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LUttvock, Leu 20. Lei ^L^esderickt Studentennot Der Erzbischof von Canterbury hat in einem Schreiben an den Wohlfahrtsausschuß einer englischen Universität auf die dringende Notwendigkeit hinge« wiesen, den notleidenden deutschen und österreichischen Studenten Hilfe zu bringen. Cs würde, so schreibt rer Erzbischof, verhängnisvoll sein, wenn dec Bei« rag, den die deutschen Universitäten für die Wissen« chaft leisteten, wegfiel«. Wenn aber schon die ge- amt« Weltkultur und Weltwirtschaft nach der An« icht eine« hohen Geistlichen in einem uns im Kriege einblichen Laude durch die Verelendung der deut« chen Wissenschaft schwer gefährdet wird, um wieviel mehr hat erst da» deutsche Volk Veranlassung, in dieser Schädigung der deutschen Wissenschaft und der Ausbildung der deutschen Intelligenz eine Be« drohung seiner geistigen und wirtschaftlichen Zukunft zu erblicke,:. Ist doch der Vorsprung, den Deutsch land auf manchen Gebieten des ^Welthandels sich er rungen chat, in erster Linie seinen Industrieführern, seinen Wissenschaftlern und seiner hochqualifizierten Angestellten-* und Arbeiterschaft zu verdanken ge wesen. Die deutsche Sozialpolitik hat also Veranlassung, die Not der Studenten und die daraus für. die Zu kunft des Nachwuchses unserer akademischen Stände erwachsenden Gefahren mit größter Sorgfalt und mit größtem Eifer in den Kreis ihrer Erörterung zu ziehen, damit wenigstens soweit, wie es unter den Verhältnissen möglich ist, dem Uebel gesteuert wer« den kann. Dazu ist es vor allem nötig, den Umfang der Rot der Studenten objektiv und durch exakte Untersuchungen festzustellen. Nach Mitteilungen, dir der Kultusminister Dr. Boelitz im preußischen Land tags-Hauptausschuß gemacht hat, waren z. B. von der Berliner Universität im Sommersemester 1622 nicht weniger al» 80 Prozent der Studenten auf Nebenerwerb angewiesen. 20 Prozent — ein un geheuer hoher Anteil! — leisteten volle Erwerbs- arbeit, während weitere 30 Prozent Halbtagsarbeit ausführten, um sich zu ernähren. Die restlichen 30 Prozent brauchten nur einen Zuschuß zu ihren Unterhaltungskosten zu verdienen. Es ist eine erschreckende Tatsache, wenn hier in trockenen Zahlen festgestellt wird, daß rund die Hälft« der Studierenden umfangreiche Erwerbsarbeit neben dem Studium zu leisten gezwungen ist, was unter ollen Umständen zu einer Beeinträchtigung der wissenschaftlichen Ausbildung des akademischen Nach« Wuchses führen muß'. In ganz Deutschland schätzt man die Zahl der Werkstudenten auf 00 000. Eine an der Universität Jena veranstaltete Erhebung über dir Lage der sich um Freitische bewerbenden Studenten, über die Dr. Fritz Gumpert in der »So- zialen Praxis" berichtet, ergibt, daß von 96 statistisch erfaßten Studenten 27 Söhne von Akademikern, 14 von Lehrern, 19 von mittleren und unteren Beamten, 7 von Handwerksmeistern und 17 von Kaufleuten waren. Es wird auch hier als Ergebnis ausdrücklich festgestellt, daß besonders die älteren Studenten in folge der Notwendigkeit, Erwerbsarbeit neben dem Studium zu leisten, Mühs hatten, ihr Studium ab- zuschließen. Don 66 Studierenden, die die Statistik erfaßte, hatten 7 überhaupt keinen Lkonatewechsel, die übrigen Zuschüsse bi« zu 3000 Mark im Monat, d. h. Betröge, die auch zur Zeit der Erhebung äußerst geringfügig waren. Im Interesse der deutschen Kultur und der deutschen Volkswirtschaft muß die Forderung erhoben werden, daß die staatliche Sozial- Politik an diesen bedenklichen Zuständen nicht länger achtlos vorübergeht, sondern hilft, soweit es eben beute in ihren Kräften steht, um die wirtschaftliche Not de« akademischen Nachwuchses zu lindern. I - Berlin will wieder Fremde sehen! Der Verein Berliner Hotel» und verwandter Betriebe wird am 8. Juni im Hotel Esplanade zu einer Sitzung zusammentreten, in der von feiten der beteiligten und interessierten Kreise gegen die 80prozentige Be- herbergungssteuer de» Magistrats und gegen andere » Der Vorname Don RlLduNtl Nicht jedermann weiß, daß ich der Alliteration wegen mit Vornamen Korbinian heiße. Noch weniger Leut« wissen, wie ich zu dem Namen gekommen bin. Denn da ich von niemand im Leben 1« etwas angenommen habe, nicht einmal meinen Familiennamen (den hab' ich mir auch selbst gemacht, denn ich habe meinen Stolz, wie der Hamburger sagt), so habe uh mir auch meinen Vornamen selbst aus gesucht. Nachdem ich mir mit viel Mühe in zweimonat- kicher Arbeit den Namen Klabund aus Birkenholz zurechtgesckniht und mit Dublee beschlagen hatte und er ein einigermaßen ansehnliches Aeußere zur Schau tragen konnte, ging ich zu Herrn Antiquar Taver Dlng in der Türkenstraße, welcher nebenbei auch mit alten Vorndmen handelt. Die neuen modernen Bor- namen, wissen Sie, wie Zeppelin, Achtur, Rosenstab, Schraubenzieher,. Gaskocher, die man in jedem Warenhaus für 98 Pfennig erstehen kann, haben immer wenig Reiz für mich gehabt. Als ich einmal «inen in der Eile brauchte, ging ich zu Tietz .urid kaufte mir den Vornamen Serajewo, weil er so klangvoll ist und so ausländisch klingt. Während »de« Weltkrieges aber war ich gezwungen, ihn abzulegen. Ich ließ es bei einem S. mit Punkt bewenden. S. Klabund. Auf die Dauer aber ist ein Zustand ohne richtigen Vornamen unhaltbar. Ich ging, wie gesagt, zu Herrn Naver Bing. „Grüß Sie Gott, Herr Naver Ding, ich möchte gerne einen guten alten, geschmackvollen Votnamcr.. Haben Sie nicht einige auf Lager?" «Bitte schön", sagte Herr Ding, und zog einen Vorhang zurück. Da hingen schön an Schnürchen die wundervollsten alten Vornamen, ein wenig verstaubt, manche «in wenig lädiert, aber wenn man mjt einem Stäbchen zur Probe an sie anschlug, klangen sie wie himmlische Glocken. Da hingen Gunter, Scharlemanie, Fafner, Wolf gang, Konrad, Ferdinand, Baldur, Sebastian, Feodor. Buch «in französischer war darunter: Loui«. Und ein mosaischer: Siegfried. Sie klangen gut; das ließ sich nicht bestreiten. Schorlemanje Klabund: das machte sich nicht Übel. Oder Sebastian Klabund. Da brauchte ich mein S. nicht aufurgeben. Schließlich aber holte Lover Ding au» einer Schublade em Exemplar von Vornamen, da» er l^lprlger T'ügedlLtt sag Uao6«tt»ettuog Xr 122 Sette 2 amtliche Maßnahmen, die den Fremdenverkehr völlig zu untergraben geeignet sind, Protest erhoben werden soll. Die Angelegenheit wird von allen Rednern vom Standpunkte de» allgemeinen Inter esses behandelt werden. Große Kreise der Be- völkerung, die durch das Ausbleiben der Fremden schwer geschädigt worden sind, werden vertreten sein. * Hauptversammlung der Zentralstelle des Deutschen Möbeltransport». Nachdem am Sonn abend die Vereinigung deutscher Bahnspediteure in Bad Schandau getagt hatte, fand dort am 28. Mai die diesjährige' Hauptversammlung de» obengenannten Verbandes statt. Die Versammlung war infolge der großen Schwierigkeiten, die heute dem Transportgewerbe drohen, sehr zahlreich besucht: gegen 400 Gaste aus Deutschland und Oesterreich waren erschienen. Da sehr viel interne Angelegen heiten verhandelt wurden, war die Mitglieder versammlung nicht öffentlich. Den schwierigen Ver kehrs- und Transportverhältnissen im besetzten Ge biet. die trotz aller Vorstellungen bei den Beiatz«»^- behörden kaum Acndcrung erfahren haben, wurde eine eingehende Aussprache gewidmet. Lin Rekord in — Villeneinbrüchen Weit über 100 Einbrüche, hauptsächlich in Dillen im Westen Groß-Berlins, verübte eine dreiiöpfige jugendliche Bande, die jetzt gefaßt und ihres Treiben« überführt wurde. Bei Nachforschungen nach einer gestohlenen Stradivarigcige stießen die Beamten in ejnem übclbeleumundeten Quartier in der Schön hauser Straße in Berlin auf einen 25 Jahre alten Willi Decker. In der Küche seiner Wohnung fanden sie zwei junge Burschen, die, wie Igel zusammen gerollt, nur mit einem Hemd bekleidet, in einem Fensterschrank lagen. Es waren zwei 17jährige Für- sorgezöglinge, die wieder einmal aus der Anstalt ent wichen waren. Die Durchsuchung förderte allerlei Sachen hervor, die auf verschiedene Einbrüche schließen ließen. Die Vernehmungen führten zu der Feststellung, daß das Dreiblatt wohl einen Weltrekord im Villeneinbruch aufgestellt hat. Die Verhafteten hatten so viel auf dem Kerbholz, daß sie sich der Einzelfälle gar nicht mehr erinnerten. Auch mit Hilfe von Stadtplänen konnten nicht alle Tatorte festgestellt werden. Die Beamten führten sie mit Autos durch die Berliner Villenviertel, um an gesichts der Gebäude ihre Erinnerungen aufzufrischen. Alles, was sie aus dem Gedächtnis nach und nach an Einzelheiten über ihre Einbrüche angaben, fand bei den Nachprüfungen durch die Aussagen der Be stohlenen volle Bestätigung. So konnten dem Klee blatt vorläufig bereit« 120 Einbrüche in Char- lottenburg, Schöneberg, Steglitz, Lichterfelde nach gewiesen werden. Der Kriminalkommissar Galzow hatte am Sonnabend di« Verhafteten noch einmal einem ein gehenden Verhör unterzogen. Als er den verhafteten Decker allein ließ, lief dieser durch die Tür, die selt- samerweise unverschlossen war, in einen Gefangenen- Genreinschaftsraum, in dem Sprecherlaubnis herrschte. Von hier aus, wo er weniger beaufsichtigt war, ge lang ihm die Flucht. Weltrekord im Glockenläuten. In England rst wieder einmal ein neuer Weltrekord aufgestellt worden, und zwar im Glockenläuten. Dr« im 17. Jahrhundert gegründete Gewerkschaft der Glocken- läuter hat sich auf diesem Gebiete allmählich zu Leistungen emporgearbeitet, die man in England al« weltbedeutend ansieht. Der bisherige Rekord war im Dezember 1901 von den Glockenläutern in Birmingham aufgestellt worden. Er wurde aber jetzt in Southwark mit einer Zeitdauer von neun Stunden 48 Minuten ununterbrochenen Läutens über- troffen. An der Aufstellung dieses Rekord» arbeiteten zwölf Männer, ohne während der ganzen Zeit Nahrung zu sich zu nehmen. 8000 Zenttwr Kor» in, Meer geworfen. Die Rigaer Blätter bringen die Meldung, daß der au« Riga mit russischem Getreide ausgelaufene Dampfer „Rostock" auf eine Sandbank gelaufen sei. Es wurden Hilssdampfer aus Windau und Libau ange fordert, denen es gelang, nachdem 8000 Zentner Roggen ins Meer geworfen wurden, den Dampfer von der Sandbank zu ziehen. Das Getreide war für das Ruhrgebiet bestimmt. Kontrollausschüffe Bon Staatsanwalt vr. (Leipzig) Demnächst werden auch in Leipzig die Ausschüsse zur Kontrolle der Preise aller Waren und Gegen- stände des täglichen Bedarf«, wie sie auf Grund der Verordnung des Sächsischen Wtrtschaftsministeriums über die Einrichtung von Preisprüfungsstellen vom 13. April 1923 einzusetzen find, in» Leben treten. Da man behauptet hat, die Schaffung solcher Kon- trollausschüfle sei ungesetzlich, erscheint e« angebracht, den Rechtsgrundlagen der Verordnung vom 13. April 1923 nachzugehen. Sie ist erlassen zur Ausführung der Reich», bekanntmachung über di« Errichtung der Preis- Prüfungsstellen usw. vom 2ö. September 1918. Diese schreibt zur Schaffung von Unterlagen für die Preis regelung der Gegenstände de» notwendigen Lebens- bedarf» und zur Unterstützung der zuständigen Stel- len bei der Ueberwachung de» Verkehr» mit diesen Gegenständen die Errichtung von Preisprüfungs- stellen vor. Al« deren Aufgaben werden in 8 4 der Verordnung bezeichnet: Ernnttlung der angemessenen Preise, Mitwirkung bei Ueberwachung des Handel» mit Gegenständen des notwendigen Lebensbcdarfs sowie bei der Verfolgung von Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über Höchstpreise und über die Regelung des Verkehrs mit Gegenständen de» notwendigen Lebensbedarfs, Abgabe von Gutachten über angemessene Preise, Aufklärung der Bevölke- runa über die Preisentwicklung. Zur Durchführung ihrer Aufgaben sind die Preisprüfungsstellen mit außerordentlichen Rechten ausgestattet. So find sie u. a. nach 8 6 der Der- ordnung befugt, innerhalb ihre« Bezirks 1. von jedermann über alle Tatsachen Auskunft zu verlangen, die für die Preisbildung von Wichtig, keit sind, insbesondere über den Bestand, die Zufuhr und die Preise von Gegenständen des notwendigen Lebensbedarfs Erhebungen anzustellen, 2. Herstellung«-, Lager- und Verkaufsräume von Gegenständen des notwendigen Lebensbedarfs zu be treten und dort Besichtigungen vorzunehmen. 3. mit Zustimmung der zuständigen Behörde die Vorlage von allerhand Geschäftsaufzeichnungen und Geschäftsbüchern, soweit sie sich auf den Ein- und Verkauf von Gegenständen des notwendigen Leben«, bedarf» beziehen, zu fordern und davon Einsicht zu nehmen. . Dabei können diese Befugnisse auch durch Beauf- tragte ausgeübt werden. Wer die ihm obliegende Auskunft wissentlich un- vollständig oder unrichtig erstattet oder Vorschrift«- widrig den Eintritt in die Räume, die Besichtigung, die Vorlage der Geschäftsaufzeichnungcn oder die Einsicht in sie verweigert, macht sich strafbar. Unter einer unvollständigen Auskunftserteilung ist dabei auch deren Verweigerung zu verstehen. Während in anderen Verordnungen aus der Kriegszeit oder Nachkriegszeit immer von „Gegen ständen des täglichen Bedarfs" die Rede ist, ge braucht die Preisprüfungsstellen-Derorduung de« Ausdruck „Gegenstände de« notwendigen Lebens- bcdarfs". Es ist aber verfehlt, letzteren Ausdruck al« den engeren anzusehen. Rach Dr. Stadthagen in Dr. Stadthagen—Dr. Brief», „Die Preisprüfungs- stellen" (Heft 22/23 der Beiträge zur Kriegswirt schaft) S. 10 könne eher das Gegenteil angenommen werden: denn was täglich gebraucht werde, werde auch immer notwendiger Bedarf sein, nicht aber um- gekehrt. Alsberg, „Preistreibereistrafrecht", 7. Auf lage, S. 118, stellt beide Begriffe gleich und bemerkt zur Begründung seiner Ansicht u. a., daß die Preis- prüfungsftellen-Verordnung doch nur erlassen sei, um Hilfsmittel zur wirksamen Anwendung der gegen die Preistreiberei mit Gegenständen des täg lichen Bedarfs erlassenen Vorschriften zu schaffen. Seiner Meinung ist beizupflichten. Beide Ausdrücke sollen dasselbe besagen und besagen es auch. Der den Preisprüfungsstellsn zugewiesene Auf- gabenkreie und die ihnen gegebenen Befugnisse zeigen aber, daß es nicht nur Gegenstände des not- wendigen Lebenebedarfs sind, die die Preis- prüfungsstellcn beschäftigen sollen, sondern daß sie darüber hinaus der Entwicklung der Preise aller Waren nachgehen sollen; denn nur ein vollständiges Bild des ganzen Wirtschaftslebens ermöglicht es, die Preisbildung bei den Gegenständen de» not- wendigen Lebensbedarfs richtig zu beurteilen und zu regellu Deshalb ist das der Preisprüfungsstelle in 8 6 der Verordnung gegebene Recht, Auskunft über die für die Preisbildung wichtigen Tatsachen zu verlangen, nicht auf Gegenstände des notwendi gen Lebensbedarfs beschränkt, sondern ein all- gemeine», wenn auch die Arbeit der Preisprüfung«, stellen, wie die an dieser Stelle mit dem Worte „ins besondere" eingekMrte Aufführung der Gegenstände des täglichen Bedarfs zeigt, in erster Linie auf sie gerichtet sein soll. Die Verordnung des Sächsischen Wirtschaft«. Ministeriums vom 13. April 1913 enthält in ihrem 8 1 Vorschriften über die Errichtung von Preis prüfungsstellen. 8 2 gibt die erwähnten Befugnisse der Preisprüfungsstellen nach dem Wortlaute der Preisprüfungsstellen-Derordnung wieder und erteilt den Mitgliedern das Recht, auf Grund von Ans- weisen diese Befugnisse auszuüben. 8 3 befaßt sich mit den Kontrollausschüssen. Danach find bei allen Preis; rüjnngsstellen aus Personen, die da« be sondere Vertrauen der minderkaufkräftigen Volks schichten genießen, Ausschüsse zur Kontrolle der Preise aller Waren und Gegenstände des täglichen Bedarfs zu errichteir. Derer Aufgabe besteht darin, geeignete Persönlichkeiten zur Mitwirkung bei der Preisprüfung und insbesondere zur Feststellung von Preistreibereivorgängen zu entsenden. Diese Kontrollausschußmitglieder, die mit Aus weisen zu versehen sind, sind nicht» andere» als Beauftragte der Preisprüfungsstelle, der sie an gegliedert sind. Die ihnen zugewiesenen Aufgaben decken sich mit denen der Preisprüfungsstcllen, wie ein Vergleich mit den Ausführungen weiter oben zeigt. Selbst wenn man die Gegenstände des tag- lichen Bcdarfs nicht denen des notwendigen gleich stellen will, so leitet sich doch das Recht der Aus schußmitglieder zur Kontrolle der Preise aller Gegenstände des täglichen Bedarfs her aus der all gemeinen Befugnis der Preisprüfungsstellen, von jedermann über die Preisbildung bei allen Waren Auskunft zu verlangen. Daher ist gegen die Recht mäßigkeit der Kontrollausschüsse nichts ein- zuwenden. Es bestehen den Ausschussmitgliedern gegenüber die gleichen Verpflichtungen wie gegen- über den Preisvrüfunqsstellen, so dass sich also der jenige, der ihnen die obliegende Auskunft ver weigert nfw., sich strafbar macht. Der Handel steht den Kontrollausschüssen ab lehnend gegenüber. Er sollte aber nicht übersehen, daß zwischen ihm und den Verbrauchern eine tiefe Kluft besteht, weil letztere sich vielfach übervorteilt glauben. Daß vieles, was wie Wucher aussieht, keiner ist, wissen zwar die mit der Wucher bekämpfung befaßten Behörden, weite Kreise der De- - völkerung haben aber davon keine Kenntnis. Wenn nun Vertranensleuten der breiten Masse ein Ei«. Das posiabonnement für Juni 1923 ist ' sofort zu erneuern, damit in der Zustellung der Zeitung keine Unterbrechung etntritt. eben erst erworben hatte. Die Frau eine» toten Metzzermeistere habe ihm den Namen erst heute morgen gebracht. Taver Bing wickelte den Namen aus einem fetti gen Zeitungspopier, da» nach Leberkäse und Weiß- Würsten roch. Dann hielt er ihn gegen das Licht und ließ ihn klingen. Und er funkelte und klang wie die Ave glocken von Kloster Andechs am Ammersee: wenn man unten im Walde steht und die Töne wie Tau tropfen von den Zweigen fallen: Korbinian . . . Kor... bi ... ni ... a... n. „Herr Bing," sagt« ich, und legte einen Taler auf den Ladentisch, „das ist ein Name für mich. Den hat der Charcutier Albert Zwiderwurzen zu unrecht getragen. Den nehme ich." „Er ist noch wenig gebraucht", sagte Naver Bing höflich und wickelte ihn mir vorsichtig in eine alte Radierung. Don der Leipziger Universität. Der Ordinarius an der Universität Leipzig Professor Dr. phN. Herglotz hat einen Ruf auf den dnrch den Rück- tritt des Geheimen Ratei Prof. Dr. A. Voss er ledigten Lehrstuhl der Mathematik an der Universität München erhalten. Der Reichspräsident an Harnack. Der Reichs präsident Ebert hat an den Wirklichen Geheimen Rat Professor Dr v. Harnack folgende- Schreiben gerichtet: „Hochverehrte Exzellenz! Sie feiern heute die Erinnerung an den Tag, an dem Sie vor 80 Jahren zum Doktor promovierten. Mit vielen Deutschen gedenke auch ich heute Ihrer in herzlicher Verehrung und mit aufrichtigen Glück wünschen. Sie haben in Ihrer reichen Lebens arbeit al- Gelehrter und Forscher, al- Lehrer und Organisator dem geistigen Leben der Nation wertvolle Bereicherungen gegeben und in hohem Maße anregend und befruchtend auf den ver schiedensten Gebieten wissenschaftlicher und kul tureller Betätigung gewirkt. Da- dankt Ihnen heute da»»deutsche Volk. Ich wünsche und hoffe, daß Ihre geistige Arbeit gerade in dieser Zeit so vieler und schwerer seelischen Bedrängnisse un- recht lange erhalten bleibe, und bin mit dex Versicherung meiq-r und freundlichen Grüßen Ihr ergebener Eberl." über sie erst kürzlich eine Perle von ISO Gran Gewicht in , besteh« Händen hotte. Da» Durchschnittsgewicht der Perlen, i aeford bewäLt erwa j so Gran. Im März dies« sahr« erzielte ein« I auHgl von von einzelne, einen Tropfen darstellende Perle 100 Gran bei der Auktion einen Preis 6400 Pfund Sterling. Reichsdeutsche Ehrendoktoren der Prager lech, nischen Hochschule. In der Deutschen Technischen Hochschule in Prag fand gestern in Anwesen heit de» deutschen Gesandten die feierliche Pro- motion von Ehrendoktoren statt. Es wurden unter andern promon-ert: Dr. Bruno H o m o l k a Vorstand des wissenschaftlichen Laboratoriums der Farbwerke in Höchst, Geheimrat Dr. Kolbeck, Professor an der Bergakademie in Freiberg, Geheimer Hosrat Dr. Franz Krauter, ehemaliger Prof, an der tech nischen Hochschule in München. Mozart al» Opernheld. Ein dreiaktige» Sing- spiel „Mozart" — Text von Julius Wilhelm und Paul Frank, Mufik von dem Mitglied der Wiener Staatsoper Paul Duhän — gelangt im Laufe des Montas Juni an der Wiener Volksoper zur Urauf- fübrung. Der Held de» Singspiel» ist Mozart. Der erst« Akt des Werkes spielt in Salzburg, der zweite in Prag und der dritte in Wien. Zeitnngstransport d rung von schon vor ! soll englische Luftfahrerzeitschrtst „Fttght" hat oen Po--, schlag gemocht, die Londoner und Pariser Tages- wtransport durch die Lust. Die Beförde- Zeitungen mit Flugzeugen, die in Berlin Jahren praktisch durchaeführt worden ist, nun auch im Ausland eingerichtet werden. Die lisch« Luftfahrerzettschrift ,Flight"^hat den^Vo^. Leitungen den beiden Hauptstädten gegenseitig "auf dem Luftweg zuzustellen. Es konnten dafür kleine, einfache Maschinen in Dienst gestellt werden, die keine hohen Betriebskosten haben. ' In England steht man dem Projekt im Hinblick auf die möglichst rasch« Verbreitung der eigenen Press« im Ausland günstig gegenüber, und «» sind Bestrebungen im Gange, den Zemingstransport zwischen London und Pari« durch die Luft schoa in nächster Zeit zu verwirklichen. El» kostbarer Perleustmd. Wie der Oberinspektor der westcustralischen Perlenfischerei berichtet, wurde in Droome kürzlich eine Perle im Gewicht von 102 Gran gefunden, deren Wert auf 12 000 Pfund Sterling geschätzt wird. Die neu« Perle, die zu der seltenen Art der Doppelttopfenperlen gehört, über- trifft noch den berühmten „Stern de» Westen»", der 101 Gran wog und auf 10000 Pfund geschätzt wurde. Nack dem urteil der Sachverständigen stellt eine Perle von 102 Gran wohl «inen ungewöhnlichen Fund dar, der aber durchaus nicht einzig tn der Welt dasteht. So bezeugt eine Iuwelenssrma, daß 19. deutscher Vibliothestartag in Negensburg Am 24. und 2ö Mat versammelten sich 150 wissenschaftliche Bibliothekare in Regensburg zu ihrer diesjährigen Tagung, deren Programm der Lage der deutschen Bibliotheken in der Gegen wart gewidmet war. Nach den Begrüßung-. Worten de» Regierung-Präsidenten und de- Ober bürgermeister- im altehrwürdigen Rathaussaal erstattete der Vorsitzende Dir. NaetebuS-Berlin (UB) den üblichen Bericht über die bibliotheka- rischen Geschehnisse de» Jahres, und die ersten Referate von Leyh-Tübingen (UB) und Räuber- Marburg (UB) über den Bücheretat und das Verhältnis der Bibliotheken zum Buch handel liessen einerseits die erschreckende finanzielle Not der Bibliotheken erkennen, andererseits wurden lebhafte Klagen gegen den Buchhandel laut, der durch unregelmäßige Lieferung der Fortsetzungswerke und ver zögerte Bücherliefernng bei den stet- wachsenden Schlüsselzahlen die öffentlichen Bibliotheken schwer schädige. Eine Resolution gegen diese Mißstände wurde einstimmig angenommen. Weitere Re ferate und Diskussionen beschäftigten sich mit dem Zusammenwirken der Bibliotheken beim Leihverkehr, mit dem inneren Betrieb der Bi- bltotheken,Bücherdiebstählen, Sparmaßnahmen bei der Verwaltung und beim Bucheinband usw. Ein Berickt über die Leistungen der Notgemetn- schäft bei der Beschaffung der ausländischen Literatur wurde entgegengenommen. Den Höhepunkt der Tagung bildete di« Di-, kussion über die Berliner Titeldrucke der Preußischen Staatsbibliothek und die Bibliothek»- au-gab« de»Wöchentlichen Verzeichnisse». Während erstere al- zurzeit unwirtschaftlich selbst von preußischen Bibliotheken fast allgemein ab- gelehnt wurden, fand letztere, die bekanntlich m der Deutschen Bücherei in Leipzig bearbeitet wird, durchweg anerkennende Wort« für die Ver besserungen der letzten Zett, und ihr Welter, bestehen wurde von zahlreichen Rednern lebhaft gefordert Eine neugewählte Kommission soll mit dem Au-bau der Leipziger Bibliothek». _ >be befassend vr. Rr»—«R (Sechzig)