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Montag. LS. Januar 1S40 SLchslschr Volkszeitung Nummer L4, Seite » VoorrtrU k, Kart Köhl«, ck Co. V«iNn-Sch»ar-»nborf. INachdrnck eerdvt«^ Schlutz. Susann« hatte das Gefühl, al» ob dieses bedeutsame Zwie gespräch zwischen Berthe Meyerlng und Ihr dir letzte Lösung, sa, Erlösung gebracht hatte. Mit diesem heutigen Nachmittag war ein lange», stilles Lieb ihres Herzens ausacsungen worden. Ei« würbe die Erinnerung daran noch zurückvehalten. lang« zurück behalten, doch bas Lieb selbst war ausgellungen. Und es war merkwürdig, nicht den leisesten Groll, nicht ein« Spur von Bitterkeit fühlte sie g«gen diese jung« Frau. Eie beide hatten einen Menschen geliebt. An diesen einen Menschen ihr Hoffen und Glück gesetzt — waren sie nicht im Grunde — zwei Schwestern? Zwei Frauen mit der gleichen Sehnsucht? Eulann« nickt« verloren vor sich hin. „Alles, alles Gute mutz sch ihnen wünschen ... ihr und ihm und dem klelnen Kinde . . ." Wie still auf einmal Ihre Seele wurde. Wenn er nur am Leben bliebe! Menn nur bas Entsetzliche nicht auch noch hereinbrechen mutzte! Der Tod — Unwillkürlich faltete sie die Finger Ineinander und blickte zu dem wolkenverhangenen Abendhimmel auf, und als sie ins Haus trat, siel der erste Tropfen eines sanften Regen». * * * Die ersten Tage des Monat März grützten bereits vom jungen Frühling. Ein dustblaue» Band wob der Himmel über die wlntermüde, alte Erde. Die Herrlichkeit des Schnees war schon vielerorts ver loren gegangen. Trüb« und schmutzig grau war «r geworden, wässerige Augen hatte «r bekommen und nur noch im Gebirge und besonder» auf den kühnen Gipfeln glänzte ungemindert seine königliche Pracht, Die Stadt aber, die Grobstadt hatte triefende Dächer, tropfend« Rinnen, verschlammtes Pflaster und in den Gossen gurgelte ein hätzlich braunes Wässerlein. Dafür regierte der Föhn mit ungestümer Macht, und die Sonne hatte die ersten zündenden Strahlen Gold ausgestreut, datz r» blinkte und blitzte. Den Menschen aber wurden die Pelzmäntel zu schwer, und man ritz Kragen und Knöpfe aus und in den Modewarenge schäften zeigten sich die ersten neuen Frühjahrskleider und Hüte und Schuhe und all der liebe, bunte Tand, den der Frühling eben vorausschlckte als allerersten Grutz unter die Menschen, wenn die jüngsten Blümlein au» Schnee und dumpfer Erb« noch nicht kom men wollten. Mit leicht beschwingten Schritten lief Susanne Sussln durch dl« sonnigen Strotzen. Der Frühling! Der Frühling! Sie hätte Ihm entgegeneilen mögen mit ossenen Armen und «knem leisen, unbestimmten Sehnen. Wahrhaftig, dieser Winter war unendlich trübe und schwer gewesen, hatte Wunden gerissen, die nur ein Frühling wieder Hellen konnte. Ein Frühling! Ein Frühling! Lockige Wölkchen hüpften am Himmel, und der Föhn hatte plötzlich «in» seltsam zart« Melodie, aus die sie lauschen mutzte. — Susannes Arbeiten waren auf der Wiener Kunstgewerbe schau mit dem zweiten Preis belegt worden. Neue Bestellungen waren ihr ln einer überraschenden Fülle zugegängen. Ihr Name war mehrmals in den Kritiken rühmlichst hrrvorgehvben worben. Welch «in Erfolg! E« war, weitz der liebe Himmel, nicht leicht gewesen, sich bis HU dieser Stunde und bis zu diesen schönen Erfolgen durchzusetzenl Da» hatte Susanne nur zu deutlich in den vergangenen Jahren «ines unermüdlichen und oft recht bitteren Kampfes erfahren müssen. Und ein Mann, wie Jakob Suslin, hatte durchaus nicht begreifen wollen, datz diese liebe .Kunstgewerblerei' seinem einzi- aen Kinde einmal Lebensaufgabe und Eristenz bedeuten sollte. Vein nüchterner Kausmannsgeist hatte dergleichen Dingen nur mit sehr zurückhaltenden Gefühlen gegenübergestanben, also, datz sich Susann« auch vor ihrem Vater halte durchleben müllen. Doch nun war «» geschafft. Nun war glücklich das erreicht, wovon sie still aber umso Inbrünstig«» geträumt hatte. Sie «ar auf dem rechten Wege zu einem Erfolge, der Ihr« Arbeiten und bi« in ihnen gestellten Ideen unumwunden anerkannte. Das hatte nun also auch der Vater «insehen müssen, und wie Susann« herausgefühlt hatte, sogar mit einem aufrichtigen Stolz. Als er endlich vor acht Tagen aus dem heimeligen .Schnee blick' d«r lieben Verwandten zurückgrkehrt war, hatten ihn Su sannes Erfolg«, die in Kritiken und Auszeichnungen und neuen Aufträgen ihren Ausdruck gefunden, überaus herzlich überrascht, und der Blick in die Zukunft seines Kindes war um viele» be ruhigter geworden. Susanne würbe Ihren Weg schon finden und ihn mit sicherem Schritte unter die Fritze nehmen. — Dor einem der schönen Blumengeschäfte, an denen sie vor überkam, blieb Susanne stehen. Eie mutzte ein Sträublein kaufen für die alw Frau Ambühl, zu der sie wieder einmal zum Tee «in geladen worden war. Deilchw» mutzten «s sein und Schneeglockenl Ein zarter, lieber FrSytinasstrautz! Susanne konnte sich plötzlich wie ein kleines Mädchen freuen, als sie mk dem gekaufter, Sträutzchen wieder auf die Strotze trat. Sie liebt« Blume-». Sie liebte die e kleinen, wunderleinen Wesen, dl« fo still und anspruchslos ihr kurzes Leben zu führen hatten, einzig allein «ur Freude der Men chen. Es war schöner Tag, und Susanne fühlte, wie er bis in ihr« Seel« hsiwb» spiegelte mit einem Leuchten. Sie konn'« sich noch Immer nicht entschlietzen, die Stratzen- bahn zu nehmen und hinaus in den Villenvorort am See zu fahren. Noch «in Stücklein Weg mutzte sie laufen — im Son nenschein und unter dem Lenzblau des Himmels. Die letzten Wochen hatte sie wieder emsig arbeiten müssen und kaum Zeit erfunden für einen erholsamen kleinen Spazier gang, und nach de» Vaters Heimkehr waren auch die häuslichen Pflichten gröber geworden, als in den stillen Wochen vorher. Al» Susanne in die Lindengasse bog, kam ihr Emil Durch entgegen. Wie lange sie ihn nicht mehr gesehen hatte! „Fräulein Sussin . . .!" In seiner gewohnten Herzlichkeit begrübt« er sie. „Denken Sie, heute abend wollte ich Ihnen schreiben . . ." Susanne blickte ihn «In wenig beunruhigt an. „Mir schreiben, Herr Durch? Ist irgend etwas sorge- fallen . . .?" „Nein, nein!" Er lachte mit strahlenden Augen ln ihr ernstes Gesicht. „Im Gegenteil! Etwas Gutes sollten Sie zu hören be- kommen! Können Sie ahnen, wohin ich eile? Natürlich nicht! Aber wissen sollens Sie's sogleich! Ich mutz zum Bahnhof! Ich mutz bas Ehepaar Lindt abbegleiten! Endlich heute durste Lindt das Spital verlassen! Eher haben Ihn die Aerzte nicht losge- lassen! Und auch heute nur unter der Bedingung, datz er un verzüglich in die Erholung geht! Mindestens den ganzen Früh ling und Sommer über. Wenn er sich dann einigermatzen wohl fühlt, mag er im August wieder an die Arbeit denken. Aber vorerst gesunden! Gesunden! Und nochmals gesunden! Und an Frau und Kind denken und gar nichts weiter! Also geht's heute in seine Heimat hinauf. Ich glaube, das wird Ihnen beiden un endlich gut tun. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch! Denn merkwürdig, Lindt hat das Bergheimweh mit einer unerhörten Gewalt gepackt. Kaum, datz er diesen Tag erwarten konnte, wo er Heimreisen darf, in seine geliebten Berge!" Wie dem flotten, kleinen Medizinstudenten die Worte der Freude nur so davonsprudeltenl Blanken Auges funkelte er Su sanne an. Sein frisches, lebhaftes Burschengesicht war förmlich verklärt. „Das freut mich! Dao freut mich herzlich! Gott Dank, datz alles noch so kommen durfte!" Nein, auch Susanne konnte wirklich nicht anders, sie mutzte sich aufrichtigen Herzens freuen. Wie schwer hatte es Ferdinand Lindt gehabt! Wie bitter hatte er leiden müssen! Und auch Frau Berthe war nach so vielem herben, harten Weh «In neuer Früh ling ihres jungen Lebens zu wünschen! „Fräulein Sussin, verzeihen Sie mir, wenn ich eilen mutz! Aber in einer knappen Viertelstunde geht der Zug und . . ." „Eilen Siel Eilen Siel" rief Susanne ihn unterbrechend — „Und halten Sie sich nicht unnötig aus mit mir!" Eie nickte ihm zu, und schon war Emil Burch lachend und grützend an ihr vor über und wie vom Winde geblasen um die Stratzenecke ver schwunden. Langsam schritt Susanne weiter. Noch einmal begannen ihr die Gedanken zu fliegen ^vie.schneile,,Vögelr.angesangen an jenem — Ende. — Abend, da unerwartet Ferdinand nnvis Schwägerin Anna ge kommen war, bis zu jenem Augenblick, da . . . Doch nein, nein, nicht» mehr denken! Nicht mehr an ast diese Geschehnisse rühren! Vorbei — vorbei — und weit, weit hinter ihr lagen diese dunklen Winterwochen und Monate. An der nächsten Trambahnhaltestelle blieb Susanne stehen. E, war nun doch Zeit geworben, zu fahren, wenn sie nicht un pünktlich bei der alten Frau Ambühl erscheinen wollte. Susanne wartet«, und der Wind zauste an ihrem Hütchen, pupste an ihren braunen eigenwilligen Löckchen. Es war ein necki scher Wind, dem man nicht böse werden durfte. Er grützte vom Frühling Susanne trappte auf und nieder, blickte zum Streifen Blau himmel empor, der über den Häuserzeilen glänzte und sah den Feberwölkchen nach. Von der Stratzenbahn war noch nichts zu erblicken, nur di« Automobile flogen vorüber, und Radfahrer sausten an ihr vorbei. Jetzt mochte das Ehepaar Lindt schon im warmen Zuge sitzen mit einem heimlichen Reisefieber in den Adern . . . und alles würde gut werden auch daheim bei den Ellern und Ver wandten . . .! Durch Susannes Gedanken rieselte plötzlich ein schmaler, seiner, goldener Faden eines bisher ganz unbekannten Glückes — Ihr Entsagen, ihr Opfer war also wirklich nicht vergeben» gewesen! Eine leise Glut stieg in ihr aus — sie durste zufrieden sein — zufrieden mit sich selber Und dieses Bewutzlsein erfüllte sie ganz. Als dicht neben ihr ein dunkelroter Mercedes hielt, zuckte Susanne leicht zusammen. Sie hatte ihn nicht einmal kommen sehen. ^Fräulein Sussin!" Professor Niklaus Ambühl hatte die Wagentür geösfnet und sprang heraus. „Sie wollen zu meiner Mutter fahren? Kommen Cie, bitte!" . Er reichte ihr die Hand, lächelte über ihre sichtliche Verwirrung und half ihr, in den Wagen zu steigen. „Em liebes Zusammentreffen! Osten gestanden, ich hatte schon an jeder Trambahnhaltestelle Ausschau gehalten, ob ich Sie nicht mit an Bord nehmen könnte ..Ambühl lachte und blickt« sie von der Seite an. „Und ich hätte nicht einmal gemerkt, wie Sie an mir vorüber fuhren!" gab Susanne zurück, immer noch ein wenig verloren und überrascht zugleich. „So verschieden sind die Menschen!" sagte Ambühl, und Su sanne verstand nicht recht, ob er es scherzend oder mit einem ver haltenen Ernst gesagt hatte. „Wissen Sie schon . . .?" versuchte sie zu plaudern. „Ja, natürlich. Ich weitz!" unterbrach er sie schnell — „Burch hat es mir heute morgen nach dem Eolleg glückstrahlend in die Ohren geblasen! Herr und Frau Lindt reisen in diesem Augen blick in die Helmat!" Wie seltsam das von Ambühls Lippen klang! „Zwei Menschen werden noch glücklich werden . . . vielleicht erst am dritten . . . doch so mutz es wohl sein!" Susanne schwieg. Sie wusste nicht, warum ihr Herz plötz- sich so überlaut klopfte. Der Wagen flog aus der freien Chaussee dahin — die Stadt blieb zurück — der blaue Himmel schien sich aufzutun in der golddurchsiimmerten Ferne — „Susanne . . ." Nach einem kurzen Schweigen, das merk würdig bedrückend war, blickte der Professor Susanne einen Augenblick an — „Susanne . . . dort fahren zwei Menschen, und hier fahren zwei Menschen . . . Darf ich hassen, datz auch wir beide einmal in di« gleiche Heimat fahren werden ... in eine Heimat voll Glück . . .?" Susanne senkte hastig den Blick aus ihre zitternden Hände Im Echotz, und es kam nur bittendleise und langsam von ihren Lippen — „Wenn Sie mir Zeit lassen wollen, Herr Profestor ... noch etwas Zeit .. ." „Das will ich, Susanne!" sagte er fest, und über sein klares, kluges Gesicht flog der Schein einer reinen Freude. Wenige Sekunden später hielt der Magen vor dem Ambühl- schen schmucken Landhaus am See. und als sich die Flurtür össnete und die alte Dame erschien, ries sie mit ihrer mütterlich warmen Stimme — .. l "D,- kommt 'br sa beide! Herzlich willkommen, meine liebe Susanne!" Ein gelungenes Bild Friedrich Kaulbach, ein Neffe des Münchner Meisters Wil helm von Kaulbach, der selbst als Poträtist sich einen guten Namen geschaffen hat, war als junger Mensch zu seiner Ausbil dung nach München geschickt, und hier lernte er die Grötzen der damaligen Kunst kennen, darunter auch Moritz von Sckpvind. Einst besuchte er mit dem Meister einen befreundeten Maler, der an einem Riesengemälde der Sintflut arbeitete. Dieser erbat Schwinds Urteil, woraus Scknvlnd sich das Bild eingehend be trachtete und wiederholt mit Empfindung ausries: „Dös io g'scheit . . . dös Is g'scheit . . ." Der andere war freudig über rascht über solches Lob aus solchem Munde, aber um so nieder schmetternder wirkte der dritte Ausruf: „Dös is g'scheit, daß oös Sauzeug zugrund' geht!" Geschmack oder Geruch? Zwei Leute stritten sich in einem Gasthaus darüber ob der Geschmack oder der Geruch für die Genußfähigkeit des Menschen wichtiger seien Der «ln« behauptete, datz man sich durch den Geschmack die grötzten Genüsse verschossen könne, der andere «rklärte sich für den Geruch. „Kellner", rief da der erste, „brin gen Sie mir ein großes Glas Wein", dann setzte «r das Glas an, leerte es mit einem Zuge und reichte es dem andern: „Nun kannst du dran riechen!" Der andere war besiegt. Schön geworden — aber nicht glücklich Man versichert heute in der amerikanischen Chirurgie, datz kein Mensch mehr häßlich zu sein brauche. Wirklich Haven die Echönheitsspeztalisten die nach allen Richtlinien modernster Technik und Operatlonskunst arbeiten, gewaltige Erfolge erzielt. Krumme Nasen und schlecht« Wangen werden gezogen und ge rade gemacht. Eine üble Stirn, halb verschlossene Augen werden groß und schön. Kurzum: es gibt nichts, was nicht mit Hilfe mo derner Operationstechnik an Schönheitsfehlern zu überwinden wär«. Natürlich wird das Leben eines solchen Menschen, und vor allem das Seelenleben einer Frau, durch eine derartige Opera tion vollkommen umgestürzt, gewissermaßen au» der Fassung gebracht. Das ergab sich auch aus einem eigenartigen Prozeß, au» einer Scheidungoaffäve mit hohem Schadenersatzanspruch, ein Fall, der in diesen Tagen feinen Abschluß vor einem New- qorker Gericht fand. Diese Tragödie begann damit, datz ein Arzt, der als erster Schönheitsspezialist der USA bekannt war, eines Tages auf ein Dienstmädchen Im Hotel aufmerksam wurde, auf «in Mädchen niit ungewöhnlich häßlichen Zügen. Ihm als Arzt mutzte er na türlich reizen, ein solches „Scheusal" auf technischem Wege in eine Schönheit zu verwandeln. Die Zustimmung des Mädchens bekam er natürlich schnell. Er machte aus dem hätzlichen Mäd chen eine Schönheit und — verliebte sich in sein eigenes Werk. Aber nun zeigte sich der Nachteil. Seine schöne Frau wurde von allen Seiten bcwuivdcrt. Der Arzt, der der Urheber dieser Schön heit war. fühlte in sich eine gewisse Eifersucht ansstcigen. Als er seiner Gattin eines Tages darüber Vorwürse machte, datz sie anderen Männern zuviel Beachtung sck>enke. wies sie diese Bor würfe sehr schroff zurück und betonte, datz er ihr die Operation angeboten habe. Er habe sie zu dem gemacht, was sie heute sei. Damit wollte sie andeuten, datz sic sich in Ihrer jetzigen Rolle keineswegs glücklich fiihle, sondern im Gegenteil alle mög liche» seelischen Kämpfe durch.-ukosten halte, von denen sic vor her nie etwas geahnt hatte. Als sie sah, datz eine Bcrständigung mit dem Gatten nicht mehr zu erzielen war, klagte sie auf Scheidung, iveil er sie unglücklich gemacht habe, und auf Sck>a« Das ewig neue Der stete Wandel In der Erscheinungsform des Ewig-Weib lichen erstreckt sich nicht nur auf die Kleidung und die anderen Aeußcrlichkeiten, sondern auch auf das Antlitz der Frauen, das Lei dem veränderlichen Schönheitsideal sich immer wieder Uin- sormungen und geschickte Stilisierungen gefallen lassen mutz. Wir haben «in« solck>e große Revolution des Frauengesichts er lebt, als an die Stelle des runden und zarten Puppengesichtes, in das unsere Väter und Großväter verliebt waren, «in viel strengerer, vergeistigter Ausdruck trat, der den weiblichen Zügen einen ganz neuen Reiz verlieh. Frauen, die heute die Herzen aller Männer schneller schlagen lassen und als Schönl;eitsideal gepriesen werden, wären vor einem halben Jahrhundert von der Herrenwelt kaum eines Blickes gewürdigt worden. Wie wurden einst die ,Hle Grübchen in Wange und Kinn" bewundert, die von einer weichen und rundlick)en Polsterung zeugten. Wie leer und banal dünken uns die Sennerinnen der alten Bilder, an denen sich die Männer von früher nicht satt sehen konnten. Diese ewige Neugestaltung des Fraucngesichtes läßt sich durch die ganze Mode verfolgen. Gewisse Einzelheiten sind dafür bezeichnens, zum Beispiel die Rolle, die die Augenbrauen spie len. Je geistiger das Gesicht der Frau werden soll, desto höher muh die Stirn erscheinen und desto weniger werden die Augen brauen betont. In der Zeit der Renaissance, als das weiblich« Geschlecht zum erstenmal in der Bildung es dem Mann gleich tun wollte, verschwindet die Brat«« eine Zeitlang vollständig und denersatz für die auf diese an ihr verüble seelische Grausamkeit. Solche Prozesse sind in Amerika — möglich. Vierlinge in aller Melt Nachdem vor einigen Tagen der tragische Fall einer italie- nisck)en Mutter bekannt wurde, die vier Mädckum das Leben gab und selbst einer Herzsch.wäck>e erlag wird setzt aus Bukarest ge meldet, daß in dem Dorfe Serbanisti die Frau eines Einberusc- nen Vierlinge geboren hat. Die Mutter und die Kinder sollen sich bester Gesundl>eit erfreuen, während von den italienischen Vierlingen bereits zwei gestorben sind. Da die Familie sehr arm ist, wurde sofort eine Sammlung für sic eröffnet, während die Militärbehörden dem Vater einen außerordentlichen Urlaub gaben. Auch in den Vereinigten Staaten, in einer kleinen Hütte auf den Bergen von Alabama, hat eine Bäuerin vier Kinder, drei Mädchen und einen Knaben, zur Welt qebracht. Ein alter Landarzt leistete ihr Beistand und die Kinder wurden innerbald anderthalb Stunden geboren. Gesicht der Lrau wird abraster». Das Rätselhafte im Gesicht der Mona Lisa Lea- nardos geht zum großen Teil daraus zurück. Achnlich w<ir cs dann in der Uebergangszeit vom Barock zum Rokoko, als die Frau ebenfalls in dem Streben nach Majestät und Würde strenge, säst männliche Züge annahi», auch damals ivarcn die Brauen nicht mehr als ein feiner Strich, und fo ist es heute wieder, da man die Höhe der Stirn zusammen mit der Geistigkeit des Ant litzes unterstreicht. Achnlich ist es mit der Pslcge des Teinis. Als das Weib möglichst den kindlichen Ausdruck der Unschuld bewahren wollte, schwärmte man für eine Hau», die „wie Milch und Rosen" aus sah, mrd die Dame hütete ihren Teint vor jedem Sonnenstrahl. Heute setzen die Frauen ihr Gesicht den erbarmungslosen Strah len -er Sonne aus, um einen braunen Ton zu erzielen, der dick Haut wie gegerbt ersckuiinen läßt. Die Frau von heute, die dem Sport huldigt, will sich eben auch schon in ihrem Acutzeren von jenem Puppegideal unterscheiden, vor dem die Nora Ibsens aus dem Hause ihres Mannes flüchtete. Houptschriftlelter: Georg Winkel. verantwortlich silr Inhalt u. Bilder: Georg Winkel, Dresden. Verantwortlicher Vnzeigenlelter: Theodor Wink«», Dresden. Druck und vrrl«g: Germania vuchdrucke««! Dresden. PoNerftr. l7. Z. Zt. «st Preisliste Nr. 4 giiltig