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mir jetzt für ein Traum (oder war es eine wirkliche Erscheinung) ein, den ich in der vergangenen Nacht hatte, damals aber, ich weiß nicht wie, aus dem Gedächtnis; verlor: jetzt tritt er mir in das Bewußtsein. Der Traum war ein Spruch in gebundener Rede; denselben verkün dete mir der göttlichste Kalasiris, den ich entweder zu sehen glaubte, da ich unvermerkt eiugeschlafen war, oder er war mir wirklich erschienen. Der Spruch war, wenn ich nicht irre, etwa folgender: Scheu nicht der Flammen Wuth, dich schützet die Pantarbe: WaS auch unmöglich scheint, ist dem Verhängniß leicht. Theagenes zuckte zusammen wie die Besessenen, machte einen Satz so weit es die Fesseln ihm verstatteten und schrie: Möchtet ihr uns gnä dig seiil, o Götter; auch mich macht die Erinnerung zu einem Dichter, auch mir ist ein Orakelspruch von demselben Seher gekommen (sei es, daß es Kalasiris war, oder ein Gott, der die Gestalt des Kalasiris an nahm) und es kam mir vor, als sagte er solches: Du wirst den nächsten Tag Arsace's Fesseln fliehn Und an der Schönen Hand das Reich der Schwarzen sehn. Ich kann mir nun erklären, worauf der Orakelspruch hinzielt: denn das Land der Aethiopen scheint das Reich der Unterirdischen zu bedeu ten, und die Worte „an der Hand der Schönen" zeigen an, daß ich mit Proserpina zusammen sein werde. Durch die Lösung der Bande ist die Entfernung aus diesem Leibe anzudeuten. Was will aber dein Spruch sagen, der aus so sich widersprechenden Theilen besteht. Der Name Pantarbe bezeichnet eine, die alles fürchtet: die Aufforderung aber verlangt, du sollest den Scheiterhaufen nicht fürchten. Mein süßester Theagenes, entgegnete ihm Charikleia, die Gewöhnung an das Unglück hat bewirkt, daß du Alles von der schlimmsten Seite ansiehst und dir immer das Aergste denkst; denn der Sinn des Menschen pflegt sich nach den Verhältnissen zu richten. Mir scheinen die Prophezeihun gen Besseres anzuzeigen, als dir beisüllt. Das Mädchen könnte ich vielleicht sein, mit der das Orakel dir verspricht, mein Vaterland Ae- thiopien zu betreten, nachdem du der Arsace und ihren Banden ent gangen bist. Das Wie aber ist uns weder offenbar noch unglaublich; den Göttern ist es möglich und wird denen am Herzen liegen, die uns Bll