmaische Straße säubern. Die Beamten trieben die Kolonnen — meist junge Leute — vor sich her und über den Augustusplatz. Die Demonstranten leisteten keinen Widerstand. Wahrscheinlich hat die am Dienstag erfolgte Festnahme von etwa 40 radau lustigen Personen, die in zwei Lastautomobilen dem Gerichtsgebäude in der Llisenstraße zugeführt wur den, etwas abkühlend auf die erregten Gemüter gewirkt. Gegen 3 Uhr nachmittag bildeten sich Zusammen- rattungen auf Hem Roßplatz, die aber keinen demonstrativen und provozierenden Charakter an- nahmen. Mehrere hundert Burschen hielten sich, teils fitzend, teil» stehend, am Mägdebrunnon auf. Kurze Zeit danach erschien ein Personenauto, besetzt mit sechs Sipobeamten, die sofort herab» sprangen, in der Absicht, den Platz zu säubern. Diese Aktion scheiterte an dem passiven Widerstand der Ver sammelten, die zwar vor den Drohungen der Schutz» leute zurückwichen, aber sogleich wieder an anderer Stelle auf den Platz drangen. Die Beamten ver suchten ein paarmal, mit den Gummiknüppeln Schrek- ken einzujaqen. Auch eine herbeigerufene Abordnung von 30 Schutzleuten vermochte nichts auszurichten. Ohne den Platz gesäubert zu haben, zogen die Poli- zisten nach einer halben Stunde wieder ab. Angriff auf die Polizei Leipzig, 6. Auni. Gegen 4 Uhr ver sammelten sich viele Lausende von De monstranten aus dem Augustusplatz, die mit lautem Aohlen und Lärmen sich der Grimmaischen Strasse zuwandten. Dort hatten sich fünf Polizisten ausgestellt. Die Erregung der Menge wurde immer grösser. Tie ging gegen die Beamten vor, die von ihren Gummiknüppeln Gebrauch machten. Die Sicherheitspolizisten wur- Den überwältigt, ein Beamter wurde niedergeschlagen. Seine Kopfbedeckung und sein Gummiknüppel wurden ihm entrissen. Durch Pseise« ausmerksam ge macht, eilte Verstärkung herbei. Ahr ge lang es dann erst, die Menge wieder aus de« AugustuSplah zurückzutreibe«. In zwischen drangen vom Markt und von der Nikolaistrasse her neue Massen heran. An der Grimmaischen Ttratze dauer« im Augenblick der Riederschrtst dieser Heilen die Tätlichkeiten noch an. An letzter Stunde wird gemeldet, das; von drei schwerverletzten Tipoman li sch asten einer im Krankenhaus Aakob gestorben ist. Er hatte einen Ttich in den Rücken erhalten. * Der polizeiberichl vom Dienstag Heber den Verlauf des Dienstag«, über den wir in unserer gestrigen Ausgabe schon zum großen Teil be- richteten, gibt das Leipziger Polizeipräsidium fol- gxnde Darstellung bekannt, die sich zum größten Teil mit unseren eigenen Ermittlungen deckt. An den Abendstunde« des Dienstag fanden wiederholt Ansammlungen aus dem «ugustnsplatz und Umzüge der Demonstranten durch verschiedene Ttra- tze« der inneren Ttadt statt. Diese Um- züge wurden durch die ausgerückte« Be amte« zerstreut, an mehreren Stellen mntzte von de« Gummiknüppeln Ge- brauch gemacht werden. Der Augustus- Platz wnrde mit berittener Polizei ge räumt. Aus dem Augustusplatz wurde von Demonstranten mit Stei- »<» »ach den Palizsthaamte» geworfen. Hierbei wurden vier Po lizeibeamte erheblich verletzt. Drei bei der Räumung durch Schläge verletzte Zivilpersonen wurde« dem Krankenhaus Lt. Aakob zu geführt, fünf andere Personen von den freiwilligen Samaritern verbunden. Gegen kV Uhr wurden aus der öst lichen Kreuzung des Augustusplatzes von den Demonstranten durch Stein würfe mehrere Scheiben eines vor überfahrenden Ttratzenbahuzuges der Linie 15 eingeworsen. Grund hierzu war, dass ein aus dem Augustusplatz von der Menge verprügelter junger Mann sich aus den vorübersahrenden Wagen geflüchtet hatte. Aast zur glei chen Zeit wurde von der Menge eine grosse Fensterscheibe des Ge schäfts von Knigge, Augustus platz 8, durch Steinwürfe zertrümmert. Ferner wurde auf dem AohanniSplatz an einem in der Richtung nach der Hospitalstratze zu fahrenden Personen kraftwagen von den Demonstranten durch Steinwürfe die Windschutzscheibe zertrümmert. Durch das Verhalten der Neugierigen ist die Verhaftung der Schuldigen vereitelt worden. Oer Arbeitslosenrat gegen sinnlose Ansammlungen Der Arbeitslosenrat warnt vor sinnlos-n An sammlungen. Er teilte der sozialistischen PröM^mit, daß er sich mit der neuen Situation befaßte und fol gendes beschlossen habe: Die Verhandlungskommission wird beauftragt, über die Forderungen, „sofortige Inangriffnahme von Notstandsarbeiten und wertere Er höhung der Unterstützung, die sofort auf zubringen ist von Handel und Industrie", noch- mals zu verhandeln. Weiter werden die Arbeits losen dringend ersucht, von allen sinnlosen Ansamm lungen und Umzügen abzusehen, da dies dem Ar beitslosenrat in fernen Arbeiten im Interesse der Arbeitslosen hinderlich sei und nur dem Gegner diene. Rpv und sächsische Regierung Der Landesausschuß Sachsen der Kom munistischen Partei Deutschlands veröffentlicht in seinem Organ, der Sächsischen Arbeit.er-Zeitttng, einen Aufruf an das sächsische Proletariat, in dem er die Vorgänge in Dresden, Bautzen und Leipzig als Folgen von Provokationsversuchen bayerischer Faschisten darstellt, die aus München nach Sachsen entsandt worden seien. Die Kommunisten warnen in diesem Aufruf die von ihnen unter» stützte Zeigner-Regierung, indem sie schreiben: „Die Regierung darf nicht länger die Zügel schießen lassen. Sie muß sich jetzt entscheiden. Eie muß sich entweder auf die Arbeiterschaft stützen und den Kampf gegen die angreifende Reaktion auff- nehmen oder sie muß offen vor der Bourgeoisie kapi tulieren. Die Regierung muß sofort mit allen staat- liehen Machtmitteln einen Druck auf das Unter nehmertum ausüben, um es zu zwingen, sofort Lohnerhöhungen entsprechend der Geldentwertung für die gesamte Arbeiterschafft zu bewilligen. . Die Regierung „der besitzlosen Klasse" muß sosfort dir Löhne und Gehälter der Arbeiter, der unteren und mittleren Beamten und Angestellten des Staates der Teuerung entsprechend erhöhen. Die Regierung muß sofort dn Arbeitslosen eine Teuerungszulage bewilligen, sie muß die Arbeitsbeschaffung organi» sirren und die Unternehmer zwingen, mit den Ar- beiterentlassungcn aus Profitrücksichten aufzuhören und die Entlassenen wieder einzustellen. Der Kampf gegen die Wucherer, die die Deue- rung noch zur Auswucherung der Konsumenten be nutzen, muß durch die Kontrollausschüsse mit staat- licher Unterstützung auffgenommen werden. Die provokatorischen Polizeioffiziere und Be amten müssen sofort entfernt werden. Rur wenn die Regierung sich rückhaltslos auf die werk tätigen Massen stützt, werden die arbeitenden Massen die Regierung unterstützen. Nur wenn die Arbeiter- massen mobil gemacht werden, können Vie konter revolutionären Elemente niedergerungen werden." Eine Anfrage über bi« Leipziger Unruhen Drei-err, 6. Zunt. (Eig. Tel.) Der deutsch national« Abgeordnete Berg hat eine Anfrage an den Landtag über die Leipziger Unruhen vom 4. Juni eingebracht. Darin wird gefragt, warmn die Regierung nicht rechtzeitig durch Ein- setze« der staatlichen Schutzorganisotionev diestm