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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230123
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-23
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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vr«LSlLg, rtea 22. )Luuar LEgutüLtt uo6 ULLLelrrettuog ITr. 19 8ette S küctrer-cksu Wandmalerei Dat Lehnen vnserer AM gehl seit langem aus eine neue ^llonwn«nl<MiMst. In hem Durchelnarlher der Kolturströnurngen, das schon vor der Revolution da war, Lvrch diese aber verschlimmert worden ist, sucht man den Weg zu Ordnung, zu festem Ausbau und lenkt so folgerichtig den BUck auch zu dem höch sten künstlerischen Ziele, das auf diesem Wege lockt: zur monumentalen Kunst. Sie könnte — wenn wir eine hätten — «dn Element der Ruhe und BALw'.-jg- keit in das Fluten der Gegenwart, in den Wechsel, in di« Hast bringen. Jede monumentale BNdkunst muß sich an der Baukunst orientieren, und in dieser haben wir wenig stens Ansätze «l neuen monumentalen Gestaltungen. Aber das Verständnis der Baukunst ist dem deutschen Publikum immer schwerer gefallen als das der Ma lerei — auch die Plastik steht ihm ja ferner «iS manchen anderen, namentlich südländischen Völkern. Wenn nun ein Buch von Dr. HanS Hilde brandt sich vorletzt, die «W andmal«rel,lhr Wesen und ihre Gesetze' darznstellen, so ist das Thema glücklich gewählt, da es am ehesten von allen Themen auS dem Gebiet der monumentalen Künste auf ein« brettere Empfänglichkeit treffen wird. Das Buch ist in -er Deutschen VerlagsanstÄt zu Stuttgart erschienen, ein sehr stattlicher Band in großem Format, mit 462 Abbildungen und tn vor nehmer Ausstattung. Die Darstellung ist nicht hlstortsch, sondern syste matisch angelegt, so Laß die grundsäklichen Fragen des oesonderen Stiles und der Technik dieser Kunst gattung im Mittelpunkte stehen. Nachdem die Grundbegriffe — Kunstwerk, Bild, Wand — für die Bedürfnisse des Buches geklärt sind, wir- zu- nächst die geistige od>er inhaltliche Eingliederung her Malerei in die Architektur behandelt, insbesondere der Stosskreis der Wandmalerei; dann ihr« formale Einordnung in das Gefüge des Bauwerkes, ferner die raumbcschränkendc und raum erweiternde Wirkung des Wandbildes, di« Decken- und Gewöldemalerei, die Fassodenmalerei und ander« Ergänzungen des Wandbildes, wie Fuhbodenschmuck, Glasmalerei, In tarsia, Wandteppich und Vorhang. Auch di« Hamipt- techniken des Wandbildes, Fresko, Mo'aik, Fl^-esen- malvrei, werden eingehend behandelt. Die Beispiel« sind aus d«n verschiedensten Zeiten genommen, von der spätdilnvialen Kunst bis zur Gegenwart, und aus den mannigfachsten Kulturen rund um die Ende. Weitere Bände werden die Geschichte der Wand- nwler« bringen. Das Werk ist für einen weiteren Les-erkrÄS be rechnet, aber es setzt ernstes Interesse voraus, es will keine bloß unteicha5ter.de Lektüre sein. Die sche matischen Zeichnungen, die der Verfasser den Ab- b-idungen der Kunstwerke zur Erläuterung ihres Struktur Zusammenhang es begibt, zeigen, daß er selbst di« Sache nicht leicht genommen hat, sondern den Dingen aas den Grund zu kommen sucht. Hier ist nichts von der modischen Schwelgerei m hohen , Gefühlen und tönenden Worten, sondern ein sach licher Geist, ebenso würdig des großen Gegenstandes wie der Wissenschaft. Ein einziges herarb'ges Werk, gründlich angeeignet, kann den Kunstfreund weiter bringen als ganze Sersen gefällig«« ober auch pathe tischer Kunstbüchlela, deren kmerer Geholt ost nicht größer ist als He Umfan» ve. Lvaett» Ftttz StLber-Günther: Rappelkopf. Roman. Wien, Wiener Literarisch« Anstalt. Dichberrvmanr sind heute wieder «Kanal .dl« «ohe Mod«'. Ls wiederholt sich «den altes auf Lude«. Wer weiß heut« noch etwas von -em sre-siimiaen Theologen Heribert Ran, der in -en sechziger Jahr« bi« ganze deutsche Literatur- und Kunstgeschichte zn Ronionrn auSmünzbe? Heute möchte man fast gtauben, -aß eine Neuausgade stsner Wälzer wieder «En dank bares Publikum find«. Kleist und Storm, Hoffmann und Lenau, Grillparzer und Hebbel find in den letz ten Jahren zu Romanhol-rn .verarbeitet' worden» — warum nicht auch Raimund, dessen Schicks«! doch wahrhaftig romantisch aenog wart Geschieht das in so gewandter and lievenseoilrdiger Weise, wie in diesem Roman von Stöber-Gil Ltd«, so «st erst recht nichts dagegen etnzruoenden. Stüber-Günther er zählt frisch and lebendig, kennt seine Duellen gut und weiß sie geschickt aoszanotzrn, and so entsteht ein anschauliches, fesselndes BÜd des alten Wien und das gut getroffen« Porträt eines ebenso Hebens würdigen wie unMückÜchen Dichters. Liu guter Ge danke des Verlags war es, dem Vach «in« Anzahl von Bildern ans Ratmmrds Won «ich zeilgendfp- schen Originalen detzugeben. K. U. .Der Arzt und seine Welt.' Lin Vach für jeder mann von Dr. Paul Meißner. Ldttton Jacobi, Vrr- lags-Aktien-Gesellfchast, Verlta 1922. Der Ver fasser dringt kletne Ausschnitte aas -er Welt des Arztes; Licht and Schatten. Vielleicht Vekenntnlsse eines guten Menschen and trefflichen Arztes, der mit Lied« an feinem Verufe hängt and Mit Fread« über ihn plaudert. Mit reifem Urteil nimmt er Stellung zu akuten Problemen, za gewissen Rechts fragen, die schon recht altbacken sind, za Fragen der Sozialgesetzgebung, wobei die Krankenkassen eine scharfe Kritik erfahren. Etwas fremd mutet die allerdings schüchtern« Verteidigung der Verstaat lichung d«S ärztlichen Berufs an. Beachtenswert sind die Bemerkungen über dl« Gebühren und Hono rierung durch das Publikum, das mit Recht etwas hart ungefaßt wird. 3n buntem Durcheinander folgen vielseitige Betrachtungen über Seachen, Modekrankheiten, Sport »ad einige neu« Heil methoden. 3m ganzen sucht der Verfasser vom Arzt zum Publikum «ine Brück« za schlagen and erzählt manches vom Innenleben seiner Klientel, was nur der Arzt hört and steht und richtig dearteUen kann. Eine klarere Iledersicht über das Ganze würde dem Buche nar förderlich sein, das man im übrigen gern zur Hand nimmt. ve. KoduN ssuLvwurn .Philosophie der Knast' von Pros. Dr. Wolde- mar Döring (Verlag von Quell« L Meyer in Leipzig, 1921). — Abweichend von anderen Aksthetikern geht Döring (vor ihm schon Ernst Mell mann im .System der Aesthetik') von der Psycho logie des künstlerischen Schaffens aus und betrachtet die Kunst vom genetischen Standpunkte (allgemein vgl. dazu die Entwicklung-Psychologie Feliz Kruegers). AlS Aufgabe der Kunftphilosophle be zeichnet Döring: die eigenartig« Gesetzmäßigkeit Oer Mieter vom IV. Stock Der unheimliche Roman eines Hauses Lj Von eatttsrln« Sociveln (Nachdruck verboten.) III. Everky ging unruhig in seiner Wohnung auf und ab. Aber seine Schritte waren durch dicke, weiche Teppiche gedämpft, und das Ohr des Lauschenden im dritten Stock vermochte nichts zu vernehmen. Zuweilen hörte man sonst droben im vierten Stock reden. Aber allgemach waren die Mieter -es dritten Stockes zu der Ileber- zeugung gelangt, daß diese Stimme dort oben nur eine Stimme wäre, die dennoch in Dialo gen sprach, obwohl es doch eigentlich nur ein Monolog sein konnte, d-a sichtlich nie ein Frem der die Wohnung des Einsiedlers betrat. Solche Erfahrungen hatten die Mieter des Hauses be unruhigt, trotzdem man in diesem Hause sich wenig umeinander kümmerte. Eigentlich war das immer wieder auflebendr Interesse für den Mann im vierten Stock das einzige Interesse, das die Mietparteien verband. Denn immer fremder werden sich die Nachbarn und sind sich feind. Erfroren der eine an -es anderen Nähe, isoliert der eine von -er eigenen und von der anderen Arroganz. Eine feindliche Grenze wird gezogen, di«, durch Schweigen besiegelt, auf die Dauer unüberbrückbar scheint. Also war es in diesem Hause, wo di« Herrschaften zumeist mit dem Lift fuhren und der Kontakt zwischen den Mietern durch östers wechselndes Dienstpersonal nur locker unterhalten wurde. So konnte auch niemand vermuten, daß Herr Everky, der Mieter vom vierten Stock, in diesem Augenblicke nicht allein in seiner Wohnung war. Anscheinend hatte dieser Sonderling aus irgendeinem Grunde einen Nervenschock er litten, war sein Ausruf auf der Treppe nichts anderes gewesen als eine krankhafte Reaktion seines seit langem gestörten Gehirns. — Ja — ja — der Herr im dritten Stock, der pensioniert war und ein arbeitsames Leben hinter sich hatte, ein Mann, auf den das Bureau seinen nüch ternen Stempel unwiderruflich gedrückt hatte — ja ja —, der Herr im dritten Stock wußte, daß nur straffe Disziplin und streng geordnete Tätig keit das Gehirn vor Entgleisungen schützten. WaS dachte er jetzt nur manchmal zusammen, wenn er tn den vielen freien Stunden seinen Gedanken freien Lauf ließ! Es war ja ab sonderlich, was da alles aus dem Gehirn her- aasfpozierte, was er, der Gestrenge, niemals feinen Untergebenen zu denken erlaubt hätte. Ja, zuweilen schien es ihm, als stünde der frei« Ablauf seiner Phantasie jetzt in direkter Oppo sition zu -er früheren Knebelung seiner Ge- dankeu. Konnte man vierun-sechzig Jahre alt geworden sein — wenn auch äußerlich noch immer in den besten Jahren— und dennoch tn einer knabenhaften, ja pubertätShasten Ver wirrung seiner Ansichten stehen? Gottlob, Ottilie merkte nichts davon. Die Fra» Oder« Steuerinspektor Ottilie Mersebach war feine Gattin zweiter Ehe, «S war erst acht Zähre her, daß er sie alS stattliche Witwe gefreit hatte. Er selbst war geschieden, aber darüber ist nicht zu reden. Dahinter laa eine Affärtz, darunter er einen Strich gemacht hatte. An- wenn ein Mann wie er einen Strich gemacht hatte, dann war es auS, endgültig auSi Der Ober-Steuertnfpektor a. D. lauschte nervös empor. Seine Ottilie schlief fchon. Mein Gott, wie die schlief! ES ist ja gewiß nicht schön von einem Schlaflosen, wenn -er de- hagliche Schlaf seiner Ehehälfte ihn irgendwie ärgert. Dies breite, gemächliche Schlafen!... Ob sie glücklich war, die gute OttUie?... «Ha, zweifellos: wie könnte sie mit einem Manne wie ihm nicht glücklich sein! Selbst nichts in die Ehe mitgebracht wie ihre Aussteuer, dabei schon 48 Lenze, aber eine gute Hausfrau war sie, ja, das war sie, — die gefüllte Paorkkadrost heate abend, alle Achtung — alle Achtung! Jetzt gab der Herr Oberinspekkr wirklich Achtung: Wie? war -aS nicht der Lift, der auf seiner Etage hielt? Oder nein — noch eine Etage höher, wo der verrückte Einsiedler wohnte? — Ra — wie spät war «S denn . .. es schlug drei Viertel. Wär» es nicht wegen der Ottilie gewesen, der Oberinspektor, der an Ruh« und Ordnung gewöhnt war, und dies späte Liftfahren d«S Mannes vom vierten Stock ging gegen das gewohnte Programm, er hätte Licht gemacht und nach der Uhr geschaut. Ja, und nun hörte er deutlich: Der Lift fuhr wieder herab. Wäre er nicht auch «tn wenig zu faul gewesen, er wäre fetzt wirkstch aofge- sianden und hätte nachgeschaut, vorne vom Balkon aus, wer nun eigentlich daS Haut ver ließ. Da die Köchin — (und eben ihm gehörte die Köchin, die so fett kochte) nicht einmal, fondern Dutzende Male der erstaunten Frau Ottilie den mysteriösen Vorfall im Hause berichtet batte, deu er wiederum von feiner Fra» erfuhr. Jetzt ging der Lift nochmals nicht wei^ anschelnend nur eine Etage. SowaS! Wo doch di« Leute vom ersten Stocke sonst niemals »U dem List fuhren. Der Generaldirektor «un Beispiel, der ein strammer Mann »ar, giuo stets zu Fuß Mein Gott. .. Der Ober-Steuertnfpektvr u. D. streckte sich: er war auch «och immer eine stramme Erscheinung, gewiß. . . wenn er noch daran dachte, wie er seinerzeit bet den Draav- nern gedient hatte ... wie er seinerzeit in ur laub ... lieber seinen Gedanken, die ihn an genehm lächeln ließ«, vergab «r ganz dte gute LllUk, aufzuöecke», die i» Reich« der Kunst gilt, sie aus vderpeu Prinzipien adzuleiiea und die Stellung und Vedeutung u» bestimmen, die ihr im Weltge chehen zukommt. Letztere Bestimmung unterscheidet ie von dn Aesthetik. 3m Anschluß an die persona istifche Weltanschauung W. Stern-. (.Die menschlich« Per sönlichkeit') untersucht Döring die Eigenart des schöpferischen Menschen, des Künstler-, dann daS künstlerisch« Schäften, und in weiteren Abschnitten: -le Kunst in ihren Abzweigungen, das ästhetisch« Venteßen und Urteilen, die ästhetischen Kategorien und dt« Grenzgebiete der Kunst. Schaffenden Künst lern und Kunstfreunden gibt das Buch Antwort auf viele wichtige Fragen. S. De- Jahrbuch der Junge« Kunst ist 1922 zum dritten Mal« erschienen (Herausgeber Prof. Bier mann, Vertag Kllnkhardt L Btermann) und gibt mit fetuen vierzig Aussätzen und 400 Abbildungen einen deachten-wetten Querschnitt durch da« Schaffen unserer Tag«. Mit den beiden vorausgezangenen Bänden zusammen ist da- Jahrbuch heute schon «in Ouellenwerk für die Beurteilung der letzten Genera tion und wir- al- solche- später von erheblichem Werte fein. Der erste Teil gehört den Toten, die b«ut« erst zu Führern geworden sind (o. Gogh, Lezanne, Seebär»-, Macke, P. Modcrsohn). Der zweite -en Lebenden, deren Auswahl nichts von doktrinärer Etnstellung verrät: der letzte Teil, von E. Wiese redigiert, d«r modernen Graphik. Das Bildermaterial ist ungewöhnlich reich unü inachk den Band zu einem aufschlußreichen uird erfreuenden Bilderbuch. Auch wenn man die Aufsätze nicht liest, überzeugt man sich bald, daß es unter den Jungen, selbst den nicht arrivierten, ganze Kerle gibt, die jenseits der Kunsttheorien un- Kunstphrasen ge blieben un- ein tüchtiges Stück vorwäelsgekommen sind. Uns ist leider nicht wo-i, wenn nicht jedes Jahr eine neue Ueberraschung bringt, als wäre die Kunst dazu gerade gut. Die Besten erweisen sich aber auch diesmal als Hüter u.r- Schöpfer einer edlen Konvention. Den Vorrang hoben in diesem Iahrhong die Franzosen, die in dieser Fülle zu zeigen ein besonderes Verdienst d*s Herausgebers ist- Wir bekommen wenig von ihnen im Original zu sehen, aber die Segonzac, Dufresne, Dufy, Dcspiau, Coubine und Gris sind auch noch im Schattenbild der Wiedergabe Maler, von denen etwas zu lernen ist. lieber Picasso haben Zahn geschrieben und Raynal, der einen reichillustrierten Essay vor zwei Jahren im Delphin-Verlag über ihn erscheinen ließ. Unter den Deutschen taucht Molzahn als ein Führer auf, für den sich E. Wiese mit Nachdruck einseht. Ziemlich alle Nationen sind vertreten, und es ist eine Freude, wenigstens auf dieser Insel den zwischen staatlichen Verkehr sich bewähren zu sehen. Das Ganze ist ein Trost und eine Berkeisiung. Will Srokmann aller Ein Riesenfeftessen. Der ganze amerikanische Staat Oklahoma leidet aeaenwärüg an verdorbenem Magen, und die Aerzte Haden alle Hände voll zu tun, um den vielen Kran- Ken za helfen, -le sich auf gut deutsch „überfressen" haben. Sie alle Haden nun zu büßen für das ge waltige Festessen, La- bei der Einführung des neuen Gouverneur- Walton veranstaltet wurde. Es fand nämlich ein „Barbecue" statt, ein Festessen, bei dem die Tter« ganz auf dem Rost gebraten werden, und zwar war «- das größte Barbecue, daS die Welt je gesehen. Hunderte von Ochsen, Büffeln, Renntieren, Antilopen, Opossum-, zahllose Mengen von Schafen, Schweinen, Truthähnen und Hühnern wurden über Gräben geröstet, die fast zwei Kilometer lang waren. Da- alle-, um den Appetit von hunderttausend Bürgern de- Staate- zu befriedigen, die sich einge- fandrn hatten, unter ihnen Cowboys, sowie Indianer vom Chrrotec- und Osage-Stamm. Ein Schauspiel entfaltet« sich, wie e- noch niemals vorher in Okla homa geschaut worden war. Eine allgemeine Unruhe bemächtigte flch der Massen, als nach einer kurzen Ansprache de- Gouverneur- gemeldet wurde, daß da- Essen bereit sei. Die Festteilnehmer bildeten lange dicht« Linien vor den Köchen, die von den gerösteten Tieren große Stücke abschnitten. Brote waren ln riesigen Massen aufgestapelt, und dazu wurde Kaffee verschenkt, der aus ungeheuren Kesseln geschöpft wurde, die mit Dampfmaschinen geheizt waren. Merkroürdiaer Sektton-befrmd. Daß Mensen mit nur einer Lungeyhälfte lebensfähig sind, ist be kannt. 3a solchen Fällen handelt es sich jedoch stets um durch Zerstörung «ine- Lun^viflügels herbei geführte Mrsaadmefälle. Kürzlich wurde indessen bei -er Sektion der Leiche eines im Krankenkanö von Twickenham an Lungenentzündung verstorbenen Mannes festgestellt, daß der Tote nur einen Lungen flügel Halle, und auch nicht die Spur eines ver kümmerten Restes fand man vor, so deck nur di« Annahme übrig bleibt, der Tote müsse von Geburt an nur einen Lungenflügel gehabt haben. Schwindel mit deulschen Farben. Die italienische PoUzei ist einem großzügigen Schwindel mit deuijcyen Farbstoffen auf die Spur gekommen. Eine unter nehmungslustige Stenotypistin in Mailand ver lieh ihre Stellung und begann deutsche Farben zu importieren. Den hohen Zoll für die Einfuhr sparte sie, indem sie die Farben als Dnrchfubrware de- zeckchneke, die zur sofortigen Wiederausfuhr bestimmt sei. Anstatt dessen sandte sie wertlose Päckchen mit Sand ins Ausland und verkaufte die geschmuggelten Farben zu den in Italien üblichen hohen Preisen. Im Laufe der zwei Jahre, in denen die gescheit» Dam« den italienischen Staat um Millionen betrogen hat, hat sie ihr Geschäft zu einer der ersten Unter- nehmungen auf diesem Gebiete entwickelt. Im stuto durch -ie Sahara Soeben ist es, wie aus Paris gemeldet wird, ge lungen, die Sahara im Kraftwagen zu durchqueren, eine französische Expedicion ist auf Raupenschleppern in Timbuktu eingetroffen. Nach dem neuen Erfolg der Raupenschlepper scheint es möglich, durch die Sahara eine Flugverkehrslinie zu führen; sie soll, wie es heißt, vom Südabbang des AtlaS von Biskra nach Timbuktu führen und die über 20 000 Kilometer lange Strecke soll durch eine Raupenschlepporlinle, die die Sahara tn ostwestlicher Richtung durchquert, unterstützt werben; in Zwischenräumen würde« Raupenschlepperstaüionen eingerichtet, die mit den l Flugzeugen sunkenteiegraphisch verbunden wären, I so daß die Kraftwagen jederzeit zu Hilfe gerufen I werden könnten. , , lV. Im ersten Stock jedoch geschcch zu Lieser Stunde «n Absonderliches. Der Generaldirektor nüt dem strammen Schritt war mit zögernd schleichenden Schritten aus dem Lift zetteten, hatte «in« Sekunde nach oben un- unten ge lauscht, batte sodann tm Dunkeln aus dem Lift einen reglosen weiblichen Körver gehoben und mit seiner Last, wiederum im Dunkeln, -le Tür zu dem Schlafzimmer feiner Frau geöffnet. Gleich darauf hatte er auf Zehenspitzen -en Korridor durchsucht und sich überzeugt, daß die Tür, die nach -em Rackteil der Wohnung leite le, wo die DiensLoken schliefen, fest geschlossen war. DaS alles war unbemerkt vor sich gegangen. Sodann hatte er wiederum das Schlafzimmer feiner Frau betteten und -en Körper der Toten in Ruhe entkleidet. Er legte die Kleider so, als wären sie von deren Händen zuvor abgelegt, und zwar sorgfältig wie stets neben ihrem Lager geordnet. Das Nachthemd breitete er ihr über. MeS alles tat der Mann mit Mut und Selbst- Sdenoindung, wie ein Mensch, der vor einem Unabwendbaren steht un- der in einer verlore nen Sach« za retten sucht, was m retten ist. Die Wund« zu umgehen, war nicht ganz leicht. Immerhin empfand er Schmerz im Anblick eines fremden Schmerzes, der wohl vorausgegangen war. Aber das Gesicht der Toten zeigte Ruhe, ja, fast lieber!egenheit und Ironie, genau wie jener Schrei, jener entsetzliche Schrei von oben aus -er Wohnung -es vierten Stockes geklun gen hatte. Auch war es ein Seltsames- Das Blut war kaum über den Rand der Wunde ge sickert, das Blut war erstarrt und zweifellos in das Innere des Körpers geströmt, so wie aller Schmerz dieser Frau, unsichtbar, nicht an der Oberfläche ihres Lebens, nur im Innern vor sich gegangen war. Nachdem die Regie dieser Szene bei herob gelassenen Fensterläden und sestgeschlossenen Vorhängen beendet war und olle Spuren, selbst etwaige Abdrücke auf dem Teppiche verwischt waren, verließ der Generaldirektor das Zimmer. (Fortsetzung folgt.) Verantwortlich für den redaktionellen Teil (aufter Handel): Chefredakteur Dr. Kurl Schmidt: für Anzeigen: Hctnr. Balser; beide m Leipzig. - Berliner Dienst: Chefredakt >>r Dr. Crtch Cvrrth, Berlin, UllstetnvauS. — Dresdner Dienst: Cbm Welk, Dresden. Kabelsberger» strafte 24, ffcrnspr. Z17S3. - Druck u. Verlag: Leipziger BerlagSdruckerci, S>. m. b. H-, Leipzig, JohanntSgasfe 8. Unverlangte Beiträge obne Rückporto werde« nicht rückgcsandt. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 12 Seite» vertelllcarte Osr Outsrasletmstv dsstsllt tüsrwit sin ^douuLwvut uut ctvs HuUQittvüLl« Uerl» Grn»I srscbvürsuäs l^eilpriger Lugeblatt u. tslsnclclrreitrurg kllr äsu dtount ksdruar 1923 rmu Lrsiss von 1400 Zlsuck aixl 9 dturk ?o8tdvstslhxsdüki uuä srvuedt uw 2u»t»11uug äurvb clsu LrLsttrllLsv- !i»w« uoä -Ktt »ä viMiMe—v'"-". . .. 7— VntinniM^
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