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Vier Begleiter inr neuen Jahre Von Professor Gtto Urbach Zur Jahreswende stehen wir in stürmischer, winterkalter Nacht am Anlegeplah eines weiten, unbekannten Sees, dessen User in Nacht geborgen sind. Wenn die Mitternachtsglocke tönt, müssen wir uns mit dem bereitstehenden Kahn in die sremde dunnle Flut wagen. Der Name des Fahrzeuges klingt verhei- hungsvoll: „Gottes Wille". Die Wellen rauschen dir den Sang von Lust und Weh, Zur Reise rüstest du mit Hoffen und mit Sorgen. (Maria Feesche) Wie wird die lleberfahrt im Wettersturm sein? Werden wir das ferne Userziel erreichen und wie werden wir es erreichen? Bier Reisegefährten sind mit uns in den Nachen gestiegen. Wenn wir sie bei uns haben, dürfen wir aus gute Uebersahrt und fröhliche Ankunft hassen. Der erste Begleiter, ein kraftstrotzender Mann in den besten Jahren, der schasfensfroh die Ruder ergriffen hat, nennt seinen Namen: Starkmut. Manci-e nennen ihn mit seinem Borname»: Tapferkeit. Er erzählt uns, dast er zivei Feinde in der Welt habe, die er tödlich hasse: Furcht heisst der «ine: Verwegenheit der andere. Mit beiden will er nichts zu schaffen haben. Besonders ärger« es ihn. wenn er mit Berwegenheit verwechselt wird. Diese Verwechselung hat seinem Ansehen ost geschadet. Aus die Frage, ob bei dem Wettersturm aus eine sichere Uebersahrt zu hokfen sei, antwortet er mit einem alt deutschen Sinnspruch zuversichtlich: „Nur Mut! Das ist des Was sers Brauch Hebt die Welle, so trägt sie auch." Zuversicht bei herannahender Gefahr scheint eine seiner gntcn Eigen schaften zu sei». Der mutige Reisegefährte knüpft an den Sinn spruch eine ausmunternde Belehrung: „Ohne Beharrlich keit im Begonnenen kann man nicht vorwärts kommen. Zu dieser Beharrlichkeit aber gehört auch Geduld — namentlich Geduld im Ertragen von Beschwerlichkeiten, Mühen und Leiden. Tollkühnheit ist Torheit, denn wer verwegen di« (Ge fahr anfsucht, kommt darin um. ohne ein Ziel zn erreichen: alxr Hochherzigkeit ist not, — nämlich, wenn alles auf persönliche» Einsas; ankommt, Gefahren und Uebel gering zu achten. Wie sagt Geibel? Wenn etwas ist gemalt'ger als das Schicksal, so ist's der Mut, der's unerschüttert trägt. — Zn diesem Augenblick wirst eine heftige winterliche Böe mächtige Woge» über den Bootsrand. Das kleine Fahrzeug schwankt bedenklich. Unwillkürlich werden ivir vor Schreck bleich. Werden wir versinken? Das Weller hat sich wieder beruhigt. Fast frühlingshaft ivagt sich der Aland aus den Wolken hervor. Die funge schlanke Frau unweit des Ruderers hat ein schmales Päckäx'n geössnet und bietet freundlich ledcm der Mitreisenden ein Stück Weih- brot an und reicht jedem einen M'cher mit Wein, doch mischt sie das Getränk zur Hälfte mit Wasser. Sie nennt auch ihren Namen: Mässigkeit Nicht vorülrergchende, gelegentliche Enthaltsamkeit, sondern dauerndes, zur Gewohnheit gewordenes rechtes Mas; im Genus; von S;>eist und Trank, wie In jedem Streben nach Lust ist ihre Lebensphilosophie. Bescheiden heit und Selbstbeherrschung gewährleisten nach ihrer Meinung den Erfolg. Snstine et abstinc, ertrag und entsag ! Ist ihr Wahlsprnch. Man verliert nicht immer, wenn man ent behrt. Eine für Notzeiten besonders beherzigenswerte Weisheit! Sie ive-k, daß sich der Mensch in guten Zeiten zuviel Bequem lichkeit, Genus; und Weichlichkeit gestattet und spricht daher ans innerer Uebcrzeugung vom Lob der Armut und vom Segen ern ster Zeiten. Anspruchslosigkeit, d. h. pcrsönliclre Ve- dürsnislosigkeit, ist ihr eigentümlich. Gern führt sie Diderots Wort an: „Der Baum der Enthaltsamkeit hat Genügsamkeit zur Wurzel, Unzufriedenheit zur Frucht". Hochfahren des Wesen ist ihr verhasst, Sanftmut, Milde, die schlichte Demut des stillen Herzens sind ihre Tugenden Wohlan - ständigkelt und Ehrgefühl, nämlich die Liebe zum Schönen des rechten Masthallens und die Scheu vor dem Schimpflichen des ausschweifenden Genusses, sind nach ihren Worten edle Triebkräfte des richtigen Verhaltens. Selbst beherrschung gibt ihr das Gepräge. Nichts trägt schnellere rind gewissere Zinsen als tägliche, zur zweiten Natur gewordene Selbstüberwindung. In Zeiten, wo wir gezwungen sind, gefähr lich zu leben, mahnt sie uns eindringlich: Seid nüchtern und wachet! s Es ist fast windstill auf dem See und beinah sommerlich. Wir hören in den Gesprächspanscn den gleich massigen Takt der Ruderschläge. Die gereifte Fran in der Mitte des Bootes hat die Gespräche sehr ernst angekört. Nur selten Kat sich ihr fast strenges Gesicht, ans das der klare Glanz des Mondlichtes fällt, zu einem feinen Lächeln verzogen. Nun bemerkt sie: ,.Matt hasten ist ein Gebot der richtigen Vernunft. Doch wer immer nach richtiger Vernunft handelt, tut noch mehr. Er gibt jedem sein Reclit. Gerechtigkeit ist die Tugend edler Seelen. Recht muh Recht bleiben, selbst wenn die Welt darüber zugrunae ginge." Frau Gerechtigkeit ist es. die fast feierlich also spricht. Wahrhaftigkeit und Treue. Trauen und Ver trauen sind nach ihrem Wort die Stützen der menschlichen Ge sellschaft.-Sie spricht von der Pflicht der Dankbarkeit mit Cicero „Alle hasten den Undankbaren", erinnert daran, dast nach einer Mitteilung Senecas im alten Mazedonien die Un dankbarkeit gerichtlich geahndet wurde. „Wer treulos sich des Dankes will entschlaacn. dem fehlt des Lügners freche Stirne nicht." Wie schön, das; uns dieses Schillerwort durch sie in Er innerung zurückaerufen wird. „Der Undank ist immer eine Art Schwäche", zitiert lie aus Goethes Maximen. . Ich habe nie gesehen, das; tüchtige Menscl>«n undankbar gewesen." — Streng ist Frau Gerechtigkeit, aber nicht unfreundlich. Im Gegenteil: Weil sie von ganzem Herzen dem Guten zugedeigt ist und das Beste eines jeden will, sind Freundlichkeit und Frei gebigkeit ihr Teil. Der Gerechtigkeit Frucht wird, wie sie bestimmt verkündet, Friede sein. Doch bei aller Freundlichkeit wabrt sie stets ihr« Würde denn auch von ihr ailt, was Sckiller von« Mädchen ans der Fremde lagt, „eine Würde, eine Höhe entfernte die Vertraulichkeit". Selbstbehauptung ist ein Grnndzug ihres Wesens. Mir bitten die edle Dime nm ein vosunaswort stir unser ferneres Leben und Schoten. Sie erfüllt unsere Bitte mit unbeschreiblicher Leutseligkeit und sagt mit klarer Stimme: Säet Gerechtigkeit und erntet Liebe! * Allmählich nähern wir uns dem Ziel unserer Uebersahrt. Leider ist das Wetter wieder unwirsch geworden: Dichter Dunst wie die kalten Nebel des Herbstes erschweren uns das Atmen. Bislang hat die Frau am Sleuer des Bootes geschwiegen, eine ältere Dame mit seinem durcligeistigtem Gesicht. Wir haben sie bereits seit längerem betrachtet. Ihr Wesen verkörpert herbstliche Reife Nun erfahren wir ihren Namen: Klugheit. Bei der bisherigen Unterhaltung ha« sie stets aufmerksam zugehört, lie sucht bei jeder Gelegenheit zn lernen. Gelehrigkeit ist also einer ihrer Charakterzttge. Aus ihren kurzen Bemerkungen, die sie soeben macht, spüren wir Scharfsinn, auszergcwähnliche Vernünftigkeit, Findigkeit im Ratgeben und viel Verständnis zum richtigen Erfassen und Abschäszen jeder gegebenen Lage. Diese Frau handelt in allem nach richtiger 'Ver nunft, daher ist der Erfolg ihr überall sicl>er. denn die Klugen erringen stets den Sieg. Möchten wir sie immer in unserer Nabe wissen? Würde es uns nicht ungemütlich in der dauernden An wesenheit einer so klugen Frau? Fehlt ihr vielleicht das „gute Herz", das wir bei einer Frau unbedingt varaussesten? Nein, diese Frau ist von Herzen gut und charakterfest, denn „niemand kann", nach dem geistvollen Worten des Weltweisen Aristoteles „klug sein, der nicht auch moralisch gut ist". Nun versiegen wir auch, ivarum sie mit dem Grössten aller Weisen mahnt: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Denn Klugheit ist nicht nur richtige Erkenntnis des Handelns, sie ist die Fertigkeit, dem Guten entsprechend zu wollen und zu handeln, sich nach Gebot und Gewissen zu richten. Doch, hat sie Humor? Was wäre eine Frau, die nicht fröhlich lachen könnte? Sieh nur die drei ulkigen Figuren, die an ihrer silbernen Halskette lsiingen, und sag mir, ob die Frau humorlos ist' Drei kleine Kobolde sind's: Der eine hält sich den Mund zu. obwohl er, wie's scheint, alles sieht und hört. Er hat recht: Reden ist Silber, manchmal sogar Blech, Schweigen aber ist Gold. Der zweite hält sich die A ugen z u, obwohl er alles hört und manchmal vielleicht auch spricht Man soll nickt alles sehen wollen. Hüte deine Augen vor dem Anb'ick des Gemeinen und Schändlichen. Der dritte hält sich die Ohren z n, als ob er sagen wollte: „Sei nicht neugierig! Kümmere dich um nichts, was dich nichts angelst!" Frau Klugheit sii-st freundlich hinzu: „si msicht — Einsicht — Vorsicht müs sen uns immer beraten und leiten." Dann wird Frau Klug heit plötzlich ernst Sie gibt uns ihren Wahlspruch mit aus den Lebensweg: Was auch immer du tust, — stets handele klug und bedenke das Ende. Beim Aussteigen aus dem Boote stell"» wir fest, das; die Reisegefährten eine Familie bilden. Klugheit heisst die Mutter, Starkmnt und Gerechtigkeit sind ihre Kinder. Mässigkeit ist die Gattin des Starknnsts. Sie sind unzertrennlich: Wo einer fehlt, da wollen auch die anderen nicht weilen. Für uns aber steht fest, dah die vier treuen Begleiter künftig unsere Freunde sein und bleiben sollen. Klugheit. Starkmnt, Mässigkeit und Gerechtig keit sollen uns führen, beraten und helfen. Dann können wir Ein Wort, das an der Jahreswende den meisten Men schen vor Augen schnxbt, ist das Mart Vergänglichkeit. Wer es nicht ansspricht, hält es in Gedanken fest, wer es nicht assen nennt, hängt ihm um so wehmütiger nach: und alle be schleicht das Gefühl, dak sie selbst in den Strom der Vergäng- llchkeit hineingeboren su ü. Viele suchen in der Silvesternacht mehr als sonst die laute Zerstreuung, um das la schnell ent eilende Leben leichter zn vergessen. Ist dies die Frucht der kaum variilxrgcgangenen Weihnacklsnacht, der gnadenreichen, seligen Nacht, die den Erlöser kommen sah und die Engel, die uns die Gesänge ewiger Welten sangen? Das Wichtigste, was uns die Jahreswende lehrt, ist nicht die Vergänglichkeit. Wer dieses Wort zu sehr gebraucht, der sicht die Welt mit oberflächlichen Aug-'n an, er sieht das, was zweiten Ranges in der Schöpfung ist. das Aenszerliche, die Erscheinungsweise der Geschöpfe. Selbst das Dahinslerben aller Wesen ändert nichts an dem wahren Sinn der Dinge: eine Welt wird nicht von einem Gott erschossen und erlöst, um wie ein Hauch im Spiel der Zeil zu verwehen. Je sicherer wir das Vergängliche erkennen, je besser wir sehen, das; es die Welt unserer Sinne, nicht unseres inneren Lebens ist. die dahin- schwiudei. um so klarer erhebt sich vor uns die Welt des einig Bleibenden in uns. Es war immer schon das Gefährlichste für die Völker, über das Vergängliche das Unvergängliche zu ver gessen. Der Versucher der Welt hat am häusigsten dies-n Weg gewählt, um die Völker zu Fall zu bringen, nm sie in dem Meer der Freuden, die „so kurz sind", um so massioser ihre „Erfüllung" finden zu lassen. An der Jahreswende nun erleben die. die für einige Augenblicke sich dem Lärm der Welt entziehen und in der Stille der Nacht vielleicht unter den sternenbesätcn Himmel treten, das eigenartige Merkmal der Zeit: Das immerwährende Sch »'eigen. Die Zeit ist stumm. Sie antwortet kinem, der in der Vergänglichkeit nach ihr ruft, ob sie uns den Smn der Geschehnisse zeigen kann. So scheint es uns. Keine Stimme hören wir in der schweigenden Nackt. Und doch ist dieses Nicht aniworten. dieses Stumme, ein- der tiefsten Antworten, die uns gegeben werden. Die Zeit, die nicht redet, zwingt uns zu etwas. Sie zwingt uns. in der geheimnisvollen Ruhe, die sie um uns ansbreilet. unter Auge des Geistes zu öffnen, das weiter schaut als das Auge des Leibes. Wir leben uns am User unseres eigenen Lebensstromes stehen, gelöst von der -Vergänalichkeit. wir sehen dem Strome zu. Die Zeit gestattet uns^ still zu stehn und uns von dem zu trennen, was nicht venveilen kann, was mit dem Strom entflieht, jedoch nicht das wahre Leben ist. Wir seli'n das Nichtbleibende und lind selbst die Bleibenden. Die Silcxsternacht weckt in uns das Geheimnis der wahren Seele auf. die am Vergänglichen nicht teilnimmt. Und diese Seele ist kaum geweckt, so erwacht in ihr das Mächtigste, das in ihr wohnt, das Verlangen nach G l ii ck. Der Drang nach Glück ist der Ueberwinder der Furcht vor der Vergänglichkeit Glück will ohne Ende sein Glück null immer währenden Bestand. Die so schweigende Zeit rührt auk wun derbare Weise jene Saiten in uns ans. die nur vom Einigen her angeschlagen werden können: die Zeit, die ins Ewige mündet, fordert uns auf. uns über das letzte menschliche Glück Rechenschaft zu geben. Was ist das Glück? Die Menschheilsfrage tritt hier vor uns hin. Die Frage ist zu allen Zeiten tausendfach entstellt worden, tausendfach abgewandelt, und keine dieser Abwandlungen hat den wahren Frieden der Welt gebracht. Es gibt nur eine einzige Form des Glückes, die nicht vergeht, eine einzige, die unwandelbar ist. Glücklich ist der Mensch, an -em sich crlüllt. was seiner Seele gemäs; ist. Was ihr angemessen ist. Suchen nach Glück Ist nichts anderes, als das Verlangen, so zu sein, als wir zu sein bestimmt sind. Das Wörtchen . angemessen" ist ein gött liches Wort. Man mnf; den Sinn der Wörter wieder versieben lernen, die Tiefe des Wortgehaltes wieder erfassen. Hier kön nen wir es nur, wenn wir ein anderes hinznnebmen: das Wort erschaffen. Auch dieses Wort ist nur noch wenigen klar; die Welt hat vergessen, was es heisst: erschuf en weiden. Nur das Wesen wird erschaffen, von dem ein Bild im Geiste des Erschaffenden ist. eines Bildes Züge, nach denen es wird und Gebet zum Jahresbeginn Von Otto Urbach Herr, der du uns aus mancher Not befreitest, Und milde führst im Denken, Reden. Tun. Herr, der du uns durch Winterslürme leitest. Den Weg des Heils ans Gnaden uns bereitest. Zum Jahresanfang komm' ich betend nun. Zum Himmel stiegen oftmals meine Villen. Du gäbest gern, was ich von dir erbat: Bewahrtest meinen Gang vor falschen Tritten, Du lehrtest mich die alten, frommen Sitten Und halfst mir, Herr, so gern mit Rat und Tat. Ich komme gläubig, groszer Gott der Wellen, Und flehe Heist um deine Lieb« mild. Die Wunder, die mein Herz so froh erhellten, Wenn sich der Hölle Tewel um -mich stellten, simleuchten mich als klares, hohes Bild. Zum Preis für deine grasten Liebeswerke Nimm, Heiland, meine Dankeslieder an: Sie rühmen dich, sie preisen deine Stärke Und künden dankerfüllt die Wunderwerke, Die du, mein Jesus, hast an mir getan. Dich rühmt die Welt, dich loben die Gewalten. Vor deinem Glanze weicht das Dunkel sprt, Und Höllenstiirme, die sich wütend ballten, Und ihre Todesmacht zornwild entsalten. Zerschellen, Herr und Gott, vor deinem Wort! Führ' uns zu Sonnenhöhen deiner Gnade Und gib uns. Herr, ein recktes Segensjahr. Dein Licht last leuchten, H ans unserem Pfade, Dein Wort gib uns zum :en Seelenbade Und deine Ehre last uns rühmen immerdar. fröhlich und unbesorgt der Zukunft entaeaeugcl- m Es wird uns an nichts fehlen. Es regen sich unter unserem Tun und Lassen unsichtbare Arme Alle Dinge, die als An'-mbe vor uns stehen, konnnen zur Reise. Wir schauen kübn ins Marg. »rat des neuen Jahres, erfüllt von der nüchternen Trunkenheit des Geistes nnH rufen mit Goethe aus freudigem Herzen: Mein Erbteil wie berrlich, wei' und b'eit' Die Zeit ist mein Besitz mein Acker ist die Zeit lebt. Ohne 'Bild keine Wesen. Ohne Sinn kein Geschöpf. Gd« heimnisvoll bleibt nur die Weise der Erfüllung dieses Bildes: aus dem Ewigen tritt die Zeit heraus, in der uns die Macht gegeben wird, an der Gestaltung unseres Lebens milzuwirken. Das ist das Wunder, in dem sich an uns erfüll'» soll, was uns gemäst ist. Alles glückliche Leben neigt sich hier den Men schen zu, alles Glück liegt hier allein beschlossen, in diesem Angemessensein, in der Uebereinstimmnng mit dem ewigen Bild. Bor uns ersieht der Mensch, von dem gefordert wird, dast er g u t sei. Das Wesen des Guten leuchtet auf: der gut« Mensch ist der wahre glückliche Blei.sch. Was kann diesen hin dern. zu glauben, das; sein Glück, da ee in einer anderen Welt vorgeschaut worden ist. diese Welt des 'Vergänglichen überdauern wird? Er kann es um so mehr glauben, das; sein Glück, da cs in einer anderen Welt vorgeschaut worden ist, diele Welt dcs Vergänglichen überdauern wird? Er kann es um so mehr glauben, als jene Botschaft der Weihnacktsnackt ihm die Er neuerung der Schöpfung verhiest. durch die Geburt des Men- sckensolmes. in dem das Antli'z der Erd« nmeesialtet werden soll, von -em Ratschlust her. dem ewigen, damit der Frieden unter uns Menschen herrsche. sinter den vielen Wegen nach dem Glück zeichnet sich also der wahre Weg in einsacken, klaren Linien ab. Es gibt ein sicheres Mittel, ihn zu gehen. Die Einfachheit, die Einsältigkeit. Ein'ältig ist der Mensch, dessen Seele ausgebreitet daliegt, durch nichts getrübt durch keine Eitelkeit, eine Seele, die ein fach lebt. Der Eiusältige hat nur jenen einen Gedanke», so zn sein, wie er es soll. Man must, um das Wesen des Einfäl tigen ganz zu verstehen, den Blick aus die Vorgänge in der Schöpfung richten, aus Dinge, die keinen Geist haben und nicht den Eitelkeiten verfallen können. Alle Wese» haben das Merk mal der Einlalt an sich: die Blume blüht eiumch, wenn der Frühling kommt, sie blüht am verborgensten Ort. auch wenn sie niemand sieht: die Saale» wachsen einfach, wenn der Samen ansgesät ist. sie wachsen auch, wenn sie nie geerntet werden: und die Sterne am Himmel leuchten, wenn tue Nacht anbricht, sie leuchten in einsamer Pracht, unbekümmert um die Welt, was sonst ist. was sonst geschieht Die Natur lebt und atmet, weil es voransgesehen worden ist: weil sie bestimmt dazu wurde. Kein Wesen denkt an sich und seine Herrlichkeit: die Pracht, die jedem gegeben wurde, wird zurückgcgeben an das andere Land, wo sie beschlossen lag. Das ist der Sinn des ein fältigen Lebens. Darum heistt es in den Sprüchen der Weisheit: „Wer einfältig wandelt, der wandelt s i ck e r." Sicherer kann niemand wandeln als die Einfalt. Sie lebt im Anblick ihres unwandelbaren Bildes, und sic kennt die Stimmen, von denen sie geführt wird: die Stimme des eigenen Gewissens und die des Himmels, der sich geoiienbart hat. Sie geht den sichersten Weg. der sie zum Glück führt. Bei dieser Frage nach dem menschlichen Glück tritt auch der Sinn der Gerechtigkeit ans Erden in ein Helles Licht. Das Menschengiück ist an die unerlästlichfte Voraussetzung für das Gedeihen der Völker, an das Gerechtsein, gebunden Gerecht ist nur der Mensch, der seinem Bilde nachlebt. eine Einheit mit ihm gewinnt in allen seinen Teilen. Hieraus erst erwächst jenes Gerechtsein, das sich von Alen sch zu Mensch erstreckt, das dar auf gerichtet ist, jedem das ihm Angemessene zuzuteilen, es ständig ihm erringen zu helfen. Der 'Mensch wird nun der Heller anderer Menschen zu ihrem tiefen unergründlichsten Glück. Es kündet sich das Graste an. die gewaltige Ordnung in dieser Welt der Zusammenklang der Wesen, -ie eines guten Willens sind. So wird das Glück des einzelnen um sovielmM grösser, als es Menschcnseclen gibt, von denen er meist, dah auch sie die voransgeforderte Erfüllung finden. In einer Zeit, wo die Völker schwer geprüft werden, wo die Welt eine Welt der Leiden geworden ist. können wir des Glückes doch nicht entbehren. Gerade nun wird uns die Ansaabe »gestellt, den wahren Weg zum Glück um so klarer zu sehen. Die im Innern ausgerichteten Menschen, di« festen, die sicheren sind die, die das Leben bezwingen. Sie weichen niemals zurück, sic halten den grasten Gefahren stand. Dieses Lcben ist zn Leben gewardcn, damit die Gedanken ewiger Welten von uns nachgebildet werden. Die Zeit ist Zeit gewor den, damit in ihr die Wesen sich nähern. Von der Bewährung hängt das Glück aller Wesen ab. Das unvergängliche Leben von Jos. Albert