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8ette 2 »e. 121 - Georg», Uber dte fr«-ösischGelgisH» wortnott. Hören wir, wie der ehemuttg» eng, lische Attnisterpräfident Wer M Autwnn des „Neinen Bandes" sich ausläßt: «Wie ich wiederholt dargelegt habe, überwies der Vertrag die Bestimmung der Summe, die Deutschland für Reparationen zahlen soll, einer alli ierten Kommission, in der die Bereinigten Staaten vertreten sein sollten. Die Aufgabe dieser Som mission sollte in der Festsetzung der Schadenssumme bestehen, für die Deutschland vertragsmäßig haftbar ist, sowie in der Entscheidung über die Fähigkeit Deutschlands, diese Summe ganz oder teilweise zu bezahlen. Die Kommission war ermächtigt, den Be trag der von Deutschland zu fordernden jährlichen Zahlungen nach den Gesichtspunkten der Haftbar- kett und der Zahlungsfähigkeit festzusetzcn. Dadurch, daß sich das einzige Land, das an der vertrags mäßigen Reparationszahlung kein unmittelbar«» Interesse hatte, zurückzog, blieb die Kommission . ein einseitiges und in hohem Maße , voreingenommenes Tribunal. Die Reparationskommission dient nicht länger der Ausführung des Pertragsgcdanken». Ihr Charakter hat sich völlig gewan delt. Zur Durchführung des Vertrags von Per- sailles ist es unbedingt notwendig, daß Amerika ia dem Tribunal, das die von Deutschland zu fordern de» Zahlungen festsetzt, vertreten ist. ' - - Line Abkanzlung Lloyd George über Frankreich und Belgien In seiner Artikelserie über die „Zukunft Europas" setzt sich Lloyd George mit den „Antwortnoten auf Deutschlands neuestes Angebot" auseinander. Dir entnehmen dem in der Deutschen Allgemeinen Zeitung erscheinenden Aufsatz folgende Stellen, in denen der frühere englische Premier über Englands Verbündete Frankreich und Belgien das Urteil spricht: „Mit Bezug auf den Widerstand gegen Frank reichs Versuch, da» Ruhrgebiet auszübeuten, sagt die Rote: „Die belgische und die französische Regie rung können sich mit deutschen Vorschlägen nicht be fassen, solange der Widerstand andauert." Das heißt, so ausgiebig und befriedigend ein Angebot an und für sich auch sein möge, es wird zurückgewiesen, wenn ihm nicht die völlige Unterwerfung unter die fran zösischen Ruhrpläne vorausgeht. Folgender bezeich nende Satz unterstreicht noch den Sinn des ersten: „Die belgische und die französische Regierung haben beschlossen, die neuen besetzten Gebiete nur nach Maßgabe und im Verhältnis der geleisteten Zah lungen zu räumen. An diesem Beschluß haben sie nichts zu ändern." Man besteht auf einer unmög lichen Zahlung, es werden weiterhin die Besatzungs kosten gefordert, und die französischen Armeen sollen im Besitz der reichsten Gebiete Deutschlands bleiben, bi» beides gezahlt ist. Die Summe, die Deutschland als Reparations zahlung anbietet, ist zweifellos ungenügend. Aber sobald Verhandlungen einmal begonnen haben, pfle- gen die anfänglichen Zahlen schnell zu verschwinden. Die» wiederholt sich bei allen privaten und staat lichen Unterhandlungen. Cs liegt indessen noch ein anderer und zwingen derer Grund dafür vor, daß man das deutsche An gebot nicht so kurzerhand hätte ablehnen dürfen. E» besteht nämlich nicht nur darin, daß es eine un genügende Reparationssumme bietet; vielmehr macht cs für den Fall, daß die angebotene Summe unan- nehmbar erscheint, noch einen anderen Vorschlag: Deutschland stellt unzweideutig fest, daß, wenn seiq Dar-Angebot den Alliierten unannehmbar scheint, e» bereit ist, die Festsetzung der Summe, die es zahlen kann, einem internationalen Tribunal, an dem Amerika teilnimmt, zu überlassen und sich jeder Ent scheidung dieses Tribunals zu fügen. Dies stimmt mit dem Vorschlag de» Staatssekretär» Hughes über ein. Wie kann man eine Note, die einen so ver nünftigen Vorschlag enthält, einen Vorschlag, der auf eine so starke und freundliche Macht zurückgeht, be handeln, al» ob er eine Beleidigung für die Würde Frankreich» — und Belgiens sei? Weil sie darauf bestehen, etwas zu erzwingen, was gänzlich verschieden ist von dem Vertrag, den sie mit Deutschland 1919 geschlossen haben, ist Europa in Unruhe, und di« internattonale« Beziehungen sind mit dem Zündstoff der Erbitterung, de« Hasses und der Rach« durchsetzt. . . . Kein Wunder, daß Marschall Foch durch Mittel europa reist, um die alliierten Armeen in Ordnung zu bringen. Er scheint mir der einzige Mann in ffrcnckrcich zu sein, dsr versteht, wozu all die« führt." Lin Weg zu Verhandlungen Zu dem französischen Vorschlag, «ine Art Waffenstillstand im Ruhrgebiet zu schließen, äußert sich der Direktor im Reich»kohlen- amt Heinrich Löffler im nächsten Heft der Zeitschrift Der Wiederaufbau. Dem uns im Vorabzug zur Ver fügung gestellten Aufsatz entnehmen wir folgende Sätze: „Eine Art Waffenstillstand während der Dauer von Reparationsverhandlugeu wäre schon denkbar. Die» um so eher, weil doch auch nach den amtlichen , Regierungserklärungen der Besatzungestaaten kein Krieg besteht und es daher widersinnig wär«, daß da» Wirtschaftsleben während der Führung von Re- parationsverhandlungen weiter gestört bleiben und di« Produktivität zurückgehalten werden würde. Uuter folgenden Bedingungen müßte der Brr- such gemacht werden, während oder auch schon «r de« Beginn der Verhandlungen zur normalen Arbeit -urückzukehren; also den passiven Widerstand auf- -ugtt^N. 1. E» werden alle Ausweisungen au» den be setzten Gebiet« rückgängig gewacht und di» Zurück gekehrte» nahmen ihre früheren Arbeit»- und " Dienststelle» wieder «in. k Die von den Militärbehördue Inhaftierten und von Militärgerichten Verurteilten werden fteigelassen. 3. Eingriffe der Besatzungsmächte ia da» Wirt- , sihaftslebe», die offeutliche Verwaltung und die politisch« Frriheit der Bürger finden nicht statt. vergleichen Vorverttnbaym,en, dir zunächst gar doa Gebiet der Reeixentionen berühren, sind «»glich. ONtschlmch wG»d« durch sie deinesfall» ch» BerAhttgung st» Lstoaarsche» anerkennen. Da» Kiel d« MepaMkdRwMstanlssttngiu muß natürlich die volle Areihstt der gewaltsam besetzten Gebit» sein, wie ja überhaupt e» Aufgabe von Ver handlungen sein wird und muß, au» d« Zerrüttung heraus, zu nutzbringend« und aufbauend« Arbeit, zu» Segen d« seit Jahren gepeinigt« Menschheit zu kommen. U» chber überhaupt vorwärts zu kam- »mu, könnten Dorvereinbarungen in dem angedeu- teten Siune abgeschlossen werden." - Der neue Ministerpräsident London, 22. Mai. Baldwin hat das Amt sofort angenommen und dem König mitgetttlt, daß er die Absicht habe, vor- läufig nur einen Posten im Kabinett neu zu besetzen, und zwar das bisher von ihm innegehabte Amt eines Schatzkanzlers. Für diesen Posten hat er sich Hörne ausgesucht, der bereits 1921 Echatzkanzler im Kabinett Lloyd George war. Horne hat ange nommen. * Der neue Premierminister Stanley Baldwin hat, trotzdem er bereit« 56 Jahre alt ist, erst eine kurze Laufbahn als Politiker hinter sich. Seit 1908 war er ein einfaches Mitglied des Parlaments, gewählt von seinem heimatlichen Wahlkreis Dorcestershire. Er saß im Unter hause auf den Bänken der Konservativen, und bei diesen wuchs, ohne daß man außerhalb Eng lands etwas davon bemerkte, sein Ansehen immer mehr, bis er im November vorigen Iah- res zum Schatzkanzler im Kabinett Bonar Law ernannt wurde. Auf diesem Posten scheint er schon in der kurzen Zeit Tüchtiges geleistet zu haben; wenigstens ist es ihm gelungen, das Staatsbudget so zu gestalten, daß die Einkorn- mensteuern ermäßigt werden konnten. Da er jetzt die Führung des Kabinetts übernommen hat, interessiert uns besonders, wie er über dte Ruhrfrage denkt. Darüber sprach er sich in einer Rede, die er als Schatzkanzler im März dieses Jahres im Unterhause hielt, folgender maßen aus. „Die Regierung befindet sich in enger Fühlung mit der Lage sowohl gegenüber unseren Alliierten wte gegenüber Deutschland. Wenn der Augenblick kommt, wo diese durch irgend eine Art von Bor- schlag, Intervention oder irgend etwa» anderes einen Schritt vorwärts machen kann, wird sie die« tun und sich bemühen, den Frieden, auf den der Deutsche seit so langer Zeit wartet, näher zu bringen und in der Frage der Schulden und der Reparatio nen eine Regelung Herbrizuführen, ohne die e» keine dauernde Besserung der internationalen Be- I, »iehungen -eben kann. Wir hoffen noch immer, daß die Zeit komm« wird, wo wir da» tun können. ' Wir sind fest überzeugh-daß wir bisher und be- s! sonders in den leAten Wochen den einzigen WlH verfolgt haben, auf dem England vorwärts gehen muß. Wir haben da« Vertrauen und die Freundschaft unserer Alliierten auf recht «halten und ich glaube, Deutschland wird uns al» einen ehrlichen Makler an nehmen, wenn die Zeit kommt. Ich sehe im Augen blick nicht», wa» un» veranlassen könnte, von unserem Wege abzuweichen." Man rühmt Baldwins Verständnis für wirt- schäft», und sozialpolitische Fragen. Seine Bil- düng erhielt er im Trintty College zu Cambridge. Seit 1892 ist er verheiratet uNd lebt auf seinem Landgut Astley Hall bei Stourport. Str Robert Horne, der im Jahre 1871 ge- boven wurde, ist im Wesen und in der Sprache typischer Schotte. Er studierte an der Universität Edinbourgh die Rechtswissenschaft und Philosophie. Er war zuerst Privatdozent der Philosophie in Wale» und wurde später Rechtsanwalt mit großer Praxi» ia Handelssachen. ISIS wurde der neue Schoßkan-l-r Arbettsminlster, ISSN Handelsminister, 1921 Schatz- kcmzler, al» welcher er auch mit Rnthenau ver handelt«, der auf seinen Wunsch nach London ge kommen war. Lloyd George alr Mahner Load«, W. Mai. (Eig. LelH Der diploma tische Berichterstatter de» Daily Telegraph kündigt an, daß die Reparationspolitik de» neu«« Kabinett», die schon "bisher im wesentlichen vom Schatzkanzler geführt wurde, von Baldwin unverändert weiterge führt werd«. Deutsch land brauche di« Uebermittelung feiner Reparations note »egen der englischen Ministerkrlfi» nicht auf» zuschieben, da sich in dieser Beziehung nicht« ge ändert habe. Di« gegenwärtige Reparations politik England» sei keine Politik einer Par tei, sondern eine national« Politik, die vom Vertrau« der überwiegenden Mehrheit des eng lischen Volke« getragen werde. Von den Blättern der Opposition üben vor allem der Daily Lhroniel, und die Westminster Da zette Kritik daran, daß ein so ausge- fpr,ocheu konservativer Politiker wie Baldwin da» übereinstimmend« Vertrauen seiner Partei genieß«. Lloyd Georg« hat geftern abend eine Rede in Vale» gebalten, in der er dem Kabinett Banar La» in schroffster Form zahlreiche Fehler vorhielt: dte Abstellung «ine» Budget», da» keine sozial« Gedanken enthalte, di« unmenfch- liche Deportation der Irischen Republi- kaner und di« ungenügende Unter stützung der Landwirtschaft. In der Außenpolitik sei da» freundschaftliche Verhältnis zwischen Frankreich durch bk« schwächliche Be handlung de» Rnhrkonfkikt» zu einer Demütigung für England q«worden. Die Türkei, die durch di» energisch« Haltung da» Kabinett» im Oktober bereit war, Vernunft anznnehme», sei setzt n der Lag^ der englischen Negierung zu diktieren. Di« russische Politik sei durch di« Urbrr- «ich«, eftw» Ultimatum» ver schärst mord«. „Gewalt statt Vernunft beherrscht wieder Europa. Keiner Regierung ist e» in so kurzer j «06 lllMÜGl»ErßULlg Zeit gelungen, so viale Fehls» zu Machen." Aus dies« Anklag« folgert Lloyd Georg« di« Notwendigkeit, die liberale Fraktion sofort zu- sanunengufchließen, um gemeinsam eine wirksame Opposition derjenigen Kräfte im Unteehause herbei- -uführen, die allein auf Grund der bisherigen Er fahrungen in der Leitung des Staate« imstande sei, durch eine rücksichtslos«, aber positive Politik die Leistungen der Regierung nicht unter ein gewisses Mindestucaß sinken zu lassen. Dieser Ausfall, der sich zugleich gegen den neuen Premier, der bereits über eine fünfjährige Erfah rung in Regierungsämtern verfügt, und gegen die Arbeiterpartei, deren Führer noch niemals im Amre waren, richtet, beschäftigt die politischen Kreise und die Presse, die vorläufig noch auf eine Ankündigung der Politik wartet», die der MinisterpMdent -u führen gedenkt. Demokratie für Nutzland! Hamburg, 23. Mai. (Lig. Tel.) In der zwei ten Arbeitssitzung des Sozialistenkongreffe« sprach der Russe Abramowitsch über di« Gefah ren der internationalen Reaktion von link». Er behandelte ausführlich die Nm- wälzung in Rußland und schilderte die gegenwärtig in Rußland herrsch enden wirtschaftlichen und poli- tischen Verhältrrie. Er kam zu dem Ergebnis, daß die Wirtschaft in Rußland daniederliege und daß keine Aussicht auf Besserung be stehe, weil sowohl die Verwaltung als auch die Bureaukratie in Rußland schlecht seien. In einem despotisch regierten Lande könne es auch keine gute Verwaltung geben. Unter dem jetzigen Re gime sei ein Wiederaufstieg Rußlands unmöglich. Die Verwaltung sei aber nicht nur schlecht, sondern korrupt. L» gebe nur einen Ausweg für Rußland, um au» der jetzigen Lage kerauszukommen. Dieser Aus weg sei die Ablösung der gegenwärtigen despotischen Diktatur durch die Demokratie. Beschreste Rußland diesen Weg »richt, so bestehe dte Gefahr, daß die Despotie der Bolschewisten abgelöst werde durch eine Despotte der Kapitalisten. Die Dauern, die die russische Revolution gemacht hätten und die in der ersten Zeit die Bolsch-wisten unterstützten, hätten die Revolution abgeschlossen, denn sie hätten durch die Aufteilung des Großgrundbesitzes erreicht, was sie erreichen wollten. Die Bauernmitglieder der Kommunistischen Partei seien durch- schnittlich auf die Hälfte gesunken. In manchen Distrikten hätten die Bolschewisten fast 80 Prozent ihrer bäuerlichen Mitglieder verloren. Die kapitalistische Entwickelung in Rußland sei nicht aufzuhalten. Ein Kampf gegen st« wäre ein Kampf gegen Windmühlen. Aber der Kapitalismus, der in Rußland komme, dürfe kein despotischer Kapi talismus sein, wie er die sichere Folg« eines Weiter bestehenr des bolschewistischen Regiments wäre, son dern er müsse ein demokratischer Kapita lismus werden. Gewiß bedeute da» nicht die VertmrkttchuNg de» Ideal» der russischen Arbeiter, «Ger auf diese« demokratischen Boden stt «in Wieder- cmsstieg Rußlands politisch und wirtschaftlich sowie kulturell mögliche und Rußland könne dann wieder werden, wo« e» heute nicht sei, ein Hort der Freiheit (stürmischer Beifall). E» gebe nur dies« beiden Auswege, und deshalb müsse man sich mit der ganzen Wucht und Kraft des internationalen Proletavtat» gegen di« bolschewistisch« Despotie wenden. Die Verfolgung der So- ztalisten in Rußland müsse aufhören. Da» System der Diktatur müsse ein Ende nehmen. In Rußland müsse die Demokratie und die ft ei« Selbstbestimmung der Völker herrschen. Wie stark wäre die Stellung Rußland« in dem englisch-russischen Konflikt, wenn da» russische Volk aus freien Bürgern bestehen würde, die sich mit Begeisterung um die demokra tische RevuVlik scharen. (Die Verhandlungen dauern fort.) Nurgleichsversrrche in Lausanne Lauf«»», 23. Mai. (Lla. Tel.) In dem ariechtsch-türttschen Konflikt, der »mmer schärfere Formen annimmt, haben die Alliierten gestern abend die türkische Delegatton wissen lassen, daß sie Griechenland den Vorschlag machen werden, e» möge der Türket für die von ihr geforderten Kriegs- entfchädtgunaen davDestufer der Marika einschließlich Karagatsch anbieten. Dieser Vorschlag, der von der Times bereits al» griechische Abfickt gemeldet worden war, stellt sich also nunmehr al» e»u englischer Fühler heraus. lieber di« Aufnahme des Dorschlage« bei Griechen land und bei der Türket ist noch nicht» bekannt, ob wohl das Einverständnis Griechenland» angenommen werden kann. Ob aber dte Türkei sich einverstanden erklären wird, dte bisher ohnehin auf der Forderung de« vollen Wege» der Maritza al« Grenz« von Ost- und Westthrazien bestand, ist noch zweifelhaft. Gestern abend haben Sir Harare Rumbold und der italienische Delegierte Montagna bei General PellL zu Abend gegessen, und gegen 10 Uhr hat sich Rumbold zu Ismet Pascha begeben, wie man ver mutet, um ihm offiziell den Vorschlag der Alliierten zu überbringen, zu dem ihm Denyelo» gestern nach mittag bedingungsweise Zustimmung gegeben haben dürste. Gereizte Stimmung in Griechenland Port», 23. Mai. (Eig. Tel.) Der Lausanner Berichterstatter des Mattn hatte ein« Unterredung mit dem griechischen Minister de» Auswärtigen, Alexandria. Dieser erklärte, wenn Griechenland sich weiger», «in« Kriegsentschädigung an die Türket zu zahlen, stelle er sich lediglich auf den Boden de» von den Alliierten selber ausgearbeiteten Vertrags entwurfes Der Aufschub, so meint der Minister, sei nicht dazu »«eignet, in der Frage der Krieg* Entschädigung die qttechlsch-tsi'-kischen Meinung»- Verschiedenheiten zu schlichten. Dte öffentliche Mei nung Griechenlands sei außerordentlich nervös und infolgedessen sei ein« schnell« Lösung notwendig. Der Minister brachte alsdann eine An- »kl Klagen gegen di« Türkei vor, dte sich in* besondere auf di« Öffnung der Kassenfchränke in der Orientbank von Smyrna, di« schlecht« Behänd- lung der griechischen Kriegsgefangenen usw. bezog. Für den Fall, daß die Türken in ihrer intransigen ten Haltung verharren würden, müsse er der tür kischen Delegation Befehl geben, sich von der Kon- ferenz zurückzuziehen E» sei alsdann Sache der türkischen Regierung, zu wissen, welche Gntschetbvg- gen die neu« Situation nötig mache. ,4, voaoerslüg, Seo 24. Mst Parlamentarismus Die Äsung der mit de» Rücktritt Bonar Laws entstandenen Ministerkris» hat sich mit einer Seichtigkeit und sozusagen Selbstver ständlichkeit vollzogen, die uns mit Neid erfüllen können. Man denke an einen ähnlichen Lor- fall bei uns: Welches geschäftige Hin und Her, welches krampfhafte Verhandeln, welches ge heimnisvolle Köpfezusammenstecken in den Par teien, welches hilflose Rätselraten in der Oeffentlichkeit, bi» endlich au» dem Chaos ein mehr oder weniger unerwarteter, mehr oder we niger volksfremder Name sich abhebt. In Wahrheit ist die glatte Abwicklung eine» solchen politischen Geschäftes, wie sie namentlich in England und Frankreich immer wieder zu be obachten ist, auf nichts anderes zurückzuführeu als auf einen zu hoher Vollkommenheit gelang ten Parlamentarismus, der in be ständigem Zusammenhang mit der Demokratie und unter ihrer fortwährenden Kontrolle gerade so viele Parteigruppen und Persönlich ketten ausbildet als nötig sind, um so ziemlich jedem Bedarfsfall unverzüglich genügen zu können. Denn dies gehört ja zum Sinn und Zweck eines, nicht zur Klüngelwirtschaft entarteten Parteien- wesens, daß es für jede voraussehbare Lage, in die der Staat gemäß den Wechselfällen des politischen Geschehens und den Veränderungen im Meinen und Vollen der Völker geraten kann, die Möglichkeit normaler Abwickelung bereit hält. Wenn wir in Deutschland noch nicht zu sol cher Vollendung des Parlamentarismus ge langt sind, so gewiß nicht aus Mangel an Neigung und Begabung zu demokrattschem Wesen, das in der deutschen Geschichte gerade als das ursprünglich Deutsche gegen- über dem Fremdprodukt des Absolutismus er- scheint. Vielmehr rührt unsere Verspätung auf diesem Gebiet nur davon her, daß wir noch das Vermächtnis des alten Regimes zu überwinden haben, das Uber die öffentliche Meinung die Nase zu rümpfen, die Presse zu verachten und die Parlamente als „Quatschbuden" anzu sprechen pflegte. Welches groteske Mld aber — und welche bit- tere Lehre — bietet sich uns, wenn wir rückblickend die Selbstgefälligkeit betrachten, mit der sich die „Stetigkeit" des in Wahrheit nur in der Rich, tung zum Abgrund stetigen kaiserlichen Kurses über die angebliche „Unstetigkeit" der parla mentarisch regierten Staaten erhob! Es war die auf Thronen sitze'^e oder in anmaßender Demut zu ihren Fii kauernde Weisheit, die im kaiserlichen Deutschland re- gierte, hingegen der beschränkte Untertanen oerstand, der durch die Mittel des Parlamen- tarismus in Großbritannien den Ton anggb. Das deutsche Bürgertum muß den Mut habeAi beider Wert au den Früchten zu erkennen. ' ft. S. Republik und sächsische Landespolizek Dresden, 23. Mat. (Eig. Tel.) Der Reichs- tag hatte auf den Antrag der Deutschnationalen an die Reichsregiervng das Ersuchen gestellt, zu prüfen, ob die sächsische Landes polizei nach den Gesichtspunkten organisiert und verwaltet werd«, die die Reichsregierunq im Be nehmen mit den Landesregierungen aufgestellt habe. Dazu bemerkt jetzt die Sächsische Staats zeitung: „Die sächsisch« Regierung und dte fach- fische Polizei können einer fdlchen Prüfung mit größter Ruhe entgegensehen; denn die Organisation der sächsischen Landespolizei steht selbstverständlich in vollem Einklänge mit den obenerwähnten Richt linien. Meine politische Nachrichten Der Landrat de« Kreise» Höchst a. M., Zimmermann, ist jetzt, nachdem er vor einiger Zeit von den Franzosen verhaftet worden war, ausge wiesen und mit dem Auto an die Grenze de« be- setzten Gebietes gebracht worden. Seine Familie mutz ihm am Sonnabend folgen. * Der deutsche kommunistische Abgeoxd- net« Höllein, der in den Hungerstreik ein- getreten war, ist nunmehr in da« Hospital Lberge- führt worden, wo sein Gesundheitszustand, der in- folge de« Hungerstreik» bereit» gelitten hatte, einer genauen lleberwachung unterzogen werden soll. Da» amerikanische Kabinett beschloß, direkte Verhandlungen mit den chinesi schen Banditen einzuletten, um da» Leben ge fangener Amerikaner zu retten. Z» Weißen Hause wurde »ach einer Kabinettsfltzung erklärt, man sei von de« amerikanischen Gesandten in Peking seit 24 Stunden ohne Nachricht. Di« Lage werde al» sthr ernst betrachtet. Falls dte Vereinigten Staaten den Räubern ein Lösegeld zahlen müßten, würde das Kabinett darauf bestehen, daß di, chinesisch« Regie, rung den Betrag -urtickerstattet. Da dte jugoslawisch, Reglern»g bis her den Forderungen der Mittelschulprofefsoren »ach einer Gehaltsregelung nicht entsprochen hat, wird ein großer Teil der Professoren rn» 1. Juli de» Dienst niederlege«. Di« Oeffentlichkeit erwartet mit Interesse die Maßnahmen der R«ieru»g t» dieser Angelegenheit. Wie verlautet, soll di« Anwendung de« Gesetze» zum Schutze des Staate» geplant fei», um die Professoren -ar Fortsetzung ihre» Dienstes »u zwingen. * Bei der Jubiläumsfeier de» Peltauer Deut- jchen Kulturqerein» überfielen Mitatteder oer Jugoslawischen »attsnalisttschr» Organisation die an der Feier teilnehmenden Abgeordnete» deutscher Rationalität', ein« von ihnen wurde schwer verletzt. Da di« Polizei den Ausschreitungen teilnahmslos zufah, und dergleichen Uebergriffe der jugendliche» Fanatiker nicht» Seltene» ist, »erden di« parlamentarischen Gruppen der Mtaderkeiten eine» energischen Pretest bei der Belgrader Regierung etnbrtngea.