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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230123
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-23
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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Selle « Ur. IS Sur Beschäftigung Schwerbeschädigter Im Reichsgesetzdlatt Nr. 86 vom so. Dezember 1922 ist das Gesetz zur Aenderung bet Gesetzes über die Beschäftigung Schwerbeschädigter vom 23. De« zember 1922 erschienen. Durch diele Novelle, di« derettt am 1. Zanuar 1923 in Kraft getreten ist, ist «tn« wesentliche ende- rung deS Gesetzes über die Beschäftigung Schwer beschädigter vom 6. Avril 1920 einaetrrten Dl« Nechte uud Pflichten sowohl der Arbeitgeber alt -er Arbeitnehmer sind erweltert worden. Neu lst, daß nach ß 6 der Novelle die Hauptfürsorgestelle zur Eriüllung der P f lichtzahl unter gewissen VorauS- setzungen einen ArdeitSvertrag Kraft Ge setzes zwischen der zur Einstellung verpflichteten Firma einerseits und dem «inzustellenden Schwer- beschättgten andererseits adschiiehen kann. Ferner sind Bestimmungen über di« Wiederetnstellung bet Streiks und Aussperrungen und über eine Melde pflicht der Arbeitgeber bei Freiwerden von ArbeltS- viätzen. die bisher Schwerbeschädigte innegehabt yaoen. ausgenommen. Neu geregelt ist seiner dat Bußversahren. Die Butze wird aus Antraa der Haupifürsorgestell« bel vorsätzlichem oder grovfahr- lässigcm Verstoß gegen die Vorichriftrn d«S Gesetzes durch die Schöffengerichte verhängt. In dem ersten Heft der Schriften deS Instituts für ArdeltSrecht an der Universität Leipzig von RegierungSrat Dr. FLiling (Bestellung durch den Kreisverband Heimatdank, KrrtShaoplmannjchast, Rotzplatz 11. H) ist die GeseheSnoveUe bereits ein gehend besprochen. Sitzung deS Bezirksausschusses. Der BezirkSauS- schütz der Amtshaoplmannschast Leipzig hielt am Montag unter Borsitz deS AmtShauptmannS Ryss «l eine Sitzung ab. Der bereits bekanntgegebenen Er höhung der Brotpreise wurde zugestimmt, dagegen ein Gesuch der Bäckerinnung abgelehnt. Dle LandeS- preisprüfungsstelle soll ersucht werden, die Kalku- lalionSgrundlagen in den einzelnen Kommunalver- dänden einmal zu prüfen und dies« möglichst gleich- mäßig zu gestalten. AmiShauptmann Ryssel berich tete weiter über die Berufsberatung. Dle städtisch« BerusSberotungsstelle, der sich die AmtS- hauimannschaft Leipzig angeschlossen hak, lst von 026 Berusssuchenden der AmtShauptmannschaft ausge sucht worden. Di« Stelle hat sehr gute Erfolge zu verzeichnen gehabt, namentlich auch an den Kindern, die nach der Schulentlassung noch zu schwach waren, «inen Beruf zu erlernen. 3m vergangenen 3ahre wurden über 100 Kinder nach Ostpreußen geschickt und dort gegen Bezahlung in leichter Feldarbeit be schäftigt. Die Kinder sind durchweg g«krästigt zurück gekehrt. im kommenden 3ahr« sollen 150—200 Kinder ausgeschickt werden; die Entschädigung soll in Roggen gewährt werden, «S soll 2>j Zentner für die Zeit deS Aufenthalts gezahlt werden. Die Kosten der Berufs beratung sind naturgemäß sehr gestiegen, der ausöie AmtShauptmannschaft entfallende Teil würde 1H Mil lionen Mark betragen. Der BezlrkSvereln nahm von d>m Voranschlag Kenntnis und bevollmächtigte den Amtshauptmann. mlt den zuständigen Stellen weiter zu verhandeln. * Winterbeihilse für Sozialrentner. Am 1. No vember vorigen IahreS Haden die Stadtverordneten gemäß einer Ratsvorlage vom 25. Oktober der Be willigung von 1070 000 Mark zugestimmt, mit denen di« vom Resche für außerordentlich« Winter- Beihilfen an bedürftige Sozialrentner seiner, seit zur Verfügung gestellte Summe 14 279 490 Mark) um ein Viertel ergänzt war- oen lst. Nachträglich Kat daS sächsische Arbeils- Ministerium dem Rat aoS ReichSm tteln im Dezembrr noch 1 554 031 Mark und weiter Anfang Januar 6 767 447 Mark überwiesen. Auch dies« Zuwendungen sind <m die Bsdingung geknüvft, daß von -er Ge meinde wenigstens noch so v'el beigestewert werde, kotz sie ein Fünftel des Gesamtaufwandes trägt. Damit der Rat den in Leipzig wohnenden bedürftigen Sozia'. Votvl I. Luoxe, * Lolllerva» - 2iww«r rentnern auch den neuen NeichSdetrag von zusammen 8 321 478 Nlark zuwenden kann, hat er ihn aut städtischen MMeln um 2 080 370 Mark, also auf 10 401 848 Mark ergänzt. Den unterstütztrn 7500 Sozialrentnern. -t« seinerzrttje 600 Mark erhalten Haven, werden noch s« 1500 Mark auSgrzahlt. Derhaftuug elneS Raubmörders. Unsere Dres dener Schriftlritang drahtet unS: Bel einer Streif« durch die Dresdener Herbergen gelang «S -er Poll- zei, einen fett drei Jahren gesuchten Raubmör der zu verhaften. GS handelt sich nm den Arbeiter Pfeil, der im 3ahr« ISIS in einem Berliner Vorort «in, Vtllenbesitzertn ermordet und beraubt hatte. Tragisches Ende. Eine ältere Frau, di« von Fürstenwalde noch Lauenstein ging, um nach Dres den zu fahren, und dort Ware «inzukaufen, wurde von zwei Männern überfallen und shrer Barschaft von 200 000 beraubt. Die Räuber stoben -er Landesgrenz« zu. Die beraubte Frau ertränkt, sich in ihrer Verzweiflung im Dorfbach. Norwegisch« Alls« ftir deutsche Musiker. Die Stadt Bergen in Norwegen hat durch musikinter- «ssierte Bürger eine Spende von über vier Millionen Mark dem Deutschen Musikerverband zur Linderung der tn Not geratenen Mitglieder überwiesen. Kamps mit Einbrecher«. Zu einem schweren Kampf mit Verbrechern kam eS am Sonntag früh im Norden Berlins. Dort versuchten Einbrecher tn ein Wä chegeschäft einzudringen. Sie wurden jedoch von Hausbewohnern beobachtet, die heimlich die Polizei verständigten. Als darauf ein Beamter die Täter festnehmen wollte, fielen diese über ihn der. Nach hartem Ringen gelang eS dem Beamten schließlich, einen der Verbrecher zu überwältigen und festzunehmen. Der zweite lief jetzt davon und blieb auch auf Anrufe nicht stehen. Auf der Flucht gab er mehrere Schaffe auf den Beamten ad, der diese erwiderte. Von den Schaffen deS Verbrechers wurde der Postschaffner Eduard Ostwald, der sich auf dem Wege zum Dienst befand, jo schwer in den Unterleib getroffen, dah er schon auf dem Trans port nach dem KrankenhanS starb. Der geflüchtete Einbrecher entkam in der Dunkelheit. Der Ver haftete wurde als ein Hermann Glasig festgestellt, der schon 31 Jahre hinter Gefängnis- und Zucht- houSmauern gesessen hat. PlanmLtzlge Bücherdiebstähle la Berlin. Die neueste Spezialität der Berliner Einbrecher ist der Diebstahl von Büchern in größeren Mengen. Dies« Verbrecher suchen nicht allein die Wohnungen von Gelehrten und Schriftstellern Helm, sondern auch die Zweigstellen und Lager ber Verlagshäuser. So wur den in der letzten Zeit größere Einbruchsdiebstähle in der Potsdamer Strotze, tn -er Müllerstraße, in der Ba-straße und am Karlsbad in Berlin verübt. Die Abnehmer für di« Beute sind wahrscheinlich ge wisse fliegende Buchhändler, die jetzt einer schärfe ren polizeilichen Kontrolle unterzogen werden sollen. Grober Silberdlebstahl in einem Schlosse. Ein brecher, die mit dem Berliner Zog in Gräsen- ihakkichen «lngetrosfen waren, drangen nachts in das Schloß de- Frelherrn von Dodenhausen tn Burgchemnth und raublett Silder^chen im Werte von vielen Millionen. Bei der Verfolgung wurde ein Gendarm durch Revolverschüsse verletzt. Die Dieb« entkamen. Schwere Folge» eines Wintergewitters. In Bernburg schlug bei einem Wintengewitter der Blitz in den KirchLurrn und zündete. Bei den Lösch arbeiten, dle von der Feuerwehr mit Erfoli durch- oestzhrt werden konnten, löste sich ein Teil des Daches und erschlug einen Feuerwehrmann, während «tn anderer leicht verletzt warb«. Eia Großfeoer äschert« in Langensalza -te Darre der Thüringischen Malzfabrik Langen- salza A.-G. ein. Eia Damnen gefunden. Das städtische Po'izei- antt in Zwickau berichtet über einen seltsamen Fund: Dieser Taoe wurde auf der dortigen Aeußercn Schneeberger Strotze ein Daumen einer Menschenhand gefunden, der vermutlich vor nicht langer Zeil abgequetscht worden ist. — Hoffent lich hat der frühere 3nhab«r deS Daumens seinen Verlust schon bemerkt. — Dieser gewitz sehr selten« Fund erinnert an eine Begebenheit vor vielen 3ahr«n, die. trotzdem sie tn Försterkrelsen spielt, kein Jägerlatein tst. Ein fideler, junger Först r im Erzgebirge war noch einer sehr lustigen Nacht noch auf die Jagd gcgingen. Er halte sich dodrt d-n Daumen fast adgeschosscn Kurzer! and schnitt er den Daumen ab und ließ sich dann die Hand Kurieren. Den Daumen präparierte er auf irgendeine Weiss und trug ihn seitdrm in einer kleinen silbernen Tabaksdose bei sich. Und jedem Neuling am Stammtisch ward mit Triumph diese Daumen mumi, vorgesührt. Voraussichtlich« Witterung am D'enslag, 23. Jan.: Vorwicnenv »rüdes Wetter, »tttwetl« Luftret«, von Mederschläa«. Zport rincl Purneir Deutsche Arbeit in Spiet und Sport Dresden, 22. Januar. Dresden tst eine Stadt, die alljährlich viel besucht wird. ES sind n blotz Ausländer, die noch hier fahren; aus allen Teilen deS Reiches kommen auch Deutsche tn Scharen, um die berühmte alt« Kultur- und Kunststätte kennen zu lernen. Die herrliche land schaftliche Lage der Stadt führt beionderS zur Som merzeit viele Fremde nach Dresden. Dresden hat autzer feinen vielen Sehenswürdig keiten einen zwar n cht sonderlich schönen, aber sehr großen Ausstellungspalast, gelegen am Großen Gar- len, fast im Herzen der Stadt. Ihn zu nützen, war vielleicht daS treibende Motiv zur Veranstaltung der Iahresschauen deutscher Arbeit, die von Mai bis Oktober jedes IahrcS in diesem AuS- stellungspaiast vor sich gehen sollen. Die erste Ausstellung fand 1922 statt unter dem Namen .Deutsche Erden'. Die keramische Industrie Deutschlands hatte sich stark beteiligt und auch der Besuch war stark. An der Ausstelllmg ist trotzdem viel Kritik geübt worden: di« «inen bemängelten die nicht genügend strenge Sichtung der ausgestellten Erzeugnisse, — in der Tat sah man auch neben geschmacklichen Höchstle stungen deS deutschen Kunst gewerbes böse Entgleisungen und Dutzendware —, die anderen sahen in der Ausstellung eine überflüs sige und mit unzureichenden Mitteln unternommene Nachahmung d«r Mustermessen oder der Gewerbe- Ausstellungen. Beide Krit Ken wären vielleicht be rechtigt, wenn Sinn und Zweck der Iahresausstel- langen deutscher Arbeit in der Richtung der Vor aussetzungen jener Kritik lägen. DaS aber ist n cht -er Fall: Ihre Perspektiven sind wirtschaftlicher und handelspolitischer Art, st« will weder eine Konst- gewerbefchau sein, noch eine Mustermesse, sie w.U nur an einem Brennpunkt des Fremdenverkehrs auS wechselnden deutschen Produktionszweigen indu strielle Höchstleistungen zeigen, wie sie die deut ch« Industrie fabr kationSmäßig und zu handelsgemüßem Verkauf erzeugt, will also kaufmännischen Trieb und LuS Streben nach hoher Werkletstung verbinden. And insofern hat auch die Schau 1922 einen guten Erfolg gehabt, trotz des beisp elloS schlechten Wetters. Die Ausstellung tst jeweils auf ein desÜmmteS Material adgestlmmt, oder auf den Zweck, dem die Erzeugnisse bienen sollen. Für 1923 hat man .Spiel und Sport' genommen, für 1924 .Reise und Mode'. Die Spieiwlnenlndustrle und auch die Industrie für Sportgeräte werden die Ausstel lung starn besch cken. Sie umfatzt in der Abtei,ung .Spiel' Spielzeug und Spiele, Lehr- und Lernmittel, Kle düng, Kinder- und Schulzimmer u. a.; in der Abteilung .Sport' hauptsächlich Sportgeräte und Sportanlagen. Eia breiter Raum tst der Sport hygiene gewidmet. Großes Interesse wird die histo risch« Abteilung .Spiel und Sport tn allen Zeiten' wecken, -I« sich nhcht auf Deutschland beschränkt, sondern auch Griechen, Römer, Russen, Chinesen, Ja paner berücksichtigt. Tine andere Sonderadteilung geht unter der Bezeichnung .Deutsche Weihnacht.' Während der Ausstellung findet tn dem neben dem Ausstellungspalast liegenden neuen Stad on «ine Reihe wichtiger sportlicher Veranstaltungen statt, so ein Futzball-Länder-Weltkampf Deutschland gegen Finnland, ein internationales Fechtturnier, «ine Radsportwojch«, die mit einer tuternattonaien Straßensahrt enden soll; der Bundestag -eS Sächsi schen Radfahrerbundes wird in DreS-en adgehalten, Schwimmvorführungen des Deutschen Schwtmmver- dandeS anlätzl ch der Tagung -er Deutschen LebenS- rettungSgesellschaft, etn Wettstreit von Schwer athleten, ferner turnerische Veranstaltungen großen Stils. 3m Rahmen der Ausstellung wird auch der Deutsjche Luftschiffer-Tag adgehalten, und in Ver bindung damit werden Segelflüge von Geising aus veranstaltet an- Modellflüg« geze'gt. Ein« inter nationale Ruderregatta auf der Elbe lst vvrdereitet. Wenn die politischen und wirtschaftlichen Ver hältnisse nicht kaiastrophal werden, dann w rd die diesjährige Iahresschao deutscher Arbeit der Landes- Hauptstadt, dem Land« und der deutschen Industrie neue Erfolge dringen. »ua Vie Berliner Damen-Nunstlauf« Meisterschaft in Davor Die Berliner Damenmeisterschaft im Kunstlaufen findet zum ersten Mal« seit ihrem Bestehen wegen schlechter Eisverhältnisse außerhalb Berlins statt und wird im Anschluß an bt« Davoser Eltfeste am Diens tag, -en 22. -. M. auf d«r Daoos«r Eisbahn auS- aetrogen. Folgend« Berliner Läuferinnen nehmen daran teil: Frau Brockhöft (Meisterin von Deutschland für 1923), Frau Veit, Frau Professor Bernhardt, Frl. Böckel und Frl. Wulff. Vormittags Absolvierung der Pflichtfigaren; nach- mittags Kürlaufen and Schaulaufen der beiden Meister von Deutschland: Rittberger und Frau Brockhöft. Radsport-Notizen Mit Rücksicht auf -en Ernst -er politischen L ge ist daS für die Zeit vom 26. bis 28. Januar geplante z 50-Stunden-MannschaftSfahren im Berliner Sportpalast abgesagt worden. * Die Sechstagefahrer Saldow und Lo renz hoben am Sonnabend von Homburg auS mit der .Mandschurla' di« Reise nach dem Dollarland angetreten. Bis zur Bestreitung des ersten Sechs tagerennens in Chicago stehen ihnen noch 14 Tage zur Verfüg'ing. Inzwischen hat auch der Kölner Dauerfahrer Jean Rosellen ein Angebot nach Amerika zur Bestreitung von Dauerrennen erhalten, dem er wahrscheinlich folgen wirk Lisel-Rundsahrt Di« größt« automobilistisch« Veranstaltung West- deartschlands. die im vorigen Jahr« zum ersten Male veranstaltete Etselrundlahrt, wird in diesem Jahre ein« Wiederholung erfahren. Da der Rahmen drr Veranstaltung KeSmal umfangreicher gemacht ist, so sirch für dl« Austragung der Nennen drei Tage in Aussicht genommen. Der erste Tag ist ausschließlich der Konkurrenz der Motorräder überlassen, der zweite Tag sieht ein Rennen der Tourenwogen vor, während -er dritte Tag der Industrie tn Gestalt eines Fabrikrennenr der Rennwagen überlassen bleibt. Die Veranstaltung dürfte am 11., 12. und 13. Juli vor sich gehen. Die Fahrt selbst wird Inter national ausgeschrieben; die Veranista'ter glanben mit einer großen Beteiligung auch ausländischer Fahr zeuge rechnen zu können. Musik Leitung: Uistverstiütrmuflldir.Prot. Fried r.ivraade» Der fliegende Holländer Rudolf Bockelmann alS Holländer Man hört und steht dier wohl unwillkürlich etwas aufmerksamer zu. als bei einer landläufigen Nu- deschung. Ls ist so «ine Art Schicksalrwttz, daß der Holländer der Sage d«n gleichen Nam«n ßtt. Nun, der Künstler hat weit mehr vermocht, als sich biotz aus -er Affäre zu ziehen. Am besten scher tt jeden falls der Sänger ab, dem seine schöne, we che Stimme in allen Logen ausgezeichnet gehorcht« und der zur inneren warmen Anteilnahme auch reich« sonstige musikalisch« Tugenden fügte. Dah man sich zum Holländer ein noch etwas markigeres Organ denkt, sei nicht unterschlagen, möge aber den Künstle« nicht zum Forcieren bestimmen, sondern aussichts reiches weiteres Ausreisen seiner prachtvollen Mittel obzuwarten. Der Darsteller Bockelmann traf LaS Wichtigste und Schwierigste überzeugend: di« ^-"lk und Rwthlk seiner Gestalt. Soomer hatte gegen die Holländer-Parti« die -«S Daland rlngetaoscht: Er brachte für ste alle nötige Biederkeit und dos ge eignete stimmlich« Material mit. Der Ges naS- künstler Soomer hat p>egen früher wesentlich« Fortschritte gemacht; eS bleibt hier für ihn aber immer noch mancherlei zu tun. Daß die ganz« Ausführung offenbar von neuem sorgfältig revidiert war „nd n^ter Kapellmeisters Szendrel überhaupt echteS Theater- blut hatte, sei schließlich besonders betont. U. verliebte Leute Erstaufführung tm Operettentheater Dte beiden Tertautoren Hermann Haller and RtdcamuS machten sich leichte Arbeit. DaS mm- enehr fast 28 Jahr« alt« Lustspiel" .Komtess« Gok- kerl" d«S Vielschreibers Franz von Schönchon un fein«« Kompagnons Koppel-Enfeld bot chnen für chre Operette «in« gute und sattsam erprobte Unter lage. Trotz lhrer Bühnenkundlgkrtt vnb Bühnen- gcwandthett tst aber viel gescheites nicht herauS- g-kommen, im Gegenteil: noch mehr verwässern und vevnröbern Netz sich wohl betm besten Willen nicht. Eduard Künneke konnte mtt feinen ersten, ber leicht geschürzt« Mus« ^widmeten Werke« als etn« Hoffnung für dle Operettenbühne angvsehen l wenden; zufolge einer trefflichen, unter Altmeister z Bruch erworbenen musikalischen Schu'ung und den seriösen Anfängen seines Schassens durste man füg lich erwarten, daß er s«in Zweifellos starkes Talent für zu gut hatten würde, d«n nachgerade bis zum lleberdrutz und Ek«l inS Ohr gehämmerten Fortrott- Rhythmen Vortpanndsenste zu leisten. Aber es ist daS att« Lied: Erfolge, zumal wenn Gott Mammon sein« verrucht« Hand im Spiel« hak, verderben den Charakter und dann ifi's plötzlich vorbei mit aller Prätension, und nur daS Amüsterbeüürfnts des süßen Publikums noch führt -i« allzu gewandt« und will fährige Feder. Auch Künneke ist dieser Gefahr nicht entgangen. Seine Operette „Verliebte Leute" hat endgültig di« Kurv« nach unten genommen. Di« Musik läßt Eleganz der Linienführung und vor allem auch Geschmack schmerzlich vermissen. Di« Erfin- duno hält sich auf mäßiger Höhe, einzeln« gute paro distisch« und andere Einfälle vermögen da nicht viel za retten. Rhythmik und Harmonik kennt man b«ss«r von früher her. und die Instrumentation mit Ihrem ewigen Holzdläser-Grquinkelier« zeugt zwar von sicherem Können, nicht aber von Streben nach Besserem. Di« Aufführung hatte in Herrn Stein herr einen guten und verständnisvollen Spiel leiter gefunden. In d«n weiblichen Hauptrollen gtänzten al< fesch« Soubretten und -lto Tänzerin nen Frau Wirt und Frl. Petry, unter den Herren rangen Lippert-Schroth und Gfal- ter, einer als slott«r Draufgänger, der ander« als lchüchteener Liebhaber, um die Gunst -eS Publi kums. Kleineren Rollen fügten sich Frl. Kramm, die Herren Aerlt und Engelmann passend in den Rahmen ein, auS d«m lediglich Frl. Arnold als übertreibend« Berlinerin herauSflrl. Musika lischer Leiter war KapeHmeister.2 tz e l, seine Lei- stong war sauber, ober ohne genügend« Beweglich keit und Nachgiebigkeit. L. Ku, ven HtouzerifLlen Einen erhebenden Verlauf nahm daS vom Ge- wandhalltorchesier und der Konzertdirektton zum Besten der Nlkifch-Grad-Weihesiätte ver- ansialtet« Gewand ha uSkonzert, dessen Pro- «ramm in seinem ersten Teil« Wagners Meistersinger- Vorspiel und Siegfried-Idyll, im zweiten Beethovens Siusout« Nr. 7 evchiett. Later Kapellmeister Furt- wänglerS geistig beschwingter Führuna erfuhren diese Werke unter hervorragend künstier.>ch«r Mitarbeit deS Orchesters eine ihrer Wesensart und ihrem Cha rakter durchaus entsprechende, tief zu Herzen gehende Wiedergabe. Wohl erklang einiges in einer vom Herkömmlichen mehr oder weniger abweichenden, darob aber nicht minder eindringlichen und verinner lichten Auslegung. DerDirlgent bewährte sich a!s Künst ler voller Feinsinn und Verständnis, Temperament und Energie. — Herr Anton Rohden wurde von den Studierenden des Konservaioriums, seinen Freun den und Bekannten gefeiert wie ein Großer. Ob ihm damit ein Dienst erwiesen wurde, sei in Abrede ge stellt, sofern d«r angehende Künstler nun glaulxn sollte, schon ein Fertiger zu sein. Noch gibt'S gar mancherlei sich anzueignen, besonders hinsichtlich deS VortrageS. So gebrach es dem ersten Sah In Brahms' F-Moll-6onate an innerer Kraft und Größe wie an stärkerer Plastik in der Gestaltung. Gewiß ward in den übrigen Sätz«n und in einzelnen Stücken von Schumanns Carnaval dies und jenes mit glücklicher Hand nachgezeichnet, doch wurde noch zu häufig die virtuose Technik als solche zu stark in den Vorder grund gestellt, womit, wie beispielsweise za Beginn des DavidsbündlermarscheS, ein« viel zu rasche Temponahme verbunden war. Als beste Leistung muß d.e temperamentvolle Wiedergabe von SkriabtnS Fis-Dur-Sonate bezeichnet werden. kt. Die junge Violinistin Jeanette Di nein hat unS vorläufig noch nichts za sagen. Technisch wie seelisch h.t ihr Spiel noch Hemmungen. Dl« linke Hand läuft zwar recht geschickt über daS Griffbrett, doch fehlt ihrem Strich die Linienführung, vieles wir- ver wischt. Zudem hat sie die Neigung, in den hohen Logen stets etwas zu ti«f zu spielen. Der Mangel an Gestaltungskraft trat in Beethovens D-Dur-Sonat« Op. 12 um so mehr zutag«, alS Waldemar Llachowsky am Flügel sehr plastisch arbeitet«. — Von Anni Peiker hört« man einig« hübsche Lieder von Wil helms RinkenS und Richard Tunk. Diele Lieder wa ren recht geschmackvoll und voll vortrefflicher Harmo nik; doch endrückken Arnold Schönbergs Visionen (auS den .Gurreltedern', von Albertine Aehm« mtt innerer Anteilnahme gesprochen) und einige Lieber von Hugo Wolf di« ganz« Wirkung. — H. H. B « n- nett «ad mlt dem durch «ine ganze Reih« Gewand- houSmuflker verstärkten Leipziger Sinfonie-Orchester rin Konzert, auS dem mau allerlei mitnahm, mit ¬ nehmen mutzte, da dem sungen Dirigenten viele Pro- b> zur Verfügung gestanden haben und er in den alten erfahrenen Orchestermusikern ein« starke Stühe hotte. Die impulsive Art deS Dirigenten, di« sich ieioer auch in störenden körperlichen Verkrampfungen kundgibt, gab allen dargebotenen Kompositionen ein b«'l.ndereS Gepräge. Schuberts .Lnvollindetr' er trägt, wie man erfuhr, sehr wohl eine ganz moderne Ar fmachung; doch hätte sich der Stich ins vpernhalke wohl besser vermeiden lassen. Händels Concerto gioffo in B-Dur war «in« ausgezeichnet« Leistung, nndern oestaltet und dabei überall von dem warmen Händel-Timbre durchtränkt. Mozart verträgt, felbst in der .Zauberflöten-Ouvertüre', den Aufwand an äußeren Mitteln nicht, siugegeben, daß daS Werk festlich-farbenfroh klang — «< war aber nicht mehr Mozart. Beethovens Violinkonzert Op. 61 scheint e.genS für Prof. Feliz Berber geschrieben zu sein — ein höheres Lob kann man nicht aussprechen. Ich hörte eS nie so erhaben, so ruhig und ganz verinner licht. Dle hell« Begeisterung, mit der sein starkes Spiel ausgenommen wurde, bewies dem Künst'er, welch« Sympathie er gefunden hat. 8. Eine Bach-Kantate als Oper. Ein neua-rtlner Versuch ist an der Londoner Covenl-Garden-Oper gemacht worden, indem man nämlich Sebastian Bach als den Komponisten einer leichten Oper erscheinen ließ. Di« Kanta'e Bachs .PHöduS und Pan' wurde in einer Einrichtung als Oper aufoefLhrt. Die Personen erschienen in der Tracht det. Rokoko und in eierer Szenerie, öle an di« Wattecursckeu „k-teg uulonte»' gemahnte, mit den Springbrunnen von Versailles im Hintergrund. Ballettein'ageu wurden zu Tanzmusiken d«S Meisters vorqeftlhrt. und die englischen Kritiker entdecken zu ihrer Verwunde rung, daß Bach der beste Komponist von Tanzmusik sei. Die Kuranten, Menuett« und Sarabanden, die von einem Ballettchor zu den Klängen seiner Kom positionen getanzt wurden, strahlten einen beson deren Reiz aoS und trugen viel za dem autzer- ordenkllchen Ersolg der Bachschea .Oper' bet. Elae Btta-Bartük-Woche wird End« Iannar in Brrlin and Leipzig Im Rohmen der .Ne'oS'- Konzert« vervnfta'tet. Zur Auftüäeang ge'anqen zw-l Streichquartette, zwei Viottnfonoten, KtaMerwerke und Lieder. Das Budapester Wal-Hour-Oaaetetl wird Mitwirken.
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