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Ein Neues ... Ain letzten Dezember, aus Sankt Silvester, werden auch heuer wie alljährlich Mensä»en aus die Mitternachtsstunde warten, nur um in dem Augenblick, in dem sie ein neues Jahr beginnen, sich alles Gute zu wünschen. Es wird auch Heuer wie alljährlich andere Menscl)cn geben, die an diesem Tag und Abend ihr Leben überschauen, das Leben des endenden Jahres und aller ihrer Lebensjahre Verlauf. Eben: iveil ein neues Jahr beginnt . . . Ein neues Jahr? Einmal studierte ich eine Florentiner Chronik des ausgehenden Quatrocento: dort war immer der Ostertag jedes Jahres als Neujahrstag verzeichnet. Es hat schon die verschiedensten Neujahrstage gegeben. In anderen Zeiten gab es andere, in anderen Völkern andere. Der Neujahrstag, den ivir heute seicrn, ist der 1. Jänner. Dabei schlepp» wir aber.noch die Monatsnamen aus einer Zeit mit. die ein lenz- liches Neujahr gewohnt war, ein Neujahrsfest im März. Man denk« nur: der neunte Monat heitzt siebenter: September, der zehnte achter: Oktober!, der elste neunter: November! und der zwölfte zehnter: Dezember! Die Zeit ist dem Menschen zu grotz. An ihre Enden kann er nicht fassen und iveil gar das Jahr einen zeitlichen Kreis lauf darstellt, findet der Mensch darin keinen Knoten, den er Anfang oder Ende nennen könnte. Kreisläufe tragen stets an sich ein Bild von Ewigem. Sagen wir ruhig, der Mensch greift in dieses Kreisen nnd wo er gerade hineingreift, redet er von Anfang und Ende. Neu jahr ist eine selbstersundene Illusion. Denn in Wirklichkeit iveitz man nie. zu welchem Termin der Lebensbaum seine Ringe ansetzt. Nur, datz er die Ringe ansetzt, weitz man. Das Jahr ist ein astronomischer Vcgriss. Aber selbst da kommen wir darauf, datz die Zeit des Umlaufs der Erde um die Sonne, eben ein „Jahr", eigentlich um etliche Stunden mehr ist als die 865 Tage, die wir für ein Jahr rechnen. Um das aus- zugleichcn habe» wir ja alle vier Jahre einen Sclmlttag, so datz dann das Jahr 366 statt 365 Tage zählt. Aber weil auch damit auf die Dauer die Rechnung nicht stimmt, müssen die Jahre der Jahrhundertwende normal geführt werden. Doch auch so kom men wir nicht znrecht. Darum bleiben die Jahre jeder vierten Jahrhundertwende, also die Jahre 1666, 2»6t) . . ., doch wieder Schaltjahre. Und wer iveitz, ob wir es damit wirklich erreicht haben; ob nicht irgendwann einmal doch unsere so genannte bürgerliche Zeitrechnung dem astronomischen Jahr der Erde nachhinkt. Jedenfalls warten die Mitternachtsfelerer der Jahres wende an dein Augenblick vorbei. Auch wenn die Mensclien jich den Begriff des Ncujahrstages selbst gesetzt haben: es ist nie so recht der gleiche Punkt des Kreislaufes. Je pünktlicher man zu feiern trachtet, desto sicherer gerät man daneben. Mehr als alle Neujahrsgedanken geben diese Rechnereien uns eine Ahnung, ivie machtlos wir in der Zeit stehen. Wir kommen ihr nicht nach. Und wenn wir ihr einmal vorauslausen, dann eilt sie im Handumdrehen unbemerkt an uns vorüber. Wir kommen immer zu spät. Dank einer alten Tradition, einer alten Gewohnheit aber tun die Menschen In der Silvesternacht dennoch etwas sehr Vernünftiges. Sie feiern einen Augenblick als das. ivas er wirklich ist. Sie feiern einen Augenblick als etwas Neues. Schade, datz ihnen dabei selten einfällt, datz jeder Augenblick etwas Neues ist. telt werden. Alle Unruhe, aller Unfriede kommt aus dem Ge stern, aus dem verlebten Augenblick, den ivir immer noch besser hätten leben können. Gestern ist Staub, der sich ansetzt. Ein neues Jahr? Das ist zu wenig und leicht zu unrecht gefeiert. Ein neues Leben sollten ivir feiern. Ein neues Leben jeden neuen Augenblick Mensch-en, die vergessen können, kön nen verzeihen. Sie bringen der Welt den Frieden. Der neue Mensch macht die Welt neu, jugendsrisch. Jeder Augenblick ist rin Rus: Zieh den neuen Menschen an . . . F. K. Zweierlei Zeiten Es gibt gemütliche Zeiten — und es gibt grotze Zeiten. Die Netteren unter uns Lebenden sind in einer „gemüt lichen" Zeit grotz geworden — wahrscheinlich der gemütlichsten, die dem deutschen Menschen tn wenigstens zweitausend Jahren beschicken worden ist. Gewitz, wir hatten auch damals unsere Sargen. Den Kul- turkamvf. Die Kaiserattentate und das Sozialistengesetz. Den Sturz Bismarcks Tanger. Die Nonemberkatastrophe 1!»>8. Algeciras. Den Panthersprung. Die Wehrnorlage von 1613. Aber das griff doch alles nicht in die Grnndstimmung unseres Lebens hinein. Es ging uns gut. Ja, allen ging es gut und nicht am schlechtesten gerade denen, die am meisten nörgelten und schimpften und von Revolution und Paradies auf Erden träumten: den „Enterbten". Das grotze Schicksal schien ans dem Leben des Deutschen hinweggebannt. Wir hatten ja die „grösste Armee" gemätz der allgemein herrschenden Ansicht und „die beste Flotte" der Welt. „Uns kann keiner!" Damals wurde jenes Zerrbild des Deutschen gezüchtet: der „bürgerliche Mensch", der aber keineswegs ein Vorrecht der im sozialen Sinne „bürgerlichen" Stände ist. Er kam und kommt in allen Ständen vor. er, der dem Leben alles verzeiht, nur nicht die Störung seines Alltagstrotts, der Sicherheit seiner Lebensführung, seines Verdienstes — die Gefährdung seiner „Stellung" oder gar seines Vermögens. Der Mensch ohne Ge schichte, der Mensch ohne Schicksal! Für ihn gab es im Bilde seiner Zeit nnr zwei grotze Trü bungen: die Stcucrpflicht und die Militärpflicht. Denn mehr verlangte die Gesamtheit ja nicht von ihm. Wenn er mit keinem Paragraphen des Strafgesetzbuches „in Konflikt kam", seine Steuern nicht allzu unpünktlich bezahlte und seine zwei- oder einjährige Dienstpflicht schlecht und recht nbleistete so behelligte ihn der „Racker Staat" nicht weiter. Diesen seinen Staats bürgerpflichten standen seine Staatsbiirgerrcchte gegenüber: voran das im Reich allgemeine, in den Bundesstaaten nach Ver mögens-Gesichtspunkten abgestnfte Recht, zum Reichs- und zum Landesparlament einen der ihm von den Parteien vorgeschla genen Kandidaten zu wählen. Ein starker Bruchteil der Wahl berechtigten aber neigte zur „Wahlmüdigkeit". Die Pflichten aber, mit denen nahm man es ebenfalls nicht unmätzig genau. Wer wollte denn bei der Steuererklärung „alles angeben", wer den bösen Staat nicht ein bitzchen „bc- wumsen"? Das galt ebenso wenig als unehrenhaft wie etwa ein kleiner Schmuggel bei Auslandsreisen. Und was das Sol- datenspielenmüssen anbetraf — nun, es Kain dem Staate ja ersichtlichermatzen gar nicht darauf an, seine gesamte wehr pflichtige Männlichkeit auch wirklich zu erfassen und auszu bilden. Mancher, der nicht gerade „vom wilden Soldaten ge bissen" >var, ging zur Musterung wohlvorbereitet durch gewisse Mittelchen, die den Herzschlag fieberhaft beschleunigten, oder ivas an sauberen Praktiken sonst im Schwünge ivar, um „frei zu kommen"... Natürlich traf dies Bild glücklicherweise nicht aus die ganze Breite der Nation zu. Es gab in allen Valksteilen Men schen zu Hunderttauscnden, die ebenso gewissenhafte Steuer zahler wie pflichteifrige und begeisterte Soldaten und überhaupt höchst brauchbare Staatsbürger waren, lieber diele Pflichten hinaus aber verlangte der „bürgerliche" Vorkriegsmensch aller Schattierungen, datz der Staat ihn in Ruhe lasse. Datz er sich nicht den geringsten Eingriff in seine „private Sphäre" erlaube. Datz es dem einzelnen gestattet sei. jedwede ihm zusagende politische lieber-,eugung zur Schau zu tragen und sogar werbe wütig zu betätigen — selbst eine ausgesprochen stnatsuernei- nende. staatsfeindliche, ja umstürzlerische. Auch weltanschaulich verlangte der Vorkrieosmensch seine „Freiheit". In diese Orgie der fast uneingeschränkten Lebenswillkür stürzte die sturmgcwaltige Wellenwende des Kriegsausbruchs. Auf die gemütliche folgte die grotze Zeit. Damals zeigte sich, datz der deutsche Mensch in seiner ent scheidenden Mehrheit dem verweichlichenden nnd entsittlichenden pnoro ooiinkii oerrokn z»« 4.» » Denn Photo Sörner Hot clen kdigsir, reine Kunchsn Irlich gut ru bersten. Dorum ru schote-Sörner, unci vergeben 8ie nicht, »ich über clie Vorteile ru unterrichten, chis er ihnen bielen kenn. Einflüsse der viereinhalb gemütlichen Jahrzehnte doch nicht völlig verfallen war. Die grotze Ueberraschung des l. August aber war die, welche der Dichter in die Worte satzte: „Herrlich zeigt es sich in der höchsten Gefahr, datz dein ärmster Sohn auch dein treuester war...^ Für den Teil der Arbeiterschaft, der durch die Friedens- erziehung der Armee hindurchgegangen war. bat diese Gesin nung bis zum Zusammenbruch der Heimat vorgehalten. Der nichtsoldatische Teil der Nation hat schlietzlich vor den allerdings unmätzig schweren Anforderungen der grotzen Zeit kapituliert. Er war innerlich nnr auf „gemütliche" Zeit«« eingestellt. Wieder ergeht an jeden einzelnen Deutschen der Aufruf der Geschichte: sich der Grütze dieser Zeit durch freudige Opfer» bercitschast würdig zu erweisen. Denken wir alle daran: Grotze Zeiten wolle«» grotz gelebt sein! wie der Januar Neujahrsfest wurde Nur die Gegenivart ist eigentlich so ein Augenblick Der vorhergehende Augenblick gehört schon der Vergangenheit an, der kommende ist noch in Zukunft gehüllt. Jeder Augenblick ist eine neue Aufgabe für den Men- scl>cn: Meistere mich! Wie reich könnten ivir sein in der Erkenntnis, datz jeder Augenblick etwas neues ist! Heilige Einfalt sagt ast gerade das richtige, wenn auch mit einem Akzent, den man beläch-eln mutz. Ein Lehrer versuchte es einmal, einem beschränkten Menschen den Unterschied zwischen gestern, heute und morgen beizu bringen. Der Lehrer ivar schon in Schiveitz gebadet. Der Einfäl tige lächelte noch immer verständnislos. Aus einmal aber stürzte er sich wie eine Elster auf ein Wort des Lehrers und krähte: „Nicht dasselbe, nicht dasselbe! Gestern, heute, morgen... nicht dasselbe!" Und dann machte das Lächeln dem Selmlten eines Denkversuches Platz. ('Bei (»Geistesschwachen spitzelt sich alles auf dem Gesicht. Bei normalen Menschen eigentlich auch, aber nicht so deutlich, und dann- normale Menschen können es verbergen, können sich verstellen. Ich liebe die Geistesschwachen, denn ihnen fehlt die Fähigkeit zur Falschheit. Sie nönnen heimtückisch sein, aber nicht falsch.) „Gestern alt", krächzt« der Einfältige. „Henle neu, morgen nsu . . ." Danach kam ein Verstehen in sein dummes Antlitz Er zeigte auf sich und posaunte In den verzweifelten Lehrer hinein' „Peter neu! Nicht mehr derselbe Beter! Heut« anderer Peter' Peter neu . . .!" Der Arme hietz Peter. Seltsam? Kinder und Narren sagen wirklich die Wahr heit. Oder sind wir nicht mit jedem Augenblick neue Menschen? Wir könnten es ivenigstens sein, wollten wir nicht Tag für Tag den Ballast des Gestern mitschleppen. Jeden Augenblick haben wir Gelegenheit, neu anzufangen Was wird in der Welt fortgeschleppt an Hader. Neid. Hatz, Feindschaft . . .? Jeden Augenblick könnte es abgeschüt- weltgeschichttteb- Neujahrs tage Die grotzen Fest« und Merktage Im Lause des Jahre haben sich allmählich mit bestimmten geschichtlichen Ereignissen verknüpft, wofür das bekannteste Beispiel die Kaiserkrönung Karls des Grotzen am Weihnachtstage des Jahres 866 ist. Für den Neujahrstag, dessen Datum ja lang« Zeit fliehend ivar, kennen wir aus so alter Zeit kein Ereignis von so entscheiden der Wichtigkeit. Doch wissen wir aus den Regesten des alten Deutschen Reiches, datz am 1. Januar 116-t der geivaltige Slaufcnkaiser Heinrich Vs. die Urkunde unterzeichnete, die die Einziehung Siziliens als slaulisches Hausgut bestätigte. Damit war der Schwerpunkt des Reiches nach dem Süden verlegt »nid der Weg beschritten, der über die glänzenden Tag« Kaiser Friedrichs ll. zum Schafott In Neapel führte, auf dem 1268 der junge Konradin verblutete Eine schneesturmdurchpeitscht« Silvesternacht war es auch, da Gustav Adolf mit Oxenstierna, Wrangel, Torstenson und iriaii'-r im Stockholmer Schlosse, das damals nur ein besseres Herrenhaus war, den entscheidenden Kronrat hielt. In dem er den schivedlschen Adel für die Intervention im Dreitzigjährigen Kriege gewann. Innere Schwierigkeiten verzögerten zwar das Eingreifen der damaligen Mrotzmacht des Nordens, aber die Würfel waren gefallen, die über Schwedens Schicksal und für lange Zelt auch über das des deutschen Nordens entschieden. Dynn unter Gustav Adolf erlebte Schweden die Mittagshöhe feines Ruhmes, der bei Fehrbellin unterging. Eine neue Epoche für ein neues Deutschland begann mit Blüchers Rheinübergang bei Taub in der Neujahrsnacht 1814, den der alte Haudegen schwer genug gegen die -uwartende Das Neujahrsfest feiern jetzt fast all« Völker zu gleicher Zeit, aber es hat lange gedauert, bevor sich selbst in den ein zelnen Ländern die volle Uebereinstimmung in dieser Hinsicht herausbildete. An sich ist ja das Jahr ein ewiger Kreislauf, und es hängt vom Menschen ab, wo er den „Ansang" dieses Kreises sehen will. Die Völker sind da im Laufe der Zeiten zu ganz verschiedenen Bestimmungen gekommen. Im Kreis lauf des Naturjahres sahen die einen das Abjterben allen blühenden Lebens im Winter, die anderen das Miedererwacheu der Natur im Frühling als Beginn, und so feierten die einen ihr Neujahr iin Frühling, die anderen im Herbst. Da der Ur grund aller der Wandlungen im Laufe des Jahres die Sonne ist, so lag es nahe, die Tagundnachtgleiche im Sommer oder Winter als den Geburtstag des neuen Jahres zu betrachten Es wurde daher entweder das Wintersolstitium oder das Som- mersolstitium als Jahresanfang gewählt. Und zwar gingen die indogermanischen Völker zum grotzen Teil vom Frühlings anfang. den sie zuerst gefeiert hatten, auf die winterliche Tag undnachtgleiche zurück, während die hamitischen und semitischen Völker, die zunächst mit dem Herbstanfang das Jahr begonnen halten, den Mittsommer wählten. Mit der Sommersonnenwende beaannen die Aeggpler ihr Sonnenjahr. In Griechenland und Rom blieb man lange Zeit bei dem Friihlingstermin. Doch finden «vir iin römischen Reich schon verhältnismätzig früh den l. Januar als Jahres anfang. der sich von da aus in der ganzen Welt als Neujahrs tag durcl>gesel',t hat. Die Julianische Zeitrechnung erhob in der römischen Kaiserzeit diesen 1. Januar als Ansangstag des bür gerlichen Jahres. Als das Christentum Staats- und Weltreli gion wurde, blieb diese Zeitrechnung bestehen, ohne datz jedoch Zaudertaktik des Oesterreichers Schivarzenberg durchgesetzt hatte. Ein Jahr später waren die Fürsten und leitenden Staats männer der europäische» Länder in Wien versammelt, um die Früchte des Sieges in die Scheuern zu bringen. Der würdelose Länderscl>acher, der damals enlbrannte, schuf tiefe Verstim mungen zwischen den einzelnen Staaten nnd beschwor schon den Sclmtten eines neuen Krieges herauf, bis der Neujahrstag 1815 ein« gewisse Ents;mnnung brachte. Nach seiner Gewohnheit feierte der Kongretz die Silvesternacht mit einem rauschenden Voll, auf dem der Zar Alexander die Polonäse mit der berühmt lckänen und geistreichen Fürstin von Paar eröffnete Mit dem Nlockenschlag der Mitternacht blieb die Fürstin stehen und bracht« in einer kleinen Ansprache dem Zaren ihre Glück wünsche dar. die darin gipfelten, datz er der Welt einen dauer haften Frieden schenken möge. Alexander, der damals allgemein als „Befreier" gefeiert wurde, erwiderte, datz dies auch sein höchster Wunsch sei. Eine bedeutsame Drohung lag dagegen In den Worten, die 1853 beim Neujahrsempsang der Gesandten Napoleon IIl„ damals im frischen Lorbeer des Krimkrieges auf der Höhe seiner Macht, zu dem österreichischen Botschafter sprach: „Ich brdaure, datz die Beziehungen Ihrer Regierung zu der mei nigen nicht so gut sind, wie ich wünschte." Durch ganz Europa ging es damals wie ein elektrischer Schlag, denn cs war die Ankündigung des italienischen Krieges, dem die Einigung Ita liens folgte nnd wo auf dem Schlachtfeld von Solferino unter den entsetzlichen Leiden der Verwundeten der Gedanke des Roten Kreuzes geboren wurde. Ein lmlbes Jahrhundert später brachte «in anderer historischer Neujahrstag dagegen wieder eine Friedensbotschaft: am 1. Januar 1665 wurde der Frieden von Portsmouth geschlossen, der den Russisch Japanischen Krieg beendet«. die Völker, die allmählich dem Christenium gewonnen wurden, deshalb sogleich den 1. Januar als Neujahrslag mit übernom men hätten. Vielmehr haben sich noch erstaunlich lange andere Berechnungen und andere Jahresanfänge erhallen. In Deutschland galt zu der Zeit, als das Christentum nach Norden vordrang, entweder der Tag der Wintersonnen wende oder auch noch verschiedentlich der Frühlingsanfang als Neujahr. Seit dem 16. Jahrhundert setzte sich mehr und mehr die Sitte durch, den 25. Dezember, den Geburtstag Christi, zugleich als den Anfang des Jahres zu erklären. Das entsprach ungefähr dem bisherigen germanischen Brauch, da ja das Weih nachtssest mit der winterlichen Tagundnachtgleiche zeitlich fast zusammenfällt. Daneben hielten die Deutschen aber auch noch zum grotzen Teil an dem 25. März als Neujahr lest, an dem die Kirche das Fest von Mariä Verkündigung leiert, so datz sich auch dieser Tag christlich begründen lief; Unter Karl dem Grotzen galt jedenfalls in vielen Gegenden Deutschlands noch offiziell der 25. März als Neujahrsfest, und noch bis ins 12. Jahrhundert hinein ivar an manchen Orten, so zum Bei spiel in Köln, in Basel und in der ganzen Schweiz, der erste Oslertag auch zugleich der Neujahrstag. Urkunden aus der Zeit Konrad II. rechnen andererseits den Anfang des Jahres von Weihnachten an. Jedenfalls ivar um dies« Zeit die Entwick lung noch ganz im Flutz, und die verschiedenen Bräuche gingen nebeneinander her. Der Kampf um den 1 Januar ist dann durch die Jahr hunderte fortgegangcn. König Philipp II von Spanien erlies; 1575 für die Niederlande ein Gesetz, nach dem fortan der Jahresbeginn am I. Januar gefeiert werden müsse. In Spanien selbst ivar der 25. März bis 1356 l>egangen morden, in welchem Jahre Alfons II. für Aragonien den Wcihnachlslag zur Neu jahrsfeier bestimmte. Die Erinnerungen an das Naturjahr mit seinem Anfang im Frühling erhielten fick besonders lange In Venedig, wo man noch 1652 den 1. März als Ncujahrstag beging. In Florenz hob erst 1745 ein Erlass des Kaisers Franzi, den 25. März als Jahresanfang auf und verlegte die Feier aus den 1. Januar. Wie die Deutschen, so haben auch die Skan dinavier und die Engländer ihr Neujahr bis zum 13. Jahr hundert am Weihnachtslag gefeiert Eine Zeitlang gab es in Grotzbritannicn drei verschiedene Jahresanfänge, nämlich den bürgerlichen Jahresanfang vom 25. Dezember, den kirchlichen Jahresanfang am ersten Adventssonntag und den sogenannten lateinischen Iahresleginn am 1. Januar. In Frankreich wech selte lange Zeit der Jahresanfang zwifchen dem Weihnachts tage, dem 25. März und dem Oftertmze. Doch drang allmählich in der ganzen zivilisierten Welt der 1 Januar durch, am svätesten bei den Russen, die erst unter Beter dem Grotzen 1766 diesen Tag als Neujahrsfest annahmen. Fortschritte in ber operativen Heilung der Tuberkulose In dem Institut „Carlo Forlanini" In Rom hielt Professor Eugenio Morelli unter stärkster Anteilnahme der italienischen Aerzteschaft einen Vortrag, in dem er über seine Erfahrungen in der Heilung einer der schwersten Formen der Tuberkulose, der grotzen Kavernen in der Lunge, berichtete, die bisher kaum heilbar schien. Durch eine» einfachen operativen Eingriff ist es Ihm möglich gewesen, in einem hohen Prozentsatz von Fällen und In wenigen Wochen Schäden zu heilen, die früher die Kranken oft jahrelang zu völliger Unbeweglichkeit im Bet« ver urteilten. Die Versuche, die an über 266 Kranken ausgcsührt wurden, sind damit soweit durchgeführt, datz sie in die Praxis Übernommen werden können. Professor Morelli machte mit seinem reichen Material über die durch die neue Methode Ge heilten auf die versammelten Aerzte grotzen Eindruck. L!j!i!WWWWfWWWWWWWMWWWWfN!jiW!WWWW!W!WWW!f!WWWjjWU