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'raKesberickt Vie ttirche schlägt Don LI»m KE«1K «Dresden) Dies ist eine Fortsetzung des neulichen Artikels ,Die Kirche schreit', der sich mit der Notlage der evangelischen Kirche beschäftigte, mit ihrer materiellen Notlage und mit ihrer acistig - seelischen. Anlaß hatten gegeben der Notschrei des Konsistorialrats Költsch und die Eingaben an den Landtag und an di« Stadt parlamente. Der Nus -es Konsistorialrats ist wirkungslos verhallt: abgesehen von kleineren Spenden ist der Kirche keine Hilfe von den wohlhabenden evangelischen Christen gekommen. Der Landtag hat über die Anträge noch nicht befunden; in der Dresdner Stadtverordnetenversammlung sind Darlehnsanträge in stürmischer Sitzung ab- gelchnt worden. 2m Interesse der hungernden Geistlichen ist das zu bedauern, aber den Ge- surdunasprvzrß der christlichen Kirche wird es nur beschleunigen. Die politischen Parteien, die über solche Beschlüsse greinen, sollten lieber dafür sorgen, daß so rasch wie möglich die Tren nung der Kirche vom Staat durchgeführt wird? damit einmal die Kirche ihre Existenzberechtigung nachweisen kann, damit zum anderen sie unter dem Zwange der Verhältnisse sich reinige, und damit drittens ihre Beamten in geordnete Ver hältnisse kommen. Mi« dringend nötig eine solche Reinigung und Gesundung der christlichen Kirche ist, das acht aus einem Vorgang hervor, der augenblick lich in Sachsen sp eit. Hier hat das Konsistorium das orthodox bis dorthinaus ist, sich eine Geistes offenbarung geleistet, die ein erschreckendes Bild gibt von der Intoleranz und der Wellfremdheit der hohen Behörde. In dem Augenblick näm lich, in dem -te Kirche vor dem selbstverschul deten Zusammenbruch steht, in dem Augenblick, in dem sie durch den Man- von Konststorial- räten ihre Notlage verkünden läßt und in düste ren Farben das Elend -er Geistlichen malt, zeigt sie ihren Gegnern nicht nur, wie berechtigt alle Vorwürfe sind, die man ihr macht, zeigt sie auch Züge, wie kälter und weltlicher ein rnateriaüsiiscyer Spötter sie nicht gut zeigen kann. Wir haben in Sachsen seit -re! Wachen einen Fall Iatho. Der Geistliche, -en dieser Fall be trifft, ist -er Pfarrer Dr. Mehlhose aus einer Landgemeinde bei Großenhain. Dr. Mehl hose ist Vorstandsmitglied der Freien Volks kirchlichen Vereinigung. In einem Artikel des Organs -er Vereinigung hatte er andere moderne Geistliche ersucht, mit ihm zusammen einen Auhang freier gerichteter Gesangbuch lieder zusammenzustellen und an die Schaffung einer zettgemäßeren Liturgie heranzugehen. Er hakte seinen Schritt mit der Not der Kirche begründet, und für jeden war es klar, -aß nur die Sorge um die Kirche und die Liebe zur christlichen Lehre den Pfarrer za diesem Schritt veranlaßten. Er wollte reformieren, und La ein hohes Konsistorium allen solchen Ver suchen mit taubem Ohr und mit Stirnrunzeln begegnet, wollte der Pfarrer es in Gemeinschaft mit anderen fortschrittlichen Geistlichen ver- uchen. Der Erfolg war fabelhaft: Das Aus- orechen -es Vorhabens genügte für das Kin- istorium, ein Disziplinarverfahren gegen Dr. Meh'hose einzuleiten. And nun kommt es: Der Pfarrer wurde nicht etwa mit einer Ver warnung bedacht, auch nicht mit einem Verweis bett ast. man erkannte aus eine Geldstrafe von 1000 Mk.l Lausend Mark sind an sich nicht viel, für einen Geistlichen aber, der kaum 10 000 Mk. Monatsgehalt hat, bedeuten sie eine schwere Belastung. Mehr aber noch als der Verlust der tausend Mark sollte den Pfarrer die Begründung kessen: Diese sagt ausdrück lich, daß man erwogen habe, ob nicht die nächst höhere Strafe am Platze gewesen sei, nämlich die Entfernung aus dem Amte! Und dann wurde dem Pfarrer das Urteil ausgerech net am Welhnachtheillgabend zu gestellt, obwohl es bereits vierzehn Tage vorher gefaßt word«n war. Man muß sagen, daß das für eine christliche Behörde allerhand ist. Was würde wohl das Konsistorium, was würden wohl alle die Mundchristen im Lande gezetert haben, wenn etwa das sozialistische Kultusministerium oder eine andere Regierungsstelle dergleichen sinnige Wahl des Zeitpunktes getroffen hätten? Das Urteil und die Begleitumstände haben in den chr.stlichen Kreisen des Landes, denen es Ernst ist mit dem Beskeben, die Kirche aus ihrer Erstarrung zu reißen, sie mit frischem Leben zu erfüllen, große Erregung geweckt. Man muß sich nur vergegenwärtigen, daß Kon- ! sjstorinlrä e, die über das wirtschaftliche Elend ! der Geistlichen jammern, einen Geistlichen auf diese Art strafen. Konsistorialräte, die ein hohes, staatlich gorant ertes Einkommen haben: si- werden nach den Sätzen der Gehaltsklasse XIll bezahlt, beziehen also ein Gehalt wie Ministerial räte. Und man muß sich das Verdrecken des Dr. Mel-floss ror Augen führ n, das, gegen Litbers Resormation^werk bekochtet, wirk.«ch nur ein harmloser Besserungsversuch ist. In der Prcsse nehmen verschiedene Geistliche Stellung für Dr. Mehlhose und gegen das Kon sistorium. Die Dresdner Ortsgruppe der Frei-n Kirchlichen Vereinigung hat sofort dom gemaß regelten Pfarrer die tausend Mark zur Ver fügung gestellt, denn der hätte nicht gewußt, rv'her er sie nehmen sollte. Ferner ist auf den Pfarrer eine reiche Sendung von Zuschriften aus allen Teilen des Landes niedergeganoen, in denen ihm zugesprochen wird, im Inleresse der evangelischen Kirche den Kampf aufzunehmen. Dr. Mehlhose hat denn auch Berufung gegen das Urteil eingelegt. In einer Zuschrift an ein Dresdner Blatt klärt übrigens ein Lizentiat den Hintergrund des Zorns der Kirchenbehörde auf. Er spricht aus, daß das orthodoxe Konsistorium gelegentlich -er Ernennung -es Landesbischofs Ihmels habe erkennen müssen, daß durch die evangelische Geistlichkeit Sachsens ein moderner Zug gehe, der immer stärker werde und die freie Volks kirche anstrebe. Mik -er Ernennung des jetzigen Landesbischofs habe das Konsistorium zwar noch einmal seine Macht durchgcseßt, sie aber wanken gef hlt. Politisch und theologisch reaktionär, versuche es nun mit Mitteln, wie dem gegen Dr. Mehlhose angewcndeten, die Gefcchr zu bannen: das seien die eigentlichen Ursachen das Harken Vorgehens! Wcn die Götter verderben wollen, den schla gen sie mit Blindheit! Die Kirche, oder doch ihre Behörde, ist blind und tanb und schlägt sogar auf ihre Diener, die ihr -en Star stechen wollen. Ihr ist in ihrer jetzigen Verfassung nicht mehr zu helfen, und jeder Versuch dazu bedeutete bei -en schwachen Mitteln des Staates, die nicht einmal zur Besserung der Not hungernder Kinder un- Greise ansrelcken, eine Versündigung an der Lehre Christi. Die Kirche hat so, wie sie in -en letzten Jahrzehnten war und heute noch ist, mit dem Zusammenbruch des alten Staates, dessen Dienerin sie war und dcssrn Beherrschern ihre Sorge galt, ihre Exi- stenzberechllg'mg verloren. Sie muß zerfallen, damit auf aufgeräumtem Bodcn die reine Lehre des Nazareners, die Lehre von der Liebe zu den Bedrückten, Elenden und Schwachen aus den Herzen wahrhaft Gläubiger ihr Gotteshaus erdichte. Der Pofl-Gol-sranken. Der deutsche Gegen wert des Bold.ranken bei der Gebührenerhebung im Auslands-Paket-, Zeitungs-, Telegramm- und Fernsprechverkehr ist vom 22. Januar ab aus 5000 festgesetzt worden. > * Stadiverortnetcr Dr. med. Popitz ins Ministe rium berufen. Wie uns unsere Dresdner Schrift- leitung mitteilt, ist zum Nachfolger des verstorbenen Geheimen MeLtzinalrates Dr. Hösel vom Gesamt ministerium Dr. med. Popitz aus Leipzig tn die vierte Adtelluna des Ministeriums des Innern de- rufen worden. Dr. Popitz gehörte im StaLtverord- netenkollegium zur Fraktion der Vereinigten Sozial demokraten. Da der Stadtverordnete Kressin als unbe'oldeter Etadtrat berufen ist und die Sta-i- verodnete Frau Schilling wegen Arbeitsüberlastung ihr Mandat niedergelegt hat, stehen beim Stadt- verordnetenkolleglum mehrfache Veränderungen be vor. Neu einlrcten werden: Lehrer H:rtel, Michaelis und Anzeigenredokker.r Sehpfand. * Dr. med. Hermann Hartmana s. Der Begrün- brr der Wirtschaftsorr^anlsation der Aerzle Deutsch lands, Dr. Hermann Hartmann, ist am Sonnabend in Leipzig im Alter von 00 Jahren gestorben. * DaS Rauchen im Theater. Die städtische Theater-Intendanz gibt fo'gendes bekannt: In letzter Zeit bat in den Städtischen Theatern die Anstite Platz gegriffen, daß nach Scb'uß der Vorstellung bere ls in den Vorräumen und Treppenhäusern z. T. sogar lm Zuschauerraum, besonders im Operettentheater, Zi- garren und Zigaretten angezündet werden. Die Lttnst. habenden Polizeibeamten haben strengste Anwesuag erhalten, diesem Aebelstande entgegenzutreten und gvaen Zuwtderhand'ungen einzuschreiken." - Die noote Polizei. Die staatlichen Po'izei- mid Sendarmeriebeamlen In Sack'en sind angewiesen worden, in Zukunft die Kosten, di« bei Erörterungen wogen strafbarer oder po'izeiwidtt-er Handlungen erwachsen, nur dann auszuführen, wenn mit einiger choin'ichkeit aus den späteren Eingang der Kosten gerechnet werden kann. * Ein Knvfervfenn'g gleich 29 Paplermark. In Berlin werden im Handel für einen alten Kupfer pfennig 29 Mark in Papier gezahlt. Schweres Erplostonsunglück Elf Personen geköket Eigener Dralnberichr des Leipziger Tageblattes In Ingolstadt ereignete sich am Sonn abend vormittag, wie erst jetzt bekannt wir-, eine schwere Explosion, durch die elf Personen das Leben verloren. In einer ehemaligen Festangskasemalle wur den alte, für Feuerwerk bestimmt gewesene Leuchkpakronen zerlegt, um die darau befindlichen Zinkbleche zu gewinnen. Elf Per sonen, die dabei beschäftigt waren, find ver brannt un- verstümmelt. Das Anglück ist, wie es scheint, durch eine Stichflamme her- vorgerofen worden. Der Unternehmer Kappel meier, der die A bett bei drr PoNzri nicht an gemeldet Halle, ist verhaftet worden. Zur Ergänzung dieser Nachricht erhalten wir noch folgenden Dreh bericht aus Ingolstadt: Auf -em Spielplatz des Männerturnvereins in Ingolstadt ereignete sich ein schweres Explo sionsunglück, bei dem elf Personen, darunter neun weibliche, ihr Leben einbüßten. Der Turn verein hatte in einem Gewölbe einige Kisten Leuchtpakonen cmfbewahrt, die zu Feuer werken verwandt werden sollen. Da sich an Len Feuerwerkskörprrn bereits ein Zer- setzungsprozeß bemerkbar machte, hatte sie der Verein verkauft. Der Käufer ließ nun gleich an Ort und Stelle die Entladung der Leucht patronen vornehmen. Seit etwa vierzehn Tagen wurde schon daran gearbeitet, als sich schließlich noch dieses Anglück ereignete, dem sämtliche dabei tätigen elf Personen zum Opfer ge fallen sind. Starke Erhöhung der Zleischpreise Gewaltige Steigerung der Biehpreise Es ist otne alte Klage, daß die Preise bei allen Artikeln und LedenSnotwen-igkeiien in di« Höhe ge trieben werden, sobald das Hamstern und das Auf käufen etnsetzt. Die Leipziger Verhältnisse boten bisher für Auf käufer wenig Gelegenheit zur Betätigung 2:tzk scheinen die Verhältnisse umzuschlagen und die Preise, die bisher immer auf Fernhaltung dieser unerwünsch ten Gäste hinzietten, gegen die Aufkäufer machtlos zu werden. Einen Beweis dafür bot -er Leipziger Viehmarkt am Montag Darüber schreibt uns die Fleischer-Innung zu Leipzig: .Der Montagmorgeu adgehailene hirsig« Vieh markt hat eine ganz gewaltig« Sleigerongaller Vlehprelse gebracht. Für sämtliche Vieh» gaklimgeu sind gegenüber dem letzten Viehmarkt am Donnerstag 6V bis 70 Prozent höhere Preise gefordert und bezahlt worden. Da sich wiederum eine Anzahl fremder Aufkäafer zum hiesigen Markt eingesunden hatten und Gefahr bestand, bah ein etwa übriggebliedcncr Teil deS Viehes sofort ncch Vertin geht, blieb den Leipziger Fleischern nichts anderes übrig, als ebenfalls die geforder ten Preise zu bewilligen. Der Auftrieb am Viehmarks war eia mittel mäßiger. Trotz der enormen Preis? wurde in Rück sicht aas die Gefahr des Diehabganges flott gekauft. Anter diesen Verhä.kniffen muß natürlich vnan^dlcib- lieh hinsichtlich der Fleischpreise ebenfalls mit einer gleichen prozentualen Stelgerung ge. rechnet werden. Das Fteischergewcrbe sechst kaua dafür nicht vernatwort.ich gemacht werden." Nach den Durschnitts-Preiscn kostete am letzten Sonnabend in der Markthalle: Rind fleisch 1500 .lt, Schweinefleisch 1800 .lt, Ka'b'lrttch 1400 -lt pro Pfund. Anter Zuschlag von nur 60 Prozent der gestern, Montag, mehr gezahl en Viehpreise wird also ein Pfund Rindfleisch 2400 ^l, ein Pfund Schweinefleisch 2880 -K und ein Pfund Kalbfleisch 2240 kosten. Das sind Preise, bet deren Lesen die meisten Hausfrauen zweifellos vom Schrecken befallen werden. Die Folge wird sein, daß -er Fleischkonsum noch mehr zurückM-ht und der Gesundheitszustand der Bevölkerung noch un günstiger wird. Erhöhung der Grundsteuer aus S Prozent Die neue Gesetzesvorlage der Negierung sieht bei der Erhöhung der Grundsteuer einen Sotz von 3 Prozent vor. Der bisherige Steuersatz betrcgt 1 Prozent des Drundstückswertes. Wenn die Vor lage vom Reichstag angenommen wird, soll sie rück wirkende Kraft vom 1. 2uU 1922 haben. * Amerika-Spende. In Erinnerung «n seine hiesige Studienzeit überwies Dr. Carl Großmann, New York, im Namen dec Amerikanist für Sachsen und Thüringen der Universität Leipzig 200 030 -k für StuLentenfreitische, wahrend weitere 50 000 -K für bedürftige Angehörig« -es Mittelstandes im Be zirk Leipzig eingingen. Mcßoerinietong. Wer durch das Meßamk ver mietet, erhält die Vord.ucke zu den Steuer.rklärun- gen für die Beherbergungs- und Umsatzsteuern durch das Meßamt. Im übrigen sind diese Vordrucke bei den polizeilichen Meldestellen, dem Sta-lsteueromt und den Einkommensteuerhebestellen in den Vor orten erhältlich. Nach Damaskus Schauspielhaus Den Weg nach Damaskus ist August Saulus Slrindberg vor einem Vterteljahrhvnhert in einer Trilogie geoauaeu, die in ihrer vollen Aosdeh.au g wohl zcha Bühnenstunden überdauert. Es ist etn« kiefsinni^dektknmerte Bühnend ibei, di« Vo bar ei tun g der Btcmdächer, -er philosophisch-dogmatischen Be- krnnnisschriste» ans dem letzten LcbenHahrzehnt Les Schweden. An- der -ritte Teil gar gibt schon e n Stückchen -rametisterkeS Dlaubuch, ein frommes, -i-akstscheä Fruge- und Antwortstiel. St in"berg hat selber nor den ersten Teil «ms die B hne ge- bracht, un- auch dieser erste wir- auf di« Lä rge -er Zeit als das erkannt werden müssen, was er ich weit mHr et» Lesefiück als ein Bühnenstück. .Dieses Drama,' schreist -er Dichter, .hätte tt> nie zur Aufführung gebracht, wenn wir nicht Verein fachung v«rsacht hätten . . . Seilenkulissen warcn nicht nötig, sondern Mir spielten mit Pcoipckten, d e hintereinander auf einen lautlosen Blockgang au- «hängt wurden. Auch ließen wir nicht den VsrhLig fasten, sonder, verdunkelten die Bühne.' Ihm kam es durchaus nicht auf rin Schaustück, sonder, auf edn Denkstück an. Das Leden zeigt - r Dich««« hier als Nasse. Der P.her Strindixrg, der um altes nicht iu eine Kirche treten wollte, wi d an sieben Leldensstationen vorüber zum Asyl drr S nnes- wandttmg geführt «nd muß über alle siden Lettens- station« wiäder zurückkehren, um endlich, vcn den dunkle» oberen Mächten Haid beflogt, doch in dir Kirch« za treten. Angefahr sind wir tamit auch schon so unA, wie am Schluß des -ritten Teils. Nur daß die Fülle -esse», was der Unbekannte zu sagen und z» k'aoen und anzuhören hatte, noch lange nicht erschöpft mar. Nur Latz die sonderbaren Hein, s^mngeu -er Mächte, die -as dekerrschen, wrs wir Zufall nenn«, seinen Helden aas thrcm Inferno s» bald nicht «atlassen. Weil sie von der Wiege d s zur Bahre ihm im Nocken fitzen, mutz dieser A:rmste Immer vorwärtsiaufen durch eine Handlung, die keine ist, sondern nur eine Behand'unq sämil «her Aalt- und Lebensfragen unter den Gesichtspunkt a -et alternden Strindberg. Aach der e st« Te l Ist kek» g»t«s Theaterstück und kein vollkommenes Drama. Ntan sollte ihn nicht aus di« Bühne bringen, wenn man nicht Vereinfachung verbucht. D.rß Frcnz Nitzsche schöne Dekorationen machen kann, ist noch lange kein Grund, si« bc-i dieser Grlegrnhe t hin- zuftcllen. Viel bcsstr, man richtet sich noch Les Dichters Briefen an sein Intimes Theater, dem er nicht mehr als zw«i Brrmentöpfe oder zaei Muscheln a's Szenensymbvie gestatten, und noch lieber eine stehend« Dekoration für alle Szenen ror- schre b«n wollte. Die wunderhübsche Küche etwa, oder d!« lieblich« Nosenkammer mit wohlgelungenem Stlm.nungs- wechsel auf -em Rückweg nach der Sinneswrndlu.rg, beanspruchten eine erhöhte Pausrnlän^e und bewick- ten chon dadurch Zerstreuung, Ablenkung un) An- geduld des Publikums, das bis Z411 Ahr e.naela en war und bs >412 festgehalten wurde, soweit es sich fesihalten ließ. Die schönen Bilder bedeuten ab.r auch an und für sich eine Ablenkung des inneren Sinnes durch Len äußeren Sinn. Will man -as Problem auf die Spitze treiben, so ließe sich sagen, dnß Vi h- wegS Irrtum, der im Dekoralivrn ein an si^ wohl- gelungener Irrtum war, dem Irrtum jenes Theater direktors verole'chba. ist, der einmal erklärte: .Wenn ich die Diaiva« des Plato in meiner erst- k'a >«n Ausft'tlung spiele, dann wird ein Zugstück für Analphabeten daraus.' Die Dialoge vom Anbekannten werden, trotz dem die ausdauernde Mehrheit sich dankbar Zeigte, im Schau'pielhause kein Zugstück werden, we'l beide Hauptrollen unzureichend beseht waren. Schuld -es Ncg sseurs war, daß er für die .Dame", -a Frau CarstenS zur Verfügung stand, Fra» Langfe'der wählte. Die .Dome" ist dem Anbekannten a s weibliches Geschlechiswescn, aber nicht als Kiene Bourgeo se unterlegen. Frau Langfelder spielte Kätchen Vockerat ans Abwegen. Sie sp eite mit Geschmack »nd schauspielerischer Intelligenz ihren Typus, der sich zu dem der Strindberq-Dame w e «in Hühnerkücken zum Geirrkücken verhält. Für den Anbekannten war vielte cht kein besserer Mann als HanS Sie ner Im Personal. Er Ist sedoch kein guter Mann dafür. Er mojbt es mit der Strind- dergmaske Hat die Pholograph'ensamm'ung durch studiert mit he tzem Bemühen. Trifft auch zunächst recht sch-'' Ha'tnng und Gebärde deS verfolgten Gen'es. Aber sobald er sich aufre-en muß gestaltet er nicht innere Erregtheit, jondern stellt mit thea tralischen Mitteln die Aufgeregtheit dar. Se ne Stlmmbehandlung ist durch Sorgfalt wohl gebessert, kommt aber doch nicht ohne Quetschen und Pressen aus. Webers mediz'nischer Werwolf, ein he serer Mongole, hatte mehr Strindbergsche Wirklichkeit als beiLe Hauptpersonen. Franz Stein als Bettler, Irrer und Konfesscr ist e.n köst.iches Gespenst, le se, sanft un- unerbittlich, ein trauriger Eng,:I vom grauen Himmel. Die gute Frau Krüger-M.chael.s sollte man aber w rkllch nicht als dämon sche Mutter in der unfreiwilligen Komik einer Vorstadtheroine bloßstellen, wenn Frau Dav.ü so gut wie unbe- bch^st gt bleibt. » Stakt einen Teil des Publikums durch zur Sache unbeträchtliche Dekoraiionsleistungen, einen anderen durch Strindbergä Text einDermaßen zu fesseln, blieb die große Aufgabe fast unerfüllt, alle Teile durch die Kunst des Schauspieler- zu erschüttern. Wir sind bei literarischem Durchschnittsgut le'chter zu befriedigen und nehmen anständge Aoenduntrr- haltung heiter als anständige Adrndunterhaltuna hin. So oft sich aber das Theater um die edleren Bestände der Weltliteratur bemüht, soll ihm auch eine edlere An?enügsamke.t des Betrachters begegnen und will- kommen sein. «»n» S»or^ Klek1»r. Vo» den Hochschulen. Der bekannte Vertreter -er alten Geschichte an der Berliner Aniversität, Ge heimer Negierungsrat Professor Dr. phti. und jur. Eduard Meyer ist zmn 1. April 1923 von seinen lehramtlichen Verpflichtungen entbunden worden. ! Meyer ist der Verfasser der Monomenkalgeschichle j des Atiertums in 5 Bänden. Hamburger von Ge- . burt, studterie er in Bonn und Leipzig. 1879 Hadi- > littrrte er sich in Leipz'g für alte Geschickte, wurde ' später ebenda außerordentlicher Professtsr. De' . Gelehrte ist Mitglied der Akademie der Wissen schaften in Berlin, München, Amsterdam, Kopen- ! Hagen, Inhaber der Großen goldenen Medaille für Wissen schalten, Ehrendoktor der Universitäten Ox ford, St. Andrews-Chicago und Harward. Internationale M flkwoche i« Men. Aus Wien wird uns qedraktek: Richard St ravst stat die Abhaltung alljährlicher internationaler Musik- wocden tn Wien angeregt. Sein Plan wird, wie der Morgen meldet^ die Unterstützung aller ia Be ttacht kommenden Behörden, ganz b«sonders des Unlerrichtsm.nisters, sinden, der bereits die Zustim mung gegeben hat. Das Glück beim Rasieren. E-ins -er erfolgreich sten Stücke, -le in letzter Zeit in -en anAesscichsischen Ländern ausgeführt wurden, ist -as Lustspiel „Bunty pulls th« Strings" von Graham Moffat. Der Ver fasser war ein unbekannter Schauspieler, -er sich mühjam durchs Leden schlug, bevor er mit diesem Stück ein Niesenvermögen oerLiente. Wie er z» diesem Glück kam, wir- in einem amerikanischen Blatt erzählt. Er hat an den Theaterdirektor Shubert geschrieben und gebeten, ihm das Stück vor lesen zu dürfen. Als er keine Antwort erhielt, ging er ins Hotel, wo Shubert wohnte, und w!e-erhoit« sein Anliegen. Der Direktor ließ ihm sagen, daß er sofort nach Paris reisen müsse, aber er werde gerade rasiert, und so lange wolle er ihm zuhören. Während d«r Friseur sein Werk vollbrachte, las nun Moffat mit Windeseile -le ersten Szenen und er regte damit -ie Aufmerksamkeit Ehuberts in so hohem Grad«, -aß dieser, aus d«n Händen des Barbiers entlassen, sofort mit ihm einen Vertrag abschloß und das Stück in New spielte. »anigcsellschaft, L isgruppe LrtPzlg. DirnStag den 23. Januar 1S2S, abend» 8 Uhr, spricht Herr Dr. HanS Reichenbach, Pravardo;ent an der Technischen Hochsckule zu Dtutwart, im Hörsaal 36 der Untverfltctt. über da« Thema: »Dir philosophische Bedeutung der Relativitäts theorie." crtmritt frei. Letprigee Sunstvrrctn. Ausstellung der Berliner Se cession. Priistdeni: Lovis Corinth. Die reichhaltige Aiissrcllung der Graphik und Handzetchnungen nur noch b«S 24. Januar. «u» den Theaierbureau». (Altes Theater) Sonnabend, den 27. Januar, neu rtnsmdiert: .Tie Ge schwister" von Goethe: .Der ,e brocbene Krim" von S in- rich von «leist. .Die Geschwister" sind besetzt mit Thea «asten. Fritz Reiss, Alfred Schlcgcter. Den Adam »m zerbrochenen Krug spielt zum ersten Male Carl Huth. Die übrigen Rollen sind besetz, ml, den Herren: Walter, Schlageirr, «derer und den Damen: Dalldorf, «asten, n. a. Jnsren eri'na- crawr von Brr. — (Schauspielhaus.) Am Sonnabend, den 27. Januar, findet die Erst «sführrng von Shakespeare- ,WaS «br wollt" statt. Dir neue UrberZetzmrg von Han» Rothe er- Uvt tavei ihre Uraufsrh.ung. Die Haivttollcn find folglnrdermatzrn besetzt: Grete Doerpelku» <Oltvia-, Lina CarstenS (Viola,. Gertrude Lannselder (Marte). Josef «rav» (Orsinsf. Reinhold Balaue (Toby v. Rülps, Bern hard Wildendain iBleiw-'nwangs. Fran; T'ein lMn»- vo'ko), Gottttied Falkenhausen (Narr). Regie: Han» Rothe. Bühnenbilder: Fran; Nttscbe. Die notwendige Musik wurde Von Günther Rami« ne» komponieri.