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11 künftig allein gegen unsere Widerwärtigkeiten ringen; und wenn wir auch keines Menschen Hülfe finden sollten, so glauben wir, daß die Götter uns beistehen werden. 8. Hier fiel ihr Nausikles in die Rede und sagte: Möchte der Chari- kleia Alles nach ihren Wünschen gehen und möchten die Götter, auf die sie vertraut, ihre Gefährten sein und sie sicher zu ihren Verwandten bringen! Ihr Edelmuth, ihre Weisheit verdient jedes Glück. Du aber, mein Knemon, laß es dich nicht verdrießen, wenn du Thisbe nicht mit nach Athen bringst. Du müßtest über mich sonst zürnen, da ich die Schuld ihrer Entführung trage; denn der Kaufmann aus Naukratis, der Liebhaber der Thisbe, bin ich. Beklage dich auch nicht über Dürf tigkeit und fürchte nicht, daß du Mangel leiden wirst. Denn wenn deine Wünsche mit den meinigen übereinstimmen, so soll es dir an Vermögen nicht fehlen und ich selbst will dich in dein Haus und dein Vaterland bringen. Willst du dich verheirathen, so ist dir meine Toch ter Nausikleia mit einer reichen Mitgift zugedacht: deine Brautgeschenke sehe ich schon mit der Nachricht als empfangen an, die du mir von dei ner Familie und deinem Hause gegeben hast. Knemon, der sich jetzt dasjenige, was er zwar schon lange sehr gewünscht, aber wenig gehofft hatte, so unverhofft und selbst über seinen Wunsch gar anbieten hörte, säumte nicht einen Augenblick darauf zu antworten und sagte dem Nausikles: Mit Freuden empfange ich alles, was du mir verheißest. Zugleich bot er seine Hand dar, in welche Nausikles die Hand seiner Tochter legte, und so die Beiden verlobte, indem er seinen Leuten befahl, den Hochzeitsgesang anzustimmen. Hierauf fing er selbst den Tanz an und verwandelte das Gastmahl, das er seinen Freunden gegeben, ohne andere Vorbereitungen in ein Hochzeitsfest. Sogleich folgten die andern Alle seinem Tanze und feier ten dieses unangekündigte Fest die ganze Nacht hindurch bei dem Schein der Hochzeitssackeln. Charikleia aber entfernt sich von den andern und begibt sich allein in ihr Zimmer. Nachdem sie die Thüren hier fest verschlossen und sich vor allem gesichert hatte, was sie stören konnte, fing sie an mit der Wuth einer Bacchantin sich die Haare zu lösen, ihr Kleid zu zerreißen und sagte dabei: Hier will auch ich dem Gotte, der mein un glückliches Schicksal regiert, den Tanz aufführen, der ihm gefällt. Hier