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66 Thal überhoben zu sein, die sie gegen sich selbst beschlossen hatte, weil andere sie verrichteten. O vortreffliche Frau, sagte sie zu Arsace, wenn Theagenes lebt, so bin auch ich rein von Mord; hat er aber etwas durch deine Rathschläge erduldet, so bedarsst du keiner Folterungen ge gen mich: du hast mein Geständnis;, ich bin die Giftmischerin, und was mehr ist, die Mörderin von der, die dich nährte und dich in den schönsten Handlungen unterwies, und schlachte mich sonder Zögern; denn nichts wünschte so sehr Theagenes, der gesetzestreue Verächter deiner widergesetzlichen Pläne. 9. Diese Worte versetzten Arsace in Wuth und mit dem Befehle, ihr Backenstreiche zu geben, schrie sie: Gefesselt, wie sie ist, führet die Schändliche fort und zeiget ihr den bewundernswürdigen Geliebten in gleicher Lage nach seinem Verdienste. Schließet sie an allen Gliedern und übergebet auch sie dem Euphrates, bis morgen soll sie in Gewahr sam gehalten, und dann mit der Todesstrafe nach dem Urtheil der dazu bestellten Perser belegt werden. Als sie schon fortgeschlcppt wurde, sing das Mädchen, welches der Cybele den Wein eingescheukt hatte (es war aber eine von den ionischen Sklavinnen, die Arsace anfangs den jungen Leuten zur Bedienung geschenkt hatte), zu weinen und zu schluch zen an, sei es, daß sie Wohlwollen für Charikleia in Folge des Um gangs und Zusammenseins mit ihr empfand, oder daß der Wille der Götter sie dazu bestimmte. „O über die Unglückliche, Schuldlose", rief sie. Wie die Umstehenden sich wunderten und sie deutlich anzuzeigen zwangen, was sie sagen wolle, gestand sie, daß sie selber der Cybele das Gift gegeben habe: sie habe es von ihr selbst empfangen, um es der Charikleia zu geben: danach habe sie in der Bestürzung, die ihr die ungeheuerliche That verursachte, oder von Cybele an der Ausfüh rung gehindert, die ihr winkte, zuerst der Charikleia zu reichen, die Becher vertauscht und der Alten den gereicht, in welchem das Gift war. Das Mädchen wnrde nun sogleich vor Arsace geführt, da alle es als einen erwünschten Fund ansahn, daß Charikleia von Beschuldigungen rein befunden sei. Denn auch Barbaren befällt Mitleiden zu einem edlen Charakter und einer edlen Erscheinung. Wie die Dienerin vor ihr ihre Aussagen wiederholte, so fruchtete das weiter nichts, als daß Arsace sagte, auch sie scheine zu der That behülflich gewesen zu sein, und befahl sie gefesselt znm Tage des Gerichts in Gewahrsam zu hal-