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37 stets auf ihn geheftet hatte, und sich aus alle dem nichts Gutes weif sagte, wollte jetzt eben antworten, da Charikleia sich unvermerkt gegen sein Ohr bog und ihm heimlich sagte: Vergiß in deiner Antwort deine Schwester nicht. Er verstand sie sogleich, wandte sich gegen Cybele und sprach: 13. Daß wir Griechen sind, weißt du schon, meine Mutter. Ich muß dir also noch sagen, daß wir Geschwister sind und daß uns eine Räuberbande unfern Eltern entführt hat. Die Hoffnung, sie wieder zu finden, hat uns bewogen, unser Vaterland zu verlassen. Aber wir haben noch größeres Unglück erfahren müssen, als sie selbst, und sind in die Hände noch grausamerer Räuber gerathen, die uns alles, was wir besaßen, welches nicht wenig war, geraubt und uns kaum noch mit dem Leben haben entkommen lassen. Endlich brachte eine günstige Führung der Götter uns zu unserem verewigten Kalasiris, mit dem wir in der Hoffnung hierher kamen, künftig den Rest unseres Lebens mit ihm zuzubringen. Nunmehr, wie du siehst, sind wir hier von allen verlassen, da wir nach unfern ersten Eltern auch diesen unfern vermeintlichen Vater, der wirklich ein Vater für uns gewesen war, ver loren haben. Dies ist es, was uns betrifft. Dir aber versichern wir unsere größte Dankbarkeit für alle die Güte, mit der du uns auf nimmst, die uns noch weit mehr verbinden würde, wenn wir für uns allein und verborgen bleiben könnten, wenn du die Wohlthat, die du nur uns erst angeboten hast, uns der Arsace vorzustellen, noch ver schieben und nicht elende Fremdlinge, wie uns, in einer so armseligen Gestalt vor so viel Glück und Hoheit bringen wolltest. Du weißt, man thut wohl, sich zu seines Gleichen zu halten. 14. Cybele war bei dieser Erzählung ihrer nicht mächtig genug, die Freude zu verbergen, die der Umstand ihr gab, daß die jungen Leute Geschwister wären. Ihr ganzes Gesicht klärte sich auf, da sie dachte, daß Charikleia kein Hindernis; für Arsace's Liebe sein könnte. Sie unterbrach daher den Theagenes: und schönster Jüngling, sagte sie zu ihm, du würdest nicht so reden, wenn du Arsace kenntest. Sie begeg net allen, ohne Betrachtung der Glücksumstäude, mit gleicher Leutselig keit; nur denen sucht sie vorzüglich zu dienen, deren Umstände niedriger sind, als ihre Verdienste. Und ob sie gleich der Geburt nach eine Perserin ist, so ist ihre Denkungsart doch ganz griechisch. Alles, was