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68 kommen und dir die Sache zu entdecken, da die Treue zu meinem Herrn mir nicht gestattet, ihm etwas zu verbergen, das wider ihn unternom men wurde. 2. Nachdem er durch diese Nachrichten den Oroondates zu Zorn, Unwillen und Rachbegier entflammt hatte, so warf er ihm bald noch ein neues Feuer in die Brust durch dasjenige, was er von Charikleia hinzufügte, die er, wie sie es auch verdiente, zum höchsten Gipfel erhob, indem er ihre Schönheit auf jede Weise vergötterte, und versicherte, daß eine solche Gestalt weder zuvor jemals gesehn worden, noch nach ihr mehr könne gesehn werden. Sei versichert, fuhr er fort, daß in Gegenwart dieser alle die Schönheiten, die dir dienen, nichts sind, nicht nur die, welche du in Memphis zurückgelassen, sondern auch die jenigen, die du mit dir genommen hast. Vieles noch von der Art sprach er in der Hoffnung, wenn auch Oroondates in den Besitz der Reize Charikleia's gelangen sollte, daß er sie doch bald nachher von ihm zur Frau würde bekommen können, wenn er sie sich zur Beloh nung für seine Nachrichten ausbäte. Der Statthalter war bald ganz gereizt und bald ganz entflammt, indem ihn Zorn und Liebe von beiden Seiten wie zwischen zwei Netzen festhielten. Ohne den geringsten Verzug ließ er daher den Bagoas, einen seiner treuesten Verschnittenen, vor sich kommen und sandte ihn unter einer Bedeckung von fünfzig Reitern nach Memphis mit dem Befehle, die jungen Hellenen, wo er sie fände, zu greifen und sie so gleich mit der größten Geschwindigkeit zu ihm zu bringen. 3. Zugleich gab er ihm einen Brief an Arsace folgenden Inhalts: Oroondates an Arsace. Sende mir die gefangenen Geschwister, Charikleia und Theage nes, die des Königs Sklaven sind und an den König geschickt werden sollen. Sende sie aber willig, sonst wirst du sie mit Gewalt fort- gesührt sehn und des Achämenes Nachrichten bekräftigen. Einen anderen Brief gab er ihm an Euphrates, den ersten der Verschnittenen in Memphis: Daß du so nachlässig über unser Haus wachst, dafür hast du noch die Strafe zu gewärtigen. Jetzt übergib die beiden gefangenen